Wenn man die völlig herausgelöst aus dem Rest seines Postings betrachtet, ja.
Aber eigentlich stand sie ja durchaus in einem Kontext mit der Uneindeutigkeit der Einteilung seines GL.
Und auch rein wissenschaftlich stimme ich Dir eben nicht zu.
Ja, ich hatte das jetzt relativ losgelöst gesehen. Welche wissenschaftliche Definition kennst du denn noch für die Resonanzregister? Ich kenne eben nur diese eine für die Resonanzregister. Meistens werden die Begriffe inzwischen auf Larynx-Funktionen abgebildet (und eben nicht mehr auf Resonanz) um eine Vereinbarkeit mit dem Contemporary-Gesang zu schaffen.
Dass die Modi M0, M1, M2 und M3 überholt wären, muss mir entgangen sein. Und weiten Teilen der Stimmforschung anscheinend auch.
Überholt würde ich nicht sagen, aber sie sind nach wie vor nicht eindeutig voneinander abzugrenzen. Die Sache ist relativ klar bei einem "Bruch" oder "harten Wechsel" zwischen den beiden. Selbst bei einem Moduswechsel, bei dem der Übergang nur "akustisch verschleiert" wird, wie etwa bei weiblichen Klassikern oder Countertenören, ist der Übergang noch recht gut messbar durch einen leichten Sprung der Schlussrate und der Frequenz. Wenn aber der Modus gleichbleibt (d.h. insbesondere die Schlussrate bzw. kein Versteifen des Vokalismuskels zur Höhe hin) bewegt man sich im Dunkeln, wo genau der Übergang ist.
Ingo Titze definiert "mixed voice" so, dass in etwa der halbe Vokalis-Muskel an der Schwingung beteiligt ist. Im Prinzip müsste man sagen, dass das noch Vollstimme ist. Das Problem ist aber, dass der Vokalismuskel eben auch z.B. zu 5% noch mitschwingen kann. Mit einer solchen Koordination kann man extrem hoch singen. Ist das dann Voll- oder Randstimme? Die Maßgröße dafür ist die "Schwingungstiefe" oder vertikale Adduktion der Stimmlippen. Die Forschungen in diesem Bereich sind zumindest soweit ich weiß im Moment der "aktuelle Stand".
Ursprünglich war die Definition Vollstimme = mit Vokalismuskel und Randstimme = ohne Vokalismuskel "state of the art", was gerade im klassischen Gesang auch relativ gut funktioniert (weil es dort kaum pharyngeal voice gibt). In der pharyngeal voice hat man i.d.R. eine Beteiligung des Vokalismuskels, die aber (teils deutlich) unter 50% liegt, so wie auch in dem voce faringea paper, das ich hier mal gepostet hatte. Didaktisch wird so eine Koordinatione eben häufig als "Falsett + Vokalismuskel" aufgebaut und wird deshalb häufig der Randstimme zugeordnet. Bei einer Definition Vokalismuskelbeteiligung = Vollstimme müsste man es aber als Vollstimme einstufen.
Wenn der Vokalismuskel hingegen versteift und gar nicht mehr mitschwingt (= Falsett) ist das meist mess- und wahrnehmbar. Schwierig sind halt die fließenden Übergänge, bei denen eben nicht in der Höhe ins Falsett gegangen wird.
Bzgl. der Wahrnehmung von Vollstimme vs. Randstimme bin ich persönlich (!) immer noch skeptisch wie das denn funktionieren soll. Schließlich haben wir für die Stimmlippen keine wirkliche Sensibilität. Was wir wahrnehmen kann also im Grunde nur eine veränderte Akustik sein, selbst wenn der Auslöser hierfür eine Veränderung an den Stimmlippen ist. Das wiederum bedeutet, dass diese Veränderungen auch in irgendeiner Weise akustisch messbar sein müssen. Aber darum ging es mir eigentlich gar nicht in der Antwort. Wie jeder andere Mann nehme ich natürlich den Wechsel zwischen Vollstimme und Falsett sehr stark wahr, aber da hat man natürlich auch eine stark veränderte Akustik.
Zumindest nach dem was ich bisher erlebt habe ist das auch gar nicht so selten eine schlechte Wahrnehmung für einen Wechsel in die Randstimme zu haben. Ich erlebe oft Anfänger, die am Anfang (wie so ziemlich jeder) klar den Wechsel ins Falsett wahrnehmen. Sobald sie aber in der Lage sind die Schlussrate und Intensität zur Höhe hin konstant zu halten, fangen sie dann an Fragen zu stellen wie "Ist das jetzt schon Randstimme oder noch Vollstimme oder was auch immer?".