Super interessanter und vor allem kooperativer Thread.
Ich finde, im Bereich Pop/Rock ist die Abnahme eines Drumsets eine der Königsdisziplinen. Leider wird gerne auf der zu verwendenden Technik herumgeritten, nach dem Motto: "Was, Du benutzt Mikro xy als Overheads? Das kann ja nix werden!!" Man kann es auf Preamps, Kompressoren bzw. deren PlugIn Versionen usw. ausdehnen, es ist mMn. nicht wichtig für einen zufriedenstellenden Sound.
Als allererstes kommt (wie so oft) die spielerische Leistung des Protagonisten (hier also des Drummers). Wenn da nicht alles stimmt, wird es schon mal schwierig. Die Stimmung des Sets wurde schon mehrfach erwähnt.
Und dann fiel mir immer wieder auf, wenn die "großen" aufnehmen und die Doku-Kamera dabei ist, wie beruhigend unspektakulär zunächst der Drumsound in der Regie klingt. Trotz bester Mikros und super Raumsound klingt das Set halt ganz normal. Wenn dann allerdings die speziellen Fähigkeiten des Tonmannes zum tragen kommen, kann es sehr schnell sehr spektakulär werden. Kann man mit dem Stiling bei einem Model vergleichen das erst ganz unscheinbar ist und plötzlich ein Schwan. (Dazu muss aber auf der anderen Seite der Glasscheibe auch alles stimmen, sonst kann man die Technik nur verwenden, um Unzulänglichkeiten auszubügeln.)
Auf jeden Fall spielt dann EQ und Kompression eine große Rolle. Die meisten DAW bringen mMn. das Nötige allerdings schon mit und mit den richtigen Fähigkeiten, kann man schon ohne teures Outboard Gear und exclusiven PlugIns einiges bewirken.
Seit Corona beschäftige ich mich mit diesem Thema, da wir die Zeit genutzt haben unsere (Cover-) Nummern mal aufzunehmen. Dafür habe ich mir ein Pärchen Lewitt LTC 140 als Overheads gegönnt. Ein AKG D112 für Kick Out war vorhanden. Ebenso 2 SM 57.
Um das Set detallierter einzufangen, habe ich mir dann das ultra preiswerte the t-bone DC 1000 Set von Thomann geholt. Das für die Kick vorgesehene Mikro ging an das tiefe Standtom, drei Tommikros and die vorgesehenen Trommeln und ein Tom-Mikro wanderte an die Snare als Bottom Mikro. Zusätzlich kam noch das Behringer BA 19A (die dreiste Kopie des Shure Beta 91A) für Kick In dazu. Die SM 57 gingen an Snare Top und HiHat (ich sehe die Spezialisten schon zucken, natürlich gibt es geeignetere Mikros, aber auch dieses geht). Ein beliebiges Mikro nimmt das Set in maximalem Abstand (ca. 6m) auf. Das Signal simuliert nachher ein weit weg stehendes Raummikro.
Weil wir weder einen tollen Aufnahmeraum haben (Übungsraum halt) und auch keine Regie, in der die Ausrichtung/Plazierung der Mikros durch isoliertes Abhören optimiert werden kann, läuft alles frei nach Gefühl. Lediglich Overheads/Kick/Snare werden von vom Abstand her ausgemessen, so dass man schon einigermaßen ordentliche Phasen hat.
Das Ganze geht in ein UI-R 24 von Soundcraft und wird auf Stick in FLAC 24 aufgezeichnet. Den Rest mache ich zu Hause klar.
Um es noch schnell klar zu stellen: Ich sehe mich als blutigen Anfänger, bin für alle guten Tips empfänglich, habe für diese Arbeitsweise und meinen Geschmack aber schon mit diesem geringen Aufwand für mich zufriedenstellende Ergebnisse:
Drums ohne Bearbeitung
Drums mit EQ/Comp
Drums mit EQ/Comp/Räumen
Drums & Band
Bezüglich Soundgestaltung und Räumen: Das Ganze ist 80er und entspricht nicht den heutigen Hörgewohnheiten. Also deswegen nicht mit mir schimpfen.
LG Jörg