Wie wenig darf eine Gitarre kosten?

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Letzte Woche hat meine Nachbarin eine weiße Gitarre mitgebracht und mich gefragt, ob ich ihr beim Stimmen helfen könnte.

Immerhin hatte sie ein Stimmgerät von Korg dabei, das auch in der Lage war, Töne zu erzeugen, nicht nur anzuzeigen. Damit geht es ja eigentlich recht leicht. Woher sie denn die Gitarre habe, fragte ich sie. Ja, die stamme wohl von Lidl, die Tante hätte sie den Kindern mitgebracht. Um es kurz zu machen, es dauerte ca. 10 Minuten, bis ich meiner Nachbarin beigebracht hatte, wie man eine Gitarre stimmt, wobei ich gespannt bin, ob sie das auch noch hinbekommt, wenn ich nicht nebendran stehe. Danach zeigte sich, dass die Gitarre zwar perfekt gestimmt war, es jedoch nicht möglich war, einen Akkord darauf zu spielen, der sich nicht verstimmt anhörte!

Bei Gitarren für 69 € inklusive Tasche und Gurt stellt sich natürlich die Frage, wie viel Gitarre man für so wenig Geld bekommt? Es gibt übrigens auch Gitarren für 29,95 € zuzüglich Versandkosten!



Ich wollte nun wissen, ob ich das auf die Schnelle hinbekomme und nahm die Gitarre mit in den Keller, um den Sattel nachzufeilen. Nach weiteren 10 Minuten war der Sattel so weit zurecht gefeilt, dass man bei allen Saiten nur wenig Druck ausüben muss, um einen beliebigen Akkord zu greifen und ohne dass die Gitarre schnarrt. Leider klang G-Dur immer noch verstimmt.

Da fiel mir mal wieder das Zitat von Klaus Kinski ein:";…aus Scheiße kann man keinen Kuchen machen…";

Der nächste Schritt wird sein, dass man der Gitarre einen ordentlichen Satz Saiten spendiert, und danach wird man vermutlich irgendwann einsehen, dass man eine Gitarre für mehr als 69 € hätte kaufen sollen! Dennoch ist es heute nicht mehr so einfach zu sagen, dass man z.B. unter 200 € keine Gitarre kaufen sollte, denn es ist durchaus bemerkenswert, was man in dieser Preisregion so bekommen kann.

Diesem Thema hat sich kürzlich auch der Gitarrenbauer Thomas Harm in einer interessanten Bonedo-Kolumne gewidmet, die ich an dieser Stelle allen Einsteigern empfehlen möchte!Interessant wäre es zu erfahren, wer von euch einen guten oder schlechten Kauf im untersten Preissegment gemacht hat und natürlich wie viel Aufwand nötig gewesen ist, das Instrument so weit zu bringen, dass man mit Spaß gut darauf spielen kann?
 
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Meine (erste und) billigste E-Gitarre war eine Epiphone Les Paul Special I, beim großen T im Set für 99 EUR.
Bei diesem Ding war jede Maßnahme zur Verbesserung verschwendete Zeit. Man musste sie nur schief ansehen und schon war sie verstimmt :D

Ich persönlich bin von Billig-Gitarren geheilt und würde auf keinen Fall mehr weniger als ca 150 - 200 EUR ausgeben. Diese Preisregion scheint meist noch recht ok zu sein, diverse Streuung gibt es in der Serienfertigung auch immer. Deswegen lässt sich selten genau sagen ob das Preis-/Leistungsverhältnis noch akzeptabel ist oder doch nicht. Aber der letzte Ort an dem ich jemals eine Gitarre kaufen würde ist ein Discounter. Das kann ich sicher sagen :rolleyes:

Ich selbst spiele (noch) eine Epiphone Les Paul Studio Deluxe, der Preis war damals knapp 270 EUR. Mit der Gitarre bin ich eigentlich mehr als zufrieden, dennoch wird Ende des Jahres eine Gibson Les Paul Futura als Ersatz für die € im Gitarren-Stall erwartet. Wegen dem Mojo ;)
 
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..Du....du hast ne Putzfrau??? :eek::D



Die letzte "billige" war vor +/- 4 Jahren die Epiphone Explorer GT für AFAIK sowas um die 99€....ein Blindkauf also! ;) Ein Review wurde damals ebenfalls verfasst.

Zuerst sollte man die verschraubte/gesteckte Hardware kontrollieren und gegebenfalls nachziehen; genauso sollten die Werkssaiten gleich von Beginn an ausgetauscht werden...
Erstaunlicherweise gab's im nachhinein aber recht wenig zu korrigieren; der Sattel ist praktisch immer so ein Knackpunkt und bedarf etwas Nacharbeit, es lohnt sich also einen guten Satz Sattelfeilen im Haus zu haben! :great:
Ansonsten gab's da wirklich nicht viel zu meckern...
 
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..Du....du hast ne Putzfrau??? :eek::D
Hat das nicht jeder mit einem Ring am Finger ? :rofl:


Das sind natürlich schon extreme Beispiele. Und ich möchte nicht wissen wie viel tausend davon über den Ladentisch wandern.
Jetzt müssen wir nur aufpassen wo wir die Grenze z.B. zu Harley Benton ziehen. Die machen ja wirklich mega-günstige Instrumente die nicht nur spielbar sind, sondern dabei zum Teil auch noch fantastisch aussehen.

Die Kunst des Marktes und des Marketings bestünde jetzt darin den Leuten klarzumachen, dass es für 49,95 tatsächlich nur Schrott gibt und für den doppelten Preis - welcher immer noch ERST BEI HUNDERT EURO liegt - ein tolles und spielbares Instrument....
Meine Fresse, ich erwische mich ja gerade tatsächlich dabei mit einem Harley Benton Bass für 129 Euro zu liebäugeln. Wenn mir das einer vor 5 Jahren gesagt hätte dem hätte ich den Vogel gezeigt. :eek:
 
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Meine erste Gitarre habe ich beim Otto-Versand von meinem Taschengeld gekauft. Da war ich vielleicht 14 Jahre alt (ca. 1970?). Es war ein Stratocaster-Nachbau und kostete 159 DM. Zum Krach machen war`s okay, aber spielen, geschweige denn drauf lernen, kann man mit solch billigen Instrumenten (ohne gründliche Nachbesserung) schwerlich. Natürlich kaufte ich mit 17 Jahren noch eine weitere, bessere Gitarre, damals ca. 400 DM, das war dann wirklich schon eine andere Liga, aber als ich dann eine "echte Gibson" eines Freundes in die Hand bekam, fiel ich aus allen Wolken, dass es solch leicht spielbare Dinger überhaupt gibt.

Meine Schlussfolgerung ist: Kaufe niemals als Anfänger eine billige Gitarre. Kaufe eine Gitarre, auf der man tatsächlich gut spielen/lernen kann. Dafür ist aber der Rat eines Musikers oder eines Händlers notwendig, dem man vertrauen können sollte. Das ist so ähnlich wie beim Kauf eines gebrauchten Autos.
 
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Die Gegenfrage wäre wohl:
'Wie gut soll die Qualität sein' bzw. 'Wie lange soll sie denn halten'...


:) :hat:
 
Wie wenig sie kosten "darf", ist schnell auch eine gesellschaftspolitische Frage. Wenn man sich überlegt, welche "Leistung" darin steckt, die Teile einer elektrischen Gitarre egal wie herzustellen und zusammen zu bauen, dann sind Preise unter 100 € irgendwie schon irrwitzig.
Wenn man eine Gitarre hier zu lande nur zum Einstellen bringt, werden dafür 30 -50 € aufgerufen. Mir ist klar, dass diese Ramsch Gitarren für einstellige Cent/h Löhne zusammen geklöppelt werden. Es ist auch klar, das diese Arbeiter wenig bis gar keine Ausbildung haben. ...aber dennoch sie sind lackiert, bundiert, verlötet, ... da steckt Material und eben auch viele Arbeitsstunden drin. Den Löwenanteil verdient dann noch der Handel (mindesten die Hälfte...) ergo eigentlich dürfte es solche Instrumente aus ökonomischer Sicht IMO gar nicht geben. Es sei denn, da ist irgendwo etwas reichlich faul: Irgendwer wurde da beim Herstellungsprozess um seinen verdienten Lohn gebracht oder irgendwer hat sich da mal gehörig verkalkuliert (was wiederum ersterem entspricht...)
Das da sogar noch "Qualität", höchstens Zufalls sein kann, sollte klar sein... unmöglich ist es jedoch nicht, dass da jemand für einen Hungerlohn seine Arbeit sogar auch noch gut macht.

Wenn eine Gitarre, die industriell gefertigt wurde 300€ kostet, beginnt es bei mir "vorstellbar" zu werden, dass da ein "sinnvoller" Prozess abläuft.
 
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Ich hab mir vor einiger Zeit eine Squier Bullet Strat um 105 € für ein Bastelprojekt gekauft. Ich war sehr positiv überrascht. Guter Sound, gute Bespielbarkeit, gute Verarbeitung. Insgesamt eine erstaunliche Qualität für das bischen Geld. Einziges Manko waren die Tuner, die waren schwergängig. Was sich beheben ließ.

Die untere Grenze für eine bühnentaugliche E-Gitarre ziehe ich bei ca. 100 €. Die obere Grenze bei 1000 €, dafür kriegt man erstklassige Instrumente. Für weniger gehts nicht. Mehr brauchts nicht, zumindest nicht um hervorragend Musik damit zu machen. :D
 
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...Den Löwenanteil verdient dann noch der Handel (mindesten die Hälfte...)

In diesem Punkt liegst Du ziemlich daneben - zumindest bei den beiden Beispielen, die ich angeführt habe! Vielmehr nehme ich an, dass der Verkäufer gemerkt hat, dass die Gitarren nichts taugen. Vermutlich hat er noch den ganzen Keller voll, denn man muss solche Gitarren gleich mal containerweise einkaufen, um einen günstigen Preis zu bekommen, und in einen Container gehen ca. 600 solcher Gitarren rein.

Die 49,95 € für eine Strat-Kopie sind nicht mehr kostendeckend - da legt der Händler drauf in der Hoffnung, dass der Verlust sich in Grenzen hält und dass er das Zeug irgendwie los wird!

Es gibt Händler, die glauben, dass das Preis-Leistungsverhältnis aus Sicht des Kunden zunimmt, wenn man den Preis senkt - das funktioniert aber im Grenzbereich nicht und ist in diesem Falle falsch gedacht! Redcoon hatte mal rosa Strat-Kopien von DiMavery, die auch abgesehen von der Farbe qualitativ schrecklich waren. Zunächst haben sie die Gitarren für 99€ angeboten. Dann hagelte es Retouren - zuletzt war der Preis bei 39 €! Sie wurden die Gitarren einfach nicht los und dachten, es würde funktionieren, wenn man den Preis senkt...

Soweit ich weiß verkauft Redcoon heute keine Musikinstrumente mehr, oder? Interessant wäre es, zu erfahren, wie viel Geld bei dem Feldversuch, Musikinstrumente neben Waschmaschinen und Fernsehern zu verkaufen, verbrannt worden ist :confused:. Wettbewerb ist eine gute Sache - aber nicht immer zum Vorteil aller Marktteilnehmer!
 
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Hi,
also ich habe mir im März eine Harley Benton Western Gitarre gekauft. Dürften ca. 80 Euro gewesen sein. Bischen was einstellen und ein neuer Satz Saiten drauf, und das teil war brauchbar...jedenfalls für mich als anfänger. Später wirds dann mal was "richtiges".

@ Martin: Ich wunder mich eh schon eine ganze weile wie es die Firmen schaffen, so günstig zu Produzieren. Aber deine erklärung bringt, etwas Licht in Dunkle.

Grüße

Mitym
 
Die Gesetzmäßigkeit der Wirtschaftlichkeit sieht es nicht vor das Gitarren zu diesen Dumpingpreisen überhaupt ordentlich funktionieren können ... Dafür braucht man allerdings auch nicht studiert zu haben um das zu wissen oder herauszufinden! Blöd aus der Wäsche wird dann doch geguckt! Selbst schuld denke ich und grinse mir einen :D

Ich persönlich finde die die nach wie vor anhaltende Geiz ist geil Mentalität wirklich schlimm und auch schädlich für die / unsere Wirtschaft.

Für eine gute Qualität / Handwerkskunst gebe ich persönlich sehr gerne Geld aus. Gerne auch etwas mehr bei kleinen aber kompetenzgefluteten Manufrakruren. So stelle ich sicher das meine erworbene Ware Ihren Zweck erfüllt und das auch über die nächsten Jahre und Jahrzehnte.

Es ist wie immer im Leben ... You get what you give! ... Und so gerne wir es auch wahr machen möchten, aber das Mini-Max Prinzip wird es niemals im Leben geben!

Gesendet von meinem HTC Flyer P512 mit Tapatalk 2
 
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Das sind ja zwei Fragen:
erstens der Nebenschauplatz "wie werden die Verkaufspreise kalkuliert und was springt dabei raus?",
und zweitens die eigentliche frage, ab welcher preisklasse man von ner gitarre reden kann, wobei man dann natürlich vom empfohlenen verkaufspreis ausgehen muss, ohne rabatt, dumping und ramschverkauf, oder?
 
Interessant wäre es zu erfahren, wer von euch einen guten oder schlechten Kauf im untersten Preissegment gemacht hat und natürlich wie viel Aufwand nötig gewesen ist, das Instrument so weit zu bringen, dass man mit Spaß gut darauf spielen kann?

Ich glaube man kann nicht ganz so rational an das Thema rangehen. Ich persönlich habe mit einer Squier Strat Kopie angefangen (2003 dürfte das gewesen sein). Nachdem ich in dem Alter - ich war um die 15 - schon einige Sachen ausprobiert und dann nicht ganz zuende gebracht habe, war das das allerhöchste der Gefühle, bei dem meine Eltern noch eine gewisse Beteiligung akzeptierten :rolleyes: Es war die billigste aller Squier - ich meine sie hat damals um die 100 Euro im lokalen Laden gekostet. Nunja - ich hab sie immernoch, sie hat irgendwann mal ein neues Pickguard bekommen um einen Humbucker unterzubringen und mittlerweile ist der Sattel gebrochen. Aber: Man kann auf solch einer Gitarre prima lernen, und zwar auch ohne direkt dran herumbauen zu müssen.

Im Nachhinein ist dieses Instrument absolut unbezahlbar, denn ohne das würde ich heute mit großer Sicherheit überhaupt keine Gitarre spielen. Das ist auch der Punkt, den ich mit "nicht ganz rational" meine. Wenn jemand für <50 Euro absoluten Schrott kauft, dann empfindet er vielleicht als blutiger Anfänger trotzdem Spaß dabei, ein paar Töne aus dem Ding zu quälen. Und entwickelt einen gewissen Ehrgeiz. Wenn es dann dazu führt, dass sich dieser jemand - der sich bewusst ist für diesen Preis ein Stück Holzschrott in der Hand zu halten - anfängt für das Instrument zu begeistern und nach einiger Zeit aus Überzeugung das 3-4 fache ausgibt, dann hat diese Gitarre ihren Zweck absolut erfüllt. Als Bonus kann man sie dann später noch als Deko an die Wand hängen.

Aus eigener Erfahrung muss ich irgendwie auch sagen, dass man als blutiger Anfänger gar nicht so direkt merkt ob man da eine absolute Billiggitarre oder ein etwas teureres (ich sage mal 200 Euro) in der Hand hat. Solange die Bundstäbchen nicht kratzen nimmt man fast nur Optisches wahr bzw. Unterschiede, die nicht direkt auf den Preis schließen lassen. Man kann ja eh noch nichts. Ging mir jedenfalls so. Übrigens hätte ich mir auch niemals zugetraut, auch nur die kleinste "Modifikation" an der Gitarre vorzunehmen. Selbst vor dem Saitenwechsel hatte ich die ersten Male (erstes Jahr! :D ) ziemlich Schiss. Aus der Einsteigerperspektive, der noch gar nicht so weiß auf was er sich da einlässt, kann eine Gitarre gar nicht billig genug sein. Es geht ja in erster Linie darum, sich überhaupt mal zu orientieren und so ein komisches Teil mit Saiten in der Hand zu halten.

Persönlich habe ich in den letzten 10 Jahren unzählige Instrumente in der Hand gehabt und würde natürlich niemandem eine Gitarre für 50 Euro empfehlen. Wenn es aber darum geht ob gar keine Gitarre oder für 50 Euro mal eine mitgenommen, dann lieber Letzteres. Obwohl ich für meine letzte Gitarre 1600 Euro ausgegeben habe, kann ich auf einer 100 Euro Klampfe jede Menge Spaß haben. Mit einer anderen Zielsetzung und einer völlig anderen Erwartungshaltung.

cheers,
Julian

edit: Da braucht es tatsächlich einen solchen Thread damit mir auffällt, dass ich hier mein 10-jähriges total verpennt habe. Ich glaube ich spiele jetzt noch eine Runde auf der Squier :ugly:
 
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In diesem Punkt liegst Du ziemlich daneben...

Naja etwas Musikalien-Einzelhandelsluft durfte ich auch schon mal schnuppern und wenn ein Einzelhändler mit Landengeschäft mit einer Marge von weniger als 75% ins Rennen geht, wird das in der Regel mehr als ungesund für ihn. Aber darüber besteht auch glaube ich gar kein Dissens.
Bei so billigen Angeboten ist halt irgendetwas faul. Wenn ich dann in diesem Fall dann "Mist" der 100 € kosten müsste, für 40 bekomme, habe ich aber eben auch kein Schnäppchen gemacht, weil die Gitarre ja für 100€ Scheinbar nicht verkaufbar war...
 
Interessant wäre es zu erfahren, wer von euch einen guten oder schlechten Kauf im untersten Preissegment gemacht hat und natürlich wie viel Aufwand nötig gewesen ist, das Instrument so weit zu bringen, dass man mit Spaß gut darauf spielen kann?
Da im meinem Freundeskreis inzwischen bekannt ist, dass ich Gitarre spiele, die Dinger selbst einstellen kann und auch mal gern modifiziere, habe ich hin und wieder Instrumente von anderen Leuten auf der Werkbank. Von dem gehfühlten Dutzend 50€ billig Klampfen war noch keine dabei, die sich nachher richtig gut spielen ließ. Verzogene Hälse kommen oft vor, drei mal waren die Halslöcher und die Halstasche mit so viel Spiel versehen, dass der Hals sich bei stärkerer Beanspruchung (zum Beispiel anschauen oder an die Gitarre denken) in der Halstasche verschob und sich die Klampfe so verstimmte. Da half auch das Nachziehen der Schrauben nichts.
Kratzende Bunstäbchen und Schnarren trotz hoher Saitenlage waren an der Tagesordnung.
Anfängern kann ich von so einem Instrument nur abraten. Als Anfänger braucht man ein instrument, auf dem sich möglichst leicht spielen lässt und kein Holzding, auf dem ich kaum spielen kann und keinen sauberen Ton raus bekomme, das beim Anfänger nur Frust erzeugt, weil er verständlicherweise keine Fortschritte macht und dann schnell aufgibt.
einige von den Anfängern konnte ich überzeugen, etwas mehr Geld auszugeben und es mit dem Gitarre spielen noch mal zu versuchen. Dazu habe ich ihnen nur mal ein paar meiner Klampfen in die Hand gegeben, die meisten davon waren nicht teuer.

Ich empfehle gern Squier, weil ich damit bis auf eine Bullet Strat noch keine Niete hatte.
Die Bullet Strat war eine von mittlerweile 4 Bullet Strats, die den Weg auf meine Werkbank fanden. Der Hals hatte etwa am 9. Bund einen leichten Knick, also schnarrte es bis zum neunten Bund und darüber wurde die Saitenlage immer höher.
Für 100€ kann man schon eine gute Gitarre kaufen, oft muss man aber nacharbeiten, um sie gut spielbar zu machen.
Die Squier Gitarren, die ich bisher in den Fingern hatte waren ab Affinity aufwärts alle direkt aus dem Karton gut spielbar, weitere Einstellungsarbeiten sind da nur eine Anpassung an den persönlichen Geschmack.
So etwas braucht ein Anfänger, denn der will oder kann nicht einfach beim Instrumentenbauer nacharbeiten lassen und ist meistens selbst auch nicht in der Lage dazu. Auspacken, stimmen und spielen, so muss das für einen Anfänger sein.

Ich habe auch schon ein paar Bekannte/Arbeitskollegen (oder Kinder/Bekannte von Bekannten/Arbeitskollegen) beraten und die Klampfen zu mir liefern lassen, eingestellt, wenn nötig nachgearbeitet, erst mal frisch besaitet und dann ausgehändigt. So ist der Start in das neue Hobby am einfachsten. Gitarre spielen zu lernen ist schon schwierig genug, da muss man sich nicht durch unbrauchbare Instrumente unnötig Steine in den Weg legen.
 
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Die Kunst des Marktes und des Marketings bestünde jetzt darin den Leuten klarzumachen, dass es für 49,95 tatsächlich nur Schrott gibt und für den doppelten Preis - welcher immer noch ERST BEI HUNDERT EURO liegt - ein tolles und spielbares Instrument....
Meine Fresse, ich erwische mich ja gerade tatsächlich dabei mit einem Harley Benton Bass für 129 Euro zu liebäugeln. Wenn mir das einer vor 5 Jahren gesagt hätte dem hätte ich den Vogel gezeigt. :eek:

Das ist ein ganz schwieriges Thema und es ist für Endverbraucher ziemlich undurchsichtig. Wie hier schon angedeutet wurde, funktioniert die allgemeine Denke in diesem Grenzbereich nicht. Der 08/15-Verbraucher denkt: "Wenn jemand es schaft, eine Schlagbohrmaschine für 99€ anzubieten, dann muss es auch für 89€ machbar sein... und warum nicht für 79€? Oder 69€? Jedem, der bis 3 zählen kann, fällt auf, dass da ein Haken sein muss.

Ich zitiere erst mal das "Gesetz der Wirtschaft" des britischen Sozialphilosophen John Ruskin:

Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und ein wenig billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. ...

Aber auch diese banale Erkenntnis hat in Zeiten der Globalisierung ihre Tücken, wie Harrys Statement zu dem Harley Benton Bass zeigt.

Man muss heute schlicht die Frage stellen: "Warum ist ein Produkt billiger als vergleichbare?"

Und es gibt viele Gründe und die Verkäufer haben natürlich oft keine Veranlassung, diese Gründe potenziellen Kunden auf die Nase zu binden. Im Gegenteil... sie erfinden schönere Gründe, die der Kunde leicht glaubt, weil er sie hören möchte.

Martin hat's oben schon angedeutet: Wenn jemand einen Container Grtlbrnft-Gitarren China hier her schippern lässt, mag es durchaus sein, dass 20% (oder mehr) Ausschuss darunter ist. Was soll man damit tun? In den Schredder, damit der Ruf von Grtlbrnft nicht beschädigt wird? Schreddern ist teuer, weil der Verlust mit in die Kalkulation der anderen Grtlbrnft-Gitarren einbezogen werden muss. Also - ab nach Ebay zum Dumpingpreis, wo spätestens der 2. Käufer während der 14-tägigen Rückgabefrist nicht merkt, was er sich da für einen unsäglichen Hobel eingefangen hat. Man will ja auch vor seinem Kind an Weihnachten nicht eingestehen, dass die billig bei Lidl oder Ebay gefundene Gitarre absolut nichts taugt. Also: "Lern erst mal drauf, und dann kaufen wie in 2 Jahren ne bessere." In der Regel hat sich das dann wegen mangelnder Erfolge erledigt, weil das Kind den Spaß an der Musik ohnehin verloren hat.

Es gibt aber auch andere Fälle. Hier habe ich den Chefentwickler von Harley Benton gefragt, wo der wirtschaftliche Nutzen ist, wenn man jede einzelne Kindergitarre, die 39€ im Webshop kostet, noch mal in der Warenendkontrolle checkt, ob sie wirklich in Ordnung ist.

Die Antwort war verblüffend: Man weiß, dass man daran eigentlich nichts verdient. Aber wg Lidl und Ebay, kann man die Gitarren nicht teurer machen. Dann kauft sie keiner. Wenn man sie nicht kontrolliert, käme evtl ein großer Teil wg der 30 Tage Moneyback zurück, was dann noch teurer ist. Es ist anscheinend wirklich so, dass man versucht, damit den musikalischen Nachwuchs zu fördern... denn wer recht zufrieden mit seiner 39€ Harley Benton war, kauft die 2. und 3. Gitarre vermutlich auch dort. Und - wie Harry sagt - es gibt ja auch sündteure Produkte von Harley Benton für 129€ und mehr.

Aber da sind wir schon wieder da, dass man bei niedrigen Preisen nach den Ursachen forschen sollte... In unserem Harley Benton Interviewthread haben wir das getan,

Bei Harley Benton ist ein wichtiger Grund für die niedrigen Preise, dass auf einen Vertrieb verzichtet wird. Es gibt HBs nur in Ausnahmefällen im Laden um die Ecke (-> im Thread: Händler kaufen aussortierte Instrumente auf dem Flohmarkt). Ansonsten muss man nach Treppendorf pilgern um HBs anzutesten oder man muss das zuhause in der 30 Tage Moneyback-Phase testen.
 
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Naja etwas Musikalien-Einzelhandelsluft durfte ich auch schon mal schnuppern und wenn ein Einzelhändler mit Landengeschäft mit einer Marge von weniger als 75% ins Rennen geht, wird das in der Regel mehr als ungesund für ihn. .
75 % Marge als Minimum? :eek:
Kann ich mir kaum vorstellen...
 
Moin moin :hat:

Ich selber habe damals eine 200 DM Tele aus dem Kaufhof gespielt , war zufrieden und wurde natürlich belächelt , weil genau diese Gitarren mit das Billigste waren , was man bekam . Es gab einfach nicht dieses riesige Angebot , wie es heute der Fall ist .

Ich denk auch , das damals auch noch nicht die Billig Herstellungen so ausgenutzt wurde , wie es heute ist . Eine Jeans kostete 80 DM und heute bekommt Jeans schon ab 9,99 € . Die Geiz ist Geil Mentalität hat hier erbarmungslos zu geschlagen .

Der zweite Punkt ist , das man sich früher auch mehr Gedanken gemacht hat , bevor man es etwas anschaffte ...... denn das Produkt der Begierde , kostete ja Geld . Heute ist der Mist so billig , das oft einfach gekauft wird , weil es ja nicht weh tut .

Und ehrlich gesagt , ich frage mich , wie man überhaupt heute eine Gitarre für unter 200 € gewissenhaft herstellen kann , ohne jemanden dabei maßlos auszubeuten .

Ich bin auch von den namhaften Herstellern etwas enttäuscht , das man sich teilweise auch auf dieses Spielchen eingelassen hat . Ein Musik Man , Fender oder Rickenbacker kostete damals einfach richtig Geld , man bekam vernünftige Ware und das Zeugs mußte nicht erst nachgearbeitet werden ..... man konnte dem Namen einfach blind vertrauen .

Interessant ist aber die Frage , was passiert eigentlich mit all den " Schrott Gitarren " , die gekauft werden und wurden ? .... 20€ Klampfen ( das wäre so der ungefähre angemessene Preis in der Bucht ) findet man recht selten , ist dieser Mist sogar noch preisstabil ? ...... oder werden die einfach in die Tonne gehauen ?
 
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... wenn ein Einzelhändler mit Ladengeschäft mit einer Marge von weniger als 75% ins Rennen geht, wird das in der Regel mehr als ungesund für ihn. Aber darüber besteht auch glaube ich gar kein Dissens...

Doch, da besteht Dissens!

Nicht mal bei so günstigen Artikeln wie Gitarrensaiten oder Marken-Kabeln beträgt die Spanne 75% - bedenkt immer, dass in Deutschland alle Preise 19% MWST enthalten, die der Händler direkt an das Finanzamt abführen muss! In den USA werden alle Preise ohne MWST ausgezeichnet! Wenn also der Einkaufspreis 10€ wäre +75% Handelspanne = 17,50€ + MWST dann wäre der Verkaufspreis 20,83€


Kleiner Exkurs gefällig?

Wenn es einem Hersteller gelingt, dass sein Produkt stark nachgefragt wird, ist der Händler für den Hersteller austauschbar. Natürlich wünschen die Händler sich eine große Handelsspanne. Dies verteuert aber das Produkt beim Käufer, woran dem Hersteller nicht gelegen ist, denn der verkauft dann gleich mal weniger, und er muss fürchten, von seinem Mitbewerber unterboten zu werden.

Bei Produkten, die keiner kennt wäre theoretisch Luft für eine große Handelsspanne, allerdings ist dann meist die Nachfrage schwach. Wenn es nun aber eine bekannte Marke wie Squier schafft, solche Gitarren für 103 € anzubieten,


wie soll dann eine ähnliche Gitarre namens Grtlbrnft* teurer (in Stückzahlen) verkaufbar sein? Sie muss billiger sein!

Ich will nicht bestreiten, dass es das Ziel des Handels ist, Geld zu verdienen. Allerdings sind die Handelsspannen seit den Siebziger Jahren stark geschrumpft, mal abgesehen von wirklich cleveren Firmen, denen es gelungen ist, Herstellung und Vertrieb selbst zu organisieren oder einen Hype um ihre Marke zu erzeugen (Nike, Coca Cola, Starbucks, Red Bull, Abercrombie & Fitch etc.)

Zurück zum Thema: Die von Dir angenommenen 75% Handelsspanne sind illusorisch! Realistisch sind ca. 30% - bei ganz billigen oder unbekannten Artikeln vielleicht mehr, bei teuren und stark nachgefragten Artikeln ist es meist weniger - zumindest ist das in der Musikinstrumentenbranche so.

*Name austauschbar
 
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... selbst 30 % finde ich noch zu hoch angesetzt ;) .

Wird bei Aldi nicht sogar das wahre Geld über die Zahlungsziele verdient ?
 

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