Hi, hier mal wieder ein paar Impressionen aus meinem Leben als Gitarrist.
Ich war mir erst nicht sicher, ob ich das was kommt hier schreiben soll, aber der
Vorfall hat mein weiteres Leben als Gitarrist doch ausgiebig geprägt.
Am 16. Dezember letzten Jahres hat sich mein 28 jähriger Sohn entschlossen, freiwillig
aus dem Leben zu scheiden. Bevor ihr - ich weiß ihr meint es hier im Board alle ernst - nun nach
diesem Post alle euer Beileid ausdrückt, möchte ich Euch bitten, davon Abstand zu lassen, da sonst dieser Thread
vieleicht volläuft
Ich nehme Eure Anteilnahme dankend im Geiste an......Dafür Danke
Die nächste Antwort auf die nächste Frage: Ja, ich habe mich gefangen, durch die Hilfe meiner zweiten Frau,
ging es für mich schneller als man annehmen sollte. Für diese Unterstützung bin ich ihr jeden Tag dankbar.
Was hat es nun mit dem Gitarrenspielen zu tun?
Wir hatten eine Woche vor Weihnachten, 2 Kinder und sehr wenig Zeit meinen Sohn noch vor Weihnachten
zu bestatten. Ich verschwendete nicht einen Augenblick daran irgendwelche Saiten zu zupfen. Mir war jedweder
Spaß vergangen.
Zwei Tage vor Weihnachten - alles war mittlerweile geregelt - fragte meine Frau mich, warum ich keine Gitarre
mehr spiele. Meine Antwort: Nee, ich hab keine Lust mehr, ist nicht so wichtig.
Verständlich?.....Theoretisch ja, praktisch, NEIN...
Ich bin in mich gekehrt und fing an zu überlegen.....aber irgendwie fehlte der Antrieb. Meine Frau merkte das und sagte,
dass es sehr schön für unsere Familie wäre, wenn wir Weihnachten wieder gemeinsam zu deinem Gitarrespiel,
an dass ich mich nun gewöhnt habe, singen würden. Es ist wunderschön sagte sie noch anschließend.
Tja, ich grübelte nun richtig.
Mein Entschluß dauerte nun nicht mehr lange: OK, ich werde es versuchen sagte ich mir.
Eine Freundin von mir sagte mir auch noch kurz vorher, dass man im Meer der Trauer schwimmen kann, oder man geht unter.
Also, Gitarre in die Hand und zwei Weihnachtslieder geübt.........Fazit, bei jedem Akkord erinnert man sich
an Weihnachten mit dem Sohn und Wasser schießt in die Augen.
Dann kam meine Frau und setzte sich zu mir und sie wollte schon mal mitsingen.
Von da an lief es gut.
Mir machte es nun wieder Spaß zu spielen. Weihnachten wurde...von der Geschichte abgesehen ... noch ein
schönes Fest.
Da ich für Sylvester länger schon zugesagt hatte in meiner Stammkneipe als Discjockey zu fungieren, wollte
ich nicht absagen und bin naja, nicht mit der großen Lust hin.....Aber auch da waren alle auf meiner Seite
und jeder wollte mit mir anstossen und sie hielten mich bei Laune. Also alles gut.
Jetzt kam wieder der Moment zu meinem Gitarrenlehrer anfang Januar...........
Er schaute und sagte nur ganz cool: Schön, dass Du nicht das Handtuch geworfen hast. Ich hätte es
verstanden, wäre aber sehr traurig drüber. Also alter Mann, nun lassen wir Angus Young wie einen
Schüler dastehen und hauen richtig rein.......
Ich habe herzhaft gelacht.....aber seit diesem Moment war mir klar, dass alles endlich ist. Mach das
was Dir Spaß macht und mach das mit riesen Freude.......morgen kann es vorbei sein. Ich spiele nun lieber
als dennje Gitarre....für Angus reichts noch nicht ganz.......und mit vollem Herzen.
Mittlerweile denke ich an meinen Sohn und bekomme ein leichtes lächeln ins Gesicht.....Einfach nur, weil die
Zeit mit ihm die ich haben durfte toll war........OK, manchmal wenn ich alleine bin kommt schon noch etwas Wasser.
Aber ich habe aus meiner Tragödie jetzt doch positives ziehen dürfen......Rolf, spiele weiter, und freue dich
das Du was tolles für Dich gefunden hast, denn morgen kann es schon vorbei sein.
Tja, nun habe ich schon ein paar Wochen Thoerie mit Praxis im solieren zu Pentatoniken und wie man
das interessant gestallten kann in dem man nur Töne der Akkorde nimmt u.s.w....
Erst dachte ich ...ohaue ha, aber es macht irre Spass. Ich habe sogar zu einer A-Moll Pentatonik zum Gedenken an
meinen Sohn ein Video mit Bildern von ihm gemacht. Wer es hören macht, ich habs hier reingestellt.
Wie ihr seht, er und ich meinen es ernst.......
.....
.......Ich bin so cool, hinter mir schneit es langsam.
So, nun wieder genug Lebensweisheiten verteilt. Vieleicht kann jemand, der vieleicht auch so einen Schickssalsschlag
grade hat oder hatte mit meinen Worten etwas anfangen.
LG
Rolf