Jetzt geht dieser Thread schon etwas länger als ein Jahr. Zeit also, ein kleines Fazit zu ziehen. Dank eurer Hilfe bin ich meinen Zielen ein wenig näher gekommen. Ich finde mich auf dem C-Griff-Konverter ganz gut zurecht, kann irgendwelche Melodien, die mir in den Sinn kommen, dort ohne Noten wiedergeben und die ersten Bachstücke spielen, was ja mein Ziel war.
Die Methode in diesem Thread hat also funktioniert und ich glaube, dass sie bei den meisten von uns funktionieren dürfte - etwas Experimentierfreude und Wille vorausgesetzt natürlich. Selbstverständlich musste ich im Laufe dieses Threads ein paar Kleinigkeiten ergänzen, die man vielleicht vorher hätte unterbringen müssen - aber es gab ja Expertenhilfe, die uns über das ein oder andere Hindernis hinweg getragen hat.
Danke vor allem an
@Klangbutter,
@Monteverdi,
@chnöpfleri,
@maxito,
@polifonico,
@lil,
@grollimolli,
@musicalfever4,
@Frager,
@Umsteiger,
@morino47,
@da Juchitza,
@Malineck und
@klangtaucher für eure Hinweise, Rückmeldungen und ermunternden Worte.
Mein
Alter hat natürlich Konsequenzen. Es dauert länger, bis ein Stück so sitzt, dass ich es ohne Fehler auswendig vorspielen kann.:-( Eigentlich geht das bei dem Repertoire oben bislang nur bei den Menuetten von James Hook und Johann Krieger, beim Menuett in G-Dur von Christian Petzold, das man im Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach findet und bei meinem eigenen "Italienischen Intermezzo". Das restliche, teilweise natürlich um einiges schwerere Material geht manchmal, manchmal mit wenig Fehlern oder mit viel Fehlern - ein Muster kann ich dabei nicht erkennen. Gelernt habe ich, etwas mehr Geduld zu haben und zwischendrin immer mal etwas Einfacheres dazwischen zu schieben - das stärkt die Motivation. Vielleicht werde ich das ein oder andere auch hier noch posten, vielleicht machte das dem ein oder anderen hier eine Freude.
Beim Akkordeontreffen habe ich gemerkt, dass ich mit dem Konverter in die
Glenn Gould-Falle getappt bin und nun MEINEN Klavierhocker brauche, um die Töne zu treffen. Upps. Ich werde also künftig zwischen meinen Sitzgelegenheiten zuhause fleißig wechseln, bis dieses Phänomen wieder verschwindet. Interessant, dass ich damit beim Standardbass nicht zu kämpfen habe. Was mich dann zur Frage führt, ob sich jemand außer mir noch in dieser Glenn Gould-Falle befindet. Wie sieht es hier bei euch aus?
Gemerkt habe ich auch, dass ich zurzeit nur mit einem Konverter-Modell wegen der Bässe nicht zurecht komme. Das haben wir ja schon andernorts diskutiert. Das liegt an der Bass-Seite des Konverters, die meines Erachtens für das MII zu wenig Möglichkeiten bietet.
Mein
Instrumentenpark lässt sich also maximal bis auf zwei Instrumente reduzieren. Schade, aber auch eine Erkenntnis.
Eine Riesenfreude macht es mir,
Repertoire für den Konverter zu sichten und
Fingersätze auszuknobeln. Das hätte ich mir so gar nicht gedacht. Früher fand ich das eher lästig. Spielen machte viel mehr Spaß. Inzwischen finde ich, dass man mit Fingersätzen schon zu einer Interpretation beitragen kann und dass man sich mit einem gescheiten Fingersatz ordentlich Arbeit ersparen kann. Einmal bin ich in diesem Kurs zu schnell über ein Stück hinweg gegangen. Ich habe es jedesmal mit einem anderen Fingersatz gespielt - und siehe da: Es dauerte länger, bis sich das Stück im Hirn verankert hat und widersetzt sich bis heute mit Fehlern. Also: Lieber erst vorher mal überlegen.
Das Wichtigste spielt sich allerdings im
Gehirn ab: Ich merke, dass plötzlich parallel so einiges möglich ist, was vor einem Jahr nicht der Fall war. Stelle ich mir ein zu einem Stück ein Bild oder eine Szene vor, wirkt sie sich auf die Interpretation des Stücks aus. Das Tempo stabilisiert sich, es entsteht eine Stimmung. Ich kann mehr als zwei polyphone Melodielinien verfolgen, auf die Gestaltung achten und einen Spannungsbogen erzeugen. Faszinierend. Und irgendwie auch abgedreht. Dass ich mit solchen Erfahrungen aber nicht allein bin, machte mir ein Buch klar, das ich vor Kurzem las - Anna Goldsworthy, Piano Lessons beschreibt ähnliche Erfahrungen. Auch die Diskussion über die Aria und die Spieluhr weist vielleicht in diese Richtung. Interessanterweise werde ich sensibler für die Wahl meiner Stücke: Manchmal sagt meine Intention "Nein" zu einem Stück, das mein Wille eigentlich erwählt hat. Ich nehme das ernst. Es hat sich bewährt, auf die kleinen musikalischen Winke des Unbewussten zu achten und fühlt sich gut an.
So jetzt aber genug. Ich werde demnächst versuchen, meine Keksdose zu öffnen und euch den Dank auf diese Weise - wenn auch nur virtuell - zukommen zu lassen. Merci bien.