Von meiner solo Künstler und Komponisten Perspektive geht es nicht darum 8 saiten zu spielen in jedem song zu benutzen oder in jedem riff einzubauen (minimalistic anyone?), sondern eher ein besonderes Instrument in der Hand zu halten das mich aus der Komfortzone eines 6 saitigen Standard Instrument bringt.
Exakt! Wobei ich den 6-Saiter mittlerweile als jahrelanger 7-Saiter-Spieler nicht mehr als "Komfortzone" betrachte, sondern meist einfach nur als "beschränkend". Wenn man mir einen 6-String in die Hand drückt, ist es entweder eine Akustikgitarre, darauf spielt man ja sowieso anderes Zeug, oder aber ich benutze das Teil nur zum Solo-Üben oder für handelsüblichen Rock-Kram.
Bei Metal auf einem 6-Saiter erlebe ich es leider allzu oft, dass einfach nur ständig in der tiefsten Tonart gespielt wird, die das Instrument gerade hergibt - sei das E-Moll für Standard-Tuning, D-Moll für Drop D / Ganzton runter oder C-Moll für Drop C.
Ein 7-Saiter hingegen verleitet meiner Erfahrung nach bei weitem nicht so dazu. Tatsächlich spielt man immer noch gerne E-Moll, nur kann man jetzt auch die anderen Funktionen dieser Tonart tief belegen. C#-Moll is aber auch einladend, weil das gut mit der tiefen Dominantparallele passt. D- und Eb-Moll sind ebenso naheliegend, für Sachen in C-Moll greife ich mittlerweile jedoch meist zu meiner zweiten 7-String, die einen Halbton runter gestimmt ist. Damit hat diese Metal-Klassiker-Tonart dann dieselben Vorzüge wie C#-Moll im Standard-Tuning.
Tatsächlich finde ich die Frage "nicht oder Halbton runter gestimmt" am interessantesten, weil es die Frage, in welchen Tonarten man gängigerweise spielt, stark beeinflusst. Bands, die einen Ganzton runter stimmen, landen durch diese "gerade" Verscheibung meist wieder in denselben Tonarten wie Standard-Tuner, nur dass D-Moll eben jetzt tief erklingt und der Gesamtsound etwas düsterer ist.
Habe nun vor einigen Tagen meinen 8-Saiter bestellt; gleiche Serie wie mein runter gestimmter 7-String. Hauptsächlich, um mit einem tiefen A spielen zu können, da mein Standard-7-Saiter mit seinen 009er-Seiten nicht wirklich fürs Runterstimmen gemacht ist und ich generell kein Freund von Drop-auf-Quinte-Tunings bin, weil sie die Gitarre aus dem Verhältnis bringen und imho noch mehr zur "Verdummung" führen, dass man alles nur noch in dieser einen Tonart spielt.
Der Hauptgrund, warum viele skeptisch gegenüber 8-Saitern sind, ist mMn der, dass viele, die sie vorführen, damit Sch*ße bauen. Wer sich so ein Teil nimmt, sich hinsetzt und einen tiefen F#-Powerchord herausfurzt, hat wohl noch nie etwas von der Obertonreihe und von Interferenzen gehört.
Dort unten muss man vorwiegend mit Oktaven arbeiten, wie slappende Bassisten es auch tun würden. Setzt euch mal an ein Klavier und spielt root-fifth-octave in der tiefstmöglichen Lage. Von der theoretischen Harmonielehre allein her müsste es ja passen. Klingt aber in der Praxis trotzdem nicht doll, oder?
Und bezüglich der Griffbrettbreite, die vielen so suspekt ist: Wenn man "korrekt" spielt, d.h. mit dem Daumen hinterm Griffbrett, ist die Breite ziemlich egal...
Beim Benden geht er natürlich meistens von oben über den Hals, das empfand ich aber auch noch nie als Problem. Beim Solospielen denke ich sowieso meist mehr "von oben", also von der hohen E-Saite aus. Da ist es dann egal, wie viele tiefe Saiten unten noch dran hängen, das beeinträchtigt meine Orientierung nicht.