Teil 3
Am Schluss möchte ich auf die Bespielbarkeit, Haptik, Ton und Preis-/Leistungsverhältnis eingehen.
@Brazolino
Sie hängt wirklich sehr ausgeglichen am Gurt, keinerlei Tendenz zur Kopflastigkeit. Mit 3,35 kg ist sie angenehm leicht.
Der Ranzen schmiegt sich schön in den Bellycut ein, der Unterarm liegt angenehm auf dem konturierten Body (erst ab der 500er Serie) auf, ohne dass irgendwas zwickt oder scheuert.
Wirklich eine vorbildliche Ergonomie.
Beim Sitzen und Spielen als Rechtshänder auf dem rechten Schenkel, liegt sie ausgewogen und perfekt balanciert auf.
Die Gurtpins sind relativ gross, so dass sie bei standardgelochten Gurten nicht gleich zum Rausrutschen neigen.
Die Gitarre fühlt sich insgesamt eigentlich schon wertig an.
Gekapselte Mechaniken, ab der 800er Serie dann als Locking Ausführung verbaut, machen einen guten Eindruck.
Dass die Potis leicht eiern stört mich, das hat immer so einen Billigtouch. Ich habe in meinem früheren Leben einmal Feinmechaniker gelernt, da tue ich mich mit so etwas wirklich schwer.
Der Plastiksattel. Hmm? Da gebe ich jetzt im Nachhinein doch
@Myxin recht, der trübt das Bild und wird mit Sicherheit getauscht.
Es stören mich drei Punkte.
1. Die Kerbung ist von Haus aus schon enorm tief. Ich hatte echte Schwierigkeiten die Saitenlage schnarrfrei einzustellen.
Trotz Korrektur vom Hals und mit sämtlichen Höheneinstellungen des Tailpieces ist es mir nicht recht gelungen auf mein gewohntes Paulaniveau einzustellen.
2. Zudem ist der Sattel dermassen eckig und scharfkantig, dass es unangenehm ist, wenn man mit dem linken Zeigefinger der Greifhand im ersten Bund daran entlangschrammelt.
Hier noch scharfkantig
Ich habe ihn schon mal, bis zum Wechsel, ein wenig entgratet und entschärft.
3.Eventuell eine Auswirkung auf den Ton die mir nicht gefällt, dazu mehr im Kapitel Ton.
Der Hals/Korpusübergang ist angenehm und die oberen Bünde werden gut erreicht.
Halsmasse:
am 1. Bund Dicke 0,846" / Breite 42,9 mm
am 12. Bund Dicke 0,964" / Breite 52,1 mm
Der Ton
Ja, der Ton, wie beschreibt man den?
Sie hat was metallenes im Klang, sehr ungewöhnlich. Bei geringen Lautstärken klingt sie etwas schwächlich, sie braucht etwas mehr Dampf um aufzublühen.
Diese Gitarre in Zimmerlautstärke zu beurteilen ist nicht fair. Sie legt am Friedman Pink Taco erst weit über der üblichen Wohnungszimmerlautstärke ordentlich los und macht dann auch richtig Spass.
Der Klang ist frisch und hell, dennoch rotzig und rockig bei erhöhtem Gain. Die Alnico V P90 neigen nicht zum Matschen und bilden klar und sauber ab.
Am Hals mit zugedrehtem Tone kommt man in "Woman Tone" Gefilde. Der Dryswitch dünnt eindeutig die Bässe aus, was in der Band bestimmt in vielen Situationen
der Durchsetzung hilft. Die Mittenstellung am 3-fach Schalter ist etwas mumpfig, hier muss man mit dem Volume ein wenig zurückgehen, das kenne ich von meiner Les Paul Special wesentlich besser. Der Steg PU ist hell, druckvoll und rockt. Der anfangs erwähnte metallerne Klang ist gewöhnungsbedurftig für mich, aber ich will das mal nicht vorschnell verurteilen, man ist ja offen für Neues.
Ich bin halt der Rocke und mache Rockmusik
. Wie der Jazze drüber denkt kann ich nicht richtig beurteilen.
Nochmal zum Thema Sattel - ich weiss nicht recht inwiefern der beim folgenden Punkt mitwirkt.
Das Sustain bei Riffs auf den tiefen Bünden ist gut. Nicht überwältigend, aber ok. Bei Soli in den höheren Bünden sterben die Töne etwas ab, da muss man ganz schön mit dem Vibrato um den Ton kämpfen. Das hoffe ich noch beheben zu können, das stört mich.
Insgesamt würde ich sagen, ist die kleine RS 502 BLG eine faire Gitarre für das Geld. Ich habe hier noch eine Gretsch Electromatic Made in China, die ist schlechter verarbeitet, vor allem die Bünde.
Ich kann mir nicht helfen, aber man merkt diesen Klampfen immer so ein bisschen diesen Asia Touch an. Diese glänzend lackierten Rücken mit so etwas dunkler eingefärbten Polylacken. Am Cutaway ein bisschen dunkler wie auf dem Rücken, wie wenn man hier Nahtstellen vom Korpus oder unschöne Holzpartien verschleiern wolle.
Die satinierte Hardware und das matte Finish der Decke heben diese Yamaha aber meiner Meinung nach über diesen Asia Touch weg und man kann sich gestrost nach ein paar Grundeinstellungen und eventuellen kleinen Änderungen mit der Hübschen auf das Musikmachen konzentrieren.
Mich inspiriert sie irgendwie und ich werde versuchen die nächsten Wochen besser mit ihr klarzukommen. Ich meine sie verdient es, dass man sich mit ihr beschäftigt und sie besser kennenlernt.
Da man auf der matten Oberfläche sehr schnell Fingernagel/Plektrumspuren und Fettfingertapser sieht, wird es vermutlich sehr schwer für die Shops, Rückläufer als Neuware zu versenden. Die Gitarre wird wohl recht schnell gebraucht aussehen. Mich stört es nicht, denn sie wird ja auch gebraucht ;-)
@theogonia
das Ganze nennt sich Steel wool finish - also mit Stahlwolle behandelter Lack.
Hier sieht man schon die ersten Spielspuren
2 kurze Worte noch zum Gigbag. Halt ein Gigbag mit Rucksackfunktion und 2 aufgenähten Taschen. Polterung naja, nix für mich. Eine deutsches Manual und ein Satz Inbusschlüssel sind dabei.
Und nun viel Spass beim Selbertesten. Erfahrungen von einer mit Humbucker würde mich noch interessieren - und dann natürlich der Unterschied zur japanischen Version RSP20.
Schöne Feiertage!
Grüsse
Rocke