DirkS
Moderator E-Gitarren HCA frühe PRS und Superstrats
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Ibanez JEM: Wie alles begann
Um 1980 eroberte eine ganz neue Gattung von E-Gitarren die Musikwelt, die sogenannten Superstrats (gern auch Powerstrats genannt)
Hierbei handelte es sich um Gitarren, die einen mehr oder weniger Fender Strat-förmigen Korpus kombinierten mit sehr dünnen Hälsen, Jumbo-Frets und flachen Griffbrettradien (fördert sehr die schnelle Bespielbarkeit und Bendings). Hinzu kamen leistungsstarke Hum-bucker am Steg (ev. kombiniert mit weitern Tonabnehmern), Floyd Rose-artige Tremolos (gern auch versenkt im Korpus), zumeist eine zackigere Kopfplatte, auch die Lackierungen entsprachen häufig dem Zeitgeist der 80er (Farben, Grafiken, später auch Airbrushs).
Ibanez stieg relativ spät in die Topliga dieses zuvor von Charvel, Jackson, ESP, Hamer, Kramer und BC Rich beherrschten Marktes ein, wurde aber ab 1987/ 88 zum Marktführer in diesem Segment. Ibanez hatte wohl, wie es Heinz Rebelius treffend in einem Artikel des Ibanez-Sonderheftes vom Magazin Gitarre&Bass formulierte, einfach das Konzept der Superstrats am besten auf den Punkt gebracht.
Die JEM 777 und die preisgünstigeren Modelle RG 550 leiteten zugleich die „Golden Years“ von Ibanez ein, einen Zeitraum etwa von 1987 bis 1993 (über den genauen Zeitraum gehen die Meinungen auseinander), in dem Ibanez eine außergewöhnlich gute Qualität lieferte und auch wirtschaftlich sehr erfolgreich war. Auch der Name von Steve Vai, des Ideengebers für die frühen JEMs, dürfte eine Rolle bei den Verkaufszahlen gespielt haben.
Doch worin lag das Erfolgsgeheimnis dieser frühen JEMs, denen Ibanez letztlich maßgeblich den Aufstieg in das Topsegment der Superstrats zu verdanken hat?
Maßgeblichen Anteil hatte der zu diesem Zeitpunkt äußerst anerkannte Gitarrist Steve Vai, dessen Ideen zu großen Teilen in die Produktion der JEMs einflossen. Daher soll einleitend die Geschichte von Steve kurz umrissen werden:
Steve Vai war bereits in den 80ern einer der weltbesten Rockgitarristen. Er begann zunächst bei Zappa mit einer `76er Fender Stratocaster, deren Sound ihm allerdings nach eigenen Aussagen nicht sonderlich gefiel.
Seit 1985 spielte er bei David Lee Roth, Ex-Frontman von Van Halen. Dort war seine Hauptgitarre eine stark modifizierte Charvel San Dimas USA (Name: Green Meanie) fast im Farb-ton der späteren JEM 777 LG. Neben dem Farbton fällt auf, dass er hier bereits seine H-S-H- Pickupbestückung nutzte und später die Korpusfräsung oberhalb des unteren Korpushorns erweiterte, um einen besseren Zugang zu höheren Lagen zu erhalten. Diese Ideen übernahm er auch für die JEM–Baureihe.
Weitere Gitarren von Steve Vai aus dieser Zeit: Verschiedene Tom Anderson Customs, eine gelbe Jackson Soloist, 2 Gitarren namens Flame und Lightning Bolt von Joe Despagni (JEM Guitars). Zudem spielte er wohl kurz vor der Zusammenarbeit mit Ibanez Einzelstücke von Gavtones (Gitarren von Gavin Menzies, mit einer Art Vorläufer des Monkey Grip):
Als sein Interesse an einem Endorsment für ein größeres Unternehmen bekannt wurde, hatte Steve bereits sehr konkrete Vorstellungen zu seiner zukünftigen Gitarre. Sie sollte die Vorzüge seiner bisherigen Gitarren kombinieren.
Die Verantwortlichen von Ibanez stellten über das Büro in den USA, dort insbesondere die Mitarbeiter Rick Lasner und Mace Bailey, den Kontakt zu Steve über dessen Eltern her, indem sie diese baten, Steve zu Weihnachten eine Ibanez-Gitarre, die damals neue Maxxas, als Geschenk zu überreichen.
Damit war das Interesse von Steve erweckt. Kurz darauf meldete er sich bei Ibanez und stellte dort schließlich seine Ideen über seine Wunschgitarre vor.
Allerdings kontaktierte Steve auch andere Hersteller, etwa die damals sehr bekannte Fa. Kramer, immerhin Ausstatter von Eddie van Halen, dem damals wohl berühmtesten Rockgitarristen. Kramer „vermasselte“ es dadurch, dass sie laut Steve „seemed more interested in wining and dining and rides in limo“ waren. Anstatt ihm eine Gitarre nach eigenen Wünschen zu bauen, versuchte man bei Kramer, Steve eine bereits existierende Seriengitarre mit wenigen persönlichen Änderungen schmackhaft zu machen.
Ibanez nahm die Wünsche von Steve sehr ernst und setzte diese sehr sorgfältig um. Als Rick Lasner einen ersten Prototyp zu Steve brachte, zerlegte der diesen zum Schrecken von Rick komplett, beruhigte ihn aber mit den Worten: "Relax, I do this to every guitar I have." 2 weitere Prototypen folgten, die sich weiter Steves Vorstellungen annäherten.
Als die Gitarre schließlich fertig entwickelt war, wurde die Namensgebung erörtert. Steve selbst schlug den Namen "JEM" anstelle der Bezeichnung "Steve Vai Model" vor.
Jetzt musste alles infolge der bevorstehenden NAMM Guitar Show zügig voran gehen: Rick und Mace flogen von den USA nach Japan und selektierten dort per Hand sorgfältig die besten Korpushölzer aus Linde, Nick Sugimoto schaffte es gerade noch, bis zur NAMM-Show am 27. Juni ein paar erste Exemplare der JEM 777 fertigzustellen, die dort ausgestellt wurden.
Auf der NAMM wurde diese Gitarre mit verschiedenen großen Plakaten, die Steve mit der JEM777 zeigten, präsentiert, etwa diesem:
Von Beginn an wurde die JEM 777 in 3 „Neon“-Farben vorgestellt:
In Grün das Exemplar JEM 777 LG (Loch Ness Green), das als einziges streng limitiert auf 777 Exemplare war, nur 1 Jahr angeboten werden sollte (relativiert sich dadurch, dass sämtliche Exemplare sofort ausverkauft waren) und von Steve handsigniert war.
In Pink das Exemplar JEM 777 SK (Shocking Pink), das immerhin knapp 3 Jahre angeboten wurde (1987 bis 1989).
In Gelb das Exemplar JEM 777 DY (Desert Yellow), dessen Produktion von 1987 bis 1996 andauerte und das daher am häufigsten anzutreffen ist.
Alle 3 Farbvarianten verkauften sich hervorragend. Und das, obwohl sie im Jahr 1987 preislich weit oberhalb der klassischen Profigitarren angeordnet waren:
Eine Fender USA Stratocaster kostete 1987 in den USA 699 $, eine Gibson Les Paul Standard knapp 1000 $, die JEMS 777 SK und DY je 1299 $, die JEM 777 LG gar 1590 $ !
Konstruktionspläne:
Die Konstruktion:
Die Gründe für den Erfolg der JEM-Reihe sind anhand derer Konstruktionsweise gut nachzu-vollziehen:
Zeittypisch war zunächst die Verwendung eines Floyd-Rose-Vibratosystems, hier in Form einer besonders hochwertigen Eigenkonstruktion von Ibanez, des Edge Tremolos, das einen verstimmungsfreien Einsatz bis hin zu sog. Dive Bombs ermöglichte. Vibrato und Brücke waren so verbaut, dass eine sehr flache Saitenlage eingestellt werden konnte. Zu diesem Zweck wurde unter anderem das Edge-Tremolo durch eine zusätzliche Fräsung versenkt, also in den Korpus tiefer eingelegt, eingebaut. Um dennoch einen Tremoloeinsatz auch nach „oben“ (höhere Töne) zu ermöglichen, ohne dass die Feinstimmer auf den Korpus prallten, wurde ein weiterer Teil des Korpusses ausgefräst (Lion´s Claw), siehe das Foto auf der nächsten Seite unten, dort links zu sehen.
Die abgewandelte Stratform des Korpusses mit den spitzeren Hörnern wies ein deutlich tiefer eingeschnittenes unteres Cutaway auf. Dadurch konnte die Greifhand die höchsten Lagen des Griffbretts deutlich leichter erreichen. Die Bespielbarkeit der höchsten Lagen ist verglichen etwa mit einer Fender Strat deutlich komfortabler. Dies ermöglichte es, den Hals mit weiteren Bünden bis zur 2. Oktave auszustatten, es standen also noch höhere Töne zur Verfügung.
Vergleich des unteren Cutaways zwischen Fender Stratocaster USA (22 Bünde) und Ibanez JEM 777 (24 gut zugängliche Bünde)
Ebenfalls neu im Korpus war die Aussparung oben als Tragegriff, der sog. monkey grip. Der sieht auf den ersten Blick ungewohnt aus, aber wer jemals eine JEM hatte, wird die Vorteile beim Transport schätzen. Auch ist es für die Gitarre sicher schonender, sie direkt am Korpus anzuheben, als am Hals. Die Kabelbuchse ist im Korpus geschützt versenkt eingebaut.
Neuartig war 1987 auch die Pickupkonstellation H-S-H. In den Zwischenpositionen 2 und 4 des 5-Weg-Schalters wurde dem mittleren Singlecoil jeweils eine Spule der äußeren Humbucker zugeschaltetet, hierdurch standen viele und sehr vielseitige Sounds zur Verfügung.
Wie bei nahezu allen Superstrats der 80er Jahre, die sich vor allem an Rock- und Metalgitarristen richteten und denen die JEMs zuzurechnen sind, verfügte der Steghumbucker der 777 über einen relativ hohen Output. Die PUs der JEM 777 stammen aus den USA von diMarzio.
Für eine besonders gute Bespielbarkeit sorgte auch der flache, breite und nicht mit einer dicken Lackschicht „eingebremste“ Hals mit einem geringen Radius und Jumbo Frets. Gerade schnelle Spieltechniken und Bendings etc. wurden hierdurch deutlich erleichtert. Ebenfalls einer niedrigen Saitenlage diente der flache Winkel des Halses zum Korpus.
Unterstützt wurde die bessere Bespielbarkeit auch dadurch, dass die Korpus-Rückseite um die Neck-plate herum halbkreisförmig tiefer ausgefräst war. Damit störte weniger Korpusholz am Übergang zum Hals die linke Hand in den oberen Lagen, der „Klotz“ unter der Neckplate war niedriger.
Die nachfolgenden Fotos verdeutlichen den Unterschied zu dem zuvor üblichen Korpus-Hals-Übergang am Beispiel einer Fender Strat zur JEM 777 (Bilder 1 und 2), sowie die nachfolgenden innovativen Entwicklungen von Ibanez in den Folgejahren über eine schräg angebrachte Neckplate (Bild 3) bis zum bis heute üblichen AANJ-Halsübergang, bei dem auf eine Neckplate verzichtet wird und die oberen 2 Halsschrauben asymmetrisch angebracht sind.
Zum Vergleich: Fender USA Strat, Ibanez JEM 777, Ibanez u.s.a. custom UCMD und Ibanez u.s.a.custom UCEW
Die Optik der frühen JEMs mit ihren knalligen Neonfarben und den in anderen Neonfarben abgesetzten optischen Elementen (Lion`s Claw, Potiknöpfe, Schalterkappe, Pickupkappen, Pyramds-Inlays) lässt das Herz all derjenigen, die die 80er miterlebt haben, höher schlagen .
Mehr 80er in einer Gitarre geht wohl nicht.
Um 1980 eroberte eine ganz neue Gattung von E-Gitarren die Musikwelt, die sogenannten Superstrats (gern auch Powerstrats genannt)
Hierbei handelte es sich um Gitarren, die einen mehr oder weniger Fender Strat-förmigen Korpus kombinierten mit sehr dünnen Hälsen, Jumbo-Frets und flachen Griffbrettradien (fördert sehr die schnelle Bespielbarkeit und Bendings). Hinzu kamen leistungsstarke Hum-bucker am Steg (ev. kombiniert mit weitern Tonabnehmern), Floyd Rose-artige Tremolos (gern auch versenkt im Korpus), zumeist eine zackigere Kopfplatte, auch die Lackierungen entsprachen häufig dem Zeitgeist der 80er (Farben, Grafiken, später auch Airbrushs).
Ibanez stieg relativ spät in die Topliga dieses zuvor von Charvel, Jackson, ESP, Hamer, Kramer und BC Rich beherrschten Marktes ein, wurde aber ab 1987/ 88 zum Marktführer in diesem Segment. Ibanez hatte wohl, wie es Heinz Rebelius treffend in einem Artikel des Ibanez-Sonderheftes vom Magazin Gitarre&Bass formulierte, einfach das Konzept der Superstrats am besten auf den Punkt gebracht.
Die JEM 777 und die preisgünstigeren Modelle RG 550 leiteten zugleich die „Golden Years“ von Ibanez ein, einen Zeitraum etwa von 1987 bis 1993 (über den genauen Zeitraum gehen die Meinungen auseinander), in dem Ibanez eine außergewöhnlich gute Qualität lieferte und auch wirtschaftlich sehr erfolgreich war. Auch der Name von Steve Vai, des Ideengebers für die frühen JEMs, dürfte eine Rolle bei den Verkaufszahlen gespielt haben.
Doch worin lag das Erfolgsgeheimnis dieser frühen JEMs, denen Ibanez letztlich maßgeblich den Aufstieg in das Topsegment der Superstrats zu verdanken hat?
Maßgeblichen Anteil hatte der zu diesem Zeitpunkt äußerst anerkannte Gitarrist Steve Vai, dessen Ideen zu großen Teilen in die Produktion der JEMs einflossen. Daher soll einleitend die Geschichte von Steve kurz umrissen werden:
Steve Vai war bereits in den 80ern einer der weltbesten Rockgitarristen. Er begann zunächst bei Zappa mit einer `76er Fender Stratocaster, deren Sound ihm allerdings nach eigenen Aussagen nicht sonderlich gefiel.
Seit 1985 spielte er bei David Lee Roth, Ex-Frontman von Van Halen. Dort war seine Hauptgitarre eine stark modifizierte Charvel San Dimas USA (Name: Green Meanie) fast im Farb-ton der späteren JEM 777 LG. Neben dem Farbton fällt auf, dass er hier bereits seine H-S-H- Pickupbestückung nutzte und später die Korpusfräsung oberhalb des unteren Korpushorns erweiterte, um einen besseren Zugang zu höheren Lagen zu erhalten. Diese Ideen übernahm er auch für die JEM–Baureihe.
Weitere Gitarren von Steve Vai aus dieser Zeit: Verschiedene Tom Anderson Customs, eine gelbe Jackson Soloist, 2 Gitarren namens Flame und Lightning Bolt von Joe Despagni (JEM Guitars). Zudem spielte er wohl kurz vor der Zusammenarbeit mit Ibanez Einzelstücke von Gavtones (Gitarren von Gavin Menzies, mit einer Art Vorläufer des Monkey Grip):
Als sein Interesse an einem Endorsment für ein größeres Unternehmen bekannt wurde, hatte Steve bereits sehr konkrete Vorstellungen zu seiner zukünftigen Gitarre. Sie sollte die Vorzüge seiner bisherigen Gitarren kombinieren.
Die Verantwortlichen von Ibanez stellten über das Büro in den USA, dort insbesondere die Mitarbeiter Rick Lasner und Mace Bailey, den Kontakt zu Steve über dessen Eltern her, indem sie diese baten, Steve zu Weihnachten eine Ibanez-Gitarre, die damals neue Maxxas, als Geschenk zu überreichen.
Damit war das Interesse von Steve erweckt. Kurz darauf meldete er sich bei Ibanez und stellte dort schließlich seine Ideen über seine Wunschgitarre vor.
Allerdings kontaktierte Steve auch andere Hersteller, etwa die damals sehr bekannte Fa. Kramer, immerhin Ausstatter von Eddie van Halen, dem damals wohl berühmtesten Rockgitarristen. Kramer „vermasselte“ es dadurch, dass sie laut Steve „seemed more interested in wining and dining and rides in limo“ waren. Anstatt ihm eine Gitarre nach eigenen Wünschen zu bauen, versuchte man bei Kramer, Steve eine bereits existierende Seriengitarre mit wenigen persönlichen Änderungen schmackhaft zu machen.
Ibanez nahm die Wünsche von Steve sehr ernst und setzte diese sehr sorgfältig um. Als Rick Lasner einen ersten Prototyp zu Steve brachte, zerlegte der diesen zum Schrecken von Rick komplett, beruhigte ihn aber mit den Worten: "Relax, I do this to every guitar I have." 2 weitere Prototypen folgten, die sich weiter Steves Vorstellungen annäherten.
Als die Gitarre schließlich fertig entwickelt war, wurde die Namensgebung erörtert. Steve selbst schlug den Namen "JEM" anstelle der Bezeichnung "Steve Vai Model" vor.
Jetzt musste alles infolge der bevorstehenden NAMM Guitar Show zügig voran gehen: Rick und Mace flogen von den USA nach Japan und selektierten dort per Hand sorgfältig die besten Korpushölzer aus Linde, Nick Sugimoto schaffte es gerade noch, bis zur NAMM-Show am 27. Juni ein paar erste Exemplare der JEM 777 fertigzustellen, die dort ausgestellt wurden.
Auf der NAMM wurde diese Gitarre mit verschiedenen großen Plakaten, die Steve mit der JEM777 zeigten, präsentiert, etwa diesem:
Von Beginn an wurde die JEM 777 in 3 „Neon“-Farben vorgestellt:
In Grün das Exemplar JEM 777 LG (Loch Ness Green), das als einziges streng limitiert auf 777 Exemplare war, nur 1 Jahr angeboten werden sollte (relativiert sich dadurch, dass sämtliche Exemplare sofort ausverkauft waren) und von Steve handsigniert war.
In Pink das Exemplar JEM 777 SK (Shocking Pink), das immerhin knapp 3 Jahre angeboten wurde (1987 bis 1989).
In Gelb das Exemplar JEM 777 DY (Desert Yellow), dessen Produktion von 1987 bis 1996 andauerte und das daher am häufigsten anzutreffen ist.
Alle 3 Farbvarianten verkauften sich hervorragend. Und das, obwohl sie im Jahr 1987 preislich weit oberhalb der klassischen Profigitarren angeordnet waren:
Eine Fender USA Stratocaster kostete 1987 in den USA 699 $, eine Gibson Les Paul Standard knapp 1000 $, die JEMS 777 SK und DY je 1299 $, die JEM 777 LG gar 1590 $ !
Konstruktionspläne:
Die Konstruktion:
Die Gründe für den Erfolg der JEM-Reihe sind anhand derer Konstruktionsweise gut nachzu-vollziehen:
Zeittypisch war zunächst die Verwendung eines Floyd-Rose-Vibratosystems, hier in Form einer besonders hochwertigen Eigenkonstruktion von Ibanez, des Edge Tremolos, das einen verstimmungsfreien Einsatz bis hin zu sog. Dive Bombs ermöglichte. Vibrato und Brücke waren so verbaut, dass eine sehr flache Saitenlage eingestellt werden konnte. Zu diesem Zweck wurde unter anderem das Edge-Tremolo durch eine zusätzliche Fräsung versenkt, also in den Korpus tiefer eingelegt, eingebaut. Um dennoch einen Tremoloeinsatz auch nach „oben“ (höhere Töne) zu ermöglichen, ohne dass die Feinstimmer auf den Korpus prallten, wurde ein weiterer Teil des Korpusses ausgefräst (Lion´s Claw), siehe das Foto auf der nächsten Seite unten, dort links zu sehen.
Die abgewandelte Stratform des Korpusses mit den spitzeren Hörnern wies ein deutlich tiefer eingeschnittenes unteres Cutaway auf. Dadurch konnte die Greifhand die höchsten Lagen des Griffbretts deutlich leichter erreichen. Die Bespielbarkeit der höchsten Lagen ist verglichen etwa mit einer Fender Strat deutlich komfortabler. Dies ermöglichte es, den Hals mit weiteren Bünden bis zur 2. Oktave auszustatten, es standen also noch höhere Töne zur Verfügung.
Vergleich des unteren Cutaways zwischen Fender Stratocaster USA (22 Bünde) und Ibanez JEM 777 (24 gut zugängliche Bünde)
Ebenfalls neu im Korpus war die Aussparung oben als Tragegriff, der sog. monkey grip. Der sieht auf den ersten Blick ungewohnt aus, aber wer jemals eine JEM hatte, wird die Vorteile beim Transport schätzen. Auch ist es für die Gitarre sicher schonender, sie direkt am Korpus anzuheben, als am Hals. Die Kabelbuchse ist im Korpus geschützt versenkt eingebaut.
Neuartig war 1987 auch die Pickupkonstellation H-S-H. In den Zwischenpositionen 2 und 4 des 5-Weg-Schalters wurde dem mittleren Singlecoil jeweils eine Spule der äußeren Humbucker zugeschaltetet, hierdurch standen viele und sehr vielseitige Sounds zur Verfügung.
Wie bei nahezu allen Superstrats der 80er Jahre, die sich vor allem an Rock- und Metalgitarristen richteten und denen die JEMs zuzurechnen sind, verfügte der Steghumbucker der 777 über einen relativ hohen Output. Die PUs der JEM 777 stammen aus den USA von diMarzio.
Für eine besonders gute Bespielbarkeit sorgte auch der flache, breite und nicht mit einer dicken Lackschicht „eingebremste“ Hals mit einem geringen Radius und Jumbo Frets. Gerade schnelle Spieltechniken und Bendings etc. wurden hierdurch deutlich erleichtert. Ebenfalls einer niedrigen Saitenlage diente der flache Winkel des Halses zum Korpus.
Unterstützt wurde die bessere Bespielbarkeit auch dadurch, dass die Korpus-Rückseite um die Neck-plate herum halbkreisförmig tiefer ausgefräst war. Damit störte weniger Korpusholz am Übergang zum Hals die linke Hand in den oberen Lagen, der „Klotz“ unter der Neckplate war niedriger.
Die nachfolgenden Fotos verdeutlichen den Unterschied zu dem zuvor üblichen Korpus-Hals-Übergang am Beispiel einer Fender Strat zur JEM 777 (Bilder 1 und 2), sowie die nachfolgenden innovativen Entwicklungen von Ibanez in den Folgejahren über eine schräg angebrachte Neckplate (Bild 3) bis zum bis heute üblichen AANJ-Halsübergang, bei dem auf eine Neckplate verzichtet wird und die oberen 2 Halsschrauben asymmetrisch angebracht sind.
Die Optik der frühen JEMs mit ihren knalligen Neonfarben und den in anderen Neonfarben abgesetzten optischen Elementen (Lion`s Claw, Potiknöpfe, Schalterkappe, Pickupkappen, Pyramds-Inlays) lässt das Herz all derjenigen, die die 80er miterlebt haben, höher schlagen .
Mehr 80er in einer Gitarre geht wohl nicht.
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