Baubegleitung: Entstehung einer Linus Gitarre

Nichts neues aus Büttenwarder, aber aus Hard am Bodensee.

Die letzte Lackschicht ist drauf. Peter hat Sorge aufgrund der Temperaturen in seinem Ateliers, dass Risse entstehen.

Ich bin pragmatisch mit den Optionen:
M1: Keine Rissbildung [RB], kein Handlungsbedarf [HB]
M2: RB, HB mit M2.1: Neulackierung, keine RB, kein HB oder M2.2, Neulackierung, bis M1 erreicht ist
M3: RB, kein HB, man kommuniziert die Risse als gewollt

M3 ist in diesem Fall nicht von Peter intendiert, sondern als lebendiger Perfektionist M1.

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Schön sieht es allerdings aus. Okay. Ich gebe Befangenheit zu.
 
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Saschstand: Wieder Risse, also M2.2. Es sind weniger Risse als vorher. Aber für Peter nicht akzeptabel, denn es soll makellos sein. Von der aktuellen Basis aus ein Aging zu starten, wäre bequem für ihn. Da es aber vorab nicht besprochen war, will er nicht umschwenken. Vorallen Dingen aber entspricht es nicht seiner Vorstellung davon, wie dieses Instrument in die Hände des Auftraggebers gelangen soll.
Somit wird in den nächsten Tagen entlackt und dann von vorne lackiert.
 
Decke und Rücken sind bereits entlackt. Peter schrieb, dass er die Entscheidung nicht bereute.
Man sah ja während des Aufbaus der Bursts, dass die Zarge auch schön getigert war wie der Hals, jedoch im Laufe der weiteren Bearbeitung sehr dunkel wurde.
Der Grund dafür ist, dass das Lackbild fleckig war. Ein Grund dafür ist der Kleber des Bindings, der in die Fasern sickerte und in Verbindung mit dem Lack Flecken bildete. Die individuelle Reaktion des Holzes kann man nicht wirklich vorausplanen.
 
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Das war das Lackbild, weil die Heizung ausfiel. Das Delta lag bei mindestens 20° C Temperaturunterschied. Derartige Cracks werden bekanntermaßen bei anderen Gitarrenmarken und -modellen gesucht. Für Peter war es aber nicht geplant. Die Red Scorpion würde mit abgenutztem Lackbild nicht authentisch aussehen, weil es ein Einzelstück ist. Ich muss sie spielen, um ihr Spuren des tatsächlichen Gebrauchs zu geben, um meine "Geschichte" mir ihr zu erzählen.

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Hier sieht man die vorbereiteten Rohlinge der Knobs. Sie sind aus einer 20 mm Neusilberstange geschnitten.

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Links geschliffen, in der Mitte poliert und rechts graviert.

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Fertig. 1x für Lautstärke, 1x für Ton, 1x für das Low Cut Filter.

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Aufrauen der Potis.

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Fertig sind die Knobs.

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Der Pickupbau steht an. Optisch und vom Klang her werden sie sich an TV Jones Powertron orientieren.

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Peter verwendete folgende Dinge: Alnico V Magnete und 043 AWG Plain Enable (0,56 mm). Die Pickups werden vieradrig sein, um sie splitten zu können.

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Der "Steg" kommt auf 8 kOhm, der "Hals" auf 5 kOhm.

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Um mikroinvasiv wenig frickeln zu müssen, hat er Schnellverbinder an die Kabelenden gemacht.

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Wachsbad unter Druck. Damit erreicht Peter, dass der Wachs durch alle Wickellagen kommt. Seiner Erfahrung nach kommt das Pfeiffen und Poltern in den unteren Wickellagen und nicht in den äußeren.

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Abkühlen nach dem Wachsbad.

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Fertig zum Einbau. Sie sehen sehr ansprechend aus.
 
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Sehr schön - bis auf das EVH an der Kopfplattenrückseite - passt mir iwie nicht so in das Gesamtkonzept, aber ok, vllcht hab ich's nicht verstanden oder Geschmackssache
 
Hallo Mr. 513, das ist ein tolller Baubericht. Die Gitarre verschlägt mir den Atem
, würde am liebsten , .... aber Gestern ist erst der Engl Fireball 25 RED mit passender
1x12 Box gekommen, und das TC Plethora X5 ist auch unterwegs, und außerdem habe
ich meiner Herzallerliebsten versprochen keinen Gitarrenkram mehr zu kaufen.
Anfang des Jahres gab es Gibson Firebird, das Jahr davor Gretsch 5420

Grüße und freu dich an deiner neuen Linus
 
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Sehr schön - bis auf das EVH an der Kopfplattenrückseite - passt mir iwie nicht so in das Gesamtkonzept, aber ok, vllcht hab ich's nicht verstanden oder Geschmackssache

Da es eine Customanfertigung ist, ist es ja erstmal mein Gesamtkonzept, was es umzusetzen gilt. Und ich muss es verteidigen, wenn sich andere daran stören.
Ich kann verstehen, wenn das van Halen Muster wie ein Bruch wirkt. Die Integration war eine Spontanentscheidung, als ich in Afghanistan die Todesnachricht Eddies vernahm.
Ich meine, es hier auch schon in vorherigen Posts erwähnt zu haben.
Wenn man mich fragt, wer mein Alltime E-Gitarrist ist, wäre meine Antwort EvH. Die Leichtigkeit, mit der er spielte, seine Suche nach dem Ton, sein Spaß am Musikmachen.
Die Spontanentscheidung sah vor, dass um den Jack auf der Zarge das typische Muster aufgebracht wird.
Peter schlug ein "Fenster" mit dem Muster auf der Kopfplattenrückseite vor. Ich akzeptierte seinen Vorschlag. Ich selbst empfinde es nicht als Fremdkörper, da die Gitarre rot-schwarz ist (abgesehen vom Ahorngriffbrett und dem Burst des Halses).
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hallo Mr. 513, das ist ein tolller Baubericht. Die Gitarre verschlägt mir den Atem
, würde am liebsten , .... aber Gestern ist erst der Engl Fireball 25 RED mit passender
1x12 Box gekommen, und das TC Plethora X5 ist auch unterwegs, und außerdem habe
ich meiner Herzallerliebsten versprochen keinen Gitarrenkram mehr zu kaufen.
Anfang des Jahres gab es Gibson Firebird, das Jahr davor Gretsch 5420

Grüße und freu dich an deiner neuen Linus

So ein Bau dauert Zeit. Deine Herzallerliebste hat Dein Versprechen sicher schnell vergessen und semantisch gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Versprechen und Zusage. Eine Zusage ist ein sogenannter performatorischer Akt. Mit Aussprache erfolgt die Handlung.
 
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Also ganz ehrlich: Du musst hier gar nichts verteidigen.

Du lässt Dir eine Gitarre auf höchtem Niveau nach Deinen Vorstellungen bauen. Punkt.

Dass einzige Problem, das ich mit dieser Gitarre hätte, wäre dass ich sie vermutlich kaum spielen würde, denn es könnte ein Kratzer drankommen und das würde mich ohne Ende ärgern.

Ein ähnliches Problem hatte ein Bekannter von mir mit seinem Siupersportwagen. Das Auto war eine Offenbarung, aber er hat irgendwann gar keine Lust mehr damit zu fahren, weil jede kleine Schramme oder Beschädigung sofort zu immensen Kosten geführt hat. Also hat er die Kiste wieder verkauft und erfreut sich nun wieder an seinen anderen Autos, die nur einen Bruchteil gekostet haben.
 
Sie wird gebaut, um gespielt zu werden. Die Sorge vor Gebrauchsspuren habe ich gar nicht. Wäre dies ein Motiv gewesen, hätte ich PU-Lack als Hülle gefordert. Ich gehe mit meinen Instrumenten nicht ruppig um, behandele sie allerdings auch nicht als rohe Eier. Gleichgültiger vor Spuren machten mich das Lackbild der Parker, die ich seit 20 Jahren mein eigen nenne, und Narben, die meine US PRS erhielt. Die andere Linus ('Honey Amber') hatte ich gestern zur Lack- und Chrompflege in der Hand und danach spielte ich mit ihr ausgiebig. Ihr PU-Kleid ist schon sehr strapazierfähig.
Die Red Scorpion hat nun ganz bewusst Nitro bekommen, und ich freue mich, wenn man ihr im Laufe der Zeit ansieht, dass sie nicht im Koffer ausgestellt wird, sondern tönen darf.
 
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Das ist wirklich ein toller Baubericht mit vielen Einzelheiten und dazu noch eine sehr, sehr schöne Gitarre.
Top..:great:
 
Aufrauen der Potis.

Ist der Mann nebenbei Goldschmied...? Also die Potiknöpfe sind für mich ein weiteres echtes Highlight, tolles Projekt!

Auch die Powertrons sind mal ein interessanter Schritt weg vom Einheitsbrei, speziell auf so einer Edelholzausstellung - auch wenn ich mir noch nicht so recht vorstellen kann, woran die hier befestigt werden sollen :confused:. Freu mich jedenfalls schon auf die Bilder vom fertigen Instrument.

Und das EvH-Gedenkfenster ist mal richtig Kult.

Gruß, bagotrix
 
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Die Pickups werden via Rahmen befestigt werden. Das gezeigte Beispiel ist eine andere Version der Green Mamba namens The Benz.
 
Da es eine Customanfertigung ist, ist es ja erstmal mein Gesamtkonzept, was es umzusetzen gilt.
Natürlich ist das allein Deine Sache. Kann Dir auch eigentlich egal sein, wie ich das sehe.
EvH ist aber allerdings auch nicht mein All-time-favorite. (Zumindest jetzt nicht) Vielleicht liegt's auch einfach daran.
Also danke für die (nochmalige) Erklärung.
 
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Bis jetzt finde ich sie genial :great:

Über die Reminiszenz an Eddie könnte man vielleicht streiten, zumindest farblich würde ich sie an der Vorderseite schon als störend empfinden. An der Rückseite des Headstocks finde ich sie so aber wieder genau richtig, Du konntest zu dem Zeitpunkt ja quasi gar nicht anders ;)

Bin schon sehr gespannt, wie sie komplett aufgebaut aussehen wird.
 
Ach, bin ich froh, dass es nur Eddies Streifen sind. Wäre ich Jeff Hannemann zugetan, uih, uih, uih :)
 
Hier, spiele seit Jahren Season in the Abyss, und Reign in Blood bestes Thrash Metal Album ;):great::great:
 
Slayer waren nie auf meinem Plattenteller und die SS-Runen als Griffbrettinlays in einer durch Jeffs öffentlich bespielten Gitarren sind auch unter Satiregesichtspunkten fragwürdig. Repentless als eine der aktuellen Slayer Singles fand ich musikalisch i. O., der dazugehörige Videoclip ist unnötig explizit brutal.
 
USA halt, da ist das etwas anders, war da lange drüben, die machen sich um gewisse Zeichen weniger Gedanken glaube auch nicht das Jeff das aus Satiere gemacht hat, der Stand dafür, Aber, mir ging es mehr um die Musik, und da waren die Live eine Urgewalt ;)
 
Lasst uns lieber bei der Baubegleitung bleiben - die ist viel interessanter, als sich hier über Runen und/oder sonstige eventuellen Grenzwertigkeiten zu ereifern ;).

LG Lenny
 
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