Wahnsinnig interessanter Thread!
Und das Thema lässt uns offenbar keine Ruhe
Jede Sichtweise ist für sich genommen sehr persönlich und nachvollziehbar. Und nur darauf kommt es an letztlich!
Ich glaube, meine Ansicht in einem ähnlichen Thread schon mal erklärt zu haben, ergänze hier aber nochmal aufgrund der bisherigen Beiträge:
Vor etwa 13 Jahren habe ich mir überlegt, umzusteigen, weil ich einsah, dass auf Knopf rechts ein viel komplexeres Spielen möglich ist. Oder vielleicht anders ausgedrückt- ein „spezielles“ Spielen mit parallelen Läufen, mit weit gespreizten Intervallen und mit größeren Tonumfängen.
Dann habe ich mir intensiv extrem gute Spieler beider Systeme angesehen/ angehört und versucht, herauszuhören, ob es sich um einen Tasten- oder Knopfspieler handelt. Fazit: In Stücken/ Interpretation, bei denen keine spezielle Anforderung für eins der Systeme vorkommt, hörte ich keine hervorstechenden Unterschiede. Aber wenn improvisiert wird, gibt es tatsächlich auffällige Präferenzen, die ich mir durch die Systeme erkläre. So haben Knopfspieler tendenziell weniger und
ähnlichere Muster drauf als Tastenspieler, die ein Tastenspieler so eher nicht nutzt, bzw. nicht oder kaum technisch spielen kann. Ganz auffällig bei Musette auch, diese super schnellen Quartläufe, die neben vielem anderen sehr easy vom Knopfsystem abspulbar sind. Oder Tremoli über zwei entfernte Doppelgriffe, die die Taste gar nicht erreichbar wären, oder terzenläufe in legato über längere Strecken etc. pp.
Tastenspieler nutzen hingegen im Jazzigen Bereich gut liegende Vier/Fünfklänge die ineinander „rutschen“ und damit nen mehrstimmigen Bigband-Satz simulieren tonlich.
Oder sie nutzen Akkordfolgen, die tonartbedingt auf Taste extrem easy und auf Knopf extrem umständlich zu spielen sind.
Was auch immer ich beobachtete waren exzellente Spieler auf IHREM Instrument- egal welches System, die MUSIK auf höchstem Niveau produzieren. Und zwar Akkordeonmusik!
Weitere Beobachtung: bei JEDEM Instrument werden Stücke so arrangiert/ komponiert, dass sie zum Originalinstrument, für dass sie geschrieben sind, gut bzw. überhaupt Spielberg sind.
Nun zu meiner Überlegung:
Ich hatte ein recht großes Repertoire auf Taste und wusste, ich müsste JEDES einzelne Stück auf Knopf komplett neu einüben, bis es - mit Glück- annähernd auf den jetzigen Tastenkönnensstand kommt.
Eher sogar nicht rankommt...
So angenommen ich mache das und ich habe xxx?? Stunden verbleibende Übezeit im Leben und bin ja an sich mit den Tasten glücklich wissend, dass man mit Knopf systembedingt mehr oder anders „zaubern“ könnte...
Mein Ergebnis: In der Zeit, in der ich mit mit der neuen Motorik und Systematik der Knöpfe intensiv auseinander setze, verbessere ich mein Akkordeonspiel insgesamt allenfalls in Sachen Artikulation, Balg, Bassspiel,... sehr optimistisch gesehen. Aber rein vom Musizieren an sich ist es so, als hätte ich genau so gut mit Harfe beginnen können (naja, übertrieben gesehen
)
Aber was möchte ich: Ich möchte mich mit meinem Instrument weitgehend „eins“ fühlen, möchte immer mehr Zusammenhänge erkennen, immer intuitiver das produzieren können, was im Kopf klingt, möchte Melodien erkennen, erfinden und frei arrangieren, begleiten und komponieren können.
Dazu ist das Instrument, das ich von Kind an spiele, auf das ich geprägt bin, bestens geeignet.
Dann schaue ich mir nochmals gute Tastenspieler an und sage mir: Du wirst den Rest deines Lebens daran arbeiten, auch nur annähernd auf ein solches musikalisches wie technisches Niveau kommen auf Taste. UND EINS WERDE ICH GANZ SICHER NICHT:
Mit Hilfe eines Knopfsystems ein besserer Akkordeonist werden.
Sondern werde meinem jetzigen Spielniveau hinterherlaufen ohne meinen Zielen näher zu kommen.
Ich bin dankbar, dass ich als Kind Akkordeon lernen durfte und so einen Stand mitbringe, den ich als erwachsener Anfänger nicht erreichen könnte.
Und auf dieser Basis möchte ich mein Hauptinstrument weiterlernen. (Aus diesem Grund möchte ich auch Quintkonverter als M3 dazulernen als folgerichtige Erweiterung des M2)
Bei mir kommt auch noch eine „basale“ Einstellung dazu
- Solange ich „Hänschen Klein“ auf meinem zig Jahre praktizierten Instrument nicht immer fortgeschrittener, ausgereifter und musikalischer zu interpretieren „fertig“ bin, solange wird mich kein anderes Tonanordnungssystem in irgendeiner Weise verbessern/ weiterbringen -> es würde mich letzten Endes ausbremsen, mit Themen beschäftigen wie „Töne finden“ beschäftigen, über die ich längst hinaus bin.
Tja, drum bleib ich bei Taste, OBWOHL Knöpfe rein äußerlich mehr Möglichkeiten des Ausdrucks bieten
Und hätte ich Knopf gespielt von Anfang, würde ich ebenfalls dabei bleiben, auch wenn Taste vermeintlich mehr Möglichkeiten böte.
Aber mal ehrlich:
Was um Himmels Willen motiviert einen Klarinettespieler, immer nur einstimmig zu spielen? Mit Mehrstimmigkeit hat man doch soooo viel mehr Möglichkeiten?
Grüßle
PS: fällt mir so ein- lach
Klavier ist ja auch Taste... und alle Klavierstücke werden auf Taste am Klavier gespielt. Ist das nicht total doof, weil da die schwarzen Tasten im Weg sind und man wirklich transponieren können muss?
Wär ein Knopfklavier nicht ein viel besseres Instrument, mit dem man alle bisherigen Darbietung leicht übertrumpft?