Natürlich kann man Hohlkreuz loswerden. Und ja, es behindert bei der Atmung, wenn es stark ausgeprägt ist. Ich hatte auch mal ein Hohlkreuz. Dagegen hilft - oh oh - Bauchmuskeltraining. Weil die sind oft zu lax und können das Becken nicht kippen. Resultat ist ein Hohlkreuz. Oder einfach mal aufhören die Pobacken auszustrecken. Manche Mädchen denken, sie würden hübscher aussehen, wenn sie den Po nach hinten ausstrecken und ein Hohlkreuz machen. In Wirklichkeit sieht diese Haltung aus wie eine Ente und ist gar nicht schön.
Einfach mal zum Orthopäden gehen, sagen man hätte nach langem Stehen und Laufen ja sooo Rückenschmerzen und Rezept für Krankengymnastik einstecken. Mal schauen, vielleicht machst du sogar einen Knick in der Halswirbelsäule (haben sehr sehr viele, vor allem Leute wie wir, die ständig vorm PC hocken
). Das führt nämlich auch zu Verspannungen in Hals und Nacken, sprich: blöd fürs Singen.
Aber ich muss auch sagen, dass ich das krass finde, wie man so auf die Atmung fixiert sein kann. Ich hab ja auch mal angefangen und musste die Stütze lernen, aber ich habe mir wirklich nie Gedanken darüber gemacht, wo ich wie welchen Muskel anspannen muss. Ich habe mir auch nie gesagt "Jetzt Zwerchfell spannen". Ja, auch keiner meiner Lehrer hat je von mir verlangt irgendwas mit dem Zwerchfell zu tun. Nur gezeigt, wie es sich anfühlt, wenn es richtig gemacht worden ist. Stattdessen hatten sie ein unglaubliches Arsenal an Bildern parat und Anweisungen, die die Atmung unbewusst beeinflussen. Ich sollte imaginär Bögen singen, Brücken bauen, den Ton über die Straße werfen, Töne niederprügeln, Trampolin hüpfen, anlaufen, aufs Sprungbrett (meist ein bestimmter Konsonant) springen und mich elastisch nach oben werfen lassen oder ähnliches. Ich durfte auch so komische Sachen machen wie an einem imaginären Seil ziehen (um eine Glocke läuten zu lassen oder die Klospülung zu betätigen), im Kreis rückwärts laufen, mit dem Fuß aufstampfen, ganz erstaunt gucken oder so. Alles um mich unwillkürlich richtig atmen zu lassen. Irgendwann gings dann von selbst ohne Rumturnerei. Müsste ich ständig an irgendwelche Muskelgruppen denken, könnte ich bis heute nicht entspannt singen. Ich denke da viel lieber an den Text und die Musik. Schon immer und bis heute schaue ich bei klassischen Stücken eher nach Stellen, die man als Bogen zusammenfassen kann, Konsonanten die ich als Anschubser nutzen kann, Vokale die ich ausgleichen kann. Nicht nach Stellen, wo ich "mehr spannen" muss.
Und nein, Singen war für mich nie anstrengend. Wäre ja schlimm, wenn ich vom Singen abnehmen würde. Ich bin schon so viel zu dünn und habe auch nicht viel Muskelmasse. Trotzdem kann ich, wenn ich nicht gerade an den Enden meines Stimmumfangs kratzen muss, irgendwie belten soll oder zu viel im Scheinwerferlicht rumturne, vier Stunden durchsingen ohne am Ende fix und fertig zu sein. Musste ich mit der Coverband bei einer Firmenweihnachtsfeier machen
(seitdem hasse ich Last Christmas und All I want for Christmas is you). Ich merke nur, dass die Stimme etwas müde ist, aber insgesamt bin ich nicht müde oder gar verschwitzt. Meine Nachbarin hat in den Ferien bei mir sogar geklingelt, gesagt dass es toll ist dass ich singe und es auch wirklich gut klingt, aber dass es echt nicht sein muss, dass ich den ganzen Tag stundenlang träller.