Ich finde es schade, dass die Diskussion, trotz mehrmaliger Versuche da etwas Sachlichkeit hineinzubringen, immer wieder auf das selbe hinausläuft.
Kann man denn nicht einfach über das Thema reden, ohne dass sich zwei verbissene Lager bilden, deren Argumentation bisher noch von keinem einzigen Beispiel, Link oder ähnlichem belegt wurde, dafür aber fleißig das ganze entweder dramatisiert oder verharmlost, bzw. auf Dinge gelenkt wird, die zunächst mal gar nichts mit dem Thema zu tun haben?
Ich habe das Internet ein wenig bemüht und das Stichwort FSC-Zertifikat ist immer wieder im Zusammenhang mit Tropenhölzer und Gitarren aufgetaucht.
Interessant hierbei ist, dass es wohl nur eine handvoll Anbieter gibt, die Gitarren aus solchen Hölzern anbieten. Die große Mehrheit scheint sich nicht großartig dafür zu interessieren, wo die Hölzer herkommen und wie deren Wälder bewirtschaftet werden. Wobei hier doch eine nachhaltige Holzwirtschaft auch ein Stück weit die Existenz der Gitarrenindustrie sichern würde.
Das Thema lässt sich wohl auch nicht ohne komplette Ausklammerung der Politik und sozialen Fragen behandeln. In vielen Ländern ist die Holzindustrie ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig und wo es um Wirtschaft und Geld geht, ist die Politik nicht weit. Deshalb sollte man auch solche Ansätze nicht gleich abwürgen. Es spielt alles ein bisschen mit in dieses Thema hinein.
Auch in Deutschland wird und wurde nicht immer nachhaltig gewirtschaftet. Der große Trend der Monokulturen vor 30 oder 40 Jahren trägt heute maßgeblich zum Waldsterben (ich will diesen Begriff nicht überstrapazieren) bei, indem zum einen paradisische Zustände für allerlei Schädlingsarten geschaffen wurden, andererseits die Wälder sehr anfällig für Stürme oder ähnliche Naturereignisse geworden sind. Auch diesen Umstand hatte man vor allem wirtschaftlichen Interessen zu verdanken, von denen ein paar Jahrzehnte später leider nichts mehr übrig geblieben ist. Vielmehr versucht man wieder verstärkt Mischbestände heranzuziehen, die Idee der Monokultur hat sich leider als großer Irrtum herausgestellt.
Ich befürchte, dass ich jetzt wieder Häme ernte, wenn ich den Begriff Klimawandel in den Raum werfe. Doch auch dieser scheint nicht ganz unbeteiligt an der Entwicklung der deutschen Waldbestände zu sein.
Der Umstand, dass die milden Winter der letzten Jahre dazu führten, dass einige Schädlinge in größerer Zahl überlebten, bekommen heute einige, auch als Tonholz beliebte, Baumarten zu spüren. In einem anderen Forum wurde beispielsweise der starke Pilzbefall der europäischen Eschenbestände angesprochen, gegen den man derzeit noch kein Mittel gefunden hat, wie man dies aufhalten könnte.
Im umgekehrten Fall, begünstigt das mildere Klima jedoch auch andere Baumarten, die bisher nur sehr schwierig oder langsam in unseren Breitengraden gewachsen sind. Hier ergeben sich wiederum Chancen.
Das aber nur am Rande, schließlich, wollten wir zunächst über Tropenhölzer sprechen und warum wir so wahnsinnig darauf stehen. Als einziger in der Runde hat _xxx_ ein Statement dazu abgegeben, aber ich glaube nicht, dass das alles sein kann.
Spielt nicht auch die traditionelle Verwendung einiger großer Namen im Gitarrenbusiness eine Rolle, warum wir so darauf stehen?
Wissen die Leute eigentlich, was sie kaufen, wenn die eine Gitarre mit Rio-Palisander Griffbrett mit nach Hause nehmen?
Ich glaube, dass hier entweder ein zu großes Desinteresse herrscht, oder die Aufklärung unzureichend ist. Wer geht in einen Gitarrenladen und fragt nach einem FSC-Zertifikat? Wer weiß überhaupt, was das ist?
Und wären wir bereit den Preis dafür zu zahlen? Ich meine wer z.B. kauft FairTrade Kaffee?
Ich kann mich an einen Zeitungsbericht erinnern, in dem von einem Anteil von ca. 1% die Rede war. Erstaunlich wenig, wenn man bedenkt, dass hier erstens eine größere Aufklärung herrscht (ich z.B. wurde damit ausgiebig im Erdkundeunterricht der 7. oder 8. Klasse konfrontiert) und die Leute zweitens gerne mal Wörter wie Weltfrieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz in den Mund nehmen.
Ist es vielleicht nicht letztendlich doch so, dass es uns schnurzegal ist, ob wir mit unserem Kaufverhalten maßgeblich dazu beitragen, dass illegaler Holzeinschlag oder Kaffeeanbau, der zu Armut führt auch von der jeweiligen Politik gefördert werden, aus wirtschaftlichen Interessen heraus?
Das ist es auch, was ich anfangs des Threads damit meinte, dass man sicherlich drauf bedacht sein wird, dass Restbestände nicht so schnell aufgebraucht sind, solange man damit Geld verdienen kann.
Vielleicht fällt uns der Verzicht auf solche Güter schwer, oder es ist einfach bequemer, so weiterzumachen wie wir es gewohnt sind. Möglicherweise kann es sich der ein oder andere auch nicht leisten, teurere, dafür aber faire Produkte zu konsumieren.
Dieses Argument würde ich allerdings speziell im Bereich Gitarrenbau nicht gelten lassen, da man hier anscheinend gerne bereit ist den höheren Preis für das exklusive Holz zu zahlen.
Ja, was will ich damit eigentlich sagen? Ich weiß es auch nicht so recht, denn auch ich bin sicherlich kein Engelchen in der Beziehung, trinke lieber den Kaffee für 3,99 als FairTrade Ware für den doppelten Preis. Ich spiele Bässe aus Mahagoni, Palisander, Wenge und Bubinga und ich weiß auch nicht, ob meine Möbel aus Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Betänden hergestellt sind.
Nur kann man denke ich sein eigens Verhalten hin und wieder mal analysieren und hinterfragen und vielleicht nähert man sich ja tatsächlich in kleinen Schritten dahin, ein besserer Mensch zu werden...