Anspruch vs. Fähigkeiten

  • Ersteller georgyporgy
  • Erstellt am
Ich finde es immer wieder interessant, wie sehr sich gerade im Gitarrenbereich verbreitete Mythen scheinbar auf die Warnehmung des jeweiligen Gitarristen auswirken können:

Mich hat viel mehr geärgert, dass mein Amp nicht warmlaufen konnte, da ich ihn erst kurz vorm Gig anmachen konnte. das ärgert mich, weil ich weiß, dass das sich sehr negativ auf den Sound auswirkt
Inwiefern wirkt sich das sehr negativ aus? Soweit ich weiß hat das maximal eine Minute lang irgendwelche Auswirkungen auf den Sound oder sonstwas, nach dieser Zeit sind die Röhren nämlich spätestens warm. :D
In einem anderen Thread war jemand der Meinung, seine Gitarre schwinge wesentlich "freier" (was immer das heißen mag), seit er dem Lack ein paar grobe Schnitzer mit der Schleifmaschine verpasst hat.
Hier besteht eine eindeutige Diskrepanz zwischen Realität und scheinbarer Wahrnehmung. Ich verstehe das auch nicht, einerseits beschäftigt sich der gemeine Gitarrist gern mit allerlei Kleinigkeiten und weiß gern auch über das kleinste technische Detail seiner Ausrüstung bescheid, andererseits glaubt er blind Dinge, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Ich nehme mich da nicht aus, auch ich bin sicherlich schon so manchem Voodoo auf den Leim gegangen. Aber wenn mir etwas komisch vorkommt, recherchiere ich da eine ganze Weile und mache mir ein Bild von der Lage.
Was hat das ganze jetzt mit dem Thema zu tun? Nun, vielleicht sind Gitarristen im Allgemeinen einfach anfälliger für Suggestion und glauben deshalb, dass ein extrem teures Instrument unbedingt notwendig ist, um besser Gitarre zu spielen. :D Und die Hersteller von Instrumenten, Verstärkern und Effekten profitieren davon. Sie werden also den Teufel tun daran etwas zu ändern, im Gegenteil.
 
Ich kann dir sagen, dass das bei meinem Amp auch so ist!
Der hat keinen Standby (AC15 Heritage) und ich lass ihn trotzdem etwas länger laufen. Er klingt (leider!!) nach einer halben Stunde wesentlich besser als zu Beginn.
 
@Buxbaum666: Definitiv ist das nicht der Fall, das der Sound sich nur inder ersten Minute ändert.
Da ist übrigens auch keine Einbildung, sondern von vielen Menschen unabhängig von einander durch Aufnahmen belegt.
Mein AC30 klingt erst nach einer Stunde so, dass es sich überhaupt lohnt am Sound zu drehen, vorher verändert sich gerade das Höhenbild drastisch.

Bei meinem Engl Powerball brauchte es ügrigens ca. eine halbe Stunde.

Ich weiß nicht woher du deine Erfahrungen nimmst aber mit Suggestion hat das nicht so viel zutun (außer, das mich das Wissen darum eben auch noch ärgert, obwohl ich mich bei den meisten Gigs sowieso nicht höre)
 
@Buxbaum666: Definitiv ist das nicht der Fall, das der Sound sich nur inder ersten Minute ändert.
Da ist übrigens auch keine Einbildung, sondern von vielen Menschen unabhängig von einander durch Aufnahmen belegt.
Mein AC30 klingt erst nach einer Stunde so, dass es sich überhaupt lohnt am Sound zu drehen, vorher verändert sich gerade das Höhenbild drastisch.

Bei meinem Engl Powerball brauchte es ügrigens ca. eine halbe Stunde.

Ich weiß nicht woher du deine Erfahrungen nimmst aber mit Suggestion hat das nicht so viel zutun (außer, das mich das Wissen darum eben auch noch ärgert, obwohl ich mich bei den meisten Gigs sowieso nicht höre)

Nee mit Suggestion hat das tatsächlich nichts zu tun, sondern mit instabilem und/oder miserabelen Ampdesign. Mir ist immer noch ein Rätsel, wie man mit einem Amp spielen kann, der in der ersten Stunde kalt klingt, dann eine Stunde gut und danach anfängt zu matschen (AC30). Natürlich kann man dem das abgewöhnen, aber dann ist das ja nicht mehr "Wintätsch".

Allerdings hat das hier alles nichts mit dem Thema zu tun.

LG Jörg
 
Mea culpa, das ist mir neu. Das ist aber wirklich ein seltsames Design, das wäre mir auch zu anstrengend.
 
Mein Engl hat das gleiche "Problem".. der braucht wirklich seine mindestens ca. 20 Minuten, dann klingt er nochmal besser als er vorher geklungen hat. Keine Ahnung warum, das ist aber auch schon von anderen bestätigt worden.

Danach bleibt er im Klang aber stabil, nix mit matschen oder ähnlichem...
 
Vielleicht sind nach 20 Minuten auch einfach die Ohren taub ... :rofl:
 
Zuletzt bearbeitet:
oder man hat sich an die Schei**e gewöhnt - meine ich jetzt ohne Sarkasmus. Geht mir regelmässig so... :D
 
In einem anderen Thread war jemand der Meinung, seine Gitarre schwinge wesentlich "freier" (was immer das heißen mag), seit er dem Lack ein paar grobe Schnitzer mit der Schleifmaschine verpasst hat.

Das gilt eigentlich bei vielen Gitarristen als anerkannter Glaubenssatz. Kann ja schon sein, dass es die Eigenfrequenz verändert. Würde ich jetzt nicht rundweg vom Tisch wischen, ohne es gemessen zu haben.

Gruss

David
 
Ich hab mit meinem Amp noch keine derartige Erfahrung gemacht. Das mag daran liegen, dass ich sensibel wie Metzgershund bin - aber nächste Probe achte ich mal drauf.

Und da wir so weit vom Topic abgekommen sind, gebe ich jetzt mal meinen Senf zur ursprünglichen Frage bzw. zu georgyporgys Theorie:

Die mit den höchsten Ansprüchen sind sehr oft die mit den geringsten Fähigkeiten.

Ich würde das anders formulieren.
Es gibt talentfreie Gitarristen, die völlig planlos nach immer neuen Wegen suchen, sich selber davon zu überzeugen, dass die Mängel an ihrem Spiel durch anderes Equipment zu beheben sind. Können Ihren gewünschten Sound aber gar nicht definieren (Kirk Hammett gilt nicht), daher: Gestellte Ansprüche - gar keine. Sinnfreies Experimentieren und Panikkäufe lassen keinen zielgerichteten Anspruch erkennen.

Sorry für die Wortklauberei ;)
 
Das gilt eigentlich bei vielen Gitarristen als anerkannter Glaubenssatz. Kann ja schon sein, dass es die Eigenfrequenz verändert. Würde ich jetzt nicht rundweg vom Tisch wischen, ohne es gemessen zu haben.
Glauben <> Wissen. Und wenn ich sagte "ein paar grobe Schnitzer mit der Schleifmaschine", dann war das keine Überspitzung, das war wörtlich gemeint. ;) Selbst wenn das irgendwas ändern sollte, frei zu schwingen ist nicht Aufgabe einer soliden E-Gitarre - wer das behauptet hat das irgendwo unreflektiert aufgeschnappt und eigentlich keine Ahnung, wie eine E-Gitarre funktioniert. Das passt irgendwie auch zum Thema Anspruch vs. Fähigkeiten, ich zitiere da mal einen gewissen Herrn Kraushaar:

Wie lange unterhalten sich Querschnittsgelähmte über Turnschuhe? Wie lange kann man als Analphabet über Literatur fachsimpeln? Wie lange von Motoren schwärmen, wenn man keinen Führerschein hat?

Bei Gitarrenbesitzern scheint es da reziproke Zusammenhänge zu geben:

-Wenn man den F-Barree bei „House of rising sun“ nicht hin bekommt, kann man sich auch mal längere Zeit mit Griffbrett Radien und Bundabmessungen beschäftigen.
-Wenn die Pentatonik bei 80 BpM hakt, ist es Zeit für eine umfassende Internetrecherche bezüglich Plektrumformen und Economy-Picking.
-Wenn die Bendings nach 45 Minuten noch immer nicht sauber kommen, ist es vermutlich die Metall Legierung der Saiten.
-Und wenn der A-Blues den ganzen Horizont absteckt, dann ist in gerissenen Lacken und alten Röhren alles, was der B.B. King der Neuzeit braucht:

Ein Ton..................................................................................................................und viel Zeit zum Analysieren.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
Hallo Buxbaum 666,

danke für den Link zu Herrn Kraushaars Seite, lange nicht mehr
so einen Spass gehabt.

Coole Seite!!!!

Gruß

Jörg
 
:great:

Hammerlink!

LG Jörg
 
@Buxbaum666: Klasse Link, dieser Herr Kraushaar braucht unbedingt ne ne regelmäßige Kolumne! :great:
 
Glauben <> Wissen. Und wenn ich sagte "ein paar grobe Schnitzer mit der Schleifmaschine", dann war das keine Überspitzung, das war wörtlich gemeint. ;) Selbst wenn das irgendwas ändern sollte, frei zu schwingen ist nicht Aufgabe einer soliden E-Gitarre

Trotzdem wäre es theoretisch möglich, dass der Saite beim Schwingen dadurch Energie entzogen wird. Oder dass die Halterung der Pickups in Schwingung versetzt wird. Drum würde ich das erst mal messen, bevor ich behaupte, dass es überhaupt nicht sein kann. Die Welt ist manchmal komplizierter als man meint.

Kraushaar verwechselt einige Dinge: es ist möglich, dass jemand qualitative Unterschiede im Klang hören und beurteilen kann, ohne das Instrument spielen zu können. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, ergibt aber einen schönen, knackigen Verriss. Vermutlich meinte er "umgekehrt reziprok" in seinem Text, also hat er noch nicht mal seine mathematischen Analogien wirklich verstanden.

Ich würde sowieso nie etwas bei jemandem kaufen, der solche Pamphlete veröffentlicht.

http://www.kraushaar-gitarren.de/cms/e_git.html

Nein danke.

Gruss

David
 
Also mein Eindruck ist auch etwas zwiegespalten bei den "Gedanken", die Herr Kraushaar da von sich gibt.
Einerseits witzig zu lesen und natürlich in vielerlei Hinsicht auch wahr und von gutem Fachwissen zeugend, aber auf der anderen Seite auch ziemlich arrogant und überheblich. Mir fehlt da das Augenzwinkern...
 
Kraushaar verwechselt einige Dinge: es ist möglich, dass jemand qualitative Unterschiede im Klang hören und beurteilen kann, ohne das Instrument spielen zu können. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, ergibt aber einen schönen, knackigen Verriss. Vermutlich meinte er "umgekehrt reziprok" in seinem Text, also hat er noch nicht mal seine mathematischen Analogien wirklich verstanden.

Ich würde sowieso nie etwas bei jemandem kaufen, der solche Pamphlete veröffentlicht.

Ich glaube du hast Walter Kraushaar einfach nicht verstanden. Es geht ihm letztendlich nicht darum, ob derjenige, der ihn während der Arbeitszeit anruft, nur um mit ihm zu Fachsimpeln überhaupt den Unterschied zwischen weiß Gott was hören kann oder nicht, sondern es geht ihm darum, dass diese Leute oftmals die zu sein scheinen, die nichtmals "Smoke on the Water" unfallfrei spielen können. Diese Menschen, so seine Meinung, sollten sich erstmal damit beschäftigen, das Spielerische zu verfeinern, bevor sie sich über exorbitante Klangveränderungen dank nickelbeschichteter und mit Feenstaub berieselten Tremolofedern und Co. beschäftigen. Den Gedanken kann ich voll und ganz nachvollziehen. Und vorallem: Sie sollen ihn nicht während der Arbeitszeit anrufen und damit nerven (siehe den Vergleich mit dem Bäcker).
Ob du nun ein Instrument bei Kraushaar kaufst oder nicht, ist natürlich deine Sache. Ich wüsste nicht, warum seine Gitarren durch die Texte auf seiner Homepage besser oder schlechter sein sollten. Vlt. klingen sie ja sogar dadurch aggressiver. Vlt. können diese Instrumente ja richtig brüllen. :gruebel:

Im Übrigen finde ich es sehr abenteuerlich, wie du Buxbaum666 hier angehst, ohne scheinbar die Gitarre gesehen zu haben, von der er spricht. Da hat wirklich jemand nur mal eben mit der Schleifmaschine nen paar Macken in den Lack gehauen und spricht dann davon, dass die Gitarre ja jetzt offener schwingt.
 
sondern es geht ihm darum, dass diese Leute oftmals die zu sein scheinen, die nichtmals "Smoke on the Water" unfallfrei spielen können.

Hmm. Wenn also Karajan sich für eine Gitarre interessiert, muss er zuerst "smoke on the water" spielen lernen, bevor er nach Klangeigenschaften fragen darf?

Seltsame Logik.

Da hat wirklich jemand nur mal eben mit der Schleifmaschine nen paar Macken in den Lack gehauen und spricht dann davon, dass die Gitarre ja jetzt offener schwingt.

Mal ganz ab davon, dass "offener" kein physikalischer Begriff ist, verändert eine aufgebrochene Poly-Lackierung mit jeder Garantie die Eigenfrequenz der Gitarre. Ob das jetzt irgendwie relevant ist oder nicht, steht auf einem anderem Blatt. Aber die Aussage ist nicht einfach falsch, sie ist höchstens irrelevant. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

Zu Kraushaar: ich mag das einfach nicht, wenn man pauschale Beschimpfungen auf potenzielle Kunden loslässt. Da würde er besser fundierte, sachliche Informationen verbreiten.

Gruss

David
 
Du hast Ohren wie Karajan? Hut ab.

Kraushaar ist gut ausgelastet.

LG Jörg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Trotzdem wäre es theoretisch möglich, dass der Saite beim Schwingen dadurch Energie entzogen wird. Oder dass die Halterung der Pickups in Schwingung versetzt wird. Drum würde ich das erst mal messen, bevor ich behaupte, dass es überhaupt nicht sein kann. Die Welt ist manchmal komplizierter als man meint.
Der Lack versetzt die Halterung der Pickups in Schwingung? Ich habe auch eigentlich nur behauptet, dass ein stärker/besser/freier schwingender Korpus nicht klangfördernd sein wird.


Kraushaar verwechselt einige Dinge: es ist möglich, dass jemand qualitative Unterschiede im Klang hören und beurteilen kann, ohne das Instrument spielen zu können. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, ergibt aber einen schönen, knackigen Verriss.


(...)


Ich würde sowieso nie etwas bei jemandem kaufen, der solche Pamphlete veröffentlicht.
Es ist auch möglich, satirische Kolumnen nicht so ernst zu nehmen. Meiner Meinung nach sollte man sich als Gitarrist zumindest ein wenig Eigenironie und Selbstreflexion zugestehen. Mal ehrlich, wer erkennt sich in dem von mir zitierten Ausschnitt nicht zumindest ein wenig wieder? Ich tu's definitiv. :D


Vermutlich meinte er "umgekehrt reziprok" in seinem Text, also hat er noch nicht mal seine mathematischen Analogien wirklich verstanden.
Tatsächlich? ;)


Mal ganz ab davon, dass "offener" kein physikalischer Begriff ist, verändert eine aufgebrochene Poly-Lackierung mit jeder Garantie die Eigenfrequenz der Gitarre. Ob das jetzt irgendwie relevant ist oder nicht, steht auf einem anderem Blatt. Aber die Aussage ist nicht einfach falsch, sie ist höchstens irrelevant. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Welche Aussage ist jetzt genau falsch oder nicht falsch? Wenn jemand der festen Überzeugung ist, seine Gitarre klinge besser, weil sie jetzt mehr oder freier schwingt, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit Humbug. Oder die wahrgenommene Klangverbesserung hängt mit der Erwartung zusammen. Das sollte man nicht unterschätzen. Man hört keinesfalls immer nur das, was tatsächlich zu hören ist. Such mal bei Youtube nach "McGurk effect". Als ich das zum ersten mal gesehen habe, habe ich meinen Sinnen nicht mehr getraut.

Und um das nochmal klarzustellen, die Gitarre die ich konkret meinte, ist hier zu sehen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben