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Also ich stelle mich dann auch mal vor:
Ich bin jetzt 39 Jahre alt.
Als ich 6 war, habe ich angefangen, Melodica zu spielen. Damals habe ich mir selbst Melodien beigebracht, die ich aus dem radio oder Fernsehen kannte. Etwas später hat mir mein Vater ein wenig Noten beigebracht. Aber ich hasste dieses umständliche Notenlesen doch etwas ^^
Da mein Vater auch Akkordeonist war, wollte ich das immer lernen, durfte aber erst mit 10 in eine "Musikschule" gehen. Es war vielmehr ein ziemlich auf Kommerz aufgebautes Großorchster (rein für (Kinder-) Akkordeon) und entsprechend flach war auch der Unterricht gewesen. Mit 13 bin ich da dann raus und habe das Instrument (hatte ne Victoria mit 78 Bässen) ne Weile weggelegt.
Mit 15 packte es mich dann um die Weihnachtszeit doch noch mal, und ich bat meinen Vater (mit dem ich keinen Kontakt mehr hatte) mal um anständige Noten. Gleichzeitig fand ich bei meiner Oma ein sehr altes Heftchen mit Etüden, welches ich mir sofort zu eigen machte, und erstmals wie blöde versuchte, all diese Übungen hinzubekommen - schmerzverzerrten Gesichtes
))
Naja, jedenfalls hat das dazu geführt, dass ich einige Stücke aus dem Notenschatz meines Vaters überhaupt ansatzweise runterspielen konnte.
Wie auch immer, ich verlor leider doch wieder die Lust am Spielen und fing dann erst wieder mit 21 an, dort weiterzumachen, wo ich aufhörte.
Anstoß gab mir das, als ich bemerkte, dass ich komischerweise fast gar nichts verlernt hatte, als ich das Instrument aus Jux vor Freunden auspackte.
Nun begann ich, die Übungen zu vertiefen und besorgte mir selbst anständige Literatur für Standartbass (damit meine ich einen mittleren Schwierigkeitsgrad
)
EIn Jahr später lud mich wiederum mein Vater zu einem Orchesterbesuch ein, bei dem er mitwirkte. Naja und eine Woche später stand ich dort schon bei den Proben auf der Matte. Nun begannen die bisher 3 schönsten Jahre - musikalisch gesehen. Es war ein "klassisches" Akkordeonorchseter - 5 stimmig mit einer Besetzung von 18 Leuten ca.
In diesen Jahren war es normal 5 Stunden am Tag zu üben, und erst bei Müdigkeit oder Hunger etc damit aufzuhören, trotz Arbeit und anderem Hobby
Spieltechnisch hat sich das allerdings gelohnt. Damals spielte ich eine Altantic IV de Luxe, die ich mir aus total vergammeltem Zustand in einigen Wochen Arbeit selbst restaurierte und dann neu stimmen ließ.
Tja - und wie es halt kommen musste kam dann ein Studium in der Ferne und ich musste das Orchester verlassen
Dennoch führten einige glückliche Umstände dazu, dass ein Händler, den ich mal mit der Suche beauftragt habe, mich antrief mit der Nachricht, er häte auf Kommission mein Trauminstrument im Laden ....
Ab dann und bis heute bin ich stolzer Besitzer eine Morino V M. Und das Üben fing wieder an. Schließlich will man sich ja ordentlich umgewöhnen
Dennoch nahm das SPielen immer weiter ab, wenn auch von bestimmten Phasen kurz unterbrochen.
Den GRÖSSTEN FEHLER, den ich je machte, und bei dem ich sämtlichen Spaß am Musizieren für JAHRE verlor, war, als ich in der Studentenzeit aus reinen Geldgründen in einer versifften Kneipe für damals 50 DM / 2 Stunden "herumklimperte"
Sobald ich irgend etwas anspruchsvolleres spielte (weil es mir SPaß machte) kamen sofort Bemerkungen, ich sollte mal "gutes deutsches Liedgut" auspacken ... und ich machte den Fehler und tat das dann auch noch und bereitete sogar diese ... *wurgs* "Stücke" extra für den Spieltag vor. Als ich mit diesem Job fertig war, wollte ich den Koffer für immer verschweißen. Mit innen befindlichem Instrument - wohlgemerkt
Heute ist es so, dass ich nach 8 Jahren die Morino länger als 30 Minuten auspackte und wieder zwischen 3 und 5 Stunden täglich mich mit ihr beschäftige. Seit geschlagenen 2 Wochen
Ich habe wunderbare Mitmieter oder ein genial dichtes Haus, in dem ich wohne. Ein Paradies jedenfalls ^^
Was ich als Positiv festgestellt habe: Ich habe schon wieder fast nichts verlernt, aber da ich mich mit vielen anderen Dingen bewegungsmäßig in der Zwischenzeit beschäftigt habe, spiele ich völlig anders als vorher:
Die Position des Instrumentes ist anders. Ich habe mir daher neue Riemen zgelegt und sie ganz anders eingestelölt als vorher. Die Finger laufen auch lockerer durch die viel entspanntere Position und ich habe komischerweise völlig damit aufgehört, ab und zu noch auf die Tasten zu schielen. Eine gute Körperhaltung macht sich doch erheblich bemerkbar. Sind Schulter und Nacken entspannt, dann laufen Hand und Finger auch wesentlich leichter.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin wieder voll da und freue mich auf die kommende Zeit des Spielens. Auch bin ich sehr glücklich darüber, dass es hier eine so gute Community gibt, bei der man sich genialste Tips geben und holen kann. Das werd ich auch gleich mal nutzen.
Ich habe mir außer den fundamentelen Notenkenntnissen im Prinzip alles autodidaktisch beigebracht, bzw mir viel von guten Spielen abgeschaut/ abgehört. ABer die Arbeit hat ja erst gerade angefangen
Jetzt wurde es doch ne halbe Lebensgeschichte.
Also allen viele Grüße und immer die Freude am Spielen beibehalten!
Musizieren in jeglicher Form gibt einem sooo viel
Malineck