Ab wann ist vintage wirklich vintage?

Ganz geil find ich deshalb auch die armen verirrten Seelchen, die da meinen, ein Musikinstrument als Dachbodenfund hypen zu müssen ohne auch nur ansatzweise zu erahnen daß es auf so einem Dachboden im Sommer 60 Grad heiß und 0% trocken sein kann und -10° und 100% im Winter.

Manche zahlen auch Aufpreise für "baked" Maple oder Cryo Tuning. ;)
 
Ersetze "kostengünstig" durch "billig", ohne jetzt irgendwas über die Qualität von HB diskutieren zu wollen. Kann und will ich nicht beurteilen.
Tatsache ist aber, dass die Gitarren billig verkauft werden und für reine Spieler sicher eine preiswerte Alternative darstellen.
Für Sammler hingegen sind die völlig uninteressant und werden wohl nie einen besonderen Wert entwickeln, weil es einfach keine Originale sind, sondern von originalen inspirierte Modelle.

Es hat sich halt herausgestellt, dass jemand, der teuer kauft, letztendlich den besseren Werterhalt/-zuwachs hat.
Es hat schon einen Grund, warum die großen Namen, die Geschichte geschrieben haben, heute an der Preisspitze sind.
Limitierte, sauteuere Modelle aus den großen Customshops notieren heute markant höher, als vor 10-20 Jahren.

Das zieht sich durch fast alle Leidenschaften.
Kauf einen gebrauchten japanischen Sportwagen oder einen gebrauchten Ferrari - der eine ist, mit wenigen Ausnahmen, in 20 Jahren was für den Schrottplatz, der andere wird den Wert gehalten und im Idealfall verdoppelt haben.
Als ich noch mechanische Chronographen gesammelt habe, dachte ich immer, dass eine Rolex Daytona zu teuer ist, für das, was sie bietet.
Dann habe ich doch eine gekauft und heute ist das mit Abstand die Uhr, die den größten Wertzuwachs hat. Teuer gekauft und doch gewonnen.
 
Sammeln von wasauchimmer hat sich fast überall erledigt. Jedenfalls, wenn man das in der Absicht betreibt, es zumindest werterhaltend zu tun. Ich bin regelmäßiger Konsument von "Bares für Rares" und lerne auf dem Gebiet jeden Tag dazu. Allein seit die Sendung läuft... sieben oder acht Jahre glaube ich, kann man zusehen, wie Dinge, die vor 20 Jahren gesucht und wirklich teuer bezahlt wurden, geradezu erschreckend an Wert verlieren, weil die Sammler langsam aber sicher aussterben. Aber auch das extreme Überangebot, sei es nur durch höhere Kenntnis durch Börsen und Plattformen im Internet, wo Regionalität kaum noch eine Rolle spielt, als auch dadurch, dass die letzte Sammlergeneration, in etwa die 60+, langsam naturgemäß immer weniger wird.

Früher haben die lokalen Kleinanzeigenbörsen in der Zeitung oder in Fachmagazinen und der lokale Flohmarkt eine wichtige Rolle gespielt. Heute kann man alles hochwertig fotografieren und mit ein paar Klicks quasi weltweit anbieten. Und, wenn es nicht gerade ein Klavier oder ein Biedermeiersekretär ist (die heute eh niemand mehr haben will), lässt sich auch alles günstig versenden.

Früher waren Dinge rar, weil man eigentlich nie genau wusste, wieviele es davon gibt. Heute liefern die Suchmaschinen innerhalb von Sekunden einen Überblick über das gesamte Angebot und man kann sich daraus das Beste, und nur das wird überhaupt noch nachgefragt, aussuchen und schicken lassen.

Sammeln ist out, wie gesagt, wenn es mindestens werterhaltend sein soll. Wer nur für sich selber anhäufen möchte oder gar eine Sammlung möglicherweise auf Vollständigkeit anlegt, ist heute im Paradies. Werden aber immer weniger, die da hin wollen.

Grüße
 
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Sammeln von wasauchimmer hat sich fast überall erledigt.
Also da hab ich aber ganz andere Erfahrungen! Darfst hat keinen Alltagsmist sammeln, sondern Qualität mit begrenzter Verfügbarkeit. Dafür wird es immer einige wenige Liebhaber geben - und mehr braucht es nicht für den Werterhalt.
 
Darfst hat keinen Alltagsmist sammeln
Naja, Rolexe oder Ferraris oder Meissen vor 1850 haben einen Wert, der vermutlich auch bleiben wird. Das hat aber mit Sammeln im Sinne von Anlegen/Ausbauen/Erhalten einer Sammlung nix zu tun.
 
Grundsätzlich teile ich die Position
Sammeln von wasauchimmer hat sich fast überall erledigt. Jedenfalls, wenn man das in der Absicht betreibt, es zumindest werterhaltend zu tun.
Was die Qualität einer Sammlung betrifft, kann ich @Gitarrensammler überhaupt nicht zustimmen
Für Sammler hingegen sind die völlig uninteressant und werden wohl nie einen besonderen Wert entwickeln, weil es einfach keine Originale sind, sondern von originalen inspirierte Modelle.
Es hat sich halt herausgestellt, dass jemand, der teuer kauft, letztendlich den besseren Werterhalt/-zuwachs hat.
Die "kulturelle Qualität" einer Sammlung macht nicht der Marktwert, sondern das Sammlungskonzept aus. Da kann eine gut konzipierte Sammlung von Kopien deutlich interessanter sein, als eine bloße unstrukturierte Anhäufung von Originalen. - Hinsichtlich des Marktwertes wird eine Original-Paula sicherlich immer teuerer sein, als irgendeine alte xyz, klar. Hinsichtlich des prozentualen Wertzuwachses aber muss das keinesfalls so sein. Dieses Muster kann man in allen möglichen Märkten, nicht nur in Sammlermärkten, erkennen. (Auch bspw. bei Immobilienmärkten - Hamburg-Blankenese hat hohe absolute Preise, die prozentual größeren Steigerungen gibt's woanders.) Sicherlich wird es einzelne, seltene Gegenstände geben, die teuer bleiben (der Bugatti oder Flügeltürendaimler, die Original-59er-LP, auch im insgesamt uncoolen Briefmarkenmarkt bleibt die Mauritius hochwertig). Für die "zweite Riege", die aktuellen CS-/Reissue-Instrumente, egal ob F, G oder andere, sehe ich das auf Dauer nicht. Das sind gute Instrumente, bleiben gute Instrument, aber weshalb soll sich ein "echter Sammler" ein solches Instrument kaufen, das dann doch die Kopie eines Originals bleibt, selbst wenn der Hersteller derselbe ist. Die werden auf Dauer die Preise für gute, gebrauchte Instrumente erzielen, nicht mehr, nicht weniger.
Und genau so, wie die heutigen Treiber der Sammlermärkte, die Boomer, die Instrumente kaufen, die sie in der Jugend nicht kaufen konnten, oder die sie damals hatten, möchte ich nicht ausschließen, dass - auf einem wesentlich geringeren absoluten Preislevel - die heutigen "jungen Leute" irgendwann mal die HBs ihrer musikalischen Anfangstage sammeln.
 
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Das kann jeder sehen, wie er möchte. Dennoch habe ich lieber in einigen Jahren 10 ältere Gibsons als 100 HB. Dann können wir ja mal sehen, was sich besser entwickelt hat.

Von der 59er Les Paul spricht ja ohnehin keiner.
 
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Irgendwie glaube ich in letzter Zeit immer öfter versehentlich in ein StockMarket oder CryptoInvest Forum abgedriftet zu sein :unsure:
In dem Fall bin ich ein klassischer HODL

Zu "was ist Vintage": Früher hat man kleine Unternehmen "Klitsche" genannt; heute "Startup". Was ist der Unterschied? Marketing :)
 
Nix krypto und nix invest, sondern Holz, ein wenig Metall zum Angreifen und ganz viel Freude am Anfassen, Hören und Sehen von dem Ding.

Das ist mein Zugang. Wenn man dann als angenehmen Nebeneffekt noch dazu nicht nur Geld in seinem Hobby versenkt, sondern eine gewisse Werthaltigkeit generiert, dann ist das doch positiv.

Man nehme also einen Löffel Wissen, einen Löffel Hirn und drei Löffel Herz, dann stimmt die Mischung.

Was das mit Vintage zu tun hat? Nun - mit Vintage lässt sich das noch besser bewerkstelligen, weil man dann als Zinsen noch schöne Jugenderinnerungen und spät erfüllte Träume bekommt.

So viel zum Thema Investment.
 
Ich hab jetzt nicht alles gelesen aber mit allen Händlern/Sammlern/Spezialisten mit denen ich je über dieses Thema geredet haben, wird die Grenze bei <1978 gezogen.

Alles darüber ist für viele tatsächlich komplett uninteressant. Pre-CBS und Pre-Norlin dagegen natürlich favorisiert.

Und nur um das zu untermauern: Da sind Leute mit Bursts und JTM45 dabei. :eek:
 
... wird die Grenze bei <1978 gezogen. Alles darüber ist für viele tatsächlich komplett uninteressant.

Mist - ich habe zwei 1979er Strats und zwei 1979er Gibsons!

Soo knapp vorbei - und jetzt sind die einfach nichts wert! :nix: :facepalm1:
 
Ja die sind definitiv völlig wertlos. Ich kann sie gerne für dich entsorgen :evil:

Ist ja nicht meine Meinung aber das sind halt Menschen, die das beruflich machen 🤷‍♂️
 
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Wie gut, dass ich nicht davon leben muss, sondern einfach Spaß dran haben kann!
 
Also mal meine Meinung dazu,
Vintage ist für mich ein Begriff für Gitarren von vor und um 1970, klar gibts es Maßstäbe wie hier genannt wurden die das genau Regeln, aber bei dem Thema hat halt jeder ne anderen Ansichtsweiße
und das ist auch in Ordnung.
 
Ich überlege gerade, ob man den Markt für Autos oder Uhren wirklich mit dem für E-Gitarren vergleichen kann.
Ich habe da meine Zweifel, alleine schon, weil E-Gitarren wohl noch sehr viel mehr ein Nischenprodukt sind.

Wer kauft denn aktuell überhaupt diese alten, sehr teuren Vintage Instrumente?
Sind das jüngere Leute oder eher ältere (Ü60)?
Ich schätze mal, letztere sind eher die Klientel.
Absolut nachvollziehbar, wenn man auch mit der Musik der Helden der Rockgeschichte aufgewachsen ist und damit emotional wirklich etwas verbindet.
Wenn ich mir da die aktuelle jüngere Generation anschaue, dann stehen E-Gitarren nicht besonders hoch im Kurs (auch wenn es letztes Jahr dank der Corona "Maßnahmen" sicherlich einen Aufschwung gegeben hat).

Ich kann es nur aus meiner persönlichen Erfahrung der letzten 20 Jahre so schildern, dass alleine mit weniger bekannten Live Bands hier in der Gegend in kleineren Clubs eher keine so guten Geschäfte gemacht wurden im Vergleich dazu, wenn irgendwelche DJs aufgelegt haben, wo dann die Hütte zum Bersten voll war. Das war im letzten Jahrhundert noch deutlich anders.

Ich bin davon überzeugt, dass neue wirklich gefragte Edel-Custom Shop-Gitarren, z.B. die Adam Jones Les Paul, sicherlich ihren Wert behalten werden.
Bei irgendwelchen "nicht so hübschen", teils skurril aussehenden, vermeintlichen "Sammlerstücken" denke ich, dass sich da manch einer etwas vormacht.

Ich will hier niemandem zu nahe treten, das ist nur meine persönliche Sicht der Dinge.

Wissen wird man es erst, was etwas wert ist, wenn man es tatsächlich verkaufen möchte.
 
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Ich bin kein Mann der langen Texte und großen Worte, das können Andere besser... ;)

Ich bring es mal auf den Punkt, was mir immer wieder einfällt, wenn ich den Thread-Titel lese:
Vintage > Leidenschaft > Sammeln > Statussymbol > Fetisch usw.
Ja, ich denke, das hat auch viel mit Fetischismus zu tun.
Den kann man ja auch unbewusst für alle möglichen und unmöglichen Dinge entwickeln, wie wir alle wissen...
 
Haha @Cool Hand Tom

Also ich gehe mal davon aus, dass die allermeisten die Gitarren wirklich nur spielen oder zumindest gerne anschauen - und nicht noch ganz andere Dinge damit machen... :D:engel:

(Muss gerade an diese Reportage "Sex mit einem Flugzeug" denken - kein Scherz, such mal bei Youtube danach...)
 
Fetischismus hat nicht immer nur mit Sex zu tun (wie Lack und Leder oder Bonding)
Es ist die Schönheit und Ausführung der Sache die uns besonders anmachen kann über alle Sinne.
Da gibt es sogar krankhafte Varianten, auf die ich aber nicht eingehen will.
Ein gewisser Fetischismus steckt in jedem von uns behaupte ich mal, gerade was Gitarren, Effekte und Amps angeht. ;)
Und meiner Meinung gehört es auch zu diesem Vintage-Wahn.
 
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