Meine Vermutung stützt sich teilweise auf Beitrag #60 von Johannes Hoffmann, wo er vermutet, dass diese HB/Jojo-Pedale bei weitem nicht so billig angeboten werden könnten, wenn sie nicht nur exklusiv über Thomann vertrieben werden würden. Das liegt meiner Meinung nach möglicherweise daran, dass Thomann diese ganzen Produkte quasi nicht- oder gering-gewinnbringend anbietet, um somit zum Kauf von weiteren Produkten anzuregen. Frei nach dem Motto: Wenn der Geldbeutel erst mal geöffnet ist, dann schlagen die Leute zu.
Ich denke, dass Thomann an den Pedals verdient. Nicht viel. aber genug (unter der Voraussetzung, dass die Leute sie behalten und nicht wegen Mängeln massenweise zurückschicken - was mich wiederum vermuten lässt, dass die Qualität ok ist. Ich denke nicht, dass es, wie von OBrown vermutet, sogenannte Lockvogelangebote sind. Lockvogelangebote rentieren sich, wenn man Kunden in einen Laden locken will. Aber kein Mensch fährt 600km, um ein Pedal für 29,90€ zu ergattern... und nimmt obendrein noch ne Gibson mit.
Es ist auch nicht die typische Hausmarke. Zur Erklärung: Eine Hausmarke gibt es NUR in einem Laden (einer Ladenkette). Das war vor ~8 Jahren sehr beliebt. Weil im Internet angeblich die Preise kaputt gemacht wurden, kauften manche mittelgroße Händler OEM-Produkte und ließen sie mit Phantasienamen labeln. Es gab dann einunddieselbe Gitarre in verschiedenen Läden unter verschiedenen Namen... zu relativ hohen Preisen, und die Händler hofften, dass so die Kunden nicht nachgucken können, was das Ding bei Thomann oder Musik-Service kostet. Das hat eine kurze Zeit lang funktioniert... aber nicht lange.
Zumindest ist sicher, dass bei den HB/Joyo Pedals nicht versucht werden soll, den Hersteller zu verschleiern, um einen erhöhten Preis zu erzielen
Analysieren wir mal: Ein Boss CH1 Chorus kostet zZt 79€. Das Qualitätslevel von Boss ist überall als sehr gut akzeptiert. Da stecken 12,61€ MwSt drin. Also noch 66,39€. Daran verdient der Laden, der Vertrieb und der Hersteller und dafür wird das Ding noch um die halbe Welt befördert.
Ich will jetzt hier nicht öffentlich aufschlüsseln, wieviel wer verdient. Vielleicht so viel: Musik-Service hätte an einem Boss CE1 für 79€ 15,86€ gehabt, davon aber noch Porto und den Mitarbeiter bezahlen müssen, der das Ding am Telefon erklärt und das Paket verpackt... Na ja, Musik-Service gibt es nicht mehr ua deswegen.
Ich habe ja schon in
#60 erklärt, dass bei HB/Joyo der Vertrieb fehlt. Vertriebe leisten idR folgendes:
Sie verteilen die Ware im Vertriebsgebiet (zB deutschsprachiger Raum in Europa) und sorgen dafür, dass die Produkte in jeder Stadt in den Läden stehen. Dazu bezahlen sie Vertreter, die herumfahren und mit den Läden um die Präsentation der Marke pokern.
Vertriebe bezahlen Frachtkosten zum Händler und eventuelle Garantieleistungen.
Vertriebe tragen idR die immensen Kosten eines Messestands auf der Musikmesse.
Vertriebe unterhalten Servicewerkstätten und lagern Ersatzteile (was zT enorm aufwändig ist).
Vertriebe bezahlen Werbung (Printmagazine, Prospekte, auch Musiker-Board).
Vertriebe haben Produktspezialisten, die Kunden bei Problemen mit Produkten weiter helfen.
Es ist kein Geheimnis, dass die Kosten für all das in unseren 66,39€ stecken. Wenn man das jetzt weiter aufdröselt, vermute ich, dass wir auf der Bauteile-Ebene, auf der Ebene des reinen Materialwertes keine gigantischen Unterschiede mehr zwischen verschiedenen Herstellern haben. Jedenfalls haben die alle günstigere Bezugsquellen als Conrad Elektronik. Elektronische Bauteile sind, in Massen eingekauft, spottbillig. Und die Platinen werden auch nicht von Asiaten per Hand bestückt, sondern von Maschinen.
Hat man nämlich Handfertigung, dann landet man leicht bei weit über 100€ für einen Verzerrer.