Daniela Violine
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
bin schon lange im Forum, aber hier in der Streicherabteilung fast nur stumme Mitleserin. Es freut mich, dass es so viele gibt, die sich nach wie vor die Mühe machen, ein Streichinstrument zu spielen. Warum ich nicht selbst schreibe? Ich habe einfach Hemmungen, mir hier den Profi raushängen zu lassen und eventuell überheblich rüber zu kommen.
Um professionell Musik machen zu dürfen, dazu muss man sehr viel Glück im Leben haben. Meine musikalische Begabung bekam ich geschenkt; die ist faktisch da, seit meiner Geburt. Zudem hatte ich das große Glück, immer wieder auf Menschen und Lehrer zu stoßen, die mich gefördert und unterstützt haben.
Musik ist mein Leben, seit ich denken kann. Angefangen hat es mit einem alten Klavier, das Krieg und Bombenanfgriff überlebt hatte und bei uns zu Hause herumstand. Darauf habe ich als kleines Kind so lange herum probiert, bis ich einfache Lieder spielen konnte. Von meinen Eltern bekam ich ein gebrauchtes kleines Akkordeon geschenkt. Ich war begeistert. Mit den Knöpfen links konnte man die Melodie wunderbar begleiten. Mein Vater spielte Klarinette in einer kleinen Band. Damals nannte man das noch Kapelle. Sie waren zu viert. Akkordeon, Klarinette, Bass und Schlagzeug. Wenn sie bei uns zuhause geprobt haben, durfte ich mit dem kleinen Akkordeon mitspielen. Noten lesen konnte von denen keiner. Sie haben sich die Stücke von Schallplatte oder Tonband herunter gehört und nachgespielt. Für mich waren sie die Größten und im Grunde genommen meine ersten musikalischen Vorbilder.
Mit etwa sieben Jahren durfte ich Akkordeonstunden nehmen. Zwei Jahre später kauften meine Eltern ein besseres Klavier (das alte klang schrecklich und konnte nicht mehr repariert werden) und ich bekam Klavierunterricht.
Auch wenn mein Vater selber hauptsächlich Schlager und Volksmusik spielte, so hörten meine Eltern zuhause hauptsächlich klassische Musik. Im Plattenschrank der Eltern fand ich eine Aufnahme, Mendelsohn-Violinkonzert mit Yehudi Menuhin, Furtwängler und den Berliner Philharmonikern. Ich war damals etwa elf Jahre alt und so begeistert von dieser Musik, dass ich mir vornahm Geige zu lernen. Hauptsächlich um dieses Konzert zu spielen. Selbstverständlich genauso wie ich es von der Platte kannte. Natürlich war keine Geige da und von Seiten meiner Eltern kein großes Verständnis für meinen Wunsch, da ich ja bereits Klavier spielen durfte. Im Gymnasium, in das ich ging, wurde aber Geige als Gruppenunterricht angeboten und es wurden Leihgeigen zu Verfügung gestellt. Was für ein Glück!
Der Geigenlehrer, den ich dann am Gymnasium bekam, erkannte sehr bald mein Talent und gab mir Einzelunterricht ohne dafür extra Geld zu verlangen. Vom ersten Tag an, an dem ich eine Geige in die Finger bekam, war ich wie besessen von diesem Instrument. Ich meine, ich habe süchtig gespielt, wie heute manch Jugendlicher am Computer. Effektiv geübt habe ich vielleicht eine 3/4 Stunde maximal. Danach habe ich auf dem Instrument stundenlang alles mögliche ausprobiert, Stücke versucht, die eigentlich viel zu schwer für mich waren.
Mein Geigenlehrer vom Gymnasium stellte mich bereits nach einem halben Jahr Unterricht einem Kollegen vor, der am Konservatorium unterrichtete und als Lehrer eine anerkannte Persönlichkeit war. Der übernahm mich als Gaststudentin in seine Klasse. Die Schule habe ich nach der mittleren Reife geschmissen und konnte so bereits mit siebzehn Jahren ein Vollstudium beginnen. Mit Instrumentalmusik geht das.
Außerdem durfte ich Klavier als zweites Hauptfach belegen. (Hatte nie damit aufgehört Klavier zu spielen)
Mit 21 Jahren gewann ich ein Probespiel in einem Spitzenorchester in dem ich heute noch spiele. Als großes Glück empfinde ich auch, dass ich in einem Opern und Konzertorchester gelandet bin. Da kommt jahrzehntelang keine Langeweile auf. Manche Opern (Wagner, Richard Strauss) sind technisch so anspruchsvoll, dass man die immer wieder übern muss.
Mein Interesse an Musik ist umfassend. In den letzten Jahren, habe ich mich intensiv mit Jazz beschäftigt. Da kommen mir meine Fähigkeiten auf dem Klavier wieder zugute. Außerdem schreibe ich oft Bearbeitungen und Arrangements. Ursprünglich hatte ich mich bereits vor einigen Jahren im Forum angemeldet, weil mich die Abteilung Musiktheorie und Arrangement interessiert hat.
Jetzt komme ich zum Punkt! Ohne Musikbegeisterte, ohne Laienmusiker, ohne Interessierte, wären wir Profis nichts. Mich interessiert deshalb sehr, wie Ihr über Musik denkt, was für Probleme es machen kann Geige zu spielen, wenn man im Erwachsenenalter damit beginnt, welche Erfahrung Ihr mit Euren Lehrern habt und auch wie und welche Musik Ihr hört. Da ich selbst unterrichte, kann ich von Euch viel lernen.
Außerdem: Berufsmusiker spielen immer für ihr Publikum. Dessen bin ich mir jeden Abend bewusst. Unser Publikum sind Liebhaber und oft begeisterte Laienmusiker. Für mich gibt es keine unwichtigen Vorstellungen oder Konzerte.
Wenn ich hier schreibe, möchte ich weder absolute Wahrheiten absondern, noch Werbung machen für meine Art zu spielen oder zu unterrichten. Es gibt z.B. Folk und Bluegrass Fiddler, die legen die Geige auf dem Oberarm ab und spielen hervorragend. Das ist eine andere Art von Musik, die ich so nicht nachspielen kann, egal wie ich die Geige halte. Im Jazz gibt es Musiker, die faktisch nie technisch komplizierte Abläufe produzieren, aber unglaublich interessante, phantasievolle Lines zuwege bringen.
In dem Wort „Wirklichkeit“ steck als Wortstamm „wirken“. Da Musik auf jeden Menschen anders wirkt, hat auch da jeder seine eigen Wirklichkeit, und deshalb ist auch in der Musik alles, „wirklich“ alles kontrovers.
Eure Daniela
bin schon lange im Forum, aber hier in der Streicherabteilung fast nur stumme Mitleserin. Es freut mich, dass es so viele gibt, die sich nach wie vor die Mühe machen, ein Streichinstrument zu spielen. Warum ich nicht selbst schreibe? Ich habe einfach Hemmungen, mir hier den Profi raushängen zu lassen und eventuell überheblich rüber zu kommen.
Um professionell Musik machen zu dürfen, dazu muss man sehr viel Glück im Leben haben. Meine musikalische Begabung bekam ich geschenkt; die ist faktisch da, seit meiner Geburt. Zudem hatte ich das große Glück, immer wieder auf Menschen und Lehrer zu stoßen, die mich gefördert und unterstützt haben.
Musik ist mein Leben, seit ich denken kann. Angefangen hat es mit einem alten Klavier, das Krieg und Bombenanfgriff überlebt hatte und bei uns zu Hause herumstand. Darauf habe ich als kleines Kind so lange herum probiert, bis ich einfache Lieder spielen konnte. Von meinen Eltern bekam ich ein gebrauchtes kleines Akkordeon geschenkt. Ich war begeistert. Mit den Knöpfen links konnte man die Melodie wunderbar begleiten. Mein Vater spielte Klarinette in einer kleinen Band. Damals nannte man das noch Kapelle. Sie waren zu viert. Akkordeon, Klarinette, Bass und Schlagzeug. Wenn sie bei uns zuhause geprobt haben, durfte ich mit dem kleinen Akkordeon mitspielen. Noten lesen konnte von denen keiner. Sie haben sich die Stücke von Schallplatte oder Tonband herunter gehört und nachgespielt. Für mich waren sie die Größten und im Grunde genommen meine ersten musikalischen Vorbilder.
Mit etwa sieben Jahren durfte ich Akkordeonstunden nehmen. Zwei Jahre später kauften meine Eltern ein besseres Klavier (das alte klang schrecklich und konnte nicht mehr repariert werden) und ich bekam Klavierunterricht.
Auch wenn mein Vater selber hauptsächlich Schlager und Volksmusik spielte, so hörten meine Eltern zuhause hauptsächlich klassische Musik. Im Plattenschrank der Eltern fand ich eine Aufnahme, Mendelsohn-Violinkonzert mit Yehudi Menuhin, Furtwängler und den Berliner Philharmonikern. Ich war damals etwa elf Jahre alt und so begeistert von dieser Musik, dass ich mir vornahm Geige zu lernen. Hauptsächlich um dieses Konzert zu spielen. Selbstverständlich genauso wie ich es von der Platte kannte. Natürlich war keine Geige da und von Seiten meiner Eltern kein großes Verständnis für meinen Wunsch, da ich ja bereits Klavier spielen durfte. Im Gymnasium, in das ich ging, wurde aber Geige als Gruppenunterricht angeboten und es wurden Leihgeigen zu Verfügung gestellt. Was für ein Glück!
Der Geigenlehrer, den ich dann am Gymnasium bekam, erkannte sehr bald mein Talent und gab mir Einzelunterricht ohne dafür extra Geld zu verlangen. Vom ersten Tag an, an dem ich eine Geige in die Finger bekam, war ich wie besessen von diesem Instrument. Ich meine, ich habe süchtig gespielt, wie heute manch Jugendlicher am Computer. Effektiv geübt habe ich vielleicht eine 3/4 Stunde maximal. Danach habe ich auf dem Instrument stundenlang alles mögliche ausprobiert, Stücke versucht, die eigentlich viel zu schwer für mich waren.
Mein Geigenlehrer vom Gymnasium stellte mich bereits nach einem halben Jahr Unterricht einem Kollegen vor, der am Konservatorium unterrichtete und als Lehrer eine anerkannte Persönlichkeit war. Der übernahm mich als Gaststudentin in seine Klasse. Die Schule habe ich nach der mittleren Reife geschmissen und konnte so bereits mit siebzehn Jahren ein Vollstudium beginnen. Mit Instrumentalmusik geht das.
Außerdem durfte ich Klavier als zweites Hauptfach belegen. (Hatte nie damit aufgehört Klavier zu spielen)
Mit 21 Jahren gewann ich ein Probespiel in einem Spitzenorchester in dem ich heute noch spiele. Als großes Glück empfinde ich auch, dass ich in einem Opern und Konzertorchester gelandet bin. Da kommt jahrzehntelang keine Langeweile auf. Manche Opern (Wagner, Richard Strauss) sind technisch so anspruchsvoll, dass man die immer wieder übern muss.
Mein Interesse an Musik ist umfassend. In den letzten Jahren, habe ich mich intensiv mit Jazz beschäftigt. Da kommen mir meine Fähigkeiten auf dem Klavier wieder zugute. Außerdem schreibe ich oft Bearbeitungen und Arrangements. Ursprünglich hatte ich mich bereits vor einigen Jahren im Forum angemeldet, weil mich die Abteilung Musiktheorie und Arrangement interessiert hat.
Jetzt komme ich zum Punkt! Ohne Musikbegeisterte, ohne Laienmusiker, ohne Interessierte, wären wir Profis nichts. Mich interessiert deshalb sehr, wie Ihr über Musik denkt, was für Probleme es machen kann Geige zu spielen, wenn man im Erwachsenenalter damit beginnt, welche Erfahrung Ihr mit Euren Lehrern habt und auch wie und welche Musik Ihr hört. Da ich selbst unterrichte, kann ich von Euch viel lernen.
Außerdem: Berufsmusiker spielen immer für ihr Publikum. Dessen bin ich mir jeden Abend bewusst. Unser Publikum sind Liebhaber und oft begeisterte Laienmusiker. Für mich gibt es keine unwichtigen Vorstellungen oder Konzerte.
Wenn ich hier schreibe, möchte ich weder absolute Wahrheiten absondern, noch Werbung machen für meine Art zu spielen oder zu unterrichten. Es gibt z.B. Folk und Bluegrass Fiddler, die legen die Geige auf dem Oberarm ab und spielen hervorragend. Das ist eine andere Art von Musik, die ich so nicht nachspielen kann, egal wie ich die Geige halte. Im Jazz gibt es Musiker, die faktisch nie technisch komplizierte Abläufe produzieren, aber unglaublich interessante, phantasievolle Lines zuwege bringen.
In dem Wort „Wirklichkeit“ steck als Wortstamm „wirken“. Da Musik auf jeden Menschen anders wirkt, hat auch da jeder seine eigen Wirklichkeit, und deshalb ist auch in der Musik alles, „wirklich“ alles kontrovers.
Eure Daniela
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