Unterschied C-Dur und A-Moll?

  • Ersteller Roki1954
  • Erstellt am
Ich habe mir um das "Streitthema" parallele Dur- und Molltonarten auch schon öfter meine Gedanken gemacht... zu meinem Hintergrund: Ich habe Musik auf Lehramt studiert, habe aber keine klassische Ausbildung und komme aus der Bandpraxis.

Ich möchte die Behauptung aufstellen, dass es genreabhängig ist, ob Tonmaterial und Tonart identisch sind oder nicht. Und auch, ob ein Akkord wie E-Dur wie im Beispiel dieses Threads dann bestimmen, um welche Tonart es sich handelt, oder nicht.

Eine Anekdote: Ich habe mich einmal mit zwei Dozenten über genau dieses Thema unterhalten. Meine Äußerung war ähnlich wie die von Tremar. Der eine Dozent meinte: "Ob ein Stück in Dur oder Moll ist, ist eine rein statistische Frage." Daraufhin schaute ihn der andere an und sagte eher leise, aber sehr überzeugt: "Das würde ich so nicht sagen." Die beiden tauschten vielsagende Blicke aus und einigten sich darauf, das Thema auf später zu vertagen. :D

Im Beispiel von "Hit the Road Jack" bin ich auch absolut der Meinung, dass es widersinnig wäre, von der Tonart C-Dur zu sprechen. Bei aktueller Popmusik würde ich aber sehr wohl behaupten, dass es Beispiele gibt, in denen es nicht mal einen Sinn ergibt, zwischen ionisch oder äolisch unterscheiden zu wollen. Was, wenn meinetwegen die Strophe als tonales Zentrum den Ton hat, der auf A-Moll hindeuten würde, der Chorus aber C-Dur? Da von Modulation zu sprechen, will mir nicht in den Kopf. Die Denkweise, die ich dahinter sehe, und die in meiner Musikpraxis auch am relevantesten ist, ist: Ich entscheide mich für einen Satz an Noten, der in dem Lied vorkommt. In dem einen Teil nehme ich mir die und die Noten heraus und bilde daraus Akkorde, und im nächsten Teil die und die Noten für (teilweise) andere Akkorde." Und dann kommen hin- und wieder tonartfremde Akkorde dazu. Die sind dann aber eher als Anomalien zu sehen und das zeigt sich in der Regel auch daran, dass die Gesangsmelodie im Rest des Liedes keine tonartfremden Töne aufweist.

Ich bin gespannt darauf, was ihr darüber denkt. Von mir aus kann man das auch gerne in einen neuen Thread auslagern.
 
Ein Stück kann selbstverständlich in einer Tonart stehen und ein Formteil darin in einer anderen Tonart, das ändert nichts an der Tonartbezeichnung für das Stück.
Halb- und Ganztonrückungen sind in der Popmusik beim Refrain oder dem Schlussteil geradezu Standardverfahren.
Beispiel vgl ca. 1:50'' vs 3:10'' youtube.com/watch?v=3JWTaaS7LdU
Wie man beim Komplettdurchgang hören kann, setzt das keine Modulation im Sinn der klassischen Harmonielehre voraus.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Und um noch ein weiteres Fass aufzumachen: dann gibt es noch Songs, die weder in Dur noch in Moll sind oder (wenn man Herrn Schrödinger Glauben schenkt), sowohl in Dur als auch in Moll sind.
 
in denen es nicht mal einen Sinn ergibt, zwischen ionisch oder äolisch unterscheiden zu wollen. Was, wenn meinetwegen die Strophe als tonales Zentrum den Ton hat, der auf A-Moll hindeuten würde, der Chorus aber C-Dur?

Ein Song, oder von mir aus auch nur ein Song-TEIL, hat einen GRUNDTON. Dieser bestimmt den Rest der Analyse, dieser bestimmt im weitesten Sinn, ob es (C-)Dur oder (A-)Moll ist, was die analysierte Passage betrifft.
WIE GROSS jetzt diese Songteile werden können, ist ja erstmal unerheblich.
Sind sie relativ klein, hat man es also mit rasch wechselnden tonalen Zentren (zwischen den Paralleltonarten) zu tun, dann pendelt der Song halt zwischen diesen beiden eng verwandten Tonarten hin und her. So what ?

Thomas
 
Ich finde, dass genau solche Threads wie dieser hier gute Beispiele dafür sind, wie sinnvoll es ist, dass man sich als Musizierender mindestens mit den "basics" der Musiktheorie beschäftigt.
Musizieren gehört auf jeden Fall mit zu den Tätigkeiten, die man weitgehend ohne jegliche Kenntnisse der theoretischen Hintergründe bis zu einem verblüffend hohem Niveau praktizieren kann, und selbst die umfangreichsten Kenntnisse in Theorie ersetzen nicht einmal ansatzweise die unerlässliche musikalische Intuition und das musikalische Einfühlungsvermögen.

Tatsächlich sind auch viele Profimusiker nur mit den maximal etwas erweiterten "basics" der Theorie vertraut, zumindest in der "Klassik", jedenfalls meiner Erfahrung nach. Bei Kirchenmusikern, aber vor allem Jazzmusikern habe ich das aber schon wieder ganz anders erlebt. Diejenigen, mit denen ich zu tun hatte, hatten alle sehr tiefe Kenntnisse der Theorie, das gilt auch für die (professionellen) Pop-Musiker, die ich kenne.
Bei den ganz "großen" Interpreten darf man ohnehin stets sehr tief gehendes Wissen auch in der Theorie voraussetzen.

Es geht dabei ja nicht nur um die Kenntnis und das Verständnis von Zusammenhängen und dem "Funktionieren" von Musik im weitesten Sinne, sondern vor allem auch um eine möglichste reibungslose und ´störungsfreie´ Kommunikation der Musiker untereinander, seien es Amateure oder Profis.
Wenn man schon die Begriffe wie C-Dur, A-Moll, Tonika, Subdominante, Dominante, usw. gebraucht, dann sollte man mindestens auf dem grundlegenden Level wissen, was damit gemeint ist.
Sonst reden die Beteiligten aneinander vorbei und wertvolle Probenzeit geht dann mit oft kleinkarierten Diskussionen verloren, für die Stimmung in der Band/im Ensemble ist das meistens auch nicht förderlich.

Wenn ich im Lokal einen Rotwein bestelle und der Kellner mir dann einen Weißwein oder einen Rosé bringt, dann wird mich dessen Einlassung "Das ist doch alles Wein und jeder davon hat genau 11,5% Alkohol und der Preis ist auch gleich" auch nicht wirklich zufrieden stellen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Und um noch ein weiteres Fass aufzumachen: dann gibt es noch Songs, die weder in Dur noch in Moll sind oder (wenn man Herrn Schrödinger Glauben schenkt), sowohl in Dur als auch in Moll sind.
Katzenmusik? :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich finde, dass genau solche Threads wie dieser hier gute Beispiele dafür sind, wie sinnvoll es ist, dass man sich als Musizierender mindestens mit den "basics" der Musiktheorie beschäftigt.
Musizieren gehört auf jeden Fall mit zu den Tätigkeiten, die man weitgehend ohne jegliche Kenntnisse der theoretischen Hintergründe bis zu einem verblüffend hohem Niveau praktizieren kann, und selbst die umfangreichsten Kenntnisse in Theorie ersetzen nicht einmal ansatzweise die unerlässliche musikalische Intuition und das musikalische Einfühlungsvermögen.

Tatsächlich sind auch viele Profimusiker nur mit den maximal etwas erweiterten "basics" der Theorie vertraut, zumindest in der "Klassik", jedenfalls meiner Erfahrung nach. Bei Kirchenmusikern, aber vor allem Jazzmusikern habe ich das aber schon wieder ganz anders erlebt. Diejenigen, mit denen ich zu tun hatte, hatten alle sehr tiefe Kenntnisse der Theorie, das gilt auch für die (professionellen) Pop-Musiker, die ich kenne.
Bei den ganz "großen" Interpreten darf man ohnehin stets sehr tief gehendes Wissen auch in der Theorie voraussetzen.

Es geht dabei ja nicht nur um die Kenntnis und das Verständnis von Zusammenhängen und dem "Funktionieren" von Musik im weitesten Sinne, sondern vor allem auch um eine möglichste reibungslose und ´störungsfreie´ Kommunikation der Musiker untereinander, seien es Amateure oder Profis.
Wenn man schon die Begriffe wie C-Dur, A-Moll, Tonika, Subdominante, Dominante, usw. gebraucht, dann sollte man mindestens auf dem grundlegenden Level wissen, was damit gemeint ist.
Sonst reden die Beteiligten aneinander vorbei und wertvolle Probenzeit geht dann mit oft kleinkarierten Diskussionen verloren, für die Stimmung in der Band/im Ensemble ist das meistens auch nicht förderlich.

Wenn ich im Lokal einen Rotwein bestelle und der Kellner mir dann einen Weißwein oder einen Rosé bringt, dann wird mich dessen Einlassung "Das ist doch alles Wein und jeder davon hat genau 11,5% Alkohol und der Preis ist auch gleich" auch nicht wirklich zufrieden stellen.

Da fällt mir ein klassischer Bandwitz ein: Wie schafft man es, dass ein Gitarrist sehr leise oder gar nichts spielt? Man setzt ihm Noten vor...
 
dann gibt es noch Songs, die weder in Dur noch in Moll sind oder (wenn man Herrn Schrödinger Glauben schenkt), sowohl in Dur als auch in Moll sind.
D moll und D Dur :eek:




Ein Song, oder von mir aus auch nur ein Song-TEIL, hat einen GRUNDTON.
...
hat man es also mit rasch wechselnden tonalen Zentren (zwischen den Paralleltonarten) zu tun, dann pendelt der Song halt zwischen diesen beiden eng verwandten Tonarten hin und her. So what ?
ach so :)
 
Genau, "Norwegian wood" ist eine Weile klar in Dur, dann eine Weile klar in Moll.
Zwischendrin kommt jeweils ein Schnitt und es wechselt. Klassische A- und B-Teile.

Dagegen gibt's ab und an Songs, die zwar einen klaren Grundton haben, aber keinen klaren Tonvorrat. Vermutlich meinte @Piano1071 eher sowas.

Alanis Morissette - "Uninvited" gehört für mich dazu.
Große Terz, aber kleine Sexte in der Melodie. Und gegen später kommen große Sexten, kleine Sekunden und kleine Terzen vorbei (bei den Geigen). Da gehört genau diese Unschärfe zur Atmosphäre.



Oder INXS - "Need You Tonight"
Melodie hat die kleine Terz, in der Begleitung reibt sich recht konsequent die große Terz.

 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Genau, "Norwegian wood" ist eine Weile klar in Dur, dann eine Weile klar in Moll.
Zwischendrin kommt jeweils ein Schnitt und es wechselt. Klassische A- und B-Teile.

Dagegen gibt's ab und an Songs, die zwar einen klaren Grundton haben, aber keinen klaren Tonvorrat. Vermutlich meinte @Piano1071 eher sowas.

Alanis Morissette - "Uninvited" gehört für mich dazu.
Große Terz, aber kleine Sexte in der Melodie. Und gegen später kommen große Sexten, kleine Sekunden und kleine Terzen vorbei (bei den Geigen). Da gehört genau diese Unschärfe zur Atmosphäre.



Oder INXS - "Need You Tonight"
Melodie hat die kleine Terz, in der Begleitung reibt sich recht konsequent die große Terz.


Genau! Der Klassiker: Puple Haze von JH... Dafür wurde der Kreuz9er erfunden..
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben