Klar, und außerdem: Das ist auch bei Autos so. Jeder muss für sich entscheiden, ob er einen Mercedes fahren möchte, oder vielleicht nicht doch bei 'nem Renault bleibt.
Lieber Gruß
Sicher, das ist ein Vergleich den man hier wunderbar heranziehen kann. Das Problem an ihm ist nur, dass er seine Grenzen hat.
Für mein Verständniß ist der Sprung vom Renault zum Mercedes/BMW/Audi schon bei einem preiswerten Instrument >1000 zu beispielsweise eben jenem im Ausgangspost geposteten Ibanez geschehen. Beide tun vollends ihren Job und der Renault muss bei entsprechender Ausstattung nichtmal langsamer fahren, aber der Mercedes/Ibanez hat eben doch noch ein paar zusätzliche Gimmicks. Ledersitze, Navi, ein knackigeres Fahrwerk. Das sind Dinge, die einem Vielfahrer durchaus noch auffallen und sich womöglich irgendwann bezahlt machen.
Versuche ich nun aber objektiv zu bleiben, Prestigefragen außen vor zu lassen und trotzdem weitere Vorteile zu finden wenn ich mich mit dem nächsten klassenmäßigen Sprung befasse (das wäre dann auf unsere schöne Metapher bezogen sowas wie Maserati/Ferrari bei den Autos oder Ritter/Fondera bei den Instrumenten) fällt mir persönlich das schon extrem schwer. Klar, man kann trotzdem Gründe finden. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass bei Leuten der Kauf eines solchen Instruments meist weniger mit tatsächlichen Preisleistungsargumenten als mit der Verwirklichung eines Traums oder ähnlichem zu tun hat. Ein AAAAA-Quilted Maple Top kann richtig edel ausschauen, keine Frage. Ob einem das Instrument deshalb einen Tausender mehr wert ist, ist durchaus eine.
Handarbeit wird in diesem Kontext meiner Meinung nach klar überbewertet. Natürlich nehme ich, wenn ich denn schon soviel Geld ausgebe, gern den Bonus einer subjektiv-besseren Verarbeitung in Anspruch. Auch gefühlsmäßig ("Mojo") macht es was aus, Handarbeit in der Hand zu halten, das streite selbst ich als Feind solcher Voodoogeschichten nicht ab. Ich habe einfach ein Problem mit der öffentlichen Wahrnehmung des Themas.
Nur weil die großen, auch industriell tätigen Firmen nicht jede Subkategorie ihrer Homepage mit einem Sepiabild von einem alten Mann, der mit Hobel in der Hand an einem Stück Holz rumfuhrwerkt einkleiden, heißt das ja noch lange nicht, dass es dort keine Handarbeit mehr gibt. In den preislichen Gefilden, die hier zur Debatte stehen, gibt es überall noch Handarbeit, ganz egal ob da ESP, Gibson, Ibanez oder Fender draufsteht - und sobald man den "Pauschalaufpreis" dafür gezahlt hat, schenken sich auch <große, endorsende Firma> und <kleine Customwerkstatt mit Nobelimage> nix mehr. Man sollte sich nicht der romantisierten Vorstellung hingeben, dass teure Instrumente zwangsläufig mehr Handarbeit enthalten als günstigere (aber immernoch teure). Ich könnte wetten, dass es in der Werkstatt von Jens Ritter nicht viel anders aussieht als beim ESP Customshop in Japan. Unterscheiden werden sie sich äußerlich höchstens dadurch, dass bei ESP täglich der Truck mit Holz&Hardware im Hinterhof steht und beim Herrn Ritter eben eine heimlichere Atmosphäre herrscht. Die Arbeitsschritte sind wohl die selben.
Ich frage mich aber ohnehin, wieso ich mich jedesmal dazu verleiten lasse, in solche Debatten einzusteigen. Die Tatsache, dass bei Ferrari 2/3 des Preises für den Namen draufgeht, hat noch keinen wohlhabenden Herren davon abgehalten, sich einen in die Garage zu stellen, wenn man auf die Teile abfährt. Ich hoffe, keiner nimmt mir meinen Post übel, ich würde niemanden in eine Schublade stecken, weil er ein solches Instrument besitzt, ich drücke lediglich aus, weshalb es für mich nicht in Frage kommt.
Würde ich einen geschenkt bekommen, hätte ich selbstverständlich absolut kein Problem mit einem Boutique-Bass.