Meine Übungsecken im Wandel der Zeit:
Ich habe mir gerade mal Zeit genommen, alte Dias zu digitalisieren. Vereinzelt waren auch Pics der alten Übungsecken darunter.
Im Vergleich zeigt sich schön, wie diese sich den Anforderungen und Interessen der jeweiligen Zeit angepasst haben.
Das wollte ich Euch nicht vorenthalten.
Es beginnt mit Ende der 80er Jahre:
Ich war etwa 21,22 Jahre alt, spielte etwa 8 Jahre Gitarre und hatte mir durch Auftrittsgagen mein erstes professionelles Set zusammengespart (alles gebraucht):
80er Gibson Les Paul Standard, 83er Gibson Flying V, 2 Fender Strats (waren extrem preiswerte Gelegenheiten) und einen
Marshall JCM 800 Fullstack.
Der Fullstack war damals unumgänglich, da die meisten Auftrittsorte über keine eigene PA verfügten (Ausnahmen: Wenn
wir mal als Vorband für bekanntere Acts wie Doro auftreten durften) und wir mit unserem Musikstil (Rock bis Heavy Metal)
laut spielen wollten.
Die elende Schlepperei eines Fullstacks zu Proben und Auftritten war einem mit Anfang 20 noch komplett egal.
Ebenso lange Anreisen zu Auftrittsorten.
Das Prestige spielte in dem Alter auch noch eine wichtige Rolle. Es musste unbedingt eine echte Gibson Les Paul Standard
sein, dafür nahm man gern lange Zeiten mit Dosenravioli und diversen Nebenjobs in Kauf.
Dafür fühlte man sich dann bei den Auftritten wie ein echter Profi…..^^
Die nächsten 20 Jahre (etwa 1990 – 2010):
Man war klüger geworden. Nachdem mir im Laufe der Zeit die Gibson Les Paul Standard nach einem Auftritt aus dem Auto
geklaut worden war, die Gibson Flying V bei einem anderen Auftritt mit der Folge eines Halsbruchs umgekippt war
(konnte geleimt werden, war aber doch extrem ärgerlich) stieg ich –aus Schaden klüger geworden- von den teuren
Profigitarren auf die günstigeren Amateur-Varianten um:
Zu Auftritten nahm ich meistens japanische Charvels oder eine ebenfalls nach Halsbruch nachgeleimte Gibson Les Paul Studio mit.
Ging letztlich genauso gut.
Wenn wir mal (selten) besonders gute Gagen verdienten, dann kaufte ich dafür USA-Charvels, die ich aber nie zu Auftritten
mit nahm. Es war das Zeitalter der Superstrats, die ich von Beginn an geliebt habe, die aber erst jetzt so langsam gebraucht
in finanzielle Reichweite kamen (frühe USA-Charvels oder Ibanez-JEM 777s kosteten neu das Doppelte einer
Gibson Les Paul Standard!).
Dafür begann die Suche nach anderen Verstärker-Sounds: Vox, Gallien-Krüger, Mesa-Boogie, usw.
Ich spielte inzwischen in 2 Bands (eine Blues- und eine Rock-/Metalband) und da inzwischen in den meisten Auftrittsorten
ordentliche PAs standen, reichte meistens ein kleiner Combo aus, dessen Sound über ein Shure SM57 in die PA übertragen
wurde.
Obwohl wir uns inzwischen einen gewissen Stamm an Zuschauern erarbeitet hatten, wurden Bandauftritte zunehmend
lästiger, da man Wochenendauftritte, Proben und andere Zeitfresser mit Familie und Beruf in Einklang bringen musste.
Die letzten knapp 10 Jahre:
Die Interessen haben sich gewandelt.
An die Stelle von inzwischen aufgelösten Bands und Auftritten sind zwanglose Jamsessions und Treffen mit anderen
Musikern getreten.
Der (für mich) ideale Verstärkersound ist gefunden und moderne Verstärker klingen auch bei nicht ganz so hohen
Lautstärken toll.
Durch das jahrzehntelange Beschäftigen mit Gitarren kenne ich mich insbesondere in meinem Spezialgebiet
(Superstrats der 80er, die zu ihrer Zeit etwas Besonderes waren) zwangsläufig ganz gut aus.
Mit befreundeten Musikern und Sammlern haben wir nur für uns selbst und einen kleinen eingeweihten Kreis
Bücher geschrieben (etwa über Charvel USA, über Ibanez Made in USA, über frühe Ibanez JEMs) und erstellen
zusätzlich ein digitales Archiv über andere frühe Superstrats (ESP, Valley Arts, Kramer, Tom Anderson,
Jackson, Pensa/Suhr usw.).
Anstelle von Auftritten stehen die Gitarren selbst im Mittelpunkt, an denen wir uns –ohne den Druck
von häufigen Auftritten- eher noch mehr erfreuen. Alles ist herrlich zwanglos und unstressig. Schön!