Der heutige Musikgeschmack ...

das stimmt. hab ich vor 4 tagen gemacht:
http://www.youtube.com/watch?v=fmWWI20Stf0

geht auch ohne popularität und stardom
Sauber! :great:
(Werde Deinen Kanal auf jeden Fall meinen Söhnen & deren Freundeskreis empfehlen)
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Zum Thema: "Neue Musik" erfinden
Aber sicher wird neue Musik erfunden!
Z.B. Kwaito oder Chip/Bitpop, um mal zwei Stilrichtungen zu nennen.
Und die vermeintlich gut/besser/am besten alten "neuen Stile" nahmen sich ja auch "alter Stile" an. Das hat eine Entwicklung so an sich. ;)
 
Hey, das ist doch mal ein cooles Thema. Eigentlich schon gefühlte tausende Male diskutiert, aber eher mit Schülern, Freunden, der Dame und jetzt grade wieder mit Fremden auf der Musikmesse. Dennoch geb' ich einfach mal meinen Senf ab, auch wenn das Thema so umfangreich ist, daß ich mit Sicherheit einiges vergesse...

Zunächst ein Punkt, den ich für äußerst wichtig halte: Nichtmusiker haben hierüber meistens eine völlig andere Ansicht, man muß also aufpassen, keine Elfenbeinturm-Diskussion zu führen. Ich frage mich bei diesem Thema ständig, ob der Musiker oder der Otto-Normaler aus mir spricht :gruebel:

Ich würde gerne etwas ansprechen, was noch nicht genannt wurde. Meiner Ansicht nach führen die Major Labels einen wilden Kampf, in dem sie in erster Linie auf Schadensbegrenzung aus sind. Es wird nur noch das rausgebracht/vermarktet, bei dem man möglichst sicher ist, es gut verscherbeln zu können. Experimente und neue Ideen meidet man wie der Teufel das Weihwasser - weil die Verkaufszahlen ungewiß wären. Das schmälert aber logischerweise das Angebot erheblich und natürlich auch immer mehr. Gute Geschäftspolitik enthält außer Sicherheitsdenken eben auch Kreativität, Innovation und den Blick in die Zukunft. Wenn man sich ausschließlich auf Sicherheit konzentriert, sprich auf die Vergangenheit ausgerichtet ist (das, was gerade populär war als Blaupause nimmt), kommt man nicht mehr voran. Ich bin da auch anderer Meinung als viele andere, wenn es um die 80er geht. Was meinen persönlichen Geschmack anbetrifft, fand ich die 80er scheußlich. Meine geheiligten Bands damals haben plötzlich angefangen, Keyboards zu verwenden - pfui Spinne! Sakrileg! Die 80er waren meiner Meinung nach völlig verlorene Jahre, was die Musik anbetrifft. Bis ich in einer Diskussion mit einem befreundeten Schlagzeuger eines Besseren belehrt wurde. Er empfindet die 80er als revolutionäres Musik-Zeitalter. Mit der Synthesizer-Entwicklung entstand etwas völlig neues. Musik, die vorher nicht denkbar war. Und auch wenn ich mit dem Geplänkel-Kram nicht viel anfangen kann, muß ich ihm doch Recht geben, es gab einen großen Sprung, eine große Entwicklung, viel Neues.

Mittlerweile scheint die Entwicklung längst zweigeteilt zu sein. Es gibt die Musik der Großkopferten, die auf den Standard-Radiosendern rauf- und runtergedudelt wird. Und es gibt die Independent-Welt, die unglaublich vielfältiger, kreativer, interessanter ist. Dummerweise kriegt man aufgrund der Marktmacht ersteres laufend um die Ohren geschlagen, während man für letzteres selbst aktiv werden und es suchen muß. Dabei kommen noch weitere Punkte ins Spiel. Z.B. der Gewöhnungs-Effekt (hat sicher einen offiziellen Namen, kenn' ich aber nicht). Man hört etwas und mag es nicht. dann hört man es immer wieder und irgendwann fängt man tatsächlich an, es zu mögen. Das ist irgendwie beängstigend, funktioniert aber trotzdem. Ich denke, es rührt von der Prägung her. Jeder kennt das, man hört jemanden ständig irgendein bestimmtes Wort sagen, es nervt einen gewaltig......und irgendwann sagt man es selbst. Das ist ein Mechanismus unseres Hirns, wir können es nicht verhindern. Wir können uns lediglich aussuchen, wovon wir uns prägen lassen (und das auch nicht immer), indem wir uns mit Leuten umgeben, die gescheit sprechen können - oder mit Musik, die unserem eigenen Können voraus ist.

Das heißt aber, daß das ständige Bombardement mit Plätschermusik dazu führt, daß der Pauschalmensch genau diese Musik gut findet. Und er ist meistens eh zu faul, nach guter Musik zu suchen. Braucht er aber auch nicht, weil die Leute in seiner Umgebung ja genau das Gleiche gut finden - aus demselben Grund. Hier geht's dem Musiker natürlich anders. So wie sich dem Schreiner der Magen umdreht, wenn er Möbel vom Discounter sieht - oder dem Whiskey-Kenner wenn ihm jemand einen Jackie-Cola vorsetzt - so findet unsereins das Radiogedudel unerträglich. Es ist übrigens wissenschaftlich erwiesen, daß Radiohören dumm macht. Hab ich vor Jahren in einer Reportage im Radio (!) gehört. Dabei ging's um die großen Standardsender, die Stunde um Stunde dasselbe spielen und halbstündig noch die gleichen Nachrichten laufen. Durch diese Flut von immer gleichem, belanglosem Krempel stumpft unser Hirn ab.

Dann gibt's natürlich noch die Sendequoten. Der Radio-DJ ist mittlerweile einer der besch!ssensten Jobs überhaupt. Er hat keinerlei Befugnisse mehr was die Songauswahl anbetrifft. Da gibt es dann Vorgaben, die besagen, daß der neue Gaga-Song pro Stunde 2,3 mal gespielt werden muß. Und man kann sich dem nicht entziehen. Ich habe meinen Fernseher seit 7 Jahren nicht mehr ans Programm angeschlossen und seitdem auch nicht mehr ferngesehen - Radio habe ich ohnehin so gut wie nie gehört. Trotzdem weiß ich wer Adele und was Bauer sucht Frau ist. allerdings stehe ich nicht in der Flut, sondern krieg nur die Spritzer ab. Aktuelle (Fernseh- und Radio-)Werbung z.B. ist mir völlig unbekannt - man lebt entspannter...

Ich hab' vor etlichen Jahren mal mit einem alten Jazzdrummer, der seinen Lebensunterhalt abwechselnd als Rennrad- und Schlagzeugprofi verdient hat (das waren noch Lebensläufe...), zusammengespielt. Er meinte, Musik sei wie ein Baum, wie diese Stammbaumzeichnungen, die man so kennt. Es geht immer irgendwie weiter, es entstehen Abzweigungen und Verästelungen. Manche davon gehen weiter, andere sterben ab oder entwickeln sich zurück. Mal geht's vom Stamm her richtig voran und mal steckt man in einer Sackgasse, dann stirbt's ab und ein anderer Zweig übernimmt. Den Eindruck hatte ich das letzte Mal als Techno starb. Klar, Techno gibt's auch heute noch, aber es ging vom Massenphänomen zur Nische zurück. Plötzlich war alles elektronisch, nur noch Piepskram und Gutz-Gutz-Gutz-Bässe. Und auf einmal fing man an, echte Instrumente einzubauen, weil sich die Leute dran sattgehört hatten. Es entstand eine Art kleine Renaissance des Handgemachten bzw. ein Hybridgebilde aus Elektronik plus Fleisch-und-Blut.

Mittlerweile drängt sich mir der Eindruck auf, wir sind an einem toten Punkt angelangt. Es geht bei den Großen nicht mehr voran, alles verkrüppelt und schrumpft in sich zusammen. Gleichzeitig haben wir eine Subkultur, die so facettenreich ist wie nie zuvor - von der breiten Masse aber nicht wirklich erkundet wird. Der Mob glaubt zuweilen sogar, einen kleinen Hinterhofmusiker zum Star zu machen, wenn's in Wirklichkeit eine ausgeklügelte Kampagne eines Major Labels war. Da gab's doch diese youtube-Tante z.B., den Namen hab' ich vergessen, sorry.

Wo's hinführt? Keine Ahnung. Ich hätte kein Problem damit, wenn die Majors zugrunde gingen, brauchen tut sie ja heute niemand mehr, und sie stemmen sich der Entwicklung mit aller Gewalt in den Weg, versuchen um's Verrecken (im wahrsten Sinne) ihre Nützlichkeit zu behaupten. Benutzen ihren politischen Einfluß dazu, um alles andere zu unterdrücken, klein zu halten und sogar zu kriminalisieren. Behaupten, sie seien die Hüter des Urheberrechts und gängeln die eigene Kundschaft mit irgendwelchen schwachsinnigen Schutzmechanismen, die einen durch alle möglichen Reifen springen lassen, um die Ehre zu erhalten, das nutzen zu dürfen, wofür man ihnen sein sauer verdientes Geld hinterhergeschmissen hat. Mögen sie elendigst krepieren! Heute noch!

Falls überhaupt jemand bis hierher gelesen hat, einen Punkt hab ich noch. Ich finde es sehr interessant, daß wahnsinnig viele aufstrebende Bands genau versuchen, in diese Sackgasse hineinzustoßen. Sie kopieren die Großgemachten und glauben, mit einer Nickelback Kopie erfolgreich zu sein - bemitleidenswert, das.

Übrigens wurde natürlich schon jede erdenkliche Tonfolge, Melodie, Kadenz etc. komponiert. Aber das ist irrelevant. Denn (siehe z.B. Derek Sivers), eine gute Idee beinhaltet immer denjenigen, der die Idee hat als wesentlichen Teil. D.h. wenn jeder von uns von sich aus "Smoke On The Water" schreiben würde, wäre es trotzdem immer ein anderer Song. Es gibt also keinen Endpunkt ab dem sich alles wiederholen muß. Musik hat keine Grenze, die Möglichkeiten sind unendlich - falls man sein Hirn durch zu viel Radiohören nicht jeglicher Kreativität beraubt hat :eek:

Und zum Abschluß noch der Beweis, daß heute noch Musik entsteht, die niemals im Radio laufen wird :rofl: : http://soundcloud.com/audiot-eu/01-pank-pinthers (Prototyp: muß noch richtig eingesungen und abgemischt werden...)
 
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Dann gibt's natürlich noch die Sendequoten. Der Radio-DJ ist mittlerweile einer der besch!ssensten Jobs überhaupt. Er hat keinerlei Befugnisse mehr was die Songauswahl anbetrifft. Da gibt es dann Vorgaben, die besagen, daß der neue Gaga-Song pro Stunde 2,3 mal gespielt werden muß. Und man kann sich dem nicht entziehen. Ich habe meinen Fernseher seit 7 Jahren nicht mehr ans Programm angeschlossen und seitdem auch nicht mehr ferngesehen - Radio habe ich ohnehin so gut wie nie gehört. Trotzdem weiß ich wer Adele und was Bauer sucht Frau ist. allerdings stehe ich nicht in der Flut, sondern krieg nur die Spritzer ab. Aktuelle (Fernseh- und Radio-)Werbung z.B. ist mir völlig unbekannt - man lebt entspannter...

das bringt es glaube ich schon auf den Punkt, es gab mal zeiten, da hat man einen Alan Bangs einfach machen lassen, und der Jung hat von Tschaikowski bis wildesten Punk Rock das gespielt, wozu er Bock hat .

ok bis es dem WDR zu bunt wurde :D
 
die Moderatoren gab es wohl in jedem Sender, ich war dabei, als SWF3 angefangen hat zu senden - Frank Laufenberg, später Elmar Hörig, die hatten auch einen wilden Programmmix...

...ok bis es dem SWF zu bunt wurde :D
 
Zunächst ein Punkt, den ich für äußerst wichtig halte: Nichtmusiker haben hierüber meistens eine völlig andere Ansicht, man muß also aufpassen, keine Elfenbeinturm-Diskussion zu führen. Ich frage mich bei diesem Thema ständig, ob der Musiker oder der Otto-Normaler aus mir spricht :gruebel:

Wir können nicht mehr zurück. Was solls?!... Cooler track btw. Und das Musik und Stilrichtungen wie ein Baum funktionieren mit immer neuen und absterbenden Zweigen stimmt auch voll.
 
Mal ein kleiner Einwand von meiner Seite als Starter der Diskussion ...:

Ich habe nie in Frage gestellt, daß es Nischen für alles Mögliche gibt und geben wird und geben soll. Mein Problem ist auch nicht, daß ich die Musik, die ich mag, womöglich nicht mehr finde.

Es ging mir um den MAINSTREAM, den ich für verlotterter halte, als er in früheren Zeiten war. Und um die "Perlen", die sich IN DIESEM MAINSTREAM verbergen, ... womöglich ...

Daß es abseits des Massengetues nach wie vor sehr viel Brauchbares und Gutes gibt, steht außer Zweifel ... für mich zumindest ...

Aber der MAINSTREAM ... warum kann man sich (Im Ggs zu früher ?) DEN so gar nicht mehr anhören ... ?

Thomas
 
Hi turko!

Gute Frage! Zunächst die Frage: Wer hört Radio, wann hört jemand Radio? Ich glaube auch, daß es vornehmlich die "ältere" Generation ist, und daß die Leute einfach keine Stille mehr ertragen können, wozu ich auch das Autofahren zähle. Die Leute wollen berieselt werden ohne viel nachzudenken, bei der Arbeit, im Restaurant oder wo auch immer. Bekanntes ist immer angenehmer als neues, das würde ja ablenken wenn man tatsächlich zuhören würde. Da sind die Privatsender, die genau diese Klientel bedienen. Und dann die öffentlich-rechtlichen, denen nichts besseres einfällt, als genau das selbe Schema zu übernehmen. Nun bin ich auch Ü50, aber halt vielseitig tätiger Musiker. Ich brauche kein "Radio Gaga" (genau!) zum 867ten mal anhören. In den 70ern war das öffentlich-rechtliche Radio noch richtig interessant, im SWF gab's den Pop Shop am Nachmittag mit Sendungen etwa über Deutschrock oder 20 zu 1 - Hörer konnten für eine Gage von 20,-- DM ein Manuskrip einreichen und eine Sendungsstunde gestalten und da war teilweise auch schwerer Stoff dabei, persönliche Drogenprobleme u.s.w. Heute undenkbar.

Das Radio ist mit seinen Populärsendungen schlichtweg verkommen, aber soll doch jeder hören was er mag - wenn er's nicht besser kennt. Ich selbst höre nur noch DLF, SWF2 oder Querfunk Karlsruhe, ein nichtkommerzieller Privatsender. Klar, die beiden erstgenannten bringen überwiegend Wortbeiträge und Klassik - aber das ist gute Musik und abwechslungsreich. Und ansonsten bastle ich mir mein musikalisches Programm selbst zusammen. Da ist auch 80er Jahre Musik dabei, Malmsteen, Satriani, Vai, Deep Purple. Beispielsweise. Und was auf BR3, SWR3 oder WDR3 kommt - interessiert mich nicht.

Grüße

Thomas

P. S. Sorry für die Dickschreiberei - eigentlich war nur das Wort "genau" gemeint, bekomme es jetzt aber nicht mehr geändert.
Mod-Anmerkung: Habe das erledigt. Einfach markieren und noch einmal auf "B" (bold) drücken. klaus111
 
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... Aber der MAINSTREAM ... warum kann man sich (Im Ggs zu früher ?) DEN so gar nicht mehr anhören ... ? ...
weil er für die gemacht ist, die sowieso nicht mehr zuhören!
 
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so arrogant bin ich nun mal !
 
weil er für die gemacht ist, die sowieso nicht mehr zuhören!

Das heißt, Du siehst das Hauptproblem darin, daß die meisten nicht (mehr) richtig zuhören können ... ? Und was aus dem Radio herauskommt, ist nur eine Funktion davon ... ?
 
Was meinen persönlichen Geschmack anbetrifft, fand ich die 80er scheußlich. Meine geheiligten Bands damals haben plötzlich angefangen, Keyboards zu verwenden - pfui Spinne! Sakrileg!

Das sehe ich gegenteilig. Der Synthesizer ist das beste Geschenk der Musik überhaupt .... , nach dem Klavier natürlich :D
 
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Hi!

Wer Wahrheiten ausspricht wie WilliamBasie ist also gleich blasiert oder arrogant? Kann ich so nicht nachvollziehen.

Thomas
 
Re-Hi, Bassstreichler!

Die (absolute) Wahrheit (mit Allgemeingültigkeit) für wen?? - Das war im besten Falle eine These, um nicht zu sagen ein VORURTEIL, denn es gibt durchaus Mainstream-Hörer/Musiker, die
a) Ahnung von Musik haben
b) über ein sehr gutes Gehör verfügen

Und nicht vergessen: So wie es "schlimmer gibt's immer" gibt, so gibt's auch stets Leute, die mehr drauf haben und sich am End mehr Arroganz leisten können.

€ Und ich kann es mir mittlerweile leisten, einer derart blasierten Einstellung gegenüber noch arroganter zu reagieren. Hugh. ;)

Mal ernsthaft: Manche tun ja gerade so, als ob sie nie klein/dilettantisch angefangen hätten. Die schätzten sich schließlich auch mal froh, wenn nicht sofort alles in den Boden gestampft wurde, was sie so von sich gaben. Vergleichbar mit "Erwachsenen" die anscheinend nie Kind/Jugendliche waren, und ab einem gewissen, vermeintlichem Level nix anderes tun, als über die üble Jugend zu schimpfen/lästern.
Jaja, früher war ja eh alles besser ... *gähn*
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, wenn einem wirklich etwas an Musik als Kunstform liegt, darf man die Frage niemals auf diese Art und Weise stellen. Gut, wir reden zwar jetzt nur vom MAINSTREAM, aber machen uns nicht einmal die Mühe, diesen genau abzustecken. Das Problem dürfte auch im MAINSTREAM (jedes mal mit bassig grollender Stimme zu lesen) das gleiche sein, wie wenn man verallgemeinernd von Popmusik spricht. Was ist denn Pop? Eigentlich ist Pop was gefällt, unter Pop fallen R'n'B und Electronica, Chilli Peppers und Nightwish, aber auch Clueso, Deichkind und Sido. Und somit fallen sie auch unter die einzelnen Spielarten des MAINSTREAM!!! Wer jetzt unter Pop etwas Anderes versteht, bitte... ich richte mich da nur nach der Definition, die einige Bücher zum Thema verwenden. Da fallen dann auch gelegentlich Filme in dieses Genre, einfach weil sie zur popular culture avancieren und somit ein Lebensgefühl, einen Zeitgeist ausdrücken oder mitprägen.

Wenn jetzt jemand sagt, dass das die frühere Musikergeneration besser hinbekommen habe, dann müssen wir denen auch ganz klar die Schuld daran geben, dass heute unserer Ansicht nach keine wirkliche Erneuerung der Musik mehr stattfindet. Denn dann ist der MAINSTREAM offenbar ein abgeschlossenes System, dass allenfalls gelegentlich umgewälzt wird, aber keinen neuen Input mehr erhält und erhalten kann, da diejenigen, die jetzt als Erneuerer herangezogen werden sollen (die mit dem Home-Equipment) so unlöslich mit dem MAINSTREAM verwurzelt sind, dass ihnen gar nichts Neues mehr einfällt.

Das halte ich gelinde gesagt für unwahr. Und ja, es mag auch eine Alterserscheinung sein, denn wir ALLE blicken doch gerne leicht nostalgisch zurück, erinnern uns unserer ersten wahren Lieblingssongs (und wie sehr sie unsere Elternn hassten), und spüren das gleiche Kribbeln, das uns damals erfasst hat, als wir an einem schönen Sommerabend diesen Song.......

Und heute? Wie kann man davon ausgehen, dass es den Leuten nicht genau so geht? Man nimmt an dem Teil des Geschehens doch auch nicht mehr teil, wie kann man also so vermessen sein, die Szene aus der Ferne zu betrachten und zu beschließen, dass da nichts, aber auch gar nichts mehr geht?

Ich weiß jedenfalls, dass ich damals ebenso wenig Radio gehört habe, wie heute. Aber wenigstens aus dem gleichen Grund, weil die Sauce mir auf den Sack gegangen ist, die einem da zwischen der explosiven Durchfall heraufbeschwörenden Fröhlichkeit der Moderation entgegensuppte! Und trotzdem gab es Sendungen wie die von Klaus Fiehe, der Genre Übergreifende Neuigkeiten und Kuriositäten vorstellte. Und es gab auch den Studentensender, wo Fehler passierten, aber auch absolut indiemäßiger Shit lief. Wer sich heute über den MAINSTREAM beschwert, muss wohl immer dem MAINSTREAM hinterhergelaufen sein, um dann irgendwann festzustellen, dass es den MAINSt... hust.... so nie gegeben hat.

Aus Überzeugung - und nicht zuletzt ideologisch motiviertem Hang zur Selbsterhaltung - überlasse ich es heute längst nicht mehr dem Radio oder den Top 20, mir neue Musik zu bringen. Denn bis das mal passiert ist, habe ich so vieles schon wieder verpasst, wie ich gar nicht mitbekommen wollte. In den Bereichen Indie und Electro (wenn das stimmt) ist allerdings EINIGES passiert in den letzten Jahren, und da bin ich mir gar nicht so sicher, ob sich das immer mit den 80ern messen lassen muss. Wie schon gesagt wurde, die 80er haben auch Unmengen von Schrott mit sich gebracht, und die Perlen kann man sich nachher immer raussuchen und sagen "Kumma, DAT war doch schön, ich weiß jar nit mehr warum die dat nit mehr spielen, dat war doch jut!"

Und zu den Produktionsabläufen könnte ich jetzt auch etwas Kurzes sagen, aber das wird dann vllt. doch langsam zu viel. Trotzdem vllt. dazu noch die Frage: Warum bzw. wo meinst du denn (habe vergessen, wer das vorhin sagte) festzustellen, dass die Künstler nicht mehr aus der zur Verfügung stehenden Technik machen, als früher, obwohl davon auszugehen sei? Klar, nicht jeder bekommt die Ergebnisse hin, die absolut überzeugen auf jeder Ebene, aber es gibt auch die andere Seite. Ggf. suche ich auch noch mal nach Beispielen...
 
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Das sehe ich gegenteilig. Der Synthesizer ist das beste Geschenk der Musik überhaupt .... , nach dem Klavier natürlich :D
Hab ich ja geschrieben. Der Synthie hat eine Revolution eingeleitet - keine Frage. Die Sakrileg-Bemerkung bezog sich auf meinen persönlichen Geschmack, den ich damals (vor 20 Jahren) hatte.


Ich finde übrigens nicht, daß WilliamBasie's Behauptung arrogant ist. Es stimmt doch, daß Musik häufig als reine Berieselung verwendet wird (siehe z.B. Supermarkt). Sie läuft beim Autofahren oder im Büro im Hintergrund, während man sich unterhält etc. Man hört also nicht hin. Und es gibt Musik, die genau dafür gemacht ist, die keine Aufmerksamkeit erfordert und einen nicht von was-auch-immer ablenkt, sondern eben einfach nur Hintergrundgedudel ist. Da ist doch nichts arrogantes dran? :gruebel:


Mir geht es wie turko, ich empfinde den Mainstream auch mainstreamiger als je zuvor :D. Es wird immer stärker auf die belanglose Mitte reduziert. Das soll nicht heißen, daß nicht ab und zu was brauchbares bei ist. Und nur weil ein Song dem Schema F folgt, kann er ja trotzdem wirken. Ich schäme mich nicht dafür, hin und wieder einen Hit-Song zu mögen. Ist aber eher selten.

Eine Sache, die meiner Ansicht nach sehr gut beleuchtet, wie's im Big Business abgeht: vor ein paar Tagen habe ich eine Kritik zu Madonna's neuem Album gehört (ich glaube im DLF, fremdes Auto, fremdes Radio, war so eingestellt...). Da hieß es gleich zu Anfang, dieses sei als erfolgreichstes Album 2012 bereits fest ausgemacht. Hört man ja zuweilen auch von Filmen. "Der erfolgreichste Film des Jahres" - wenn das Jahr grad mal angefangen hat. Wir kommen hier in den wirtschaftlichen Bereich. Produkte, deren Verkaufszahlen schon im voraus ungefähr feststehen und Planungen, die ganz klar abstecken, wer Nr. 1, 2, 3 etc. ist bzw. sein wird. Der Geschmack bzw. das Konsumverhalten wird schon lange nicht mehr von der Masse bestimmt. Die Mode schreibt uns vor, welche Klamotten wir in Zukunft gut finden, die Major Labels schreiben uns vor, welche Musik wir mögen, welche Spiele wir lieben und welche Filme wir verschlingen. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Anekdötchen: Ich wollte mal eine hellblaßblaue, ausgewaschene Jeans kaufen. So, wie meine alte war. Im Laden hieß es, das gibt's nicht mehr. Jetzt seien dunkle Farben in. Und so war's auch. Ich hab nirgends eine Jeans in meiner Farbe gefunden - keine Chance. Das war in der prä-netz-Ära, aber es trifft heute noch auf vieles zu.


p.s. @Mr Seczko: da ist durchaus was dran. Für diese Diskussion finde ich den Bereich aber schon gut abgesteckt. Es geht ja um das, was bei den großen Radiosendern läuft. Und evtl. hat man gerade durch die von Dir genannte Nicht-Teilnahme den nötigen Abstand, um das Ganze beurteilen zu können.


p.p.s. Übrigens fiel das Fazit zum Madonna-Album recht vernichtend aus. Ich erinnere mich an Begriffe wie Girlie-Schwachsinn...
 
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Wer sich heute über den MAINSTREAM beschwert, muss wohl immer dem MAINSTREAM hinterhergelaufen sein, um dann irgendwann festzustellen, dass es den MAINSt... hust.... so nie gegeben hat.

.. ein sehr gutes Argument, Mr. Seczko :)

@sing-it: .... Stimme Dir in vielen Dingen zu. (OT: Bin noch im Büro, werde nachher mehr dazu sagen)

Aber apropo Mainstream: ... Fällt euch eigentlich auch hier im Forum etwas auf?
Die Leute .. lieben .. die Gitarre und auch auch die ganz "Jungen" mögen wohl am liebsten zur Zeit den niedlichen knudelligen
Teeny-Boy mit "Naturgitarre" (das ist ein sehr unprofessioneller Ausdruck, ich weiß) und ein Teenygirl, welches dazu ein wenig singt.
Die wiederum wissen wohl gar nicht, dass hinter einer kommerziellen Musikproduktion so viel Komplexität, technisch als auch teils
musikalisch hintersteckt, dass sie sich einbilden jetzt mit "back to the roots", .. alternativ wirken zu wollen und glauben, dann auch noch
den Status eines Intellektuellen zu bekommen. Es ist - fast - der sehnsüchtige Versuch, den Biber nachzueifern.

Was will ich damit sagen: Es gibt manche, die glauben nur nicht Mainstream zu sein. Die sind aber hier sehr sehr mainstream.
In einer anderen Szene sind sie es gar nicht mehr. Draußen ist dann plötzlich Guetta oder Gaga mainstream. Und wieder woanders
ist Beenthoven Mainstream. Für mich z.B. ist U2 oder jetzt Justin Biber der allergrößte Mainstream (die ich persönlich gar nicht leiden kann) Man muß eben definieren, was Mainstream ist.
 
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Ich habe neulich von einem Freund eine damals von ihm aufgenommene Hitparadensendung vom BFBS in CD-Form geschenkt bekommen. Das war wirklich eine interessante, spannende und lustige Reise ins Jahr 1979. Von 20 Titeln waren mindestens 3/4 Schrott und der Rest verteilte sich auf Police, Boomtownrats und Supertramp. Geht man noch weiter zurück und schaut sich die Hitparaden aus den 60ern und 50ern an, so verhält es sich ähnlich. Im Grunde genommen hat sich daran bis heute nichts geändert. Es wird immer - und jetzt lehne ich mich mal weit aus dem Fenster - Musiker geben, die imstande sind (auch im Mainstream) gute Titel zu schreiben und zu spielen. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite der Medaillie ist der Zuhörer. Da hat sich im Laufe der Zeit doch was geändert. War man früher noch bereit in einen Club zu gehen um sich eine unbekannte Band anzuhören, einfach weil man Livemusik hören wollte, ist es heute so, dass die Bereitschaft sich eine Band anzuschauen, die eigene Sachen macht, relativ gering ist. Zudem ist der Anspruch des Hörers, was z.B. den Sound angeht, immens gestiegen.

Über allem schwebt die "Musikindustrie", die immer weniger bereit ist ein Risiko einzugehen. Die CD-Verkäufe gehen immer mehr zurück, so dass die Bereitschaft auf eine Band zu setzen, die nicht dem Mainstream entspricht auch eher gering ist. Von den CD-Verkäufen können eh nur noch die wenigsten leben. Aber dank der Tante GEMA wird für jeden Titel, der im Radio gespielt wird ein paar Cent locker gemacht. Also wird versucht soviel Airplay wie möglich zu bekommen. Und das erreicht man halt nicht mit einer abgefahrenen Version eines alten Zappatitels, sondern mit einer gefälligen Nummer ala `A Night Like This´ von Caro Esmerald. (Und de Nummer finde ich persönlich noch nicht mal schlecht) Diese Nummer tut nicht weh, macht Spaß und alle Coerbands rätseln, ob sie die Nummer in der Originaltonart spielen sollen, oder doch lieber in C ;)
Und hier schließt sich wieder der Kreis. In 10 Jahren wird man auf die Hitparade von heute zurückblicken und sagen. Früher gab´s wenigstens noch so Sängerinnen wie Esmerald oder Adele...
 
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Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Anekdötchen: Ich wollte mal eine hellblaßblaue, ausgewaschene Jeans kaufen. So, wie meine alte war. Im Laden hieß es, das gibt's nicht mehr. Jetzt seien dunkle Farben in. Und so war's auch. Ich hab nirgends eine Jeans in meiner Farbe gefunden - keine Chance. Das war in der prä-netz-Ära, aber es trifft heute noch auf vieles zu.

Das stimmt genau. Aber warum ist das so? AW: Weil die Charaktere der Masse schwach ist. Die Masse möchte geführt werden und läuft damit immer
wieder (und immer mehr) in ihr Verhängnis. Das ist übrigens auch der Grund, warum die Superreichen immer reicher werden, doch das ist eine
andere Diskussion. Übrigens ist das sogar ein Punkt, den ich der Jugend mit nachdruck vorwerfe, ... dass sie teils (nicht alle) nur eines im Sinn haben:
.. Sich anzupassen. Das war noch nie so akut wie heute. Der größte Witz daran ist, dass sie aber alle glauben individuell zu sein, wenn sie sich
einen Apple kaufen und Bibers Haarschnitt immitieren. ;)
 
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