Ich darf mich selber als neutraler Beobachter bezeichnen, der seine Meinung zu Makeover hat.
Ich verstehe Dich, Peter, wenn Du den Thread nicht ausufern lassen willst, ABER: Wozu präsentiert man? Narzissmus (Hey, schaut her, ich habe a) die finanziellen Möglichkeiten gehabt mir eine sehr hochpreisige LP zu kaufen und b) stecke ich nochmal soviel Geld in die Nachbearbeitung der Gitarre, was andere Leute aufwenden, um sich eine "wertige" Stangenware mit Saiten zu kaufen!)?
Es geht Euch doch um "historisch-korrekte" Nachempfindung bestimmter als "Gral" gemeinhin angesehener original Unikate aus dem Hause Gibson, die liebevoll von ihren Besitzern seit Ende der 1950er Jahre gespielt und gehegt wurden.
Als Ausgangsbasis werden gemeinhin Les Pauls verwendet, bei denen die - gem. Marketing - Spezifikationen der originalen Baureihen exakt übernommen wurden.
Meinen Frieden mit Makeover habe ich damit gefunden, dass ich selber durch meine Marken- und Modellpräferenz persönlich immun bin.
Dass es Anbieter für Makeovers gibt, will ich vergleichen mit dem Tuningmarkt in der Automobilbranche. Ein Auto erfüllt per se seinen Zweck, wenn es bestimmungsgemäß verwendet werden kann. Dem einen geht es bloß besser, wenn dies schneller oder mit sportlicherem Aussehen verknüpft wird.
Beim Makeover würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen: Wenn ich mir die Bilder anschaue, auf denen abgeleitet werden kann, dass Gibson das Griffbrett scheinbar nicht unter Vollkontakt mit dem Hals verbindet, möchte ich ausrufen, Makeover-Anbieter haben eine Daseinsberechtigung, um hochpreisige, aber schlampert gebaute Instrumente zu reparieren.
Und wenn dies zu dem noch Instrumente sind, die mit viel Handarbeit hergestellt wurden, muss man sich fragen, was ist mit der Qualifikation der Mitarbeiter und der Qualitätskontrolle.
Es gibt genug nationale Gitarrenbauer, die sich sowas nicht erlauben können, weil die Mundpropaganda dann das geschäftliche Aus bedeuten kann. Die Instrumente hingegen kosten trotz monatelanger Handarbeit nicht soviel kosten wie eine Gibson CC oder TH.
Natürlich entscheidet der Kunde mit dem Kauf ob er das toleriert oder nicht. Die Tonentfaltung dürfte aber nicht ganz so prickelnd sein, wenn z. B. das Griffbrett zum Teil hohl aufliegt.
Der Kunde entscheidet auch, wie seine Gitarre überarbeitet werden soll.
Geht es um das Nachempfinden/den Nachbau/die Kopie eines Originals (ich nehme jetzt mal Pearly Gates, weil die auf dieser Seite noch nicht genannt wurde) muss dem
Kunden bekannt sein, welche Ausgangsbasis (verwendete Hölzer, Korpusstruktur, aufgelegte Modellreihe) und welche Veränderungen (Shaping, Farbe, Risse, Dings, Dongs, Elektrik, PUs, Einstellung usw.) notwendig sind.
Die Experten mögen sich dann mal die Mühe einer Matrix machen (mit Quellenbeleg), welche Kopie wie zu erreichen ist. Das ist ein substantieller Beitrag, der unentschlossenen hilft.
So ein Thread dient doch auch der Werbung für Makeover-Anbieter bzw. einer gewissen Akquise.
Die Diskussionen um die Qualitätsstreuung bei der instrumentalen Ausgangsbasis gehören hier also genauso rein, wie negative Erfahrungen (und selbst hier gibt immer wieder Versuche, diese zu Unterbinden). Einseitigkeit ist Propaganda. Dann könnte man manchen schnell mit dem Titel des Makeover-Goebbels belegen oder Mitgliedschaft zur Makeover-Gestapo unterstellen. Scharfe Ironie ohne Frage. Aber die Versuche nur positive Darstellung haben zu wollen, sind nicht richtig.
Die Entscheidung zum Makeover liegt bei jedem selber, aber zur Entscheidungsfindung gehört eine fundierte Lagefeststellung mit seriöser Abwägung von Alternativen wie auch Vor- und Nachteilen.
Und von daher muss ein solcher Thread auch den Platz bieten, bestimmte Dinge zu erörtern und auch Widerspruch zulassen.
Die Bilder des vollendeten Instrumentes erfreuen jeden, aber ob der Auftraggeber dann damit sein Glück gefunden hat, seine Erwartungen, die auch durch die Meinungen in diesem Thread angeheizt wurden, erfüllt wurden, ist damit aber auch nicht automatisch gegeben. Wie gut, dass die Haftung für solche Äußerungen schwierig ist.
Da eine Fehlinvestition (teure LP gekauft, teures Makeover bezahlt) grundsätzlich nicht ausgeschlossen ist, ist der Betroffene dann doppelt bestraft. Emotional und zweitens finanziell. Die lebenslange Bindung zum Instrument wird nicht eintreten, er wird sie verkaufen wollen.
Weil er zwar Gibson-Original durch einen namhaften Makeover-Spezialisten umbauen ließ, kann er nun aber kein Original mehr verkaufen.
Er ist gezwungen, einen Käufer zu finden, der große Stücke auf Makeover hält, was den Verkaufserlös in akzeptablen Bahnen halten kann.
Wie wird er auf die Frage antworten, warum er denn die überarbeitete LP verkauft? Dass seine Erwartungen nicht erfüllt wurden?
Ich gehe eher davon aus, dass der tatsächliche Verkaufspreis unter dem Preis des unbearbeiteten Ausgangsmodells liegen werden wird.
Es ist - wie gesagt jedem selber überlassen -, aber behaltet mal im Oberstübchen, was passiert (und wie man sich selber fühlen könnte), wenn ein User nur aufgrund der gewünschten positiven Darstellung ein Makeover beauftragt hat, aber vom Resultat enttäuscht wird.