Hab am Wochenende mal etwas Zeit gehabt und endlich mal das RP-X am Roland FP7-F getestet. Also Midi-Out am FP7-F zum RP-X und stereo-out vom RP-X zum line-in des FP7-F. Abgehört hab ich nur durch die internen Lautsprecher des FP7-F.
Erwartet hatte ich eigentlich, dass die Supernatural-Sounds vom Roland deutlich besser sind als das RP-X und das der "Vergleichstest" nach 30 Sekunden vorbei ist. Aber zu meiner Verwunderung lief es ganz anders. Ich würde sagen, dass das RP-X über die gute Rolandtastatur wirklich nochmal deutlich besser klingt als über meine Technics P30-Hammermechanik- auch das hatte ich hier schon von anderen guten Tasten wie dem Mk8 II gelesen. Das RP-X hat sich perfekt und ohne irgendwelchen Einstellungen in den FP7-F-Kreislauf von Tasten und internen 2x12 Watt-Boxen eingepasst. Ich musste schon das Ohr direkt an die Boxen des Roland legen um ein leises Netzteilbrummen zu hören, aber auch das ist deutlich leiser als ich es erwartet hatte. Der schwache Pegel vom RP-X hat natürlich dazu geführt, dass die internen Sounds des Roland doch deutlich lauter einstellbar sind, aber der Pegel des RP-X reicht für Zimmerlautstärke aus bei EPianos habe ich sogar etwas am Volume des RP-X runtergeregelt.
Zum Sound: Das RP-X gehört wirklich noch nicht zum alten Eisen. Ich würde sagen rein technisch war es nicht viel schlechter als die neueste Supernatural-Technik von Roland. Das Fazioli des RP-X klang für mich teilweise so ähnlich, dass ich schon fast dachte, dass Roland im FP7-F die GEM Technik weiter entwickelt eingebaut hätte- was natürlich nicht der Fall sein wird. Aber ehrlich: Es klingt verdammt ähnlich! Dynamik/Anschlagsverhalten, Ausklangverhalten, Bässe und hohe Töne wirkten sehr ähnlich, was natürlich durch die identischen Lautsprecher und die gleichen Tasten begünstigt wurde, aber überrascht war ich trotzdem. Mehrfach hab ich beim Spielen sogar vergessen und musste die Volume-Regler kontrollieren ob ich nun gerade Roland oder RP-X Sound höre.... Die mittleren Oktaven klangen ein wenig anders, ob das nun aber durch die Samples oder durch Effekte kam und ob mir da nun Roland oder RP-X besser gefallen hat, kann ich noch nicht mal sagen.
Habe auch mal mehrere Bassnoten und höhere Töne mit beiden Händen angeschlagen und per Pedal gehalten, auch hierbei klang es für grundsätzlich mich unheimlich ähnlich- ähnliche Länge beim Ausklangverhalten auch (bei beiden habe ich ungefähr bis 15 gezählt...).
Das Steinway-Sample des RP-X (002) klang hingegen komplett anders als Fazioli und Roland: kühler, passiver, langweiliger, unspektakulärer. Aber immerhin gibt es zwei unterschiedliche Sounds, das kann man beim Roland nicht unbedingt sagen, hier würde ich bei den Grand Pianos 1-3 eher von Variationen sprechen.
Roland SN siegte im Endeffekt klar gegen den Fazioli (001) des RP-X besonders dank der Effekt-Punkte wie Sustain, Saitenresonanz, Damper-Effekt, String-Resonanz etc. und klingt dadurch deutlich "echter" nach einem echten Instrument. Beim RP-X klingen ja die Effekte doch teilweise ein wenig künstlich, aber immerhin sind sie überhaupt in guter Qualität vorhanden und ich musste auch wirklich schon lange vergleichen um überhaupt die Unterschiede zu hören! Damper-Noise gibt es leider im RP-X nicht, hier punktet natürlich auch das Roland.
Außerdem hat Roland das Instrument besser intoniert, will sagen: Beim RP-X stören mich einige wenige Töne wie das mittlere h, das meine ich leicht verstimmt ist beim RP-X. Kann man die Töne eigentlich irgendwie einzeln mit der Software nachstimmen, weiss das jemand?
Die Dämpfer-Simulation und einige Dinge, die vermutlich auch durch den dritten Sensor beim Roland das ganze spielerisch noch etwas realer wirken lassen sind nicht zu verachten, aber grundsätzlich würde ich dem RP-X an diesen 2x12 Watt Boxen klanglich wirkliches mithalten bescheinigen- zu mal ich keine extra Einstellungen zur Anpassung der Dynamikkurve/Tastatur etc. gemacht habe sondern nur Plug & Play.
Zu den EPianos: Hier hab ich nur kurz verglichen, aber ich würde behaupten dass das RP-X deutlich vielseitiger (mehr unterschiedliche Vintage-Sounds, mehr Effekte) und besser klingt was die E-Pianos angeht, die ja bei Roland leider immer kürzer kommen als die A-Pianos. Trotzdem reichen mir die EPianos des Roland auch ohne das RP-X. Hier hat Roland die Effekte etwas gezügelt und RP-X ein wenig mehr Power und mehr Druck/Pegel auf den E-Pianos.
Wer sowohl Roland Supernatural als auch das RP-X zuhause stehen hat, sollte mal die A-Pianos vergleichen, ich finde die Samples hören sich verdammt ähnlich an besonders im Bass. Letztendlich könnte ich mit dem RP-X Sound und der guten PHAIII Mechanik von Roland absolut leben, würde es diese einzeln geben bzw. das FP7-F ohne eigene Klangerzeugung für 1000 EUR. Wer also eine gute Hammermechanik zuhause hat, der sollte sich das RP-X vielleicht doch nochmal genauer ansehen vor allem bei dem Kampfpreis. Würde es das RP-X mit dem Roland-Aufdruck geben würde ich vermutlich auch 800 EUR ausgeben und Lobeshymnen singen- vor allem auch glauben, dass es von Roland neu entwickelt ist, man sollte sich nicht von Markennamen blenden lassen.
Zum Ersatznetzteil:
ich hab als Ersatznetzteil für die Tasche für RP-X, Plugiator oder anderes mir mal ein universal "Notebook-Netzteil" (Schaltnetzteil) bei Amazon gekauft, das funktioniert sehr gut auch beim RP-X. Das RP-X braucht da absolut nichts besonderes und die Max-Stromstärke ist auch nicht wichtig. Wenn Du da 2A oder sowas hast, reicht das dicke. Wichtig sind ja die 12V. Ich denke für 15 EUR wird sich da was finden lassen.