Das tut auch keiner, der Vorwurf ist, dass YT die Videos ausliefern will ohne den dafür verlangten Preis zu zahlen.
Du kannst ja auch nicht zu deinem Bäcker gehen und ihm sagen: Ich zahl dir für das Brot nur 1,50 anstelle 1,95. Dann wird der Bäcker dir das Brot wahrscheinlich nicht verkaufen. Genau das tut die GEMA, YT ist nicht bereit den Preis für das Brot zu zahlen, also gibt es kein Brot.
Und wenn der Bäcker plötzlich 19,50€ verlangt? Oder 195€? Aus diesem Grunde haben wir eine soziale Marktwirtschaft - und wenn ein Bäcker die Preise unverschämt hochjubelt, sprießen neue Bäcker wie Pilze aus dem Boden und er bekommt Konkurrenz, und die bremst ihn aus. Und werden 2 Bäcker dabei erwischt, dass sie den Preis absprechen, dann haut ihnen das Kartellamt auf die Mütze. Funktioniert alles recht gut - von Ausnahmen abgesehen.
Genau das ist aber einer der wichtigsten Kritikpunkte. Die GEMA ist ein Monopol, diktiert seit Jahrzehnten den Preis und verhindert erfolgreich, dass irgendwer ihr in die Suppe spuckt. Ich habe keine Ahnung, wie sie es schafft, dass keine politische Strömung sie angreift, denn an sich ist so etwas bei uns "no go". Und die Gelder verteilt sie nach eigenem Gutdünken oder irgendwie jedenfalls ohne gesellschaftliche Einflussnahme...
Frage A:
Sind wir uns alle einig, dass wenn z.B. ein privater Rundfunksender wie Antenne Bayern, der sein Programm fast gänzlich auf der Sendung von Musik aufbaut und damit ordentliche Gewinne generiert, die Urheber der gesendeten Werke eine angemessene Vergütung von dem Sender verdient haben?
Ich hoffe, dass hier selbst der schärfste GEMA-Kritiker noch eifrig nickt.
Nein, ich nicke nicht eifrig, weil völlig offen bleibt, wer festlegt, was denn "angemessen" ist. Und dieses "angemessen" ist ein wesentlicher Punkt der Aussage.
Mir ist auch klar, dass es nicht geht, dass die Künstler selbst ihre Titel den Sendeanstalten anbieten... etwa, "meinen Titel bekommt ihr diese Woche zum Sonderpreis"... obwohl, die heutige Technik würde das vielleicht sogar ermöglichen und vielleicht gäb's dann mal was neues im Rundfunk.
Wir reden aber gar nicht davon, ob der Künstler seinen Anteil haben soll, sondern wir reden darüber, dass die GEMA ein Monopol hat und dass kein Künstler einen Cent bekommt, wenn er nicht irgendwie geschafft hat, zu den GEMA-Günstlingen zu gehören. Wir reden zB darüber, dass afaik im deutschen Rundfunk kein Titel gespielt wurde, dessen Rechte nicht im GEMA-Portfolio waren. Es war - afair nicht mal möglich, eine Platte pressen zu lassen, ohne der GEMA beizutreten. Und wir reden davon, dass der Künstler nur noch die Möglichkeit hat, die Politik der GEMA-Anwälte, zB gegenüber Google oder Kindergärten, gut zu heißen oder eben aufzuhören, Künstler zu sein.
Frage B:
Wie sollte in der Praxis diese Bezahlung von dem Radiosender an die Urheber von statten gehen, wenn nicht über eine Institution wie die GEMA? Soll jeder Radiosender mit Abertausenden von Urhebern individuelle Vereinbarungen treffen? DAS wäre nämlich die logische, aber natürlich völlig irrwitzige Konsequenz.
Es ist schon klar, dass es einfacher für die Sendeanstalten der ARD war, mit einem einzigen Verein abzurechnen. Der Verein hat das aber meines Erachtens missbraucht. Mit einer monopolistischen Sonderstellung verbindet sich eine ganz besondere soziale Verpflichtung und INSBESONDERE eine gesellschaftlich legitimierte Kontrolle.
Vielleicht hast du ja Zahlen. Wie viel Prozent der GEMA Einnahmen werden an Musiker ausgeschüttet und wie viel verbraucht die Verwaltung?
...das ist aber sicher nicht die Schuld der GEMA.
Sage ich das? Ich sage: All die eventuellen Missstände sind die Schuld der Politiker, die sich von den Lobbyisten der GEMA haben bequatschen lassen. Denn... ein derartiges unkontrollierbares Monopol zu errichten deckt sich nicht mit den grundsätzlichen Vorstellungen von Recht und Freiheit in diesem Land.
Die GEMA-Vermutung ist demokratisch sehr gut legitimiert, sogar durch das Bundesverfassungsgericht. Die GEMA-Vermutung kam auch nicht aus heiterem Himmel, sie wurde durch die Rechtsprechung (!) eingeführt, nachdem eben Verwerter nachweislich massenhaft versucht haben sich auf "GEMA-frei" 'rauszureden, um sich vor den Lizenzgebühren zu drücken. Wer ist nun also "schuld"?
Meinst du das ernst?
Ergo: Nachdem massenhaft Mörder versucht haben, sich mit falschen Alibis herauszureden, streichen wir die Unschuldsvermutung und es obliegt künftig jedem Mordverdächtigen, den Nachweis zu erbringen, dass er unschuldig ist.
Es mag sein, dass das im Falle GEMA praktiziertes Recht in Deutschland ist. Noch sind aber die Gesetze so, dass ich das entsetzlich finden darf. Ich frage mich, wie lange man Jura studieren muss, bis man einen so elementaren Rechtsgrundsatz wie "in dubio pro reo" ins Gegenteil umkehren kann.
Und ...durch die Rechtsprechung (!) eingeführt. Ich dachte, das Parlament macht Gesetze... Ich staune immer mehr. Für die GEMA wird also nicht nur einer der elementarsten Grundsätze es abendländischen Rechts gebrochen, "in dubio pro reo", sondern auch mal hoppla kopp die Gewaltenteilung aufgegeben. Aber ja, kein Wunder, dass ich das nicht verstehe... ich habe ja nicht Jura studiert und kenne daher die Schlupflöcher nicht, mit denen clevere GEMA-Anwälte das vor Gericht durchgeboxt haben. Die Anwälte sind ihr Geld wert - oder vielleicht fressen sie auch das Geld der Musiker weg? Aber ganz ehrlich: Ich will in keinem derart verquarxten Juristenreich leben und Leute wie Anonymus werden mir daher immer sympatischer.
Zum Super-Totschlag-Aufreger "GEMA mahnt KITAS ab" (alleine diese Schlagzeile enthält schon ZWEI faktische Fehler, aber egal...):
Ja, Noten kopieren ist in D grundsätzlich verboten. Ja, sicher könnte man per Gesetz es Bildungseinrichtungen erlauben. Ja, keine Frage. Hätte ich kein Problem.
Das wäre zur Abwechslung mal ein vernünftiges Gesetz, aber Kindergärten haben keine Lobby.
Ansonsten hast du natürlich Recht... das nit den GEMA-Abmahnungen von Kindergärten ist ein Super-Totschlag-Aufreger - aber man braucht derartige Dinge, damit sich die Öffentlichkeit überhaupt erst für so was wie die GEMA interessiert. Daher ist es gut, wenn wegen 23,01€ irgendwelche GEMA Verwaltungsintelligenzbestien einen kapitalen Schaden für den Verein in der öffentlichen Meinung herbeiführen. Das retten dann auch nicht mehr Aktionen, wenn ein paar GEMA-Texter und -Komponisten mit ein paar Berliner Vorschulkindern ein Liedchen trällern... ohne GEMA-Rechnung, versteht sich.
Schauen wir mal 10 Jahre in die Zukunft. ...
Gerne. Ich verlange nicht mehr und nicht weniger, als dass auch im Musikmarkt und Urheberrecht die Regeln der sozialen Marktwirtschaft und noch mehr die der europäischen Wertegemeinschaft gelten. Ich erwarte, dass nationale Vetternwirtschaft zugunsten Internationaler Vereinbarungen aufgelöst werden. Ich erwarte, dass Musiker Musik erfinden können, wie sie das seit Jahrtausenden tun - mit durch Bach normierten 12 Tonschritten und indem sie immer wieder die schon bereits existierenden Schemata neu mischen und neue Musik schaffen. Ich erwarte, dass nicht ein Verein behaupten kann, er besitze die Rechte an allem, was bisher musikalisch geschaffen wurde und dass nur der legitimiert sei, neues zu schaffen, den die GEMA durch Mitgliedschaft legitimiert.