Wir schreiben das Jahr 1991. In Berlin lief alles nicht so wie erwartet, jobmäßig usw., die Band war auch Geschichte und ich entschloß mich, in meine alte Heimat NRW zurückzukehren. Von den oben erwähnten Gitarren waren mir noch verblieben: Die beiden Teles (Nr. 16, 17), die Strat-Copy (Nr. 11), die SG Special (Nr. 15) und eine Guild-Westerngitarre. Eben diese wurde mir im Sommer bei einem Urlaub in Cardiff/Wales geklaut. Ich brauchte einen Ersatz und da ich auf der Sunburst-Tele (Nr. 16) kaum noch spielte, tauschte ich sie gegen eine kanadische Lys L-18. Zu der Zeit machte ich auch eine Menge Umbauten. Weil ich immer von einer alten SG Standard träumte, wurde die Special von P 90 auf Humbucker umgerüstet inklusive Fräsungen. (Jugendlicher Leichtsinn, würde ich heute nie mehr machen!) Die Strat-Copy bekam einen neuen Ahornbody von ESP und neue Pickups von Seymour Duncan. Die '71 er Tele klang mit den serienmäßigen Pickups immer ein bißchen dünn und so kamen Seymour Duncan Hot Tele zum Einsatz.
1992 tauschte ich schließlich die SG Special gegen 18. eine neue SG Standard '62 Reissue, weil eine alte einfach nicht zu finden war. Diese wurde umgehend, wie alle meine SGs, mit Bigsby ausgerüstet, das Lieblingsspielzeug des mittlerweile verstorbenen John Cipollina, der zu meinem größten Einfluß avanciert war. Hauptsächlich für Open Tuning- und Slidezwecke kam kurz danach 19. eine interessante Les Paul, eine 25/50 Anniversary, dazu. Um die zu finanzieren, mußte die '71er Tele dran glauben
Aber wie das so war, drifteten ein paar Jahre später (1995) meine musikalischen Interessen in andere Richtungen ab, diesmal war es Surf-Rock. Nr. 19 wurde getauscht gegen 20. eine 1965er Fender Jaguar. Aber mit der kam ich nicht so zurecht wie erwartet und so hatte sie auch kein langes Dasein. Inzwischen war ich auch wieder in einer mehr blueslastigen Band und brauchte eine designierte Slidegitarre, dazu wurde 21. eine Starfield mit Lipstick-Pickups auserkoren.
Unter Umständen, auf die ich hier nicht näher eingehe, verlegte ich 1997 meinen Wohnsitz nach Italien und spielte natürlich auch dort in Bands. Meine ständige Begleiterin war dabei die Strat-Copy Nr. 11, und da mein Stil wieder mehr 50er Jahre Rock'n'Roll beeinflußt war, brauchte ich auch wieder eine Tele, am liebsten eine blonde. Von einem Sammler erwarb ich 22. eine 72er, blond/MN, leider mit nicht originalem Stegpickup.
1999 verschlug es mich dann nach München. Ich war mittlerweile auf einem Country-Rock-Trip angelangt und völlig besessen von der Pedal Steel Guitar, dafür trennte ich mich von fast meiner ganzen Gitarrensammlung:screwy: Nur Strat Nr. 11, die inzwischen mit einem Warmoth-Erlebody in den Zustand der frühen 60er versetzt worden war, blieb ich treu.
Nach ein paar Jahren voller haarsträubender Erlebnisse als Steeler in "Country"bands, die alle überhaupt nicht verstanden hatten, worauf ich hinauswollte, fand ich nach und nach doch wieder zur Gitarre zurück. 23. Eine ES-335 wurde angeschafft, nur leider reichte sie soundmäßig nicht entfernt an meine frühere heran. 24. Eine neue japanische Fender Jazzmaster war auch nicht so das Wahre, also wieder weg damit.
Dann, im April 2007, kam ich irgendwie zur Besinnung. Ich fragte mich, was brauche ich für die Musik, die ich machen will, wirklich, und in puncto Sound und Vielseitigkeit führt da halt an der Telecaster kein Weg vorbei. Da ich nun mal eine Vorliebe für die 70er Jahre Teles habe, war ich geschockt, daß die Preise mittlerweile so explodiert sind. Meine Lieblingsmodelle, die Blondies aus den frühen 70ern, sind praktisch unbezahlbar geworden. Über eine (nicht gewonnene) Ebay-Auktion fand ich aber Kontakt zu einem Sammler, der mich mit 25. einer weinroten 78er ausstattete, die tatsächlich die bestklingende Tele ist, die ich je hatte, komplett original, und mit Charakter.
Was zum Glück noch fehlte, war natürlich wieder eine SG. Hier habe ich ein besonderes Schätzchen ergattert, 26. eine 91er Standard, die sowohl optisch als auch vom Sound und Feeling tatsächlich sehr an eine aus den späten 60ern erinnert, also schon richtig schön alt und eingespielt, und natürlich habe ich auch wieder einen Bigsby draufmachen lassen.
Zusammen mit Strat Nr. 11, die höchstens mal neue Mechaniken brauchen könnte, habe ich jetzt wenigstens das Gefühl, das Beste zu haben, was unter den Umständen machbar ist (die Finanzlage ist nun mal nicht mehr, was sie mal war) und daß der Bestand jetzt endlich mal konstant bleiben könnte. Ich hätte in meiner jetzigen Wohnung auch gar keinen Platz für weitere Gitarren.
Klar kommt mir das im Rückblick alles ganz schön durchgeknallt vor, aber hinterher ist man ja immer schlauer.
What a long strange trip it's been.
LL