Mod-Paul
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Ja, aber schaut man sich die Geschichte der Musik in einem noch weiteren Horizont an, kann man sehen, dass die Menge der Menschen, die - in verschiedener Weise - von Musik leben können, selten so niedrig war wie heutzutageSchaut man sich die Geschichte der Musik in einem weiteren Horizont an, kann man sehen, daß die Menge der Menschen, die - in verschiedener Weise - von Musik leben können, selten so hoch war wie heutzutage.
Schau in die Orchester:
Dort werden meist nur noch Jahresverträge angeboten. Früher war es so, dass wenn man sich nicht allzu dämlich angestellt hat, seinen Job im Orchester bis zur Rente behalten konnte. Heute müssen die Orchestermusiker bei den ganzen Kürzungen die Befürchtung haben, mit anderen Orchestern zusammengelegt zu werden. Was auch leider häufig der Fall ist.
Schau in den Klassikbereich:
Früher reichte es aus wenn man das Klavierspielen beherrschte. Heute ist die Luft am Pianistenhimmel so dünn wie nie zuvor. Heute muss man in der Lage sein, sich darzustellen. Einfach auf die Klavierbank hocken und losspielen ist nicht mehr. Sehr vom Vorteil ist es, wenn man dabei auch noch gut aussieht. Das gilt im übrigen auch für Solovioline etc.
Schau in die großen Bands:
Noch vor gar nicht langer Zeit, sah ich einen Gitarristen einer sehr bekannten deutschen Band in einem kleinen Club vor einer handvoll Leute spielen. Es lag bestimmt nicht daran, dass er schlecht war (er war sehr gut )
Schau in die noch größeren Bands:
Früher konnte man sich schon eine goldene Nase verdienen, wenn man einen Hit hatte. Heute verdient kaum noch jemand etwas durch CD-Verkäufe. Früher wurden die Platten durch Touren promotet. Heute sind die Band auf Tour um vorallendingen durch Merch zu verdienen. Aber auch hier ist die Konkurrenz immer größer geworden und die Leute überlegen sich sehr gut, zu welchen Konzerten sie gehen und was sie bereit sind für T-Shirts etc auszugeben.
Schau in den Galabereich:
Früher gehörte es für jede Firma, Organsiation etc "zum guten Ton" mindestens einmal im Jahr eine Gala zu geben. Da konnte man wirklich viel Geld verdienen. Da trennte sich auch automaisch die (musikalische) Spreu vom Weizen. Heute wo ein Unternehmen nach dem anderen Pleite geht, ist kaum noch eine Firma in der Lage Galas zu geben. Davon ab, dass die Mieten für Veranstaltungsräume etc gewaltig gestiegen sind.
Schau in den Amateurbereich:
Jeder der schon mal versucht hat heute an Gigs zu kommen, weiß wie schwierig das ist. Immer weniger Jugendheime, Kneipen usw sind bereit überhaupt Konzerte zu veranstalten. Aber das Publikum von heute ist satt und die Hörgewohnheiten haben sich auch geändert. Die Zeiten wo man Abends regelmäßig rausging um sich irgendwo irgendeine Band anzuschauen sind vorbei. Früher gab es Kneipen und Clubs en Masse, wo man spielen und richtig gutes Geld verdienen konnte.
Und zur Threadfrage:
Ja, es kommt zu einer Art Vermischung zwischen Profis und Amatueren. Und ich habe nicht grad selten in der letzten Zeit gehört, dass Musiker anderen (meist Amateuren) vorwerfen mit ihren Feierabend-Preisen ihnen noch die letzte Butter vom Brot zu nehmen.
Aktuelles Beispiel:
In einer Band in der ich spiele sind zwei Sängerinnen. Eine professionelle (die wirklich nur davon lebt) und eine, die noch einen "richtigen" Job hat und nicht auf die Musik angewiesen ist. Beiden wurde unabhänigig voneinander ein Angebot (ohne dass die beiden was davon wussten) für eine Veranstaltung mit Playbacks gemacht (was beide gleich gut anbieten können). Nun, die Amatuerin hat das Rennen gemacht. Als die andere Sängerin davon erfuhr, war sie - verständlicherweise - sauer. Sehr sauer! Absolut nachvollziehbar. Aber kann man der anderen Sängerin einen Vorwurf machen? Ich denke nicht. Aber an diesem Beispiel (und es gibt derer sehr viele) kann man sehen, wie dünn die Luft am Gighimmel geworden ist.
Und ja, es es nie so schwierig wie heute von der Musik leben zu können.