Ich finde einen roten Faden jetzt nicht generell schlecht. Viele Metal-Bands haben ein Logo, das man nicht lesen kann, ziehen sich schwarz an und gucken böse. Da ist der Wunsch, sich auch optisch zumindest ein klein wenig absetzen zu wollen ja nicht verkehrt. Da kann man sich eine Farbe aussuchen, die im Logo, im Outfit, bei den Instrumenten immer wiederkehrt. JBO macht das ja sehr extrem, aber auch gut. Oder ein Thema, das man immer wieder aufgreift. In "angrenzenden" Genres werden da ja Ritter, Vikinger, Vampire, Militär, etc. immer wieder gerne genommen. Ich persönlich finde es auch sehr angenehm, wenn eine Band mal aus diesen Stereotypen ausbricht und die scheinbar bestehende, Genre-spezifische Kleiderordnung etwas durchbricht.
Das Problem ist aber, dass all das sehr schnell albern wird / wirkt, wenn man es nicht richtig dosiert. Man hat schnell eine Vorstellung davon, welche Vorteile eine Corporate Identity doch hat und wie es in Stadien bei den Großen gefeiert wird und vergisst, wie schnell es im kleinen Jugendzentrum vor 20 Leuten lächerlich ist. Da habe ich schon Bands gesehen, die ein Showtechnisches-Feuerwerk abgefackelt haben und in ihre Bühnenrollen geschlüpft und wie die Pros performt haben. Dazu haben sie vielleicht noch Requisiten wie Waffen eingebaut. Die Folge war, dass es so unpassend war, dass die Musik, egal wie gut sie gewesen wäre, da nichts mehr retten konnte. Sehr schade. Im Stadion vor Fans hätte es vielleicht funktioniert. Gleiches gilt für ein lang zelebriertes Intro der Band.
Roter Faden ist gut. Der Grat ist aber nicht so breit, wie man das selber vielleicht denkt.
Am Ende kann man natürlich einfach machen, was man möchte. Wenn es vielen Leuten nicht gefällt, ist das halt so. Man macht das, was man möchte und wo man dahinter steht. Wenn man aber die Absicht hat, die breite Masse zu erobern, muss man auch massentauglich sein. Und da bietet es sich an, sich gerade am Anfang noch etwas Luft nach oben zu lassen. So würde ich persönlich es zumindest handhaben.