Ich hoffe, Ihr habt ein bisschen Verständnis für mich.
Wenn du diesen Thread gelesen hast, dann weißt du auch, dass die meisten hier genau wie du der Meinung sind, dass es Quatsch ist, ein Mädchen in einen Knabenchor zu klagen. Insofern: Ja, dafür kannst du mit Verständnis rechnen. Zumindest mit meinem.
Und natürlich hast du völlig recht, dass es schwerwiegendere Tragödien im Leben gibt, als ein Mädchen, dem der Zugang zu einer gleichwertigen Chorausbildung wie einem Jungen verwehrt bleibt. Ich denke, da wird niemand widersprechen. Aber du vergleichst halt Äpfel mit Birnen: Persönliche Trauer, den Verlust von geliebten Angehörigen oder der beruflichen Existenz als moralische Referenz für die Legitimität einer Klage anzuführen, ist ziemlich weit über's Ziel hinausgeschossen und auch nicht im Sinne unseres Rechtssystems – und das ist ausnahmsweise mal gut so. Zugegeben: Es gibt sicher etliche irrwitzige Fälle, die die Steuerkasse unverhältnismäßig belasten. Da diese Klage aber zu einer öffentlichen Diskussion geführt hat, die eventuell sogar einen Anreiz zum Bruch einer 1000jährigen Tradition bei den Domspatzen geliefert hat, ist sie eben nicht mehr nur irgendein privater "Aufriss" einer ehrgeizigen Helicopter-Mutter, sondern hat durchaus Bedeutung auch für andere Menschen.
die Hintergründe der auftretenden Personen nicht bekannt sind.
Die sind in den meisten Fällen auch gar nicht notwendig, da Persönliches oft ziemlich irrelevant ist und den neutralen Blick trübt. Es ist schön, zu erfahren, dass dein Arbeitgeber die 50%-Frauenquote (über)erfüllt. Aber es ist eben nur Zufall und nicht der Regelfall, sonst gäbe es ja gar keine Quotenfrage. Was also trägt diese Information zur Erklärung bei? Es ist interessant, dass dir schon mal eine überengagierte Person mit "flammendem Blick" begegnet ist, die irgendwelche Klischees auch optisch erfüllt hat, aber warum sollte dieses Erlebnis irgendeine erläuternde Bedeutung haben? Im Umkehrschluss sogar ungeprüft von der Optik auf den Inhalt zu schließen, führt dagegen ziemlich schnell auf's Glatteis, wie man sieht.
Insofern wäre mein Tipp: Nicht nur Überschriften und Fotos ansehen, die deine Einschätzungen bestätigen. Sondern ruhig auch mal lesen, was darunter steht und sich ein detailierteres Bild machen.