In der letzten Zeit überrasche ich mich immer wieder mit meinen Kaufentscheidungen!
Angefangen hat es mit dem Fantom G8. Als eingefleischter Korg User habe ich nie geglaubt, dass ich eines Tages auf einem Fantom G, mit all seinen Nachteilen, spielen werde. Und dann habe ich ihn trotzdem gekauft. Fazit nach einem Jahr Benutzung auf der Bühne: Ein ausgezeichnetes Live Instrument mit wunderbaren Funktionen. Der Fantom G hat mich völlig überrascht. Klar gibt es deutliche Nachteile, die einem das Programmieren zu Hause unnötig erschweren, aber nach getaner Arbeit hat man auf der Bühne dann Möglichkeiten, die so weder vom Motif, noch vom M3 (der Kronos ist ja ein neueres Modell und gehört nicht zum direkten Vergleich) geboten werden. Der Fantom G hat es immer wieder geschafft, mir ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, und meine Band Kollegen schauten immer wieder verwundert zu mir während des Konzerts, und fragten mich, wie ich dieses oder jenes technisch realisiert habe. An einen Keyboard Wechsel habe ich bis unlängst überhaupt nicht gedacht. Einzig, ein Nachteil des FG8 wurde mir immer größer und schwerer zu ertragen. Das Gewicht. Bei 34 Kilo + 15 Kilo für das Softcase (!) ist das Teil nur ein bisschen leichter als meine Frau! Und meine Frau war es, die mir immer geholfen hat, das Keyboard ins Auto zu tragen. Das waren immer Anstalten, die von Nachbarn mit einem Lächeln begleitet wurden.
Nun kam mein Geburtstag und meine Frau erteilte mir das Licet, mir etwas leichteres zu kaufen.
Im Grunde wollte ich bei Roland bleiben. Ich habe über den PC3K7 nachgedacht und über den Jupiter-80. Hauptsache, das Gewicht liegt unter 20 Kilo. Einen Sampler brauche ich nicht unbedingt für Multisounds in meiner jetzigen Band. Ich triggere ein Paar Backing Tracks und die One-Shoot-Samples die ich gelegentlich verwende, kann man inzwischen auch von einem iPad/iPhone aus spielen, und ich besitze beide.
Und so habe ich mich dann für den Jupiter-80 entschieden.
Grund: es besitzt im Großen und Ganzen die Sounds die ich brauche, es ist unter 20 Kilo, hat 76 Tasten und es basiert auf der SN Technologie die in Sachen Emulation akustischer Sounds doch einen entschiedenen Schritt weiter ist, als das, was die Konkurrenz derzeit anbietet.
Hier nun mein Bericht nach über 20 Stunden intensiver Arbeit am Keyboard.
1.
Das Keyboard ist nicht intuitiv. Nicht unbedingt ein Nachteil, aber manche Aussagen im Sinne wie alles von selbst verständlich ist, trifft einfach nicht zu. Man muss das überaus dünne Handbuch öfters Nachschlagen, um überhaupt zu sehen, wo was und wie gemacht wird. An dieser Stelle muss ich doch sagen: für ein Keyboard mit diesem Preis erwarte ich definitiv ein besseres und ausführlicheres Handbuch, als das, was einem vorgelegt wird. Der Jupiter ist kein Stage Piano mit Hobby Musikern als Hauptziel Gruppe. Handbuch mit 108 Seiten? Wäre kein Problem, wenn Roland wüsste, was sie mit dem Jupiter eigentlich machen wollten. Der Jupiter erinnert mich in Sachen Struktur an sehr vielen Stellen an den D70. Ehemalige Besitzer werden schon wissen was ich meine.
2. Sound:
Ich mag definitiv die Pianos. Da ist Roland wie Yamaha. Das Piano hat den gewünschten hölzernen, warmen und runden Klang eines Pianos, aber wenn man stärker in die Tasten haut, kommt der oft gewollte metallische Klang, den man braucht, um sich im Band Kontext durchzusetzen. Pianos waren für Roland nie ein Problempunkt. Orgeln. Jammerhaft. Pathetisch. Das hat nichts mit Supernatural zu tun. Klar, die Drawbars klingen schon gut, aber kein Vibrato und Chorus. Keine Verzerre. Eine Schande für ein Keyboard, dass ein Tasten Instrument, welches wohl neben Piano eindeutig zu den sogenannten Bread and Butter Sounds gehört, derart stiefmütterlich behandelt wird. Den Leslie Effekt mochte ich nie an Roland und dieser im Jupiter ist der selbe recycelte VK Rotary Effekt, den Roland schon seit 10 Jahren seinen Usern als Kuckucks Ei unterjubelt. Der Rest klingt recht beeindruckend, aber man muss schon zwischen der heute üblichen brutalen kundenunfreundlichen Werbung und Tatsachen Unterscheiden. Das Keyboard denkt NICHT mit. Es analysiert zwar hier und dort, wie man spielt und man hört den Effekt des Behavior Modelling, aber um bestimmte Artikulationen hervorzurufen, muss man auf eine bestimmte Art und Weise spielen. Z.B. der Slide Effekt bei einer Gitarre funktioniert nur, wenn man ganz schnell eine Taste nach der anderen anschlägt. Einfacher ist die klassische Vorgehensweise über den Velocity Wert. In anderen Bereichen ist die Implementierung von SN eher vom Nachteil, als von Vorteil. Z.B. die Mundharmonika. Den Wah Effekt erzielt man, indem man den Joystick nach rechts bewegt. Will man aber den typischen Tremolo Effekt, so muss man in derselben Geschwindigkeit den Joystick nach rechts bewegen und wieder loslassen. U.z. periodisch. Viel einfacher wäre es doch, wenn ein Multisample mit gesampelter Mundharmonika mit dem Wah Effekt vorliegen würde, die man mittels Crossfade einblenden könnte. Negativ fällt auf, dass keine SN Brass Sektion vorliegt. Die muss man sich programmieren. Klingt nicht besser als das, was man von der ARX Erweiterungskarte vom FG kennt. Mit dem Unterschied, dass man nur eine einzige Trompete hat und das maximal 4 solche Sounds in einem Live Set verwendet werden können. Ein richtig großes BrassCombo kommt dabei nicht heraus. Gottseidank, da sind noch Samples von akustischen Instrumenten für die SN Synthsektion. Hier zeigt sich mal wieder, wie Roland in einer anderen Welt lebt. Das ganze heißt Supernatural Synthsound, aber dort programmiert man sich auch einen Haufen akustischer Instrumente, weil man neben den analogen Oszilatoren auch Multisamples hat wie Banjo, E. Piano, Chor, Voices, Vibraphon, Mundharmonika, Orgeln, Streicher, usw. Und da kommt das Problem: man kann nur drei Partials verwenden. Hat aber Stereosamples, die aber als Mono in L und R Varianten geteilt sind. Man hat zwar z.B. einen Strings-L mf und Strings-R mf und die entsprechenden ff Varianten (für rechts), man kann sich aber damit keinen endgültigen Sound basteln, weil nur 3 Partials (Parts) bestehen. Man muss also zwei separate Sounds erstellen, mit jeweils der mf und ff und kann diese dann in einem LiveSet benutzen, nicht aber in einem Solo oder Percussion Part.
Bei den SN Sounds gibt es noch einen mMn ganz großen Nachteil: Das Pitchbending. Bei vielen Sounds kann man entscheiden, ob der Pitchbender klassisch arbeitet, also so wie bei anderen Keyboards auch, indem die Tonhöhe stufenlos verändert wird, oder man hat die Einstellung TONE. Im letzten Fall arbeitet das Pitchbending so, wie es Roland für die SN Sounds programmiert hat. Und programmiert habe die es so, dass in einem Umfang von einer ganzen Oktave nach oben oder nach unten gepitcht wird. Das ist eine werksseitige Programmierung und das kann man nicht verändern. Ein ganz großer Unsinn. Bei der Trompete bedeutet es, dass man mit dem Zug des Joysticks nach rechts um eine Oktave die Tonhöhe verändert. Nun möchte ich aber oft die Trompete so spielen, dass ich ab und zu den Joystick ein bißchen bewege, um von einem Ton zu einem tieferen zu spielen, mit diesem typischen Performance Effekt, wo der Trompeter den Sound noch ein bißchen "hochzieht" um dann quasi zum tieferen Ton ein kleines Glissando zu machen. Das Problem ist, dass man dabei den Joystick nur leicht bewegen darf, denn sonst hat man gleich um eine ganze Oktave gepitcht und dass ist dann definitiv nicht der Effekt, den man erreichen wollte. Das konnte man bei der ARX Karte noch einstellen. Auf dem Jupiter nicht mehr. Das wird einem genommen. Unbegreiflich dumm von Roland. Bei der ARX Karte konnte ich den Umfang noch separat für Pitch Up und Down einstellen. So konnte man noch das kleine Pitchen mit dem Zug des Joysticks von links zur Mittelposition emulieren, und für das Up konnte man dann z.B. eine Oktave einstellen um ein Glissando Up zu erreichen. Oder umgekehrt. Nicht mehr auf dem Jupiter.
3. Multitimbralität:
Vom äusseren erscheint es, als ob der Jupiter 4 Parts hat. Dem ist aber in Wirklichkeit nicht so. Da sind technisch gesehen vier Parts von links nach rechts: Percussion, Lower Liveset, Upper Liveset, Solo.
Hier hat sich Roland ganz heftig ausgetobt und mal wieder demonstriert, wie man die einfachsten Dinge bis ins Unbegreifliche entstellen kann.
Wie wird gesplittet? Dazu hat man zwei Split Taster auf der Bedienoberfläche. Einen links, und einen rechts. Wenn man den linken drückt, dann splittet man zwischen Lower und Upper Liveset. Wenn man den rechten Split Taster betätigt, dann splittet man zwischen dem Solo Part rechts und dem Upper Liveset. Ganz einfach ausgedrückt: man kann nicht den Solo Part verwenden, um einen Sound ganz links zu spielen. Man kann auch Upper Liveset nicht links vom Lower Liveset spielen.
Was ist mit dem ersten, sogenannten "Percussion" Part. Da sind zwei Taster: Percussion und Drums. Wenn man Percussion drückt, dann wird automatisch gesplittet. Die untersten 15 Tasten spielen dann einen Percussion Sound. Also, durch das bloße Aktivieren des Percussion Tasters wird automatisch gesplittet. Nachteil: a) Der Sound ist auf Percussion Sounds fixiert und b) der Splitpunkt ist ebenfalls fix. Praktischer Wert: Null, Zero. Nichts. Wer braucht schon einen fixen Percussion Part???? So etwas kann nur Roland einfallen.
Jetzt bleibt noch der Drums Taster. Der ist werksmäßig mit einem Drumsound belegt. ABER! Wenn man den Drums Taster drückt, dann aktiviert man den untersten Part, der sich dieselbe Zone teilt, wie der Lower Liveset!!! Man erhält also einen Layer mit dem Lower Liveset! So auf die schnelle einen Pad Sound auf den Drumstaster belegen für die Begleitung mit der linken Hand, das geht nicht.
Da gibt es jetzt eine Abhilfe. Man drückt auf dem Display unten auf die graphische Abbildung der Tastatur. Somit kann man Zonen für jeden einzelnen Part und für die Tones im LiveSet festlegen. Hier sieht man dann die typischen lower key und upper key Werte. Diese können nicht so wie auf ALLEN anderen Keyboard schnell festgelegt werden indem man einen Taster drückt und dann die entsprechende Taste anschlägt, sondern man muss mit dem Dial jede einzelne Grenztaste dialen.
Und jetzt kommt der Zuckerguss auf der Torte!
Also, wenn wir für den untersten Part einen Pad Sound spielen wollen, der bis C3 gehen soll, dann stellen wir ganz einfach den upper key auf C3 für den Percussion Part. So weit so gut. ABER, die nächste Zone, Lower Liveset, wird immer noch bis zur untersten Taste des Keyboards klingen, denn - nicht vergessen - zwischen dem Drums Part (für den Pad Sound gebraucht) und dem Lower Liveset gibt es keinen Splitpunkt auf der Registration Ebene. Und jetzt müssen wir in diesem Fenster welches uns alle Zonenbereiche anzeigt, den lower key für Lower Liveset auf Cis3 stellen, damit wir endlich den gewünschten Splitpunkt zwischen den zwei benachbarten Parts erreichen. Das machen wir indem wir also die Tones des Lower Livesets in ihrem Umfang nach unten begrenzen. Und somit haben wir auch das Liveset selbst verändert! Und müssen es separat speichern! Einfaches Beispiel: wir haben für Lower Liveset ein Piano Liveset gewählt mit A. Piano und E.Piano als Layer. Diese sind werkseitig so programmiert, dass sie von der untersten bis zur höchsten Note auf dem Keyboard klingen. Nun haben wir aber die unterste(n) Note(n) auf Cis3 begrenzt. Somit haben wir das LiveSet verändert und müssen es separat speichern. Der Splitpunkt ist nämlich nicht auf der Registration Ebene gegeben, sondern wir haben in durch einen Umweg hergestellt, damit Drums Part und Lower LiveSet nicht gleichzeitig klingen. Andersrum: Wenn wir denselben Piano Liveset zwanzig mal mit zwanzig verschiedenen Splitzonen verwenden, müssen wir dieses LiveSet zwanzig Mal separat speichern. Welche Namen denkt man sich dazu aus, um diese LiveSets später zu identifizieren? Man kann es unter Umständen auch einfacher gestallten, indem man den Drums Part gar nicht erst verwendet und gleich den Pad Sound in den Lower LiveSet integriert. Ein LiveSet besteht nämlich aus vier Tones. Da kann man einen Tone für den Pad Sound verwenden, falls dieser Slot nicht für den komplexeren Sound verwendet wird. ABER, dann kann man seine Lautstärke nicht mehr mit dem Slider kontrollieren, weil der Slider für das ganze LiveSet zuständig ist. Es sei denn, man tapt wieder auf die Ikone für den Lower LiveSet auf dem Bildschirm und gelangt so in ein Untermenü. Dann kontrollieren die 4 Slider die Lautstärke der vier Tones in diesem LiveSet. Diese Struktur, die Roland hier vorgelegt hat ist eine ergonomische Missgeburt die ihresgleichen sucht. Und das ist schon ein extremer Euphemismus mMn.
Nur 4 Parts sind etwas dünn für meinen Gebrauch. Manchmal brauche ich dieselbe Struktur, dieselben Splitpunkte, aber einfach einen anderen Sound für z.B. die rechte Tastaturhälfte. Da dachte ich mir, dann verwende ich eben diese bunten Taster oberhalb der Tasten. So könnte ich den einen Taster mit einem Piano Sound belegen, und einen anderen Taster mit z.B. einem Orgel Sound. Das Problem ist aber, das trotz entsprechender Anweisung aus dem Handbuch dieses nicht mit der Registration gespeichert wird. Sondern nur global. Man kann also im System global verschiedene Sounds den einzelnen bunt leuchtenden Tastern zuweisen. Sinnlos das Ganze, den in einem Song brauche ich ein Piano, und in einem anderen Song ein anderes. Nette Idee mit den bunten Tastern, aber schlecht und falsch umgesetzt. Sie wurden mitbezahlt und ihr einziger Sinn ist es, dass sie leuchten. Könnte man auf der Registration Ebene diese Taster mit eigenen Sounds belegen, dann wäre das eine ganz gute Idee, um einen Sound zu wechseln, ohne gleich eine neue Registration programmieren zu müssen.
Fazit: das was man auf einem Fantom G in 1-2 Minuten an Zonene mit Split und Layer erstellt, kann auf dem Jupiter gut eine halbe Stunde dauern. Hier ein ganz ganz großes
4. Effekte
Hierzu wurde schon alles gesagt. Noch einmal: die Effekte im Liveset sind parallel geschaltet. Neu im Vergleich zum Fantom G ist, dass nun ein Tone auf alle Effekte geroutet werden kann, oder umgekehrt, man kann alle vier Tones in den selben Insert einspeisen. Aber, die Schaltung ist parallel. Ich hab es mit der Orgel versucht und neben dem Rotary ein Overdrive in den zweiten Slot gelegt. Wie es klingt? Genau so wie ich es mir gedacht habe. Man hört parallel die Orgel mit dem Rotary, und separat dazu den verzerrten Sound einer Orgel ohne Rotary. Klingt schlecht. Wer auf fetzige Orgeln angewiesen ist, sollte den Jupiter auf jeden Fall meiden. Wer hier und da ein bißchen Orgel braucht, kommt zurecht. Da hat man immer noch Orgel Samples für die SN Synthengine.
Hinzu kommt, dass man 3 separate Reverbs hat. Der Percussion und Solo Part benutzen ein gemeinsames Reverb. Dieses wird als Teil der Registration gespeichert. Die Livesets aber haben ihre eigenen Reverbs. Auf der untersten Ebene existiert nur LiveSet. Erst in der Registration ordnet man ein LiveSet dem Lower und respektive dem Upper Bereich zu. Somit hat man technisch zwei Livesets gleichzeitig und jedes übernimmt den vorprogrammierten Reverb. Verändert man diesen, so muss man das insgesamt drei Mal machen. Einmal für Drums und Solo Part, und jeweils einmal für den Lower und Upper Liveset. Und wieder aufgepasst, das Reverb für Drums und Solo wird zwar mit der Registration gespeichert, aber wenn man den Reverb für die Livesets verändert (angepasst) hat, so muss man diese LiveSets auch wieder separat speichern!!! Und wieder die Frage, welchen Namen gebe ich solch einem LiveSet, um es später identifizieren zu können?
5. Diverses
a)
Tastatur: die gefällt mir ungemein. Das ist eine subjektive Sache und ich hatte große Ängste weil ich nun schon drei Jahre auf einer Hammertastatur gespielt habe (vor dem Fantom G auf einem RD700GX), aber die Tastatur vom Jupiter ist ganz einfach gut. Schnell, aber trotzdem mit einem gewissen angenehmen Widerstand. Ich finde sie besser als jene die ich von meinem Korg M3-73 in Erinnerung habe.
b)
Auswahl von Registrations: kurz gefasst, schlecht. Diese Taster unter der Tastatur sind ganz einfach ein unnötiges Gimmick. Erstens, sie sind über drei Oktaven verteilt. Wenn Roland damit wirbt, dass man die Registration wechseln kann, indem man die Tasten gedrückt hält und dann einfach mit dem Daumen eine andere Registration wählt, sind völliger Blödsinn. Abhängig vom Song kann ich ja Tasten drücken die es mir völlig unmöglich machen, den entsprechenden Taster mit dem Daumen zu erreichen, bei gedrückten Akkorden. Die Aufteilung erinnert an die von Yamaha. Und ich mag sie nicht. Drei Ebenen: Registration Set, Bank, Number. Also: 5C7. Bedeutet: 5 Registration Set, Bank C, Number 7. Ich merke mir Zahlen einfacher als solche Kombinationen. Und ich habe schon vorher gesagt, man kann nicht durchgehend die Registration Sets durchsteppen. Wenn man bei Set 8 ist und auf 1 muss, dann muss man acht mal Previous drücken. Für ein Performance orientiertes Keyboard einfach eine Zumutung. Vom Standpunkt der Ergonomie einfach nur dumm.
c)
Unterbrechungsfreies Schalten: vorhanden, aber nicht 100% wie beim Fantom G. Man hört das wechseln der Effekte. Arbeitet also so wie bei früheren Roland Modellen (RD700) oder wie bei Kurzweil. Das 100prozentige weiterschalten wie beim FG ist nicht mehr vorhanden, wobei sich aber nichts positives bei den Effekten getan hat. Ein Schritt rückwärts.
d)
Harmonisierung: damit spielt das Keyboard Akkorde oder Duetts oder Oktaven zu angeschlagenen Tasten. Nett gedacht, funktioniert aber nur wenn man Akkorde im Lower Liveset hält und Solo im Upper LiveSet spielt. Nicht für die restlichen zwei Zonen.
f) Kontroller: eigentlich ganz gut implementiert. Man kann für jede Registration entscheiden, was ein Fußtaster macht. Erinnert eindeutig an Kurzweils vorgehensweise. Das muss ich Loben. Hier sei auch ToneBlending erwähnt. Nichts neues im Vergleich zur Konkurrenz. Vor allem zu Korg oder Kurzweil. Das ein Kontroller mehrere Parameter gleichzeitig verändern kann, das ist für mich eine Selbstverständlichkeit.
g) Display: gut lesbar, aber manche Parameter sind auch auf ganz kleinen Flächen angezeigt und lassen sich nicht immer ganz einfach auswählen. Das Display reagiert aber sehr gut und selten muss man zweimal drücken.
h) Namensgebung: leider immer noch auf 16 Zeichen beschränkt. Verdammt wenig. Erinnert an die 8.3 Ära von DOS.
i) Taster: sehr gut und angenehm unter den Fingern.
j) Verarbeitungsqualität: tadellos.
k) Poti: tadellose Verarbeitungsqualität und Haptik, schlechte Umsetzung. Zu fein justiert. Man muss mehrere Male drehen, um einen Parameter von min auf max aufzudrehen. Ich benutze sie nicht für die Toneblending Funktion weil ich eine EV-5 Expression Pedale habe. Da geht der Übergang ruckzuck.
l) Songfunktion: gut umgesetzt. Für mich ganz praktisch weil ich teilweise auch Backingtracks abfeuern muss. Wird einfach mit der entsprechenden Taste aktiviert und der Song wird direkt vom USB Stick gestreamt. Der Stick befindet sich dabei im praktischen Schacht und stört nicht hinten angesteckt, noch muss man Angst haben, dass ihn jemand versehentlich "abreisst". Die Play Funktion spricht sofort an und man kann auch einzelne Samples abfeuern. Das letzere werde ich als Workaround benutzen, bis ich mir eventuell mit einer App am iphone oder ipad etwas ernsteres bastle.
m) Ausgänge: hier will ich nur mal nebenbei erwähnen, dass separate 3-4 Ausgänge vorhanden sind, aber wieder sauschlecht umgesetzt wurden. Es wird nämlich auf System Ebene festgelegt, welche Parts auf diese Ausgänge geroutet werden. Das kann man nicht auf Registration Ebene festlegen.
n) Begleitende Software:
Driver für OSX und Windows sind vorhanden. Wozu? Keine Ahnung. Ein Editor wird sowieso nicht geliefert. Und während ich immer noch der Meinung bin, das beispielsweise ein Editor für einen Kronos völlig unnötig ist (ich spreche hier nur vom Editieren und nicht von der Einbindung in einen Software Sequenzer), so würde ich einen Editor für den Jupiter doch sehr begrüßen. Angesichts der Tatsache, dass man für ein LiveSetup oft verschiedene Parts bzw. LiveSets abändern und immer wieder aufs Neue speichern muss, neue Namen geben muss, unpraktisch Zonen festlegen muss, so würde ein Software Editor diese Arbeit sicher erleichtern.
Sonar LE ist dabei. Damit kann ich nichts anfangen. Bin Mac User.
Fazit:
Als ich damals den Fantom G gekauft habe und hier im entsprechenden Thread gepostet habe, dann habe ich mich überwiegend positiv geäußert und ich bleibe bei meiner Meinung dass der Fantom G zu den besten Tools für Live Musiker gehört. Schade, dass ich damals nicht die Gelegenheit hatte, einen G7 zu kaufen. Ich mag und mochte immer schon den Roland Sound. Der Jupiter hat definitiv einen ausgezeichneten Klang. Er wird auf der Bühne sicher ganz ganz toll klingen. Da habe ich keine Bedenken. Das Problem aber bleibt genauso wie beim Fantom. Er erfordert äußerst viel Arbeit zu Hause. Dadurch auch der teilweise sehr schlechte Eindruck über den ich hier poste. Es ist nämlich wieder so, dass ich - der Benutzer - meine Zeit dafür verschwenden muss, um etwas zurecht zu biegen, was Roland hätte machen müssen. Warum muss ich diese ganze Akrobatik anstellen um dämliche fu..ing 4 Parts erstellen zu können, nur um sie mit den Slidern separat kontrollieren zu können?
Ich finde, der Jupiter-80 eignet sich mehr als ein gutes Zweitkeyboard, anstatt eines Masterkeyoboards mit dem man - so wie ich - alleine auf der Bühne steht. Für Leute die gerade mal 2-3 Sounds als Split oder Layer kombinieren, kein Problem. Aber komplexere Aufgaben verlangen äußerst viel Arbeit und Nachdenken, wie man die vorhandenen Limits umgeht. Der Preis: absolut unangemessen angesichts dessen, was einem alles an Limits und Umsetzung seitens Roland vor die Nase gehalten wird. Hierzu muss ich sagen, ich habe das Keyboard für gute 1000 Euro weniger bekommen, als es offiziell in den Läden angeboten wird. 3200 Euro würde ich nie im Leben für dieses Keyboard bezahlen. Jeder entscheidet für sich was er sich kauft und wieviel er zahlt. Aber angesichts der Nachteile, die dieses Keyboard hat, ist der Preis nicht gerechtfertigt. Wenn man sich nämlich an den Gimmicks mit den Trompeten und Gitarren ausgetobt hat, muss man als Live Keyboarder ganz konkrete Aufgaben lösen. Und dass ich dabei mit dem Dial bis zu 10 separate Tones in Zonen mit dem Dial einteile, anstatt über Shortcuts, dass ich dabei 3 separate Reverbs klanglich überschauen muss, dass ich dabei separate Livesets und Solo/Percussion Parts benennen und speichern muss, bevor ich überhaupt das Ganze als Setup speichern kann, dabei noch nur auf 256 Speicherplätze angewiesen bin, dass ist mit dem derzeitigen Ladenpreis einfach unvereinbar. Genauso wie diese bunten Gimmick Taster, dessen Soundbelegung global festgelegt wird/ist, während ich bis zu acht Mal auf einen Next oder Previous Taster drücken muss, um überhaupt erst eine Bank und dann eine Sound auswählen zu können.
Ich erinnere mich an eine Aussage seitens Artemiy, den Webmaster von RolandClan, der gesagt hat, dass für Roland der Jupiter-80 einen Wendepunkt darstellt und dass von seinem Erfolg vieles für die Keyboard Abteilung bei Roland abhängt. Wen dem so ist, dann hoffe ich, dass der Jupiter-80 ein totaler Misserfolg wird und dass Roland seine Keyboard Abteilung vollständig umkrempelt. Es ist höchste Zeit, dass Roland neben dem hervorragenden Sound die allgemeine Haptik auf einen Punkt bringt, wo man sich nicht mit Kinderkrankheiten herumplagen muss und letztendlich an einen Punkt gelangt ist, wo das Erstellen von vier Zonen - metaphorisch ausgedrückt - stundenlang dauert. Etwas was als "performance synthesizer" beworben wird, sieht in meinen Augen nämlich ganz anders aus.