Das seltsame dabei ist ja, daß wie ich es schon öfter erwähnte es mir manchmal morgens im Bett gelingt ein C6 oder D6 leist zu singen, sobald die Muskulatur im Hals aber richtig wach wird, wird sie zu fest dafür.
Wenn ich dann im Laufe des Tages versuche ein A5 zu singen merke ich, daß ich versuche den Ton rauszuquetschen und wenn er dann kommt, hört er sich unschön und gequält an. Wenn ich versuche ihn ohne Quetschen zu singen, kommt einfach nichts außer Luft, kein Ton.
Morgens sind die Stimmlippen oftmals geschwollen und steif, dann kann man alle möglichen Sachen machen, die mit der aufgewärmten Stimme nicht so einfach sind. Aber du singst trotzdem auch morgens mit Sicherheit kein C6 wie der Typ aus dem Video.
Diese Übung macht ja auch Spaß und ich kann dabei sicherlich sehr gut die Übergänge lernen und wie es sich anfühlt.
Genauso wie ich das C5 ja vor einigen Wochen nur randstimmig schaffte und dann mit Glissandos von C4 auf C5 in der Bruststimme bekann, und siehe da es klappte. Was daran aber noch viel wichtige war ist die Tatsache, daß ich dann wußte, wie sich das vollstimmige C5 anfühlt und auf einmal konnte ich auch von der Randstimme auf Vollstimme umschalten, was davor nicht klappte.
Wie gesagt es kommt dabei SEHR darauf an, wie du die Kopfstimme singst. Das reine "Umschalten" ist leicht, das wird im Grunde einfach nur durch "mehr Druck" gemacht. War deine Kopfstimme vorher unbalanciert (z.B. unvollständiger Stimmlippenschluss), wird es die Vollstimme danach auch sein. Da es sehr schwierig ist mit so viel Druck noch irgendwelche Feinheiten am Setup zu ändern heißt das, dass es viel einfacher ist erstmal die Kopfstimme richtig gut zu machen.
Pavarotti war auch deshalb so gut z.B., weil seine Verbindung der Register (und damit seine Randstimme) quasi perfekt war. Hier benutzt er z.B. eine ganze Menge Randstimme.
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Also mal im Ernst:
Warum will ein Tenor ein C6 oder D6 singen???
In welchen Stücken kommt das vor?
Bei uns im Chor fängt es im Tenor nach meinem Empfinden schon bei F4 oder FIS4 an, seltsam zu klingen.
Um die Muskeln zu trainieren, die die Stimmlippen dehnen. Die braucht er auch und vor allem für die hohe Vollstimme. Du siehst ja, dass Kaufmann beim Aufwärmen auch durchaus in diesen Bereich geht, weil es eben genau diese Muskeln aufwärmt ohne dabei gleich die Vollstimme hochzuballern. Im Bereich um F4 beginnt das Passaggio des Tenors. Den Bereich darüber zu entwickeln und schön klingend zu machen dauert eine ganze Weile. Für viele "Laien-Tenöre" ist deshalb bei G4 Schluss mit dem "Schöngesang".
Ich versuche es mal bildlich zu beschreiben: Stell dir die Stimmlippen vor wie eine Gitarren-Saite. Der Hauptmechanismus, der die Tonhöhe erhöht ist, diese Saite stärker zu spannen (so wie wenn man an den Stimmwirbeln dreht). Jetzt stell dir vor, dass es dafür zwei Muskeln gibt, die jeweils an einem Ende der Saite "ziehen" (oder stell dir eine Gitarre mit Stimmwirbeln an beiden Enden der Saite vor).
Es gibt jetzt natürlich mehrere Möglichkeiten einen bestimmten Ton zu spielen. Du kannst z.B. nur einen der beiden Stimmwirbel betätigen oder beide gleichzeitig. Der Nebeneffekt der beiden Stimmwirbel ist, dass der eine Stimmwirbel die "Masse" gleichzeitig vergrößert und der andere die "Masse" verringert, wenn an ihm gedreht wird.
Nur den Wirbel zu nutzen, der die Masse vergößert, ist beim Singen fast unmöglich, die Stimme macht dann direkt "dicht", weil die Masse größer wird als im "Ruhezustand". Für das Singen bleiben also nur die Optionen an dem Hebel zu drehen, der die Masse verringert oder an beiden gleichzeitig zu drehen.
Wenn man nur den Wirbel benutzt, der die Masse verringert, landet man im Falsett. Die Tonhöhe kann zwar sehr hoch steigen über diesen Wirbel aber der Klang ist sehr "dünn", weil die Masse so gering ist. D.h., wenn ein Tenor ein C6 im Falsett singt, dreht er diesen einen Wirbel quasi "auf Anschlag" und trainiert ihn damit.
Die zweite Option ist, beide Wirbel immer gleichzeitig zu drehen. Hier ist das Problem, dass die Masse dabei gleichbleibt und man dann viel Masse in die Höhe mitnimmt, was die Stimme ineffizient macht. Das ist im Grunde, was man beim intuitiven Rufen tut.
Der Schlüssel zum Erfolg ist, beide Muskelgruppen gleichzeitig zu benutzen, dabei aber immer den etwas stärker, der die Masse verringert. Dadurch erhöht sich der Ton und die Masse verringert sich gleichzeitig, also genau das, was man haben will. Das erzeugt im Grunde die "mixed voice". Der Wechsel von Voll- auf Randstimme in der mixed voice passiert an einem Punkt, an dem der Wirbel deutlich dominant wird, der die Masse verringert.
Bei dem Hin- und Herwechseln zwischen Voll- und Randstimme, v.a. wenn es schnell gemacht wird, ist die Tendenz i.d.R., dass man in der Randstimme eine hohe Aktivität der "Verschlanker" hat und dann die "Verdicker" dazuschaltet. Was typischerweise passiert ist, dass die Verdicker sofort in der Stärke hinzugenommen werden, in der sie gleich stark sind wie die Verschlanker, man landet also wieder im Belt bzw. der "hochgewuchteten Bruststimme".
Damit ein Wechsel in eine saubere Vollstimme funktioniert, müssen die Verschlanker "stark genug" sein, um ihre Dominanz aufrecht zu erhalten, auch dann wenn die Verdicker dazugeschaltet werden. Das erfordert nicht nur ein gewisses Training der Verschlanker, sondern auch eine ordentliche Portion Stütze. Die muss nämlich den Atemdruck reduzieren und die Verdicker daran hindern (die Verdicker sind an den Atemdruck gekoppelt), einen Belt zu verursachen. Wird die Stütze aber zu stark, wird die Masse zu gering. Dass klingt dann etwas gequält, weinerlich oder "stöhnend".
Du siehst also, dass diese "hohe Vollstimme" eine ganz schön delikate Angelegenheit ist und meistens braucht sie eine lange Ausbildung. Ein ständiges Hochbrüllen hilft nicht, um diese Stimme zu entwickeln. Dadurch wird man höchstens ein besserer Shouter.
Der Ansatz ist nun also der, die Verschlanker möglichst stark zu aktivieren und dann erstmal nur ganz leicht die Verdicker dazuzuschalten. Genau das erzeugt die Kopfstimme oder die Koordination, die häufig "headmix" genannt wird. Also eine Randstimme mit vollem Stimmlippenschluss und Aktivität der Verdicker. Und der beste Weg, um eine möglichst hohe Aktivierung der Verschlanker zu erreichen ist, möglichst hoch im Falsett zu singen. Natürlich erfordert auch das wieder eine ausreichende Stütze und einen guten Stimmlippenschluss, man trainiert also zudem auch die absoluten Grundlagen gleich mit.