Sind diese Chöre auch weiter bekannt und werden sie genauso gefördert, wie die Jungenchöre?
Ich kenne die Regensburger Domspatzen, die Wiener Sängerknaben und den Tölzer Knabenchor. Denen kommt man fast nicht aus, egal wie, man stolpert drüber. Mädchenchöre aus diesen Regionen? Wüsste ich nichts, ergo, sie haben wohl nicht die Publicity.
Den Berliner Domchor kannte ich zugegebenermaßen auch nicht, insofern könnte ich einen blinden Fleck haben. Aber seltsam finde ich es schon, dass es einige wirklich bekannte Knabenchöre gibt, die Mädchenchöre aber anscheinend dann doch eher ein Schattendasein fristen.
Die Knabenchöre haben nun mal einen jahrzehntelangen, wenn nicht sogar einen jahrhundertelangen ´Vorsprung´. So viele Knabenchöre gibt es im übrigen gar nicht und die hier immer wieder genannten renommierten sind schon fast alle, also nicht einmal die Spitze eines Eisbergs, denn einen breiten ´Unterbau´ im Sinne einer größeren Verbreitung hat die Besetzung "Knabenchor" gar nicht.
Mädchenchöre sind mir hingegen schön öfter begegnet, auch und gerade in der ´Provinz´, vor allem aber Chöre mit deutlich größerem Mädchen- als Jungen-Anteil, weil es halt mehr an Chorsingen interessierte Mädchen als Jungen gibt (wohl aber auch wegen den unvermeidlichen Stimmbruchs bei Jungen, der zumindest zeitweise zum Aussetzen im Chor zwingt.).
Die genauen finanziellen Hintergründe des Berliner Mädchenchors kenne ich nicht. Auf der Homepage wird auf einen eigenen Förderverein verwiesen und deshalb gehe ich davon aus, dass der Chor ganz bestimmt auch Fördergelder bekommt, denn es ist die originäre Aufgabe solcher Fördervereine, eben solche Fördergelder aufzutreiben und zu verwalten. Für die auf der Homepage erwähnten Projekte, Reisen und möglicherweise auch für die CD-Produktionen sind sicher Fördergelder geflossen.
Die auf der Homepage beschriebene Chorschule spricht diesbezüglich auch für sich.
Um den Mädchenchören aus dem völlig unbegründeten und unfairen Schattendasein zu helfen hat sich ja sicher das "Netzwerk Mädchenchöre" gegründet.
Es tut sich also etwas und mit ein wenig Geduld wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis diese hervorragenden Mädchenchöre ein ebenso großes öffentliches Renommee haben wie die alteingesessenen Knabenchöre. Bei genauem Hinsehen und vor allem Hinhören finde ich nach meinem kurzen durch diesen Thread ausgelösten Streifzug durch die Welt der Knaben- und Mädchenchöre eigentlich schon keine rechte Unverhältnismäßigkeit mehr außer der öffentlichen Wahrnehmung.
Und es gibt genug "Bildungsbürger", die nur SATB (+Sinfonie- oder Barockorchester) als wahre Chormusik anerkennen, alles andere ist für sie Notbehelf. DAS finde ich wirklich diskrimierend!
Ich würde das mangelhafte, mindestens oberflächliche Bildung nennen. Ein sehr verbreitetes Phänomen, dass aber wegen dieser mangelnder Kenntnistiefe, Differenziertheit und oft erschreckender Oberflächlichkeit, die über banale und stumpfe Allgemeinplätze meistens nicht hinaus kommt, schnell diskriminierend wirken kann.