Was ist denn jetzt Twang?

Ich glaube worum es broeschies geht ist, dies Twang "Mechanik" eben der sehr eng gefassten Klangvorstellung zu trennen, die für die meisten damit verbunden ist.
Für ihn ist Twang letztendlich identisch mit dem groben Feld Stimmbandschluss, Trompetenklang, Squillo, Sängerformant, Projektion etc. pp. (Was ja schon oft geklärt wurde, auch hier im Thread weiter vorn. Von daher ist es ermüdend von beiden Seiten immer wieder das gleiche zu hören. )
Meiner Meinung nach auch ein zu weites Feld, aber in sich für mich durchaus schlüssig, vor allem da es funktioniert und damit für mich eine Daseinsberechtigung hat.
(Und letztendlich ist broeschies da auch nicht allein, hab schon ein paar mal ähnliche Modelle gelesen. )
Durch den einfach zu imitierenden Grundklang kann mancher eben ein Gefühl für diese Einstellung mitnehmen und dann im Prinzip in allen Lagen davon profitieren.
Der Stimmsitz kann dabei durchaus wandern, auch wenn es kopfig bleibt.
 
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(...)

Das sind eigentlich aus meiner Sicht absolut mustergültige Beispiele für die beiden Einstellungen. Das etwas kratzige ist eigentlich typisch bei einem echten Belt, vor allem in der Höhe. Dadurch, dass da wenig Hall drauf ist und eben nur eine recht trockene Aufnahme kommt es glaube ich nicht so rüber wie kraftvoll und laut die beiden Beispiele eigentlich sind.

Sorry, da muss ich dir widersprechen. Die trockene Aufnahme offenbart ja gerade, wie wenig Saft da auf der Leitung ist. Und was am Kratzen nun fürs Belten typisch sein soll, erschließt sich mir nicht. Belten geht doch wohl sowohl clean als auch raw.

Ja genau, stärkerer Twang-Fokus wurde im Prinzip durch den Rock der 80er und 90er vor allem in der Höhe "salonfähig" gemacht. Es gab z.B. auch eine Epoche, in der das sog. "Crooning" in war, bei dem sehr wenig Twang verwendet wird. Das lag damals soweit ich weiß aber vor allem an der schlecht entwickelten Mikrofontechnik, bei der die Mikros schon bei geringen Maßen an Twang übersteuerten. Opernsänger konnten damals im Prinzip gar nicht über Mikros singen, weil diese im Prinzip schon im mezzoforte übersteuerten.

Die Story kenne ich anders. Opernsänger haben schon vor der Erfindung des Mikrofons gewaltige Säle stimmlich gefüllt. Die ganze Gesangstechnik zielt darauf ab, genau das zu können. Erst die Mikrofontechnik machte es möglich, wenig ausgebildete Sänger vor eine Big Band zu stellen. Diese Art zu singen, bei der es mehr um den schmeichelnden individuellen Klang der Stimme geht, wird Crooning genannt.

Belting kam aus Soul und Jazz und war in der Tat zunächst schwer zu mikrofonieren. Mahelia Jackson hat so manche völlig übersteuerte Aufnahme abgeliefert. Dies trifft allerdings auch auf das klassische Belcanto zu. (So gibt es in der Musikwissenschaft noch heute Diskussionen darüber, wie gut z.B. ein Caruso wohl wirklich war.) Man behalf sich am Anfang mit einem größeren Abstand vom Mikrofon, was vielfach noch heute in Klassik und Jazz üblich ist (sofern nicht auf Headsets zurückgegriffen wird).

Heute ist es tatsächlich Geschmackssache. Man findet sowohl Belter als auch Twanger in hinreichendem Ausmaß. Belting ist absolut dominierend z.B. im Punk Rock und in den neueren Metal-Stilen, in denen auch viel guttural gesungen wird. Twanging ist absolut dominant in den "filigraneren" Metal-Stilen wie Power Metal oder Symphonic Metal. Es gibt auch viele Sänger, die beides können, und den Wechsel zwischen den Koordinationen als Stilmittel einsetzen. Als Paradebeispiel dafür wird immer wieder Freddie Mercury genannt.

Ja, du solltest mal Hörbeispiele reinstellen, vor allem welche mit schlechter Intonation ;-)

P.S.: Hier nochmal ein Song, den Rob Lunte kürzlich als Musterbeispiel für "Twanging in the head voice" reingestellt hat:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=2_f7en7qReQ

Belting und Twanging werden mir in der ganzen Diskussion zu oft gegeneinander gesetzt. Das habe ich, nach allem was ich bislang weiß, nicht so verstanden und würde das gerne einmal sortieren.

Grundlegende Gesangsstilistiken (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):


  • Belcanto
  • Belting
  • Crooning
  • Gutturaler Gesang
  • ......
  • .....
  • ....

Gesangstechniken, die eingesetzt werden, um gesund singen zu können oder bestimmte Stilistiken bedienen zu können (ebenfalls ohne AaV):


  • Vordersitz
  • Stütze
  • Stellung (Höhe) des Kehlkopfes
  • Stellung/Öffnung des Mundes
  • Einsatz der Taschenfalten
  • Pfeifen
  • Twang
  • .....
  • ....
  • ...
  • ..
  • .
  • to
  • be
  • continued

Kann es sein, dass es Twang vs Belting in Wirklichkeit gar nicht gibt? :confused:

An die Mods: Wenn ihr das Gefühl habt, das führt hier zu weit, bitte abzweigen. :gruebel:

Beste Grüße,
6f
 
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Aus meiner Sicht ist das ein vollkommen falscher Umkehrschluss. Die Verkleinerung der Masse hat für mich nichts mit dem "Twang" zu tun. Ich definiere "Twang" über eine gewisse Verschiebung des Ansatzes weiter nach vorne.
Twang entsteht aus dem kopfigen Ansatz heraus. Aber selbstverständlich gibt es auch Kopfstimme (Randstimme) OHNE zu twangen.
Ich bin auch nicht deiner Meinung, wenn du sagst, daß im klassischen Gesang "getwangt" wird. In der Klassik liegt der Tonkern auch ein Stückchen weiter hinten als im populären Gesang. Und allemal weiter hinten als beim "Twang". Für klassischen Gesang ist das aber immernoch "Vordersitz". Der "Twang" ist also gewissermaßen ein noch weiter ausgereizter Vordersitz.
Ja, ich glaube es prallen hier letztendlich einfach nur zwei verschiedene Begriffswelten aufeinander (Tinitus hat das eigentlich ganz schön zusammengefasst.), die in puncto Twang im wesentlichen durch die "Umdefinition" von Twang im Bereich der Vocal Science zustande kommen (dort ist "Twang" eben ein physiologischer Vorgang der laryngoskopisch bei prinzipiell jeder Art von Gesang (Oper, Belt, Twang) nachgewiesen wurde). Estill hat der ganzen Verwirrung dann die Krone aufgesetzt, indem er auch noch eine ganze Gesangseinstellung Twang genannt hat. In sofern würde ich jedem recht geben, der sagt, dass der Begriff ungünstig oder verwirrend ist. Der zugrunde liegende Vorgang ist aber absolut wesentlich für Gesang und es wäre deshalb sinnvoll einen Namen dafür zu haben. Sänger, die noch nie davon gehört haben, haben Twang in der Regel einfach nur anders gelernt und auch nicht unter diesem Namen. Wie gesagt, es gibt auch Begriffe wie "Fokus" oder "NG-Klingeln" oder "Obertonanbindung", die im wesentlichen Twang bedeuten. Und natürlich gibt es auch Übungen, die z.B. einen dezenten Twang üben, ohne dabei auf das extreme "Quäcken" zurückzugreifen (wie etwa die NG-Position).

Ob Twang und Vordersitz das gleiche ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es gibt mit Sicherheit einen Zusammenhang. Aber ich persönlich vermute, dass Vordersitz aus einer Kombination von Twang und Atemstütze entsteht. Man kann z.B. auch ohne Vordersitz twangen, aber geht nur, wenn man absichtlich den Atem-Support weglässt. Genauso kann man natürlich auch ohne Vordersitz zu haben Atem rausblasen.

In der Klassik gibt es ja den Begriff des "Squillo", Twang an sich ist dort also auch nicht unbekannt. Zum Thema Twang in der Klassik habe ich auch schonmal dieses Video aus einer Pavarotti-Masterclass gepostet:

http://www.youtube.com/watch?v=JM_ACiOuYkA

ab 4:50 geht es im Prinzip um Twang, er macht auch ein kopfstimmiges Twang-Geräusch vor (auch auf dem typischen kurzen "ä") und empfiehlt dem Schüler seinen Klang "trompetenartiger" zu machen. Er bringt das ganze auch mit dem Vordersitz in Verbindung, sagt aber nicht genau wie der Zusammenhang ist. Was er danach vormacht ist im Prinzip nahezu reine Twang-Einstellung. Auf dem letzten Ton dämpft er dann klassisch ab und gibt dem Klang "Größe".


Das ist nicht dein Ernst, oder???!!!! Ob Belt oder Twang oder was auch immer, es darf NIEMALS kratzig sein, denn in dem Fall läuft definitiv was falsch. WENN kratzig gesungen wird, dann sollte das Absicht und ein Stilmittel sein. Mit Belting an sich hat das NICHTS zu tun!!
Du meinst also, hohe Beltpassagen sind typischerweise kratzig? Ich würde sagen, wenn das was kratzt oder ratscht reicht der energetische Umsatz für die Höhe nicht. Belting braucht sehr viel Körperspannung und viel Energie. Die Stimmlippen müssen frei schwingen können. Wenn sie das nicht tun ratscht es und das ist nicht Belting-typisch, sondern typisch für einen Ton, der von der Atmung her nicht genug Umsatz hat. Auf Dauer kann das zu Heiserkeit oder sogar zu schlimmeren Problemen führen, wenn sich die Stimmlippen ständig aneinander reiben, statt frei schwingen zu können.

Solche Aussagen sind es, die mich in deinen Ausführungen immer wieder so stören. Da kann man jeden unbedarften Mitleser, der sich hier Anregungen zum autodidaktischen Lernen holen will ja nur warnen!!!
Okay typisch ist vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest sehr viele männliche Sänger lassen es bei den sehr hohen Belts "kratzen", weil es einfach angenehmer zu singen ist. Es erfordert weniger Stütze und etwas weniger Tilt, dafür kratzt es dann ein bisschen. Es ist ein bisschen auch ein persönliches Abwägen in dem Fall, ob man das leichte Überblasen, dafür aber mit entspannteren Stimmlippen oder einen sauberen Klang, dafür aber hoher Atemdruck bei gespannteren Stimmlippen angenehmer findet. In dem Fall ist es also tatsächlich Absicht, nur nicht als Stilmittel, sondern weil es angenehmer ist. Man könnte natürlich auch sagen, dass dann, wenn es kratzt, einfach zu hoch gebeltet wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also diese immer wiederholende Twang Definitionsdiskussion ist mir mal wieder zu anstrengend. Ich habe nach 3 Seiten noch immer keine verständliche Erklärung von broeschies gehört, was Twang für ihn jetzt ist und fürchte, dass ich es wohl nie erfahren werde. Tinitus hat zumindest versucht es in Worte zu fassen, aber kein Kommentar von broeschies dazu. Darf ich auch einmal in die Runde raten? Ist vielleicht "Tragfähigkeit" gemeint?
Jedenfalls deckt sich meine Ansicht von Twang mehr mit der von Shana. Auch meine GL benutzt Twang um einen Beltsound zu faken, der in Wirklichkeit randstimmig/weibliche Kopfstimme ist.

Okay typisch ist vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest sehr viele männliche Sänger lassen es bei den sehr hohen Belts "kratzen", weil es einfach angenehmer zu singen ist. Es erfordert weniger Stütze und etwas weniger Tilt, dafür kratzt es dann ein bisschen. Es ist ein bisschen auch ein persönliches Abwägen in dem Fall, ob man das leichte Überblasen, dafür aber mit entspannteren Stimmlippen oder einen sauberen Klang, dafür aber hoher Atemdruck bei gespannteren Stimmlippen angenehmer findet.

Boah, also diese Behauptung finde ich jetzt echt gewagt und gesundheitsgefährdend! Einen Belt kratzen zu lassen soll einfacher und so wie es sich liest entlastender sein????? Dieses Kratzen was man in der Hörprobe hört, klingt extrem nach dem Ratschen von aufeinander knallenden und reibenden Stimmbändern und kann wie Shana schon richtig sagt, zu richtigen Stimmproblemen führen. Ich höre da nicht das Rauschen eines Überblasens! Richtiges Belting rauscht auch nicht, es schmettert, knallt und glänzt vom Klang. Kratzig sind eher Schreie (auch Yelling genannt oder Bruststimmehochziehen) und danach klingt die eine "Belt"hörprobe auch. Schonendere "Kratzmethoden" sind die gutturalen Techniken, wobei da nicht die Stimmbänder das Kratzen verursachen, sondern die Vibration von Rachenschleim, Rachenschleimhaut, False Chords, Gaumen und/oder Kehldeckel, also eine Etage weiter oben.
 
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Sorry, das halte ich für vollkommenen Bullshit. Wenn der Belt kratzt, macht man was falsch.

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Belting und Twanging werden mir in der ganzen Diskussion zu oft gegeneinander gesetzt.

[...]

Kann es sein, dass es Twang vs Belting in Wirklichkeit gar nicht gibt? :confused:

Jo! Danke für diesen Einwand. Twang und Belting gegeneinander als Stimmgebungstechniken positionieren zu wollen, ist nämlich völlig sinnlos, weil es keine sich ausschließenden Stile sind.
 
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Also diese immer wiederholende Twang Definitionsdiskussion ist mir mal wieder zu anstrengend. Ich habe nach 3 Seiten noch immer keine verständliche Erklärung von broeschies gehört, was Twang für ihn jetzt ist und fürchte, dass ich es wohl nie erfahren werde. Tinitus hat zumindest versucht es in Worte zu fassen, aber kein Kommentar von broeschies dazu. Darf ich auch einmal in die Runde raten? Ist vielleicht "Tragfähigkeit" gemeint?
Jedenfalls deckt sich meine Ansicht von Twang mehr mit der von Shana. Auch meine GL benutzt Twang um einen Beltsound zu faken, der in Wirklichkeit randstimmig/weibliche Kopfstimme ist.
Ja, Twang ist im Grunde genommen Tragfähigkeit, denn Twang generiert den Sängerformanten. Physiologisch gesehen hab ich es ja glaub ich schonmal gesagt. Es ist ein Vorgang, der vor allem durch Kontraktion der AE-Falte und Adduktion der Stimmlippen gekennzeichnet ist. Die Kontraktion der AE-Falte kann man im Laryngoskop wie gesagt bei allen gängigen Gesangsstilen sehen.

Twang und Gesang gleichzusetzen ist natürlich übertrieben. Aber Twang nach obiger Definition ist ein absolutes Grundelement des Gesangs, auf einer Stufe mit Dingen wie Atemanbindung.

Boah, also diese Behauptung finde ich jetzt echt gewagt und gesundheitsgefährdend! Einen Belt kratzen zu lassen soll einfacher und so wie es sich liest entlastender sein????? Dieses Kratzen was man in der Hörprobe hört, klingt extrem nach dem Ratschen von aufeinander knallenden und reibenden Stimmbändern und kann wie Shana schon richtig sagt, zu richtigen Stimmproblemen führen. Ich höre da nicht das Rauschen eines Überblasens! Richtiges Belting rauscht auch nicht, es schmettert, knallt und glänzt vom Klang. Kratzig sind eher Schreie (auch Yelling genannt oder Bruststimmehochziehen) und danach klingt die eine "Belt"hörprobe auch. Schonendere "Kratzmethoden" sind die gutturalen Techniken, wobei da nicht die Stimmbänder das Kratzen verursachen, sondern die Vibration von Rachenschleim, Rachenschleimhaut, False Chords, Gaumen und/oder Kehldeckel, also eine Etage weiter oben.
Ja, da liegt wohl der Hund begraben: "Belting" und "Yelling" (oder auch "Shouting") ist für mich dasselbe. Ein Gesangsmodus, der vom natürlichen Rufen abgeleitet ist. Und in den hohen Regionen, in denen normales Rufen normalerweise nicht gemacht wird, führt das dann dazu das man irgendwie improvisieren muss. Entweder man tiltet und setzt damit die Stimmlippen unter Spannung (genau genommen verlässt man damit sogar den "reinen" Belt) oder man lässt es halt rasseln, wodurch auch immer das zustande kommt. Kenshi hat glaub ich mal geschrieben, dieses Kratzen käme dadurch, dass der Tilt sich langsam ungewollt einschleicht und nur noch schwer verhindern lässt. Ich denke technisch entspricht es dem "fry screaming".

Die mMn schonendste "Kratzmethode" basiert übrigens auch auf Twang (wer hätte das gedacht), nämlich die mit dem Kehldeckel. Das entspricht dem, was Buddy irgendwo oben geschrieben hat, nämlich das Anzerren "am Gaumensegel" zu erzeugen.

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Sorry, das halte ich für vollkommenen Bullshit. Wenn der Belt kratzt, macht man was falsch.
Wie beltest du denn dann die Töne oberhalb deines Tilt-Punktes? (also belten jetzt im Sinne von Shouting oder Yelling, nicht im Sinne eines akustischen Schmetterns, das auch aus einer Twang-Einstellung geht). Kann ja sein, dass das alle mit Absicht machen, aber bei gefühlten 90% aller Männer kratzt es bei einem echten Belt oberhalb des Tilt-Punktes (der bei den meisten zwischen a' und c'' liegt).

Jo! Danke für diesen Einwand. Twang und Belting gegeneinander als Stimmgebungstechniken positionieren zu wollen, ist nämlich völlig sinnlos, weil es keine sich ausschließenden Stile sind.
Das liegt daran, dass du wenn ich mich recht erinnere, das Belting akustisch definierst. Ich würde es vereinfachend so sagen, wie Shana es auch ausgedrückt hat: Belting ist mit großer Masse, Twang ist mit eher kleiner Masse. Und man kann eben nicht gleichzeitig mit großer und kleiner Masse singen.

Die Vereinfachung besteht darin, dass Belting trotzdem auch ein gewisses Maß an Twang im Sinne eines physiologischen Vorgangs hat. Wenn von Twang als Gesangseinstellung spricht (so wie Shana jetzt z.B.), dann bezeichnet das in der Regel eine Einstellung, in der mit kleiner bis mittlerer Masse gesungen wird (so wie sie es ja auch schreibt).




Aber die ganze Diskussion ist ja auch irgendwie müßig. Letztendlich muss ja jeder selbst entscheiden, mit welcher Begriffswelt er am besten klar kommt. Es gibt noch zuhauf andere physiologische Vorgänge, die viele Sänger als "Bilder" hernehmen so wie die Muskelkoordination zwischen Vocalismuskel und Tilt. Einige lernen besser singen, indem sie aus einer reinen Twang-Position kommen, andere über eine schon abgedämpfte Einstellung in NG-Position.

Das einzige was ich hier halt wichtig fand war, das man das Shouting (ich sag jetzt mal bewusst nicht Belting) und das Singen im Mix (ich sag jetzt mal bewusst nicht Twangen) möglichst voneinander abgrenzt, weil sich die Setups einfach nicht miteinander vertragen im Sinne der Atem-Kehlkopf-Koordination bzw im Sinne von große Masse/kleine Masse.

Das Hörbeispiel von Bend-it ist in meinen Ohren große Masse auf teilweise sehr hohen Tönen um den Tilt-Punkt. Und da kommt es mit dieser Masse neben dem Kratzen auch leichter zu Intonationsproblemen. Deshalb wäre mein Vorschlag, da mit weniger Masse ranzugehen, und das geht mMn sehr gut aus einer Twang-Position (was Shanas Ausführungen jetzt ja nicht wiedersprechen würde).
 
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Ja, Twang ist im Grunde genommen Tragfähigkeit, denn Twang generiert den Sängerformanten. Physiologisch gesehen hab ich es ja glaub ich schonmal gesagt. Es ist ein Vorgang, der vor allem durch Kontraktion der AE-Falte und Adduktion der Stimmlippen gekennzeichnet ist. Die Kontraktion der AE-Falte kann man im Laryngoskop wie gesagt bei allen gängigen Gesangsstilen sehen.

Twang und Gesang gleichzusetzen ist natürlich übertrieben. Aber Twang nach obiger Definition ist ein absolutes Grundelement des Gesangs, auf einer Stufe mit Dingen wie Atemanbindung.
(...)

Twang generiert den was?? :nix:

Ich hab schon mal geschrieben, und ich stehe dazu: Du denkst zu viel. Deinen Ausführungen zu folgen, ist - vorsichtig ausgedrückt - anstrengend. Und ich bin durchaus geübt darin, wissenschaftliche Abhandlungen oder auch juristische Stellungnahmen zu lesen. Daran kann es also nicht liegen. Woran dann? :gruebel:

Vielleicht an der schon oft hier kritisierten Art und Weise, wie du autodidaktisch erworbenes (Halb-?)Wissen als absolut darstellst, dich dabei sogar zu solchem Unfug versteigst wie "das ist wissenschaftlich belegt, also absolut wahr" (frei wiedergegeben).

Vielleicht auch daran, dass du bei energischer Gegenwehr solcher erfahrenen Leute wie Shana, Vali, Foxx oder Bell nicht mit Lerneffekt zurückruderst sondern unter Zuhilfenahme neuerlicher Behauptungen immer wieder in dieselbe Kerbe schlägst.

Vielleicht an deinem "MB-User-XY hat das ja auch schon mal gesagt" - unter weit ausholender Verkehrung des tatsächlich Gesagten.

Und wenn ich das als autodidaktischer Laie schon merke, wie weh muss das den anderen erst tun...?

Ich bin durch all dies inzwischen leider so weit, deine Beiträge von vornherein als irrelevant einzustufen und lieber abzuwarten, was die kompetenten KollegInnen schreiben....
 
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Twang generiert den was?? :nix:

Ich hab schon mal geschrieben, und ich stehe dazu: Du denkst zu viel. Deinen Ausführungen zu folgen, ist - vorsichtig ausgedrückt - anstrengend. Und ich bin durchaus geübt darin, wissenschaftliche Abhandlungen oder auch juristische Stellungnahmen zu lesen. Daran kann es also nicht liegen. Woran dann? :gruebel:

Dazu kann ich immer nur wieder dasselbe schreiben. Dem einen hilfts, dem anderen nicht. Den einen interessiert es, den anderen nicht. Aufgrund des Durchforstens mehrerer Foren kann ich inzwischen sagen. So ziemlich jede Meinung innerhalb der Gesangswelt (auch meine natürlich) ist sehr stark subjektiv gefärbt durch die eigenen Erfahrungen und durch die Dinge, die man irgendeinmal gelernt hat. Dabei ist die Erfahrung völlig unerheblich, denn genau so wie es hier Leute gibt mit vielleicht 20 Jahren und mehr Erfahrung, die meine Ansichten kritisieren, gibt es anderorts solche mit 20 Jahren und mehr Erfahrung, von denen ich eben diese Ansichten gelernt habe.

Deshalb bin ich inzwischen dazu über gegangen mich stark am Stand der Wissenschaft zu orientieren. Die Validität von einzelnen Untersuchungen kann man natürlich immer anzweifeln (dann aber bitte mit handfesten Begründungen), aber in den allermeisten Fachbereichen hat es sich als nützlich erwiesen, sich am Stand der Wissenschaft zu orientieren, um eine Vereinheitlichung der Begriffsbildung zu erreichen.

Einer der "denk-affinsten" Sänger, den ich kenne, ist im übrigen ein ursprünglich klassisch ausgebildete Chorleiter mit über 40 Jahren Erfahrung. Man kann also auch nicht unbedingt allgemein sagen, dass man als Anfänger eher zu viel denkt, und mit der Erfahrung dann merkt, dass das eigentlich ganz unwichtig ist. Der Mann schreibt zu weilen (für mich) sehr interessante Blogs, z.B. eben über die Frequenzzusammensetzung von Gesang (bzgl. der er ebenfalls Twang im Wesentlichen mit dem Sängerformanten gleichsetzt). Sängerformant an sich ist übrigens ein Begriff, den hier durchaus auch andere verwenden.


Und ich hab es glaube ich oft geschrieben. Im Prinzip ist es völlig egal, was eigentlich "wahr" ist und was nicht, wenn es einem hilft. Deshalb geht es hier in der Regel einfach nur um Kommunikationsprobleme.

Bezüglich der Zitate von anderen Usern, müsstest du schon sagen, um wen es geht. Wenn es um die Aussagen von Shana zur Masse geht, kann ich es auch gerne nochmal wörtlich zitieren, was sie weiter oben geschrieben hat.
Ich sage meinen SchülerInnen: Der "Twang" entsteht NICHT aus dem Beltansatz heraus. Denn nach oben hin zu twangen hat ja gerade den Sinn und den Vorteil, daß es leichtgängiger ist als zu belten: Weniger Masse, weichere Einstellung, aber schärferer Klang durch mehr Vordersitz


Das würde ich genauso unterschreiben. Ich hatte ja auch schon geschrieben, dass ich die Ansicht, so wie Shana sie geschrieben hat, meine volle Zustimmung hat, ungeachtet der Tatsache, das sie von meiner abweicht. Denn auch diese Sichtweise würde ich definitiv hilfreich und nützlich finden.

Nicht nützlich finde ich hingegen den Ansatz, Belt und Twang rein klanglich zu unterscheiden und den eigentlichen Produktionsmechanismus außen vor zu lassen. Das hilft mir persönlich aus technischer Sicht herzlich wenig. Das hat mich persönlich beim Versuch "Musical-Belts" nachzumachen, sehr behindert, weil ich es eben rein akustisch versucht habe und dachte, das wären Belts. Dabei basieren viele Musical-Belts (nicht alle, aber die die ich imitieren wollte) im Wesentlichen auf Twang in Kombination mit einer recht starken Abdämpfung.

EDIT: Ich schau mal ob ich noch irgendeine brauchbare Kamera hier finde. Ich glaube viele Missverständnisse hier entstehen durch mein ungeheures Talent mich irre kompliziert auszudrücken. Denn insbesondere von dem, was Shana geschrieben hat, weicht meine Ansicht eigentlich gar nicht so stark ab, bis auf die Tatsache eben, dass meiner Meinung nach ein gewisses Maß an Twang auch in den Tiefen verwendet wird.
 
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Was mir gerade noch einfällt ist, dass Twang häufig mit dem Konzept der "Bite Resonance" verwechselt wird. Bite Resonance entsteht im Wesentlichen durch ein absichtliches Erhöhen des Kehlkopfes und ist quasi der Gegenpol zur klassischen, runden Klangfärbung. Das ist im Gegensatz zu Twang wirklich ein rein klanglicher Effekt.

Diese Bite Resonance ist auch genau das Problem beim "witche's cackle". Denn diese Übung enthält beides: Twang und Bite Resonance und die beiden werden dabei leicht verwechselt oder in einen Topf geworfen. Hier noch ein Video zum Thema Bite Resonance:

http://www.youtube.com/watch?v=zH4kZHUtqtg

Typisches Anzeichen für das "Einschleichen" von Bite-Resonance ist, wenn man beim Twangen z.B. den Mund breit zieht oder das Gesicht eng macht (Nase rümpfen und so). Deshalb sage ich, wenn ich Twang-Übungen beschreibe (z.B. das "näi näi näi"), dass man dabei den Mund nur nach unten öffnen soll und nicht in die Breite. Das ist im Wesentlichen, um die Verwechslung von Twang und Bite Resonance zu verhindern.

Man kann Bite-Resonance aber auch durch eine sehr hohe, etwas hinten liegende, Zungenposition erzeugen. Deshalb wird bei Twang-Übungen auch hin und wieder dazu geraten, die Zungenspitze immer an den unteren vorderen Schneidezähnen zu halten.
 
Ja, Twang ist im Grunde genommen Tragfähigkeit

Ich halte es für keine gute Strategie, einen Begriff, den es bereits gibt ("Twang" für einen bestimmten Sound und einen damit verbundenen Stimmansatz) auf einmal für etwas ganz anderes zu benutzen (Tragfähigkeit und Fokus ganz allgemein).
Lieber Broeschies, könntest du vielleicht im Sinne allgemeiner Verständlichkeit, in Zukunft "Tragfägigkeit" statt "Twang" schreiben?

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bzgl. der er ebenfalls Twang im Wesentlichen mit dem Sängerformanten gleichsetzt). Sängerformant an sich ist übrigens ein Begriff, den hier durchaus auch andere verwenden.

Ja, aber nicht als Synonym für "Twang".
Nenn es doch "Sängerformant", wenn du Sängerformant meinst und dann weiß man auch, worum es geht.
Resonatorisches Singen ist selbstverständlich ein Grundkriterium für jeden guten Gesang (wie Seidner - der einigermaßen bekannte Physiologe bei dem ich geprüft wurde - immer sagte: "Die Stimme ist kein Quetsch-, sondern ein Klanginstrument")

- - - Aktualisiert - - -

Und ich hab es glaube ich oft geschrieben. Im Prinzip ist es völlig egal, was eigentlich "wahr" ist und was nicht, wenn es einem hilft. Deshalb geht es hier in der Regel einfach nur um Kommunikationsprobleme.

Nichts für ungut, aber DU bist hauptsächlich derjenige, der immer wieder Kommunikationsprobleme schaff.
 
Merkst du was?

Ja, Twang ist im Grunde genommen Tragfähigkeit [...]

Es ist ein Vorgang, der vor allem durch Kontraktion der AE-Falte und Adduktion der Stimmlippen gekennzeichnet ist.

Aber Twang nach obiger Definition ist ein absolutes Grundelement des Gesangs, auf einer Stufe mit Dingen wie Atemanbindung.

Die mMn schonendste "Kratzmethode" basiert übrigens auch auf Twang (wer hätte das gedacht), nämlich die mit dem Kehldeckel. Das entspricht dem, was Buddy irgendwo oben geschrieben hat, nämlich das Anzerren "am Gaumensegel" zu erzeugen.

Belting ist mit großer Masse, Twang ist mit eher kleiner Masse. Und man kann eben nicht gleichzeitig mit großer und kleiner Masse singen.

Die Vereinfachung besteht darin, dass Belting trotzdem auch ein gewisses Maß an Twang im Sinne eines physiologischen Vorgangs hat.

Wenn du dir das mal reinziehst, sollte dich nicht wundern, dass du soviel Widerspruch erzeugst.

Also: Twang ist ein physiologischer Vorgang aus dem Zusammenspiel zweier Aktionen. Twang macht Tragfähigkeit, Twang reduziert die Schwungmasse, Twang hilft beim Anzerren, Twang ist etwas anderes als Belting aber gleichzeitig Teil des Belting.

Du wirfst ja selbst immer alles zusammen.

Und warum s für mich sowieso nicht funktioniert, Twang einmal klanglich und einmal als festes physiologisches Set zu definieren und dann munter beides im Wechsel zu verwenden, habe ich ja bereits einmal ausführlich dargelegt, daher werde ich das jetzt nicht wieder von vorne aufrollen.

Insofern schließe ich mich deinem Fazit an:

Aber die ganze Diskussion ist ja auch irgendwie müßig.
 
Da ist man mal 'ne Weile nicht hier... :eek:

Das Wichtigste zuerst:

1. Wenn's beim Singen kratzt, läuft immer was falsch. Auch beim Belt. Man muss da aber auch zwischen vornehmlich "hörbarem Kratzen" und einem "Kratzgefühl" unterscheiden. Letzteres ist immer Vocal Trauma und zerschreddert dir auf Dauer die Stimme. Ersteres KANN mal als Effekt obendrauf gesetzt sein, das ist aber sehr fortgeschrittene Technik, und ich würde sagen, dass das in 8 von 10 Fällen eher nicht der Fall ist. Bei den Meisten kratzt/ratscht es einfach, weil sie schlechte Technik haben (auch manche Lehrer muss man da leider sagen).

2. Beide Seiten haben mit ihren Twang-Definitionen irgendwie Recht.

a) Man kann Twang eher lautmalerisch verwenden, dann ist es definitiv ein eher randstimmiger Ansatz mit "extremem Vordersitz" - wobei der Vordersitz ja nur ein Gefühl ist, in Wirklichkeit aber weiter hinten-unten produziert wird. Das mit dem aryepiglottic sphincter stimmt also schon (meist ist das Gaumensegel auch tief, muss aber nicht).
Das lehren z.B. CVT ("distinct Twang"), Vocal Process und Estill, bei denen ist Twang AUCH ein eigener Vocal Set-Up und in dem Fall dann eher randstimmig, abhängig von der Tonhöhe natürlich. Das ist z.B. für mich persönlich kein Belt, für Manche aber schon (ist ja kein Trademark drauf ;)).
Twang ist "muskulär" relativ einfach zu singen. Die einzige Gefahr ist, wenn jemand zum Überblasen neigt, da kommt dann nämlich genau dieses Kratzen/Ratschen bei raus. Daher ist randstimmig singen mit Twang auch nicht immer die sicherste Alternative, wenn man's nicht technisch richtig macht.

b) Man kann Twang so verwenden, wie es heute die meisten Stimmforscher im englischsprachigen Raum tun (im Deutschen setzt sich das aber auch durch). In dem Fall ist es "necessary Twang" (CVT), oder was Estill z.B. aryepiglottic sphincter control (als Figure) nennt. Ursprünglich hat Estill das z.B. nicht Twang genannt. Das hat sich irgendwie erst im Lauf der Jahre eingeschlichen, ist mittlerweile aber ubiquitär, auch in Nicht-Estill (oder Sadolin)-Kreisen. In dem Fall ist Twang eine "Zutat", die man auf jeden Vocal Set-Up, egal ob randstimmig oder vollstimmig, draufsetzen kann. Und ja, auch im klassischen Gesang, und auch in der tieferen Lage, nur ist es da eben nicht hörbar im "lautmalerischen Sinn" von a). Hier ist Twang wirklich nur ein Mittel, um Tragfähigkeit zu generieren (und ggf. mit Stimmbandschluss zu helfen, weil es da einen Rückkopplungseffekt gibt). Das wird ganz gerne mit dem Sängerformanten gleichgesetzt, und einige Studien legen nahe, dass das tatsächlich der Fall ist. Die Samples solcher Studien sind allerdings immer relativ klein. Solange man nicht das Gegenteil beweisen kann, kann man aber auch nicht sagen, es stimmt nicht.

Obendrauf gilt allerdings auch: Twang ist kein Allheilmittel (wenn auch hier und da absolut notwendig), muss vernünftig gelernt werden wie alles andere, und hilft dem Anfänger normalerweise nur, wenn's technisch korrekt demonstriert wird, weil auch dabei einiges schiefgehen kann. Was auch stimmt ist, dass es für manche Anfänger, die hier lesen, wahrscheinlich eher zu Konfusion führt. Das geschriebene Wort ist aber leider immer interpretierbar, und da kommt dann leider oft Murks bei raus. Das gilt aber für alle Erklärungen - konsequenterweise müsste man dann das ganze Forum einstampfen oder jeden Post mit einem Disclaimer verfassen. Ich sag' ja immer: "Nimm ein paar vernünftige Gesangsstunden, und versuche nicht, Gesang aus Foren zu lernen". That's just me though ;)

Sorry, dass das jetzt so lang geworden ist, zumal wir das ja alles schon hundertmal durchgekaut haben. Ich würde persönlich halt nur gerne verhindern, dass Dinge, über die in Vocal Research-Kreisen, zumindest momentan, Konsens besteht (rar genug ;)), als falsch dargestellt werden. Ein Hauptproblem ist, wie so oft, die Verwendung derselben Begriffe in unterschiedlichem Kontext. Das macht das Eine aber nicht "richtiger" als das Andere...
 
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Nur eines noch zum Thema Belting, weil ich es in einem Musikboard, in dem viele Anfänger sich Tipps holen, partout nicht stehen lassen will, dass Belt in der Höhe kratzen darf oder gar soll und das gar nicht anders gehe:

Einfach einen Blick in Richtung Musical werfen, die Leute dort können alle sauber in der Höhe belten. Dass es im Rock und anderen Stilen eher mal kratzt, liegt einfach daran, dass das zur Stilrichtung gehört.

http://www.youtube.com/watch?v=oR6ztrsQMqY#t=2m32s


Das Letzte, das passieren sollte, ist, dass hier einer den Thread liest und sich anschließend die Stimme kaputt singt, weil er denkt, er macht alles richtig, wenn's kratzt.
 
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Nur eines noch zum Thema Belting, weil ich es in einem Musikboard, in dem viele Anfänger sich Tipps holen, partout nicht stehen lassen will, dass Belt in der Höhe kratzen darf oder gar soll und das gar nicht anders gehe:

Einfach einen Blick in Richtung Musical werfen, die Leute dort können alle sauber in der Höhe belten. Dass es im Rock und anderen Stilen eher mal kratzt, liegt einfach daran, dass das zur Stilrichtung gehört.

http://www.youtube.com/watch?v=oR6ztrsQMqY#t=2m32s


Das Letzte, das passieren sollte, ist, dass hier einer den Thread liest und sich anschließend die Stimme kaputt singt, weil er denkt, er macht alles richtig, wenn's kratzt.

Okay, ich ziehe die Aussage mit dem Kratzen zurück. Da gebe ich euch recht, dass das eventuell ein völlig falsches Bild erzeugt und potentiell schädlich ist, weil man die Art des Kratzens ja nicht unterscheiden kann. Das was der Musicalsänger da macht, würde ich auch hier als eine twang-gesteuerte Koordination bezeichnen, d.h. Kompression zuerst, Druck danach. Für einen Belt, in dem Sinne, was ich darunter verstehe (wie gesagt im Sinne von Shouting, einer Abwandlung des normalen Rufens), ist da zu wenig Druck im Spiel und der Klang, den er da erzeugt hat viel zuviel Resonanz und Klangformung.
 
b) Man kann Twang so verwenden, wie es heute die meisten Stimmforscher im englischsprachigen Raum tun (...) Hier ist Twang wirklich nur ein Mittel, um Tragfähigkeit zu generieren (...) Das wird ganz gerne mit dem Sängerformanten gleichgesetzt,


Also ich verstehe einfach nicht, warum man es "Twang" nennen soll, wenn "Tragfähigkeit" gemeint ist oder "Sängerformant". Das ist aus meiner Sicht als Lehrerin nicht zielführend, weil es verkomplizierend wirkt. Auch für eine wissenschaftliche Terminologie finde ich es nicht hilfreich. Der englischsprachige Raum interessiert mich herzlich wenig. Man kann nämlich sehr gut alles auch auf deutsch ausdrücken. Zumal im Unterricht. Wenn ich Studien lese, seien sie wissenschaftlich oder nicht möchte ich auch gerne verstehen können, was gemeint ist. (und das erst recht, wenn es in englsicher Sprache geschrieben ist, was ja schon schwierig genug ist). Also geht es in diesen Studien um die Tragfähigkeit der Stimme, den Sängerformanten, den Stimmsitz oder was?

Und ich lese hier immer Sadolin und Estill... Mal eine dumme Frage: Sind diese beiden denn in einem wissenschaftlichen Kontext relevant? Ein (Begriffs-)System und ein Methodik-System kann sich im Prinzip jeder ausdenken und es entsprechend vermarkten. Und dafür brauche ich auch nicht nach England oder Amerika schauen, das machen Gesangslehrer hierzulande schon auch ;-))
 
Und noch ein Wort zum Sonntag:


Was mich an dieser immer und immer wiederkehrenden Diskussion stört, ist die Penetranz. Seit ich Mitglied im Musikerboard bin, und das sind nun auch ein paar Jahre, gab es hier immer ein großes Bemühen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen.

Es gibt viele Begriffe, die nicht eindeutig oder doppelt belegt sind. Und wir haben es hier bisher immer geschafft, irgendwie auf einen Nenner zu kommen. Weil dieses Board hilfreich für Anfänger und Fortgeschrittene sein soll und wir Tipps geben und Austausch pflegen wollen, ohne uns jedesmal gegenseitig zu verwirren. Ich selbst habe mich auch schon von Begrifflichkeiten verabschiedet, die ich anders gelernt habe, als sie hier von der Mehrheit verwendet wurden, einfach weil es viel praktischer ist, sich an die übrigen anzupassen, als jedesmal einzuwenden: "Ja, aber für mich ist das was anderes."


Ich weiß, dass mit Twang die Kontraktion des oberen Teil des Ansatzrohrs gemeint sein kann. Aber wir sind hier nicht in einem Fachforum für Stimmphysiologie, sondern in einem Forum für Sänger. Wenn sich jemand hier nach Twang erkundigt, wird er mit 99,99%iger Wahrscheinlichkeit den Klang meinen. Und dann ist es absolut nicht nutzbringend, sondern nur verwirrend, wenn der Gegenüber auf einer anderen Basis antwortet.

Dass ich persönlich es für eine Unsitte halte, bereits belegte Begriffe neu zu definieren, habe ich ja schon dargelegt, aber wenn die Forscherecke das so praktiziert und die Doppelbelegung in Kauf nimmt, meinetwegen. Würde ich mich in entsprechenden Foren aufhalten, dann würde ich das so annehmen und mich anpassen.

Und daher erwarte ich das auch umgekehrt, nämlich, dass jemand wie broeschies sich einfach mal dahingehend in die Community hier eingliedert und sich dem mehrheitlichen Konsens anschließt und nicht jedesmal sein eigenes Wörterbuch zückt. Ich möchte mir keine "broeschies -> Musikerboard / Musikerboard -> broeschies" Langenscheidtausgabe zulegen müssen. Zumal er - quasi um die Verwirrung perfekt zu machen - ja sowohl die physiologische als auch die klangliche Definition verwendet, je nachdem, wovon er gerade redet. Und dann kommt so eine "Belting ist was ganz anderesals Twang aber im Belting ist schon auch ein wenig Twang"-Aussage heraus - mit Verlaub, wie soll denn ein Anfänger das noch irgendwie einordnen können?

Ich finde das hat auch mit Respekt vor der Community zu tun, in der man aufgenommen wurde. Denn Shana hat Recht, die Kommunikationsprobleme treten eigentlich nur zwischen ihm und allen anderen auf. Man stelle sich mal vor, Vali würde mit ihrem medizinischen Hintergrund um die Ecke kommen!
Man sollte sich auch fragen, wie hilfreich Ratschläge und Hilfestellungen sein können, die ein Anfänger nicht versteht oder missversteht. Wir haben hier mehrere erfahrene Pädagogen an Board und keine / keiner von denen hat jemals Fragesteller mit Bleiwüsten bombardiert und das hat seine Gründe.
 
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Aber was ich erwarten würde, ist, dass jemand wie broeschies sich einfach mal dahingehend in die Community eingliedert und sich dem mehrheitlichen Konsens hier anschließt und nicht jedesmal sein eigenes Wörterbuch zückt...

Ja, das kann ich verstehen und möchte ich hiermit gerne machen. Also hier mal eine kurze Rekapitulation, damit ich in Zukunft für weniger Missverständnisse und Verwirrung sorge. Ein paar Begriffe, die ich aus der Diskussion jetzt mitgenommen habe:

Belt: bezeichnet im wesentlichen einen "lauten", "schmetternden" Klang, der durch verschiedene Koordinationen von Kehlkopf und Atmung hervorgerufen werden kann.
Shouting/Yelling: Bezeichnet eine aus dem natürlichen Rufen abgeleitete Gesangstechnik, bei der auf Tilt im wesentlichen verzichtet wird und die hauptsächlich auf "Pushing" von Atemdruck beruht
Sängerformant/Tragfähigkeit: Bezeichnet das Vorhandensein bestimmter Frequenzen in der Stimme, die eine besonders gute Hörbarkeit erzeugen


Twang: würde ich dann in Zukunft nicht mehr verwenden, weil, wie Foxx auch richtig anmerkt, ich selbst teilweise durcheinanderkomme mit den Definition von "Twang als physiologischer Vorgang", "Twang als Geräusch" und "Twang als komplette Gesangseinstellung". Da spielt halt immer rein, dass ich in meinem Kopf natürlich weiß, was ich gerade meine und dann schreib ich halt den Begriff, der das bezeichnet und da kommt bei mehreren verschiedenen Sachen dann "Twang" als Ergebnis raus ;) Zumal ich Foxx mit der Unsitte der Umdefinition schon immer recht gegeben habe, und den Begriff einfach aus Mangel einer besseren Bezeichnung verwendet habe.

Ich suche aber nach wie vor nach einem Begriff für folgenden Vorgang, den ich für sehr wichtig halte, weil er mir sehr geholfen hat, Fortschritte beim Singen zu machen, insbesondere beim Trennen von "Technik" und "Klangformung". Der Vorgang besitzt halt 2 charakteristische physiologische Eigenschaften:

1. Eine Kontraktion der AE-Falte, die den oben genannten Sängerformanten erzeugt
2. Eine Adduktion der Stimmlippen, die das Singen mit verringerter Masse erlaubt

Wenn dieser Vorgang in möglichst isolierter Form durchgeführt wird (also ohne andere Techniken, die sich auf die Klangformung auswirken), erzeugt er ein charakteristisches Geräusch, welches als "Entenquaken" oder als "trompetenartig" beschrieben wird. Bei mir persönlich löst dieser Vorgang ein starkes Gefühl von "Stimmsitz" im Bereich des Gaumensegels aus. Über Imitation dieses Geräusches ist es möglich Kontrolle über den Vorgang zu erlangen, unabhängig von anderen Vorgängen wie Senken/Heben des Kehlkopfes/Gaumensegels usw. usf.

Es wäre halt schön einen Namen dafür zu haben, den ich hier ins Spiel bringen kann, wenn ich das Üben dieses Vorgangs vorschlagen will, ohne, dass er mir gleich um die Ohren fliegt, weil der Begriff x verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem welchen Autor man gerade konsultiert. Ich werde auf jeden Fall noch ein Video davon machen, damit man vielleicht mal sieht, was ich jetzt genau eigentlich meine.

Das Problem damit, es einfach nur "Tragfähigkeit" oder "Sängerformant" zu nennen ist, dass das den Eindruck erzeugt, es handle sich um ein rein akustisches Phänomen. Aber es gibt halt diese zweite Komponente der Stimmlippenadduktion, die das Singen mit mehr Tilt und geringerer Masse erlaubt.
 
Ich wäre dafür, die Diskussion um Twang, Belting usw. abzutrennen, so daß man sie später auch mal wiederfinden kann. Mit der ursprünglichen Eingangsfrage hat das alles ja nicht mehr viel zu tun, ich finde aber, daß viel interessantes beigetragen wurde.



EDIT by Vali: Dein Befehl sei mir Wunsch :D
 
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Shana, ich stimme Dir generell ja völlig zu. Wir müssen zwischen der Unterrichtssituation und Lehre/Forschung unterscheiden, da rennst Du bei mir sicherlich offene Türen ein. Ich selbst benutze Twang z.B. für das Lautmalerische, und das andere nenne ich (da ich in Englisch unterrichte) "projection", also Tragfähigkeit. Die Grenzen sind aber fliessend. Hin und wieder sage ich z.B. "twang a bit more", wenn ich mehr Tragfähigkeit erzielen will, oder mehr "Vordersitz" angebracht finde. Das setzt aber voraus, dass der Schüler schon weiss, was er zu tun hat.

Englisch ist aber nun mal die Lingua Franca im wissenschaftlichen Bereich - auch in der Stimmforschung (aber nicht nur da). Die Mehrheit der Literatur ist Englisch, und auch internationale Konferenzen werden in Englisch gehalten. Das muss einem nicht gefallen, ist aber halt so und wirkt sich definitiv auch auf die deutsche Stimmforschung aus. In die Zeiten, wo jede Nation in ihrem eigenen Saft kocht, will ja wahrscheinlich auch keiner zurück. Ich glaube, dass sich da gewisse Begrifflichkeiten ganz einfach einschleifen. Sprache ist lebendig, Deutsch klingt ja heute auch nicht mehr wie vor 500 Jahren, und die Welt wird halt irgendwie "kleiner", weil mehr Austausch möglich ist. Dass sich das auch in der Sprache (z.B. in Anglizismen) niederschlägt, ist wahrscheinlich ein Zeichen der Zeit.
In den meisten Studien geht's um Tragfähigkeit DURCH den Sängerformanten, und was physiologisch abgeht wenn gewisse akustische Phänomene ablesbar sind (e.g. Spectrograph/Spectrogramm). "Stimmsitz/vocal placement" wird in der Forschung als Begriff eher weniger benutzt, weil's ein bisschen schwammig ist.

Sadolin und Estill sind in wissenschaftlichen Kreisen absolut relevant, weil beide sehr viel für die Stimmforschung getan haben. Dass beide da am Ende ihre eigenen Systeme draus gebastelt und Geld mit gemacht haben, hat damit relativ wenig zu tun. In der Research Community sind beide respektiert - das heisst nicht, dass überall Konsens besteht, und das ist auch nicht der Fall (Sadolins extreme vocal effects werden z.B. immer noch von vielen hinterfragt). Aber Fortschritt gibt's halt eben nur, wenn man nicht immer nur mit "war vor 200 Jahren gut, ist deswegen auch heute noch gut" argumentiert. Das haben beide (und viele andere) getan, und eine Menge der Erkenntnisse, die Stimmforscher heute machen, fussen z.B. auf der Arbeit von Jo Estill, wenn auch abgewandelt und weiterentwickelt. Und so geht's auch weiter, und Leute (werden) hinterfragen, was Estill und Sadolin an Ergebnissen geliefert haben. Das heisst aber nicht, dass beide generell Unrecht haben/hatten, nur weil sie EVTS oder CVT draus gebastelt haben. Man muss schon die Stimmforschungsarbeit, die sie geleistet haben (und noch leisten), und ihre "Produkte" auseinanderhalten.

P.S.: Und ja, Abtrennung wäre gut, da das wirklich zu sehr in die wissenschaftliche Ecke geht und Gesangsanfängern (nehmt Unterricht, Leute! ;)) nicht wirklich hilft.
 
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