Da ich nun am Ende dieses Buches stehe, schreibe ich hier mal ein kleines Review über das Fingerpicking-Lehrbuch
Profi Picking Leichtgemacht von Ulli Bögershausen, erschinen im Acoustic Music Verlag, 15,50 Euro inkl. CD.
Zusammenfassung für die Ungeduldigen:
Das Buch zielt mit diversen Übungen und kurzen Spielstücken darauf ab, sich mit Davey Grahams Anj ein schwereres Fingerpickingstück zu erarbeiten und dabei natürlich auch die eigene Pickingtechnik im Allgemeinen zu erweitern und verbessern.
Ich würde das Buch, auch wenn es theroretisch machbar ist, nicht für absolute Pickinganfänger empfehlen. Zwar beginnt man mit ähnlich einfachen Grundübungen wie bei
Von Anfang An, aber der Schwierigkeitsgrad nimmt deutlich steiler zu, und Vorkenntnisse sind hierbei eine große Hilfe. Außerdem wird einiges aus
Von Anfang An übernommen oder in ähnlicher Form wiederholt, weswegen es besonders für Leute geeignet ist, die dieses Buch bereits durchgenommen haben.
Die Übungen sind wie immer bei UB musikalisch nicht übermäßig reizvoll aber effizient. Sie zielen ja auch eher auf das erlernen der Technik ab.
Wie immer liegt eine CD bei, auf der alle Übungen, Spielstücke und natürlich auch Anji in angenehmem Lerntempo zu hören sind.
Gliederung:
Das Buch gliedert sich in 7 Kapitel + Anhang:
1.) Einführung
In den ersten Übungen werden mit einem immer gleichen, einfachen Wechselbass-Folkpicking einige leichte Akkorwechsel geübt. Hier geht es eher darum, das Pickingmuster sauber und in einer gewissen Geschwindigkeit in Fleisch und Blut übergehen zu lassen.
2.) Wechselbass und Melodiespiel
Hier wird das feste Pickingmuster verlassen. Ziel ist es, Daumen und Zeige/Mittelfinger voneinander unabhängiger zu machen, um so den Wechselbass mit einer Melodie zu verbinden. Zunächst werden nur einzelne Melodietöne eingestreut, später spielt man über den Wechselbass eine umfangreichere, synkopierte Melodie.
Hier stößt man auf viele Gemeinsamkeiten zum ersten Band
Von Anfang An.
3.) Vertiefung, Verfeinerung, Ornamente
Um das Picking etwas abwechslungsreicher und weniger monoton zu gestalten, werden hier ein paar Möglichkeiten zur Verfeinerung durchgenommen. Hammer-On, Pull-Off und das Weglassen von Basstönen gehören dazu.
Die Techniken werden dann in das Pickingmuster aus Kapitel 1 eingebaut und zu zwei etwas längeren Übungen verbunden.
4.) Die ersten Stücke
Ohne weitere Vorübungen geht es hier direkt in zwei kurze Spielstücke hinein. Da hat man endlich mal etwas von der ganzen Überei und kann schonmal was zeigen.
5.) Solospiel für Fortgeschrittene
Wie der Name des Kapitels schon andeutet, wird es jetzt nochmal schwieriger. So wird z.B. mal die Harmonie halbtaktig gewechselt, während man dabei trotzdem seinen gleichmäßigen Rythmus beibehalten muss.
Ein weiteres Spielstück vertieft das Gelernte und rundet das Kapitel ab.
6.) Angie
Jetzt geht es ans Eingemachte und mit großen Schritten aufs Ziel zu. Sieben Vorübungen greifen ein paar markante Stellen aus dem Anji-Arrangement von UB heraus, damit man eventuelle Hürden quasi schon im Voraus nehmen kann.
Schließlich folgt das komplette Stück, Dass im Prinzip aus einem kurzen Intro (A-Teil), dem bekannten Hauptthema (B-Teil) und ein paar auflockernden Fillings (C-G) besteht. Man kann dann, wenn man sich an das vorgeschlagene Schema hält, das komplette Stück so aufbauen:
A - B - C - B - D - B - E - B - F - B - G - B
7.) Einstieg in die Open Tunings
Hier wird anhand der Dropped-D Stimmung durch ein Spielstück und ein weiteres Konzertstück ein kleiner Einblick in alternative Stimmungen gegeben. Viel versprechen sollte man sich von dem Kapitel nicht, zu dem Thema gibt es ja wieder spezielle Literatur.
8.) Anhang
Kurze Erklärung der Tabulaturschreibweise
Fazit
Davey Grahams "Angie" in 6 Wochen - so verspricht es das Cover. Wer wie ich als nur leicht Fortgeschrittener oder gar als Anfänger im Picking an die Sache rangeht, sollte diese Zeitangabe nicht allzu ernst nehmen. Da muss man schon viel Zeit zum Üben haben.
Dennoch ist das Buch auf keinen Fall übermäßig schwer. Ich würde es als Fortsetzungsliteratur zu einem wie auch immer gearteten Fingerpickingeinstieg auf jeden Fall empfehlen. Das Arrangement von Anji ist zwar ggü. dem Original und auch im Vergleich zu UB's eigener Aufnahme auf den
Ageless Guitar Solos vereinfacht, aber es ist unverkennbar Anji und macht Spaß zu spielen.
Außerdem kann einem das Buch zeigen, wie man durch gezielte Vorübungen ein längeres Stück einstudieren kann.
Schließlich ist der Preis von 15,50 Euro für das Gebotene absolut akzeptabel.
P.S.: Im Gegensatz zu den allermeisten anderen Büchern und Transkriptionen stehen in diesem Buch die Noten
unter den TABs. Daran muss man siich schon kurz gewöhnen.
Gruß,
Matthias