Objektiver Teil - Das Ergebnis
Das Umfrageergebnis
A) Stahl - Zink - Stahl | 09 | 19,15% |
B) Zink - Stahl - Zink | 01 | 02,13% |
C) Stahl - Stahl - Zink | 02 | 04,26% |
D) Zink - Zink - Stahl | 02 | 04,26% |
E) Zink - Stahl - Stahl | 11 | 23,40 |
F) Stahl - Zink - Zink | 09 | 19,15% |
G) Voodoo, kein Unterschied zu hören | 13 | 27,65% |
Anzahl der Teilnehmer: 47
Die richtige Lösung
Die richtige Reihenfolge lautet:
B) Zink - Stahl - Zink
Methode
Im Experiment werden zwei Dinge ermittelt:
1) ist der Unterschied wahrnehmbar, also hörbar?
2) welchem Block wird welcher Klang zugeschrieben?
Den Unterschied zwischen
Bewertungen nach dem Einstellungsmodell und dem Imagemodell habe ich erst unlängst beschrieben, weshalb ich hier einfach mal verlinke, um nicht ausufernd zu werden. Während im 1) Teil des Experiments gemessen wird, ob der Unterschied anhand der Hörfähigkeit wahrnehmbar ist, wird im 2) Teil das Image gemessen, also welche Klang-Eigenschaften einem Block aus Zink bzw. einem Block aus Stahl zugeschrieben werden. Vorausgesetzt, es befindet sich kein Experte in der Testgruppe, der die Klang-Eigenschaften tatsächlich kraft seiner täglichen Erfahrung nach dem Einstellungsmodell unterscheiden kann, ist der klangprägende Aspekt eines Vibrato-Blocks für die meisten hier nichts, das man aus der Alltagserfahrung kennt und daher beurteilen kann.
Beach hat in Beitrag
#41 die zweigeteilte Methode richtig erkannt und die Imagefrage sehr pointiert beschrieben:
»Das funktionierte also quasi wie bei der Auswahl des ersten Lebenspartners ... also, so ganz ohne Erfahrung.«
1) Wahrnehmungsmessung
Um zu beurteilen, wer den Unterschied hören kann, werden jeweils zwei Antwortblöcke zusammengefasst und es ergibt sich folgendes Ergebnis der Wahrnehmungsmessung:
A) Stahl - Zink - Stahl und B) Zink - Stahl - Zink | 10 | 21,28% |
C) Stahl - Stahl - Zink und D) Zink - Zink - Stahl | 04 | 08,52% |
E) Zink - Stahl - Stahl und F) Stahl - Zink - Zink | 20 | 42,55% |
G) Voodoo, kein Unterschied zu hören | 13 | 27,65% |
Anzahl der Teilnehmer: 47
2) Imagemessung
Die Imagemessung ist nur in Zusammenhang mit der richtig wahrgenommenen Reihenfolge (A/B) aussagekräftig, da bei fehlerhafter Wahrnehmung auch keine eindeutige Unterscheidung der Klangeigenschaften getroffen werden kann. Bei die Imagemessung stellt sich das Ergebnis so dar:
A) Stahl - Zink - Stahl | 09 | 90% |
B) Zink - Stahl - Zink | 01 | 10% |
Anzahl der Antworten mit richtig wahrgenommener Reihenfolge: 10
Dieses Ergebnis ist beeindruckend. Die Klangeigenschaften, die von den meisten dem hochwertigen Stahlblock zugeschrieben haben, kommen vom billigen Zinkblock.
Testequipment
Achtung//Baby hat in Beitrag
#28 die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser sei, eine nicht gepimpte Squier gegen eine Fender zu vergleichen. Für einen Blindtest ist es aber von Vorteil ein Instrument zu verwenden, dessen Klang niemand kennt, um keinen Rückschluss auf den Originalklang treffen zu können. Die gepimpte Squier hat den Vorteil, dass niemand dieses Instrument zu Hause hat und im Detail kennt. Die kombinierte Steg-Mitte-Stellung hat den Vorteil, dass weder der CS Fat50 noch der CS69 deutlich hervorkommt. Damit sollte es nicht allzu leicht sein, das Klangbild anhand der Spezifikationen des Testequipments - meiner gepimpten St-Style - einschätzen zu können.
Daten des Zinkblocks und des Stahlblocks
Das Vibrato-System mit Zinkblock wiegt 0,215kg, der Block selbst ist 0,12kg schwer.
Das Vibrato-System Stahlblock wiegt 0,325kg, der Block selbst ist 0,23kg schwer.
Der Stahlblock wiegt beinahe das doppelte des Zinkblocks. Bei der Bewertung des Klangunterschiedes muss man daher neben dem unterschiedlichen Material auch die unterschiedliche Masse mit in Betracht ziehen.
Subjektiver Teil - Mein persönlicher Eindruck
Nachdem ich eine gute Woche lang Eure Wahrnehmungen und Interpretationen mit verfolgt und beobachtet habe, will ich mich hier wortreich revanchieren und Euch nun mit meiner individuellen Wahrnehmung des Unterschiedes und meiner subjektiven Interpretation des Ergebnisses »quälen«.
Wahrnehmung
Die individuelle Wahrnehmung der komplexen Wirklichkeit ist stets subjektiv. Die Interpretation der erlebten Realität erfasst nur einen stark vereinfachten und reduzierten Ausschnitt der komplexen Wirklichkeit, den wir als unsere Wahrheit definieren. Unser Bewusstsein ist darum geprägt von den Antworten und Interpretationen, die wir uns von der schwer in Worte zu fassenden Erlebniswelt machen. Von der eigenen Wahrnehmung abweichende Interpretationen werden darum von manchen als Bedrohung der eigenen Wahrheit empfunden und führen gelegentlich auch zu
»Kognitiven Dissonanzen«, die soweit gehen können, dass man seinen kognitiven Frieden in der Abwehr oder Abwertung anderer Interpretationen und anderer Wahrheiten sucht. In diesem Experiment geht es zum einen darum, ob es Klang-Unterschiede gibt, die von manchen wahrgenommen werden und von anderen nicht. Im weiteren darum, wie jeder einzelne die (schwer in Worte zu fassenden) Unterschiede interpretiert und dann beschreibt. Und natürlich auch um den zwischenmenschlichen Umgang mit Wahrnehmungen, die nicht der eigenen entsprechen, die also die Sicherheit des eigenen Weltbildes gefährden.
Ein herzliches Dankeschön an den respektvollen persönlichen Umgang hier miteinander!
Haptischer Unterschied
Als ich den Zinkblock gegen den Stahlblock ausgetauscht hatte, fiel mir schon beim Stimmen und Einstellen auf, dass die Gitarre nun deutlich stärker resonierte. Jeder Anschlag brachte das gesamte Instrument und ganz besonders den Hals deutlich mehr zum Schwingen und vibrieren. Das doppelte Gewicht des Blocks macht merkbar einen deutliche wahrnehmbaren Unterschied für mich. Da gingen mir einige der enthusiastischen Beschreibungen von Gitarren durch den Kopf, bei denen man anhand ihres Resonierens schon fühlt, wie toll sie klingen. Das verursachte natürlich einiges an Vorfreude, die Gitarre endlich anzustecken und die euphorisch beschriebene Klangverbesserung nun auch selbst am eigenen Instrument zu hören.
Klangverbesserung
Tja, das war's dann aber wohl wirklich nicht. Um es freundlich zu formulieren: mit dem Stahlblock habe ich meine gepimpte CV »schlimm-verbessert«. Bei den ersten paar Tönen befiel mich eine irrationale Panik, dass sie nun hinüber ist. Dass ich diesen neuen Klang nie wieder aus ihr raus krieg. Am liebsten hätte ich sofort wieder rückgebaut. Der Verstand hat dann bei dieser überschäumenden Gefühlsanwandlung interveniert und so habe ich zuerst die Soundsamples für das Experiment aufgenommen und dann erst rückgebaut. Ein paar Stunden, nachdem ich diesen Thread eröffnet hatte, war wieder der Zinkblock drinnen. Und allen Irrationalitäten zum Trotz hat der Stahlblock keine klanglichen Rückstände hinterlassen. Meine gepimpte CV klingt wieder wie zuvor. Happy End. Um eine Erfahrung reicher. Hätte ich nur gleich auf den Tipp von
Knopfler gehört, der in Beitrag
#15 gemeint hat:
»man kann wohl auch gut mit einem Block aus Zink leben!«
Wobei mir aber sehr positiv aufgefallen ist, dass ich mit dem Stahlblock die Töne besser und deutlicher wahrnehme, was beim Benden dazu führt, dass ich mich sicherer fühle, weil ich den Zielton deutlicher, prägnanter und klarer höre als beim Zinkblock. Eine bessere Wahrnehmung hilft mir aber leider nicht, die fehlende Übung zu ersetzen und deswegen richtiger zu spielen. Es ist aber auch schon ein Vorteil, die Fehler klarer zu hören.
coolaclark hat in Beitrag
#54 angemerkt, dass bei meinem Experiment der Unterschied wesentlich geringer ausfällt, als bei seinen Umbauten. Und dies auf diverse Faktoren, wie beispielsweise unterschiedliche Gitarrenmodelle und auch unterschiedliches Holz zurückgeführt. Ich bin auch der Meinung, dass unterschiedliche Modelle unterschiedlich auf Umbauten reagieren. Worum es aber hier geht ist für mich jenes erstaunliche Phänomen, dass man Unterschiede beim Selbst-Spielen viel deutlicher und intensiver wahrnimmt, als man sie dann auf dem recordeten Soundfile hört. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass am Soundfile ein Großteil des gefühlten Unterschiedes verloren gegangen ist. Weg-gebeamt. Unwiederbringlich fort. Transformiert in dunkle Energie, oder was auch immer man da als Ursache interpretieren möge. Meine Erklärung ist die, dass man beim Spielen nicht nur hört, sondern auch mit den Fingern fühlt. Und dass man sich selbst wesentlich intensiver wahrnimmt, als den Backingtrack oder die Bandbegleitung. Hört man sich dann im Nachhinein das aufgenommenen Ergebnis an, ist die Wahrnehmung weniger intensiv, warum auch der wahrgenommene Unterschied beim passiven Zuhören deutlich geringer ausfällt. Um es mit den Worten von Knopfler auf den Punkt zu bringen:
»Der Soundunterschied ist aber imho marginal!«
bagotrix hat in Beitrag
#67 für meinen Geschmack sehr griffig angemerkt,
»dass beim Stahlblock wie bei vielen solcher Modifikationen der Einfluss aufs Spielgefühl und die Wahrnehmung des Spielers um einiges deutlicher ist als das, was man von außen hört.« Genauso erlebe ich das immer wieder: Gefühlte Naturgewalten beim Spielen sind nach Anhören des aufgenommenen Ergebnisses nur mehr als Nuancen hörbar. Wer solchen ernüchternden und frustrierenden Selbstversuchen aus dem Weg geht, wird mit seiner Euphorie des gefühlten Unterschiedes regelmäßig die Pferde wild machen und die Herde zum Durchgehen aufstacheln.
Klanglicher Unterschied - Teil 1 - Wahrnehmung
musiker01 hat in Beitrag
#32 geschrieben:
»1. + 3. Sample klingen für mich "luftiger" als das mittlere.« The Spoon hat diesen Beitrag geliked und ich finde diese ultra-kurze Beschreibung perfekt auf den Punkt meiner Wahrnehmung gebracht. Für meinen Geschmack war das eine sehr griffige Vereinfachung eines komplexen Sachverhaltes.
Suggestivfrage
Allerdings muss ich mit dem werten Kollegen
Statler an dieser Stelle hart zu Gericht ziehen. Seine Aufgabe wäre es gewesen, hier einzuwerfen: »schaut Euch doch mal das Bilder der beiden Blöcke in Beitrag
#1 an. Wirkt Stahl vielleicht luftiger als Zink?« Der einzige, der die Suggestivfrage »Voodoo oder Klangverbesserung?« ansatzweise in Frage gestellt hat, war hottube in Beitrag
#39 mit der Bemerkung, dass Voodoo kein wertneutraler Begriff ist. Meine Rückfrage, ob »Klangverbesserung« nicht ebenfalls wertend sei und besser durch »Klangveränderung« ersetzt werden sollte, blieb unbeachtet, ebenso die Frage, ob die Euphorie der allgegenwärtigen Pimpberichte nicht übertrieben sei. Dem perfekten Image von hochwertigem Krupp-Stahl kann offensichtlich nicht mal der Kollege
Statler widerstehen.
Klanglicher Unterschied - Teil 2 - Interpretation
Prinz Pappnase hat in Beitrag
#26 versucht, den Klang wie folgt zu beschreiben:
»ich empfinde den Klang der Töne in Take 1 und 3, wie soll ich sagen, glockiger, präziser als in Take 2. Hier hört sich diese Passage bedeckter, verwaschener an. Da ich die klareren Klangeigenschaften dem Stahl zuschreibe, ist meine Wahl entsprechend.« Diese Beschreibung ist für mich ein gutes Beispiel, wie man bei Erklärungsversuchen einer komplizierten Wahrnehmung vorgeht und zur Erklärung einer sehr komplexen Klangdifferenz einfache Bilder (der unterschiedlichen Bestandteile Zink und Stahl) zur Veranschaulichung heranzieht. Da kaum jemand weiß wie Zink und Stahl klingen, hat man eine gewisse Vorstellung, wie sie klingen müssten.
Letztlich sagt die Interpretation nichts darüber aus, ob die »Wahrnehmung« der Reihenfolge richtig war, was bei
Prinz Pappnase das Fall war. Auch jene, die mit den Lösungen C), D), E) und F) gleichzeitig Unterschied und Gleichheit von Zink und Stahl gehört haben, haben ihre Interpretationen. Was sehr gut veranschaulicht: auch wenn man die Blöcke nicht richtig erkennt, findet man immer einen Grund für den Unterschied, der aber schwer die Ursache sein kann.
Solch eine Interpretation meiner Wahrnehmung habe ich auch. Jedoch habe ich den Vorteil, dass ich die beiden Blöcke gesehen habe, die Zuordnung für mich klar war und ich durch Selber-Spielen festgestellt habe, dass mir Zink besser gefällt. Dennoch beruht meine Erklärung ebenso auf einfachen Imagebildern und einer Interpretation. Interessanter Weise führt meine Interpretation sowohl zu gleichen als auch zu gegenteiligen Aussagen von
Prinz Pappnase.
Für mich klingt meine gepimpte Strat mit dem schweren Stahlblock eine Nuance klarer als mit dem Zinkblock. Mit Stahlblock klingt sie außerdem eine Nuance spitzer und hat ein schärferes Attack als mit dem Zinkblock. Zink macht sie luftiger, Stahl dagegen bedeckter. Der Zinkblock bringt einen etwas weicheren und runderen Ton hervor und lässt mehr Freiraum für die filigranen Schwingungen von Holz & Co.
Meine Interpretation ist die, dass der schwere Stahlblock die Grundschwingung stärker betont, die Oberwellen und Harmonischen aber stärker bedämpft als der leichte Zinkblock. Um es noch bildhafter zu beschreiben: Stahl bügelt die Oberwellen, die für die charakteristische Klangfarbe jedes Instruments verantwortlich sind, etwas gründlicher nieder. Darum tritt die Grundfrequenz im Verhältnis zu den Oberwellen klarer hervor. Ein Effekt der hilft, die Töne beim Benden prägnanter zu hören und klarer zu erkennen.
Ich habe von einem Freund gehört, dass ein leichter Zinkblock ein besseres Attack haben soll, was er mir so erklärt, dass das leichtere Material schneller zum Schwingen gebracht wird. Nachdem ich den Unterschied selbst gehört habe, habe ich nun aber ein anders Bild vor meinem geistigen Auge: meiner Interpretation nach löscht der schwerere Stahlblock die vorherigen Schwingungen schneller und gründlicher, weshalb das Attack besser, der Ton eine Nuance spitzer ist. Das leichtere Zink hat weniger Energie und der Übergang von einem zu nächsten Ton fällt darum weicher und runder aus.
Mit diesem Erklärungsmodell würde ich den Stahlblock dann bevorzugen, wenn die Gitarre einen Nuance funkiger und spitzer werden soll. Bei Problemen, dass die Strat bedeckt klingt, so als ob ein Aufkleber drauf wäre, der den Ton an der Entfaltung hindert, würde ich dagegen einen leichteren Block aus Zink als bessere Lösung sehen.
Was mich interessiert ist, ob durch die unerwartete Auflösung dieses Blindtests die Bilder und Worte, die jeder von Euch zur Erklärungen Eurer Wahrnehmung im Kopf hat, sich im Vergleich zu vorher ändern?
Wie in Beitrag #1 angekündigt, poste ich hier ein zweites Soundsample, das ich zum leichteren Interpretieren Eurer Wahrnehmung mit einem Video und Bildern unterlegt habe. Auf diese Weise wird das Hören durch gleichzeitiges Sehen gestützt. Wer Lust hat, kann diese Bilder in Zusammenhang mit der Wahrnehmung der Klang-Unterschiede auf sich wirken lassen:
Im Video sind zwei Songs mit jeweils einem Soundsample Zink und einem Soundsample Stahl zu hören. Der 1. Song ist mit dem Hals-PU eingespielt, der 2. wie schon erwähnt mit kombinierter Hals/Mitte-Stellung.
Psychoakustischer Stolperstein
Prinz Pappnase hat in Beitrag
#26 auf ein Problem hingewiesen, das offensichtlich ein zentraler Stolperstein dieses Experiments ist:
»Auch möchte ich sagen, das ich mich mit Take 3 bei der Zuordnung etwas schwer getan habe.« Sieht man sich das Ergebnis unter dem Aspekt an, dass eine überwiegende Mehrheit in der Lage ist den Unterschied vom 1. zum 2. Take zu erkennen, ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass ein Blindtest mit nur zwei Takes möglicherweise ein sehr deutliches Ergebnis gebracht hätte:
A) Stahl - Zink - Stahl
B) Zink - Stahl - Zink
E) Zink - Stahl - Stahl
F) Stahl - Zink - Zink
Es drängt sich die Frage auf, was das Problem mit Take 3 ist? Würde das Ergebnis bei nur zwei Optionen so aussehen?
A) und B) und E) und F)
| 30 | 63,82% |
C) und D)
| 04 | 08,52% |
G) Voodoo, kein Unterschied zu hören
| 13 | 27,66% |
Anzahl der Teilnehmer: 47
Gibt es eine gute Lösungsstrategie zur Bewältigung dieser von
Prinz Pappnase sehr treffend formulierten Hürde des 3. Takes?
Meine persönliche Wahrnehmung ist die, dass ich bei unkonzentriertem Zuhören selbst die Unterschiede kaum mehr wahrnehme. Obwohl das meine mir bekannte Gitarre und mein Experiment ist, stellt sich bei mir ein ähnlicher Effekt ein, wie ihn
Beach in Beitrag
#38 beschrieben hat: je weniger ich aktiv zuhöre, desto ähnlicher werden die Takes und desto ähnlicher wird der 3. Take dem 2. Take, obwohl ich beim Hören des 2. Takes gerade noch den Unterschied zum 1. Take deutlich gehört habe.
Kann es sein, dass jene, die mit E) und F) gestimmt haben, in der Lage sind Unterschiede wahrzunehmen, es ihnen aber an Übung fehlt, geringe Unterschiede auf ein Detail hin konkret »festzumachen«? Beim Anhören wird der 2. Take bewusst anders wahr genommen als der 1. Take. Die Ohren sind auf Unterschied-Hören eingestellt. »Bis hierhin ist der Fisch geputzt.« Beim 3. Take ändert sich die Aufgabenstellung und die Ohren bekommen Probleme, sich auf Gleichheiten-Hören umzustellen. Das Problem ist dann, die Übereinstimmungen des 3. Takes zu finden, da sehr viele Aspekte des von Stahl-gefärbten und des von Zink-gefärbten Klangcharakter sehr ähnlich sind und in allen Takes vorhanden sind.
Ich fand es sehr mutig von
Prinz Pappnase dieses Phänomen anzusprechen. Man sagt, dass der männliche Zugang zu solchen Herausforderungen der ist, ehrgeizig zu werden und selbst den Weg zu suchen. Würden Frauen das Problem offen aussprechen und nach dem Weg fragen? In dem Sinne: »Ich habe Probleme mit dem 3. Take. Wie geht ihr vor?« Wäre folgende Antwort in der männlichen Wahrnehmung typisch weiblich irrational: »Fang von hinten an, das hat bei mir geklappt.«?
Mich würde interessieren, ob jene von Euch, die sich für E) und F) entschieden haben, zum richtigen Ergebnis kommen, wenn sie die Reihenfolge beim Hören ändern:
-> Take 3 - Take 2 - Take 1
-> Take 3 - Take 1 - Take 2 (oder Take 1 - Take 3 - Take 2)
Beim Hören in der Reihenfolge Take 1 - Take 2 - Take 3 sollte der Unterschied zwischen den ersten beiden Takes genauso gut wahrnehmbar sein, wie beim Hören in der Reihenfolge Take 3 - Take 2 - Take 1. Wie sieht das bei Euch aus?
Zur Abwehr von »Kognitiven Dissonanzen« und zur Aufrechterhaltung der eigenen Wahrheit darf gerne darauf hingewiesen werden, dass es nicht die Aufgabe war, hier
gemeinsam zum richtigen Ergebnis zu kommen und ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch und das aktive Erarbeiten eines Lösungsversuches den Thread gestört hätte.
In meiner Wahrnehmung sind die Aussagen jener, die die Reihenfolge richtig erkannt haben, deutlich sicherer und geben wenig Grund zur Spekulation, dass sie das Ergebnis »nur« erraten haben könnten. Als Beispiel möchte ich Beitrag
#32 von
musiker01 und den Beitrag
#51 von
Sparkling Blue anführen. Vergleicht man diese Aussagen, mit Befürwortern der Optionen »C), D), E) oder F)« liest man bei diesen merkbar mehr Unsicherheit über die eigene Entscheidung heraus. Als Beispiel möchte ich Beitrag
#47 von
Mike Stryder und den Beitrag
#67 von
bagotrix anführen, die beide sehr sympathisch und offen zu ihrer Unsicherheit Stellung genommen haben.
Voodoo
Voodoo - der Begriff ist kurz und griffig, aber wertend. Hier will ich meine Interpretation des Ergebnisses aus Sicht jener beschreiben, die den Unterschied nicht wahrnehmen können. Wenn ich versuche mich in die Situation von jemanden zu versetzen, der mit »G) Voodoo, kein Unterschied zu hören« abgestimmt hat und den Unterschied nicht hört, dann gibt es lt. meiner persönlichen Interpretation nur eine logische Konsequenz:
»Dieses Experiment beweist eindrucksvoll, es gibt definitiv keinen Unterschied.«
»Denn es ist den meisten nicht möglich, aus drei Takes jene zwei herauszuhören, die mit dem selben Block gespielt wurden. Die wenigen, die es angeblich können, finden nicht nur keine Übereinstimmung in den Formulierungen ihrer Begrifflichkeiten, sondern widersprechen sich teilweise sogar. Die richtige Antwort ist jene mit dem schlechtesten Abstimmungsergebnis. Was auch immer sich da jeder einbildet zu hören, kann ein Psychoakustischer Effekt sein oder auch einfach nur so ein Art Placebo Effekt: der hochwertige Block klingt besser. Als Beweis, dass andere Hörfähigkeiten haben können, die ich angeblich nicht habe, ist das alles extrem dünn und keinesfalls überzeugend.«
The Spoon hat in Beitrag
#19, ebenso wie
hottube in Beitrag
#39 und
Gitarrotron in Beitrag
#43 darauf hingewiesen, dass kein Unterschied herauszuhören sei, der nicht aus der natürlichen Variation der Spielweise resultieren könnte. Außerdem argumentiert, dass die Wiederholgenauigkeit der Spielweise mehr Einfluss habe, als der Unterschied, der von den Blöcken kommt.
Interessant ist für mich in diesem Zusammenhang der Umstand, dass zur Aufrechterhaltung der Meinung »es gibt keinen Unterschied« auch irrationale Erklärungen beruhigende Wirkung zu haben scheinen. Führt man die Variation der Spielweise als Beleg an, dass es keinen hörbaren Unterschied zwischen unterschiedlichen Blöcken gibt, gesteht man mit dieser Erklärung gleichzeitig ein, dass es anderen offensichtlich doch möglich ist, die für einen selbst unhörbaren Variationen der Spielweise zu hören. Nachdem dieses Argument mehrfach gekommen ist, würde mich interessieren, was der Vorteil dieser Interpretation ist?
Nun will ich meine Interpretation versöhnlich schließen mit der klaren Aussage von
runddin Beitrag
#68:
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei der Tremblock-Pimperei um Voodoo handelt. Ich denke beispielsweise auch, dass diejenigen, die einen Unterschied zu hören meinen, die Files nicht zu nochmals neuen Aufnahmen in zufälliger Reihenfolge zuordnen könnten.«
Diesen Einwand möchte ich gerne so stehen lassen. Und nehme es auch hin, dass ich mit meinen ausufernden Interpretationen meiner Wahrnehmungen ohne nachweisebare Grundlage in den Augen der Voodoo-Befürworter unter Halluzinationen leiden könnte.
Gratulation und Danke
Zum Abschluss des Experiments möchte ich
Redti herzlich gratulieren, der am Montag, den 14.04. knapp vor 16:30 als erster und einziger die harte Nuss hier geknackt hat. (Falls ich mich irre, möge man mich bitte auf meine fehlerhafte Wahrnehmung aufmerksam machen.) Das verdient aus meiner Sicht höchsten Respekt, da
Redti zu diesem Zeitpunkt bereits der 29 Teilnehmer war und sich mit seiner Meinung gegen das bereits etablierte Stahl-Image und gegen den von
Beach in Beitrag
#38 genannten »Herdentrieb« gestellt hat. Sein bescheiden und unscheinbar formulierter Text in Beitrag
#18 lautet:
»Da bin ich mal aufs Ergebnis gespannt. Vielen Dank für die Mühe!« Mit etwas Phantasie könnte man diesem Statement einen interessiert-lächelnden Unterton unterstellen, der so interpretiert werden könnte: »Da bin ich mal aufs Ergebnis gespannt um zu erfahren, ob ihr alle zusammen nicht furchtbar auf dem Holzweg seid.«
Auch die Leistung von
musiker01,
Beach,
coolaclark,
Prinz Pappnase,
Sparkling Blue und all jenen die »Antwort A)« favorisiert haben und damit die Reihenfolge richtige wahrgenommen haben, sich aber nicht geoutet haben, verdient in meinen Augen großen Respekt.
Ich denke es ist nur fair, dieses Experiment nicht als Beweis für oder gegen Voodoo heranziehen zu wollen. Auch möchte ich betonen, dass es nicht als minderwertig anzusehen ist, ob man Unterschiede erkennen kann oder nicht. Einerseits konnte der Beweis nicht erbracht werden, dass es beispielsweise ein evolutionärer Vorteil sein könnte, Unterschiede besser wahrnehmen zu können. Zwingend zum richtigen Ergebnis kommt man deswegen nämlich auch nicht, wie das Experiment eindrucksvoll gezeigt hat. Andererseits wird das Publikum den geringfügigen Unterschied, den die meisten hier trotz Möglichkeit des pausenlosen Hin- und Herzuspulen nicht zuordnen können, sicher auch nicht besser wahrnehmen können. Da ist es trostreich zu wissen, dass eine Strat auch ganz ohne Block nach Strat klingt, worauf
Soulagent69 in Beitrag
#63 hingewiesen hat.
Herzlichen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, das Soundfile genau anzuhören und ihre Meinung gepostet haben. Ich bedanke mich bei allen sehr herzlich fürs Mitmachen und für die Akzeptanz der unterschiedlichen Wahrnehmungen und Meinungen!