So lange es Musiker gibt, die ihre Instrumente zur Selbstbefriedigung spielen - und zu denen zähle ich mich -, werden Röhrenverstärker und Anloginstrumente (damit meine ich jede Form von Keyboards und Synthesizern, die ja mein Primär-Feld sind) gespielt und in gewissem Umfang auch gekauft. Für mich gilt dabei nicht nur, was ich höre, sondern auch ein gewisses Gefühl bei der "Klangerzeugung" ohne Bits und Bytes. Da ist auch höhere Anfälligkeit und geringere Standzeit eher Kult als Belastung.
Alles, was man für ein Publikum tut, so habe ich erfahren, kann mit beliebiger Technik erzeugt werden. 95 % von Zuhörern merken keine Klangunterschiede zwischen analog und digital erzeugten Sounds, ja sie achten nicht darauf und wissen gar nicht, dass man darauf achten könnte. Modelling - bei Amps wie bei Synths - reicht völlig für die Masse des Publikums uneingeschränkt aus und hat im Betrieb zahlreiche Vorteile.
Selbst bei Veranstaltungen, wie Jean Michel Jarre - z.B. 2010 im Gasteig in München - mit angekündigt Darbietung nur mit analogen Synthesizern, sind kaum 10 % der kleinen Gemeinde der Zuhörer überhaupt mit dem Aspekt der Verwendung analoger Technik vertraut oder davon berührt. Dass dabei der Memorymoog "abschmierte", was ein längere Loop bis zum Neustart verursachte, haben entsprechend kaum Leute mitbekommen, trotzdem Jean Michel das sogar ansagte ... Wakeman hat eine CD-Reihe nur mit analogen Instrumenten aufgenommen mit dem Ergebnis, dass es vom Betrieb der Instrumente bis zu dessen Recording nur erhöhte Probleme gab und dass sich nur ein kleiner Kreis (der inzwischen ohnehin nicht mehr sehr zahlreichen Wakeman-Fans) diese Aufnahmen kauften. Live hat(te) er bis zu zwei Minimoogs im Setup, die aber nur Midi-Signale an Sampler ausgaben, von denen zuverlässig die gespeicherten Minimoog-Sounds kamen - Schwankungen der Analogmaschinen ausgeschlossen. Etliche Gitarristen, die bei Albenaufnahmen auf Röhren-Amps schwören, sichern Live-Auftritte durch Verwendung digitaler Geräte, die das Publikum zu hören kriegt, weil kaum noch jemand Wiedergaberisiken und ungewollte Sounds riskieren will.
Da bekannte Klänge für die Zuhörerschaft der Ausgangspunkt sind, wird durch deren digitale Simulation für den nahtlosen Übergang gesorgt. Das heißt nicht, dass damit die ewig Gestrigen vom Umstieg überzeugt werden sollen oder gar müssen. Es geht meiner Meinung nach einzig und alleine darum, auch die Sounds von gestern erzeugen zu können und mit demselben Equipment auch die Sounds von morgen zu kriegen. Alles ist "im Fluss" und es wäre sogar in meinen Augen, der ich absolut "im Vergangenen" verhaftet bin, schade, wenn es keine Entwicklung gäbe, und zumindest bei den Synths hab ich tatsächlich auch ein paar moderne digitale Maschinen und freue mich über deren Möglichkeiten, die einfach keine meiner analogen Kisten bietet. Bei Amps experimentiere ich weniger mit "moderner Technik", weil es zwischen Amp und Gitarre ja noch so viel "Krimskrams" zur Soundbeeinflussung gibt und das auch mit Röhrenamps funktioniert. Hier habe ich nicht mal eine Handvoll "Modeller" (bei insgesamt aktuell 25 Amps) eigentlich nur um mal schnell Ideen ausprobieren zu können.
Meine Jungs mögen irgendwann meine Gitarren übernehmen, aber weder Amps noch Synths liegen in ihrem Interesse, weil sie da mit der aktuellen Technik verhaftet sind.
Also, wer will, der soll sich an Röhren-Amps und analogen Synths erfreuen (und wie ich viel Geld dafür ausgeben
), und wem die Klangerzeugung mittels digitaler Technik - ich möchte bewusst nicht Simulation sagen - taugt, der kann sich über ständig wachsende Angebote und Möglichkeiten freuen.
Mein persönliches Fazit: solange die "alten Recken" noch Saiten greifen können, wird Röhrentechnik (im Verstärkerbereich) leben, sie wird aber eine immer geringere Rolle bis hin zur musealen Ausnahme spielen.