Wenn sie so sehr der Schwerpunkt auf leicht, schnell und in kurzer Zeit legt, dann hat sie vermutlich auch begrenzt oder gar keine Lust, sich mit Theorie auseinandersetzen.
Das eine bedingt nicht zwangsläufig das andere.
Trotzdem ist es ein zusätzlicher interessanter Aspekt zu überlegen, bei welchem Instrument man mit möglichst wenig Theorie die ersten (schnellen) Erfolge erzielen kann.
Das ist doch das, was ich meinte. Ich kann nur ausprobieren, wenn ich die Instrumente vor mir habe. Dafür brauche ich einen Laden, wo es die gibt.
Der lässt sich aber nicht so ohne weiteres finden. Also bleibt nur der Versuch, das ein oder andere Instrument auf virtuellem Wege etwas näher zu bringen.
Da ich die
Harpeleik als ein mögliches Begleitinstrument genannt habe, zu dem man schnell Zugang finden kann, will ich mal ganz konkret darstellen, wie das Spiel auf einer Harpeleik funktioniert bzw. funktionieren kann.
Die Systematik des Instruments
Die Besaitung des Instruments erfolgt in Akkordgruppen.
Quelle:
http://scenkonstmuseet.se/samlingar/instrument/
Die Anordnung der Akkorde folgt dem Quintenzirkel. Beispiel mit 10 Akkorden:
As Es B F C G D A E H
Quelle:
http://www.hopf-zithern.de/harpeleik.htm
Spieltechnik
Es sind drei
Grundtypen möglich, die jeweils auf unterschiedliche Weise verfeinert werden können.
1. mit einem Zitherring, Plektron oder Daumennagel von links nach rechts oder von rechts nach links über die Saitengruppen streichen oder einzelne Saiten zupfen
Diese Spieltechnik ist vor allem auf sehr breiten Akkordzithern (Akkorde + Melodiesaiten) üblich.
Hier zu sehen an einem sehr großen Instrument, das aussieht, als ob es aus mehreren Modulen auf einem Spieltisch zusammengestellt wurde. Kann aber auch genauso gut ein großer Resonanzkörper sein. Das habe ich noch nicht näher hinterfragt. Gut zu sehen: Die Akkorde können mit Hilfe von Hebeln von Dur auf Moll umgestellt werden; eine Möglichkeit des Dur/Moll-Wechsels, für die jeder Akkordzitherbauer eine andere Lösung anbietet;
https://www.youtube.com/watch?v=5rf3cHzct90
2. mit Zitherring, Plektron oder Daumennagel zu sich hin oder von sich weg über die Saitengruppen streichen oder einzelne Saiten zupfen
Die Beispiele zeigen unterschiedliche Grade der Verfeinerung. Oder anders ausgedrückt: man kann ganz einfach starten und sich dann mehr und mehr steigern.
Eine weitere Variante dieser Spieltechnik auf einer 5-Akkordzither mit Melodiespiel auf diatonischer Besaitung kombiniert.
oder auch:
https://www.youtube.com/watch?v=hyHd4rDUd5g
Man könnte bei diesem Beispiel die Melodie einem Mitspieler überlassen und sich ganz auf das Akkordspiel konzentrieren, das in diesem Fall lediglich aus dem einfachen Abstreichen der Akkorde besteht, die meiste Zeit schön gleichmäßig im Takt.
3. mit
Hackbrettschlägeln auf die Saitengruppen schlagen
Hier mit Stöckchen. Das funktioniert nicht besonders gut.
Was man noch draus machen kann:
https://www.youtube.com/watch?v=3zxveYLUZkQ
oder so:
https://www.youtube.com/watch?v=sSgbxULz4Jc
Grundwissen, das beim Einstieg das Leben erleichtert
- Takt/Metrum halten,
- Taktbetonung/Taktart erkennen
Praktischer Einstieg
1. Akkord oder Bass-Ton (>Bordun) auf der Taktbetonung spielen (mit verschiedenen Taktarten üben) (nach Belieben dazu singen; geeignete Melodien: Dreiklanglieder)
2. Wechselspiel mit 2 Akkorden (Tonika - Dominante); geeignete Melodien: einfache Volks- und Tanzweisen; einfache Pop-Songs;
3. Wechselspiel mit 3 Akkorden (Tonika - Dominante - Subdominante); geeignete Melodien: einfache Volks- und Tanzweisen; einfache Pop-Songs;
Quellen: Liederhefte mit Akkordbezeichnungen
Mit Anleitung durch einen Lehrer, der das passende Lehrmaterial bereit hält, kann man diese ersten Lernschritte in einer Unterrichtseinheit bewältigen. Voraussetzung dafür ist, dass man mit der Feinmotorik keine Probleme hat und den Takt halten kann.
Autodidaktischer Einstieg
Will man autodidaktisch arbeiten, muss man folgende Aufgaben des Lehrers selbst erledigen:
- Melodien sammeln, die
- für Bordunbegleitung geeignet sind
- die mit 2 Akkorden (Tonika, Dominante) begleitet werden können
- die mit 3 Akkorden (Tonika, Dominante, Subdominante) begleitet werden können
Musiktheoretisches Verständnis erarbeiten (Harmonielehre)
Wenn man die Akkordbegleitung verstehen will, muss man lernen,
- wie man Tonarten erkennt
- was die wichtigsten Begleitakkorde für Dur-Melodien sind (Tonika, Dominante und Subdominante) sind
- in welcher Beziehung die im Quintenzirkel benachbarten Tonarten stehen
- was Moll-Parallelen sind
leicht / schwer ?
Harmonielehre ist bei jedem Instrument im Prinzip dasselbe.
Der Unterschied besteht darin, wie leicht/schwer die zusammengehörigen Akkorde auf dem jeweiligen Instrument zu finden sind.
Auf einer Harpeleik mit Akkorden in Quintfolge, liegen die zusammengehörigen Akkorde immer nebeneinander. Die Anordnung ist in jeder der begleitbaren Tonarten gleich:
Subdominante Tonika Dominante
Man braucht also nur die Tonart zu kennen und kann dann auf der Harpeleik die zugehörigen Stufenakkorde IV (Subdominante) und V (Dominante) ablesen:
C-Dur: F C G
F-Dur: B F C
G-Dur: C G D
usw.
Sobald man weiß, wie eine Melodie begleitet wird, kann man das Begleitschema ohne neue Griffe lernen zu müssen in jede der begleitbaren Tonarten transponieren. Welche und wieviele Tonarten begleitbar sind, hängt von der Anzahl der Akkorde ab, die auf der Harpeleik aufgezogen sind.
Diese Art der Begleitung stellt natürlich nur die einfachsten Bedürfnisse zufrieden. Je komplexer die Harmoniefolgen werden (sollen), um so mehr muss man daran arbeiten, um z.B. Zusatztöne (z.B. für Septim-Akkorde) oder Moll-Parallelen einzuflechten. Aber auch hier gilt: wenn man es einmal geschafft hat, das Prinzip einer noch so komplexen Akkordfolge zu verinnerlichen, lässt diese sich wiederum mit wenig Aufwand transponieren. Einzige Bedingung: die Harpeleik muss mit den notwendigen Akkorden besaitet sein. Und genau da ist das Problem.
Grenzen der Einsatzmöglichkeiten
Harpeleiks können zwar grundsätzlich beliebig groß gebaut werden, jedoch wird das Instrument mit jedem zusätzlichen Akkord größer und schwerer. Außerdem wird die Anzahl der zu stimmenden Saiten immer größer und jede Saite mehr macht (vereinfacht ausgedrückt) das Instrument teurer. Also muss man sich überlegen, wieviele Akkorde man denn nun tatsächlich braucht und dazu muss man sich überlegen, welche Musik man machen möchte.
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@Dora
Ich fasse mal zusammen, wie ich Deine Situation wahrnehme.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, klingt Dir das Melodiespiel auf der Blockflöte zu "leer". Als Beispiel dafür, was Du suchst, hast Du im Startpost ein Video gepostet, in dem man eine Melodie mit Gitarrenbegleitung hört. Die Melodie wird nacheinander von verschiedenen Instrumenten gespielt. Die Mandolinenversion gefällt Dir am besten. - So weit, so gut.
Da du nach einem leicht zu lernenden Saiteninstrument gefragt hast und das Melodiespiel Dein Kerninteresse zu sein schien, wurden Dir verschiedene Instrumente genannt, auf denen Melodien auf sehr unterschiedliche Weise gezupft werden können. Welche Spieltechnik leichter/schwerer zu lernen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Das könnte daran liegen, dass jeder eine individuelle Lernstrategie hat. Deine kennen wir nicht. Wir wissen aufgrund Deiner Zwischenbemerkungen lediglich, dass Du etwas suchst, das (überspitzt ausgedrückt) quasi von allein funktioniert. Da wird es dann schwierig. Und ich fragte mich dann aufgrund anderer Bemerkungen, ob Du wirklich nach einem Melodieinstrument suchst. ?
An einer Stelle stellst Du sinngemäß fest, dass Dir das Zusammenspiel mehrerer Flöten deutlich besser gefällt, als wenn Du allein spielst. Du schreibst sinngemäß, dass es dadurch voller klingt und dass es das sein könnte, was Dir möglicherweise beim einstimmigen Flötenspiel daheim fehlt.
Wenn Du nun Melodien auf einer Mandoline, einem Dulzimer oder was auch immer lernen würdest, würdest Du aber auch wieder Zuhause allein üben. Der Klang des Saiteninstruments ist zwar völlig anders, als der der Blockflöte, aber einstimmig ist es trotzdem. Und dann klingt es auch wieder "leer", weil die Begleitstimmen fehlen.
Was nun?
Ich denke, dass Du kein Melodieinstrument, sondern ein zu Deinen Flöten passendes Begleitinstrument und ein Aufnahmegerät benötigst. Damit hättest Du die Möglichkeit, Dir Deine Begleitung zu Deinen Flötenstücken selbst zu spielen. Ich habe so etwas schon ganz oft mit dem Clavinova gemacht, wenn mir das Solospiel auf der Blockflöte zu fad war und erlebt, wie die Stücke dann gleich ganz anders klingen und viel mehr Spaß machen.
Mit welchem Instrument Du am schnellsten zum ersehnten Erfolg kommst?
Vielleicht mit der Harpeleik.
Allerdings: Sobald Du in Deinen Musikstücken auf Akkorde triffst, die auf einer kleinen Harpeleik nicht zu finden sind, wirst Du vermutlich unzufrieden sein. Daher ist eine uneingeschränkte Empfehlung
nicht möglich.
Vielleicht schaust Du mal Deine Blockflötenhefte oder Liederbücher durch. In den Heften von Voss stehen zumindest teilweise Akkordbezeichnungen über der Melodie; in Liederbüchern zum Teil ebenfalls. Mit Hilfe dieser Noten kannst Du Dir einen Überblick darüber verschaffen, welche Akkorde häufig benötigt werden und dann schauen, ob die in der oben genannten Akkordreihe vertreten sind.
Der große Vorteil von Gitarre und Co ist, dass man darauf ganz viele Akkorde spielen kann, ohne einen halben "Schrank" durch die Gegend schleppen zu müssen. Aber es dauert halt etwas länger, bis man sich die "draufgeschafft" hat.
Saloppes Fazit
Entweder Kleiderschrank oder mehr üben oder mit wenig zufrieden sein.
Gruß
Lisa
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