"Something"
ist sicherlich eines der Juwelen aus dem umfangreichen Beatles Katalog...
Hallo
@happyist - da bin ich voll bei Dir: auch einer meiner Lieblingssongs von den Beatles
Ich finde die Idee, die Gesangsmelodie instrumental umzusetzen erst einmal gut. Die Melodieführung des Songs lässt das auch zu, weil sie, im Gegensatz zu vielen anderen Vokalsongs, nicht sehr eng nur im 2-3 Noten herum gesungen ist, sondern auch etwas größere Notenintervalle beinhaltet.
Ich mache deshalb auch gerne Cover-Instrumentals mit Gitarre als "Gesangsersatz", weil ich auch nur begrenzte gesangliche Fähigkeiten habe. Ich finde das total legitim und es können dadurch schöne Cover-Interpretationen entstehen.
Nachfolgend eine wertschätzende kritische Würdigung Deines Covers und ein paar Anregungen bzw. Antworten auf Deine Fragen:
Inwieweit die Mandoline, das führende Melodie-Instrument für diesen Song sein sollte, da habe ich meine Zweifel. Ich hätte gerade bei diesem Song eher ein Instrument gewählt, das auch mehr Sustain bei einzelnen Noten kann, so dass einige der Noten auch besser stehend gehalten werden können. Du kompensierst das fehelende Instrumentensustain der Mandoline mit Tremolo. Das ermüdet meines Erachtens beim Zuhören ab einer gewissen Zeit. Ich hätte damit vielleicht eine Strophe gespielt, aber nicht durchgehend. Aber das ist ein Stück weit auch Geschmackssache.
(Vielleicht wäre es auch eine gute Idee gewesen, die jeweiligen Strophen, Chorusparts jeweils immer mit anderen Instrumenten zu spielen. Nur so eine spontane Idee).
Dein Cover ist in der Tat sehr dicht instrumentiert. Meines Erachtens zu dicht. Es atmet damit ganz schlecht über Pausen. In Summe hört sich das teilweise schon so dicht an, dass es eine Art Überreizung des Ohrs darstellt. Einfach weniger Instrumente gleichzeitig (2-3 weniger) und dafür diese schrittweise aufbauen bzw. im Songverlauf durch andere ersetzen bzw. nur als eines der vielen Fill-Ins einblenden und dann wieder muten.
Die Drums: Ist das nur ein HiHat, das durchlaufen soll? Die Drums gehen meines Erachtens zu sehr unter. Ich hätte das, wie im Original, schon hörbarer gemacht (vor allem Hihat, Snare und Kick).
Das Timing der Instrumente ist phasenweise nicht ganz sauber. Spielst Du mit einem gut hörbaren Click ein?
Generell zur Instrumentierung: Die einzelnen Gitarrenspuren sind meines Erachtens zu häufig in der gleichen Lage gespielt.
Denke mehr daran, gerade bei Gitarren, einzelne Instrumentenspuren in unterschiedlichen Lagen zu spielen und bei Akkorden mit verschiedenen Akkord-Voicings (Inversionen) zu arbeiten. Damit werden die einzelnen Instrumente automatisch (ohne dass Du bereits EQing einsetzen musst) transparanter.
Die Instrumente im Stereopanorma: Ich mache mir immer eine Art Übersicht, welchen Platz die einzelnen Instrumente im Stereopanorama belegen. Auch das schafft Transparenz und ist im Ergebnis interessanter fürs Ohr. Ich glaube, das hättest Du bei dem Cover noch etwas mehr ausreizen können.
Der Bass: Meines Erachtens mit zu viele Noten gespielt. Du spielst ihn wie ein Gitarrist. Das Fundament wird dadurch instabil.
Rhythmische Betonungen: Du machst meines Erachtens stellenweise mit zu vielen Instrumenten die gleichen Betonungen (z.B. der Bass und 2-3(?) Gitarren).
Das wirkt auf mich unruhig. Denke einmal bei den einzelnen Instrumenten mehr in komplementären Rhythmen, die sich besser ergänzen oder ganz simpel: wenn der Bass z.B. 1/8 Noten spielt, dann eben beim Gitarren-Riff mehr Fokus auf 1/4 Notenbetonungen legen, etc.
Mir ist auch aufgefallen, dass ich - immer wenn das "RECORDING" Symbol leuchtet - ich grundsätzlich "treibe" bzw. "hastig" spiele. Ist echt zum Mäusemelken. Tipps?
Oh, wie ich das auch kenne ... Da hilft nur Routine, d.h. immer wieder sich dieser Situation stellen und das Ergebnis anhören.
Und bei mir hilft auch: sich zu Pausen zwischen den einzelnen Takes zwingen. Ich mache häufig den Fehler, Takes zu schnell hinter einander ein zu spielen. Das provoziert auch die kopfmässige Verkrampfung. Außerdem habe ich wahrgenommen, dass bei kraftaufwendigen längeren Parts mit viel Bendings und Vibrato meine Energie nach mehreren Takes nachlässt und die Intenistät von Bendings und Vibrato darunter leidet. Leider merke ich das manchmal erst beim Anhören der einzelnen Takes
INsgesamt ist der Mix busy, ich schaffe es igendwie nicht , dem Mix "luftiger" klingen zu lassen. Tipps?
Das liegt meines Erachtens zunächst einmal an der bereits erwähnten zu dichten Instrumentierung (siehe oben). Mehr Luftigkeit und Transparenz würde bei Deinem Coverarrangment in erster Linie durch weniger (gleichzeitig gespielte) Instrumente, in unterschiedlichen Lagen und rhythmisch komplementär gespielt, erfolgen.
Luftigkeit und Transparenz über das Mixing / Mastering:
Eine der Schrammel E-Gitarren hat eine hörbare Maskierung mit dem Bass (Low und Tiefmitten). Da solltest Du schauen, wie Du die im EQing besser abgrenzen kannst.
Generell würde ich einmal schauen, welche Instrumente im Lowendbereich (bis ca. 150 Hz) und Tiefmittenbereich (bis ca. 400 Hz) angesiedelt sind und welche sich davon im EQ überlagern. Die Lösung: andere Lage für eines der Instrumente wählen bzw. bei bestimmten Instrumenten Frequenzbereiche absenken, so dass andere (wichtigere) dort atmen können.
Und wenn Du die Drums laustärkenmäßig hochziehen solltest, dann achte auf eine gute Abgrenzung von Kick (EQ-Zentrum bei ca. 50 - 100 Hz) und E-Bass (unter 100 Hz mit einem Highpassfilter absenken).
Mit einem guten Stereo-Imager Plugin könntest Du beim Mastering noch etwas mehr Weite (und damit auch Luftigkeit) erzeugen. Das sind aber nur kleine Polierarbeiten.
Die Hauptursache der von Dir erwähnten fehlenden Luftigkeit liegt in der Instrumentierung.
Viele Grüße aus Franken - wolbai