Ich hab mir im Lauf der letzten Wochen jetzt tatsächlich alle 97 Seiten dieses Threads durchgelesen und ... wow. Ich wusste schon dass es die "Vintage-korrekt" Fans (Freaks) und die entsprechenden Gitarrenbauer gibt, die auch nochmal eine CS-Gibson auf den Kopf stellen, aber trotzdem sehr interessant, das mal so "plastisch" mit vielen Fotos etc. mitzuerleben. Auch die zeitweilige Gereiztheit, wenn Details hinterfragt wurden, Rivalitäten - ganz großes Kino. Zwar nicht Rock´n´Roll, aber großes Kino, definitiv. Ob sich Hendrix oder Clapton zu ihrer Hochphase da auch so darüber ereifert hätten? Man weiß es nicht...
Ich bin auch im Besitz einer CC6 und bereue den Kauf keinen Tag, auch wenn das echt mal eine Investition war (so in dem Sinne: Wenn sie auf dem Weg zur Probe in meinem Auto liegt, weiß ich, dass sie mehr wert ist als die Karre. Ich bin leider kein Schweizer Porschefahrer, aber das ist auch vollkommen okay, man muss halt Prioritäten setzen im Leben). Ich habe sie nicht wegen irgendwelcher historischer Korrektheit (die dann ja, wie in diesem Thread ersichtlich, gar nicht so korrekt ist) gekauft, sondern weil sie einfach gut klingt und ich das erste Mal trotz einiger LPs davor das Gefühl hatte, eine LP für mehr als nur Heavy Rock einsetzen zu können. Für meine komplette Musik, ohne auf Tele o.ä. zu wechseln. Das war es wert.
Trotzdem hat mich dieser Thread ein paar Mal hin-und hergerissen. Zum einen, weil ich meine LP gerne farblich noch(!) dunkler hätte (was dann schon gar nicht mehr historisch korrekt wäre, aber da hat sich Neil Young, den ich in jeder Hinsicht enorm schätze, auch nicht drum geschert), zum anderen, weil ich manchmal auch gerne hätte, dass sie beim runterregeln noch etwas schlanker, holziger, Tele-mäßiger ist. Nicht historisch komplett korrekt, nur ein bisschen anders.
Ich hab mir wirklich kurzzeitig überlegt, wo ich schnell mal 1600 Scheine auftreiben kann um damit nach Oberstdorf zu fahren. Ich denke der Jäger Florian versteht sein Handwerk, die Ergebnisse hier muss man auch einfach neidlos anerkennen und bestaunen. Zumal ich so eine ja nie in der Hand hatte. Ich glaube einfach, dass das außerordentlich gute Instrumente sind.
Aber nachdem das G.A.S oder was auch immer dann wieder wieder etwas nachgelassen hat, denke ich: Nein. Zum einen mag ich meine (bereits sehr teure) Gitarre - ob da irgendwo ein Spalt ist, die Lackierung anders, wen stört´s? Mich nicht. Aber das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich kein Sammler bin. Ich hab nur (noch) diese eine LP und zwei andere Gitarren, das reicht vollkommen, um Rock´n´Roll zu machen. Sicher, das soll ja jeder für sich entscheiden - und auch Sammler oder Musiker mit extremer Sammelleidenschaft haben ihre Daseinsberechtigung, keine Frage, kein Neid. Was mir nur in letzter Zeit immer öfter auffällt: Der Rock´n´Roll wird nur noch verwaltet. Die Alten denken an die Zeit zurück als sie noch jung waren und fotografieren ihre Replikas im Spießer-Garten ihrer Wohlstands-Behausung und die Jungen machen auf YouTube Tutorials, wie man am besten klingt wie Gitarrist XY aus 1950-1990. Das ist wie die wirklich reichen Sammler, die die Originale in einem Safe wegschließen, anstatt sie ein paar Leuten in die Hand zu drücken, die wirklich damit umzugehen wissen (nein, nicht ich). War es das, worum es beim Rock´n´Roll ging?