Stratspieler
Helpful & Friendly User
Hallo,
der Stratspieler hat eine neue Pretiose. Eine in Candy Apple Red. Ich habe sie mal neben meine olle AmStd gelegt und abgelichtet.
Im Folgenden geht es mir nicht um's "He, ich bin ja soooo begeistert von meiner Neuen und die ist ja sowas von geil". Will auch kein X-faches Riesen-Review schreiben über eine Gitarre, die wohl jeder kennt.
Ich möchte einen Spiegel vorhalten. Quasi eine Momentaufnahme. Was einem Suchenden heutzutage erwartet, der ganz bewusst ein Instrument eines beileibe nicht unteren Preissegmentes quasi "von der Stange" bestellt hat (!). In meinem Falle jedoch oder allerdings mit dem einengenden Zusatz versehen: dieses Instrument wurde vom Händler für mich nach Absprache ausgesucht. Was kann er - was kommt dabei heraus.
Vorneweg:
Der Stratspieler spielt also Strats mehr oder weniger von der Stange. Jimi Hendrix machte es angeblich auch so. Wenn das man kein Vorbild ist.
Der Stratspieler umgibt sich ebenfalls wie viele andere Spieler und Liebhaber dieses Instrumentes und ja - eben dieses Herstellers - mit der Mär, dass unsere Stratocaster ein launisches Biest ist. Schwer zu beherrschen, usw. bla bla, kennt ihr alle. Die wahre Zuneigung kommt also auch bei dieser Strat erst später.
Ist doch irgendwie schön, oder?
Und der Ton kömmt eh' aus den Fingern.
Genug. Ab dafür in Gedankenform:
Optik und Verarbeitung:
Sauber, Saitenlage mittig auf dem Hals, die Dots könnten einen hauchwinzigen Tick mittiger liegen. Ein paar Gebrauchsspuren auf dem Body und Griffbrett. Hm. Man sieht bei entsprechendem Licht und wirklich nur ganz genauem Hinsehen die "Planken" des Bodys. Mimimale Lackier- oder Polierfehler auf der Body-Rückseite. Hätte man (Hersteller oder Händler?) besser aus- oder nachpolieren können. Werde ich bei Gelegenheit nachholen.
Ein winziger schwarzer Einschluss auf dem Pickguard. Müsste seitens des Herstellers eigentlich nicht sein. Man kann heutzutage problemlos ein Stück Plastik herstellen ohne Einschlüsse. Sage ich jetzt mal so.
Das Tremolo habe ich noch nicht abmontiert wg. Kontrolle auf u.U. falsch gesetzter Bohrungen. Denke aber, dass es hier nichts auffälliges geben wird.
Das Griffbrett ist sehr trocken - habe ich vor Aufziehen der neuen Saiten geölt. Der Sattel ist ausnahmslos gut gefeilt, saubere Saitenlage. Die Bünde sind gut eingesetzt und abgerichtet, keine Abweichungen. D.h. kein Scheppern bei bestimmten Tönen, kein Absterben von Tönen, usw.
Regler laufen problemlos, Schalter schaltet knackig.
Einstellung und Bespielbarkeit:
Sehr hohe Saitenlage. Tremolo steht viel zu hoch. Hals suboptimal. Zu rund, tooo much bow. Ich mag keine Hälse, wo man durch die Saiten hindurch gefühlt, schier in ein Loch greift... Welche Saitenstärke ist aufgezogen? Offenbar ist irgendein "Zugdraht" drauf. Wozu? Soll von Fender hier die "Schwingungsfreudigkeit" verstärkt werden???
(Anmerkung Händler: es wären 009er Fender-Saiten drauf gewesen...)
=>
Nach Abnahme der Saiten (in Richtung Tonne) Hals demontiert. Halstasche und -kloben gleich mit kontrolliert. Himmel, selbst im ausgebauten Zustand hat der Hals noch einen bow! Der Halskloben ist abgeschliffen und nicht lackiert. Verwunderung. Das kannte ich bei den Fender-Stratocasters, die ich zur Einstellung / Justage hatte, so noch nicht. Es sei denn, jemand hat vorher schon daran herumgeschraubt. Übliche Papierbepper mit irgendwelchen Krakeln sind drauf.
Halstasche: einwandfrei gearbeitet, keine losen Farbreste, plane Auflage. Bodystempel: November 09. Passt zur SNR auf der Headstock-Rückseite.
Trussrod 1/2 Umdrehungen festgezogen, das ging ziemlich schwer. Hals ist über Nacht gerade geworden. Nach Hals-Montage 010er D'Addario EXL 010 aufgezogen, mein Standard-Satz. Tremolo-Federn neu eingestellt, Tremolo schwebend schräg gestellt. Saitenhöhe justiert. Jetzt liegt wesentlich bessere, normale Bespielbarkeit vor mit Scheppern bei zu niedriger Saitenlage der g-Saite. Bow ist nun ok bzw. tolerabel (Anleitung für alles: Rockinger).
(Anmerkung: Subjektive Sache! Der eine will Briefmarkensaitenlage, der andere hat 3 mm und mehr Zwischenraum zwischen Bund und Saitenunterkante. Ich will's relativ flach, so um die 1,8 - 2 mm am 12ten Bund é-Saite und möglichst solche Hälse, die auch mit Zug noch fast gerade sind. Langt man stärker hin, kann's auch durchaus mal scheppern...)
Komischerweise hat die Gitarre einen etwas muffigen Geruch nach "Kuh". Wird sich verfliegen, denke ich. Kommt wohl von der unvermeidlichen Trockenmittelpackung im Gigbag.
Ton trocken:
Ausgezeichnet! Schnelle und volle Ansprache, langes und intensives, auffallendes Schwingen von Body und Hals. Fast ein "Pulsieren" zu spüren z.B. bei A-Dur oder E-Dur in der Null-Lage. Überrascht! Die übrigen Strats, die ich habe, können das so nicht! Die schwingen auch, aber anders. Jede auf ihre Art (die ich mag, sonst hätte ich sie nicht). Diese hier ist aber am intensivsten.
Ton elektrisch:
Mit den Stock-Pickups erstaunlich gut. Voller Antritt, voll mittig weich klingend, sehr gut. Brummen und Einstreuungen sind gering. Irritiert, hätte ich so gut gar nicht erwartet! Der trockene Ton setzt sich elektrisch hörbar um hinsichtlich Attack und Sustain. Strat-Twang oder -Quack (whatever) sind da, Zwischenpositionen, Hals-Pickup besonders, übrige Pickups, typisch und eindeutig Stratocaster. Gefürchteter Eierschneider ist nicht.
Pickup-Höhe nur minimal nachjustiert.
Unter'm Strich:
Zwiespältigen Eindruck hinsichtlich der (Werks-) Halseinstellungen. Ich hoffe, den bow noch einen Tick wegzubekommen; nicht, dass der Trussrod hier nicht mehr mitspielt.
Hinsichtlich Sound bietet diese Stratocaster eine richtig gesunde Basis. Ob es eine bessere in ihrem Preissegment gibt, sei dahingestellt - ich suche nicht danach. Kostet mir zuviel Zeit. Brauche die Zeit zum Warmwerden mit ihr und zum Fiedeln. Sie stellt mich vollauf zufrieden im Vergleich zu den anderen Strats, die ich habe. (Das muss letztendlich aber nichts bedeuten. Die anderen können ja für andere Stratspieler und -tologen wiederum grottenschlecht klingen. Wer weiss das schon.) Ich mag die neue Strat. Noch unbeholfen, so, wie sie kam, schlug sie mit ihrem Sound und Schwingverhalten meine beiden anderen Strats und stellte sich nicht quer, war nicht schlechter.
Das schafften einige Laden-Strats, die ich testete, bislang nicht.
Und dann gibt es ja noch unterschiedliche Amps und Kabel und Regler. Und eben unterschiedliche Soundvorstellungen. Unterschiedliche Locations, wo man fiedelt, unterschiedliches Publikum, unterschiedliche, unterschiedliche, unterschiedliche.
Schade, dass das Pickguard diesen kleinen schwarzen Einschlag hat, wenngleich die Störung eher subjektiver Natur ist.
Die Neueinstellung bzw. Justage kostete mich ca. 1/2 Tag Arbeit. Gern geschehen, Strat! Bei finanzieller Gelegenheit werden die Pickups wie geplant, ersetzt. In welche Richtung das gehen wird, weiss ich jetzt noch nicht. Das ist ja das Schöne. Niemand drängt. Viele Richtungen oder Nuancen im Sound sind möglich. Das Feld ist weit. Werde schauen, welche Pickups den besten Kompromiss haben zwischen Klang, Klangvorstellungen, Preis und Brummfreiheit. Schwarzes oder weisses Plastik zum Austausch? Vielleicht. Qui vivrá verrá.
Gut gemacht, Händler! Willkommen, Strat.
Viele Grüße
Michael
der Stratspieler hat eine neue Pretiose. Eine in Candy Apple Red. Ich habe sie mal neben meine olle AmStd gelegt und abgelichtet.
Im Folgenden geht es mir nicht um's "He, ich bin ja soooo begeistert von meiner Neuen und die ist ja sowas von geil". Will auch kein X-faches Riesen-Review schreiben über eine Gitarre, die wohl jeder kennt.
Ich möchte einen Spiegel vorhalten. Quasi eine Momentaufnahme. Was einem Suchenden heutzutage erwartet, der ganz bewusst ein Instrument eines beileibe nicht unteren Preissegmentes quasi "von der Stange" bestellt hat (!). In meinem Falle jedoch oder allerdings mit dem einengenden Zusatz versehen: dieses Instrument wurde vom Händler für mich nach Absprache ausgesucht. Was kann er - was kommt dabei heraus.
Vorneweg:
Der Stratspieler spielt also Strats mehr oder weniger von der Stange. Jimi Hendrix machte es angeblich auch so. Wenn das man kein Vorbild ist.
Der Stratspieler umgibt sich ebenfalls wie viele andere Spieler und Liebhaber dieses Instrumentes und ja - eben dieses Herstellers - mit der Mär, dass unsere Stratocaster ein launisches Biest ist. Schwer zu beherrschen, usw. bla bla, kennt ihr alle. Die wahre Zuneigung kommt also auch bei dieser Strat erst später.
Ist doch irgendwie schön, oder?
Und der Ton kömmt eh' aus den Fingern.
Genug. Ab dafür in Gedankenform:
Optik und Verarbeitung:
Sauber, Saitenlage mittig auf dem Hals, die Dots könnten einen hauchwinzigen Tick mittiger liegen. Ein paar Gebrauchsspuren auf dem Body und Griffbrett. Hm. Man sieht bei entsprechendem Licht und wirklich nur ganz genauem Hinsehen die "Planken" des Bodys. Mimimale Lackier- oder Polierfehler auf der Body-Rückseite. Hätte man (Hersteller oder Händler?) besser aus- oder nachpolieren können. Werde ich bei Gelegenheit nachholen.
Ein winziger schwarzer Einschluss auf dem Pickguard. Müsste seitens des Herstellers eigentlich nicht sein. Man kann heutzutage problemlos ein Stück Plastik herstellen ohne Einschlüsse. Sage ich jetzt mal so.
Das Tremolo habe ich noch nicht abmontiert wg. Kontrolle auf u.U. falsch gesetzter Bohrungen. Denke aber, dass es hier nichts auffälliges geben wird.
Das Griffbrett ist sehr trocken - habe ich vor Aufziehen der neuen Saiten geölt. Der Sattel ist ausnahmslos gut gefeilt, saubere Saitenlage. Die Bünde sind gut eingesetzt und abgerichtet, keine Abweichungen. D.h. kein Scheppern bei bestimmten Tönen, kein Absterben von Tönen, usw.
Regler laufen problemlos, Schalter schaltet knackig.
Einstellung und Bespielbarkeit:
Sehr hohe Saitenlage. Tremolo steht viel zu hoch. Hals suboptimal. Zu rund, tooo much bow. Ich mag keine Hälse, wo man durch die Saiten hindurch gefühlt, schier in ein Loch greift... Welche Saitenstärke ist aufgezogen? Offenbar ist irgendein "Zugdraht" drauf. Wozu? Soll von Fender hier die "Schwingungsfreudigkeit" verstärkt werden???
(Anmerkung Händler: es wären 009er Fender-Saiten drauf gewesen...)
=>
Nach Abnahme der Saiten (in Richtung Tonne) Hals demontiert. Halstasche und -kloben gleich mit kontrolliert. Himmel, selbst im ausgebauten Zustand hat der Hals noch einen bow! Der Halskloben ist abgeschliffen und nicht lackiert. Verwunderung. Das kannte ich bei den Fender-Stratocasters, die ich zur Einstellung / Justage hatte, so noch nicht. Es sei denn, jemand hat vorher schon daran herumgeschraubt. Übliche Papierbepper mit irgendwelchen Krakeln sind drauf.
Halstasche: einwandfrei gearbeitet, keine losen Farbreste, plane Auflage. Bodystempel: November 09. Passt zur SNR auf der Headstock-Rückseite.
Trussrod 1/2 Umdrehungen festgezogen, das ging ziemlich schwer. Hals ist über Nacht gerade geworden. Nach Hals-Montage 010er D'Addario EXL 010 aufgezogen, mein Standard-Satz. Tremolo-Federn neu eingestellt, Tremolo schwebend schräg gestellt. Saitenhöhe justiert. Jetzt liegt wesentlich bessere, normale Bespielbarkeit vor mit Scheppern bei zu niedriger Saitenlage der g-Saite. Bow ist nun ok bzw. tolerabel (Anleitung für alles: Rockinger).
(Anmerkung: Subjektive Sache! Der eine will Briefmarkensaitenlage, der andere hat 3 mm und mehr Zwischenraum zwischen Bund und Saitenunterkante. Ich will's relativ flach, so um die 1,8 - 2 mm am 12ten Bund é-Saite und möglichst solche Hälse, die auch mit Zug noch fast gerade sind. Langt man stärker hin, kann's auch durchaus mal scheppern...)
Komischerweise hat die Gitarre einen etwas muffigen Geruch nach "Kuh". Wird sich verfliegen, denke ich. Kommt wohl von der unvermeidlichen Trockenmittelpackung im Gigbag.
Ton trocken:
Ausgezeichnet! Schnelle und volle Ansprache, langes und intensives, auffallendes Schwingen von Body und Hals. Fast ein "Pulsieren" zu spüren z.B. bei A-Dur oder E-Dur in der Null-Lage. Überrascht! Die übrigen Strats, die ich habe, können das so nicht! Die schwingen auch, aber anders. Jede auf ihre Art (die ich mag, sonst hätte ich sie nicht). Diese hier ist aber am intensivsten.
Ton elektrisch:
Mit den Stock-Pickups erstaunlich gut. Voller Antritt, voll mittig weich klingend, sehr gut. Brummen und Einstreuungen sind gering. Irritiert, hätte ich so gut gar nicht erwartet! Der trockene Ton setzt sich elektrisch hörbar um hinsichtlich Attack und Sustain. Strat-Twang oder -Quack (whatever) sind da, Zwischenpositionen, Hals-Pickup besonders, übrige Pickups, typisch und eindeutig Stratocaster. Gefürchteter Eierschneider ist nicht.
Pickup-Höhe nur minimal nachjustiert.
Unter'm Strich:
Zwiespältigen Eindruck hinsichtlich der (Werks-) Halseinstellungen. Ich hoffe, den bow noch einen Tick wegzubekommen; nicht, dass der Trussrod hier nicht mehr mitspielt.
Hinsichtlich Sound bietet diese Stratocaster eine richtig gesunde Basis. Ob es eine bessere in ihrem Preissegment gibt, sei dahingestellt - ich suche nicht danach. Kostet mir zuviel Zeit. Brauche die Zeit zum Warmwerden mit ihr und zum Fiedeln. Sie stellt mich vollauf zufrieden im Vergleich zu den anderen Strats, die ich habe. (Das muss letztendlich aber nichts bedeuten. Die anderen können ja für andere Stratspieler und -tologen wiederum grottenschlecht klingen. Wer weiss das schon.) Ich mag die neue Strat. Noch unbeholfen, so, wie sie kam, schlug sie mit ihrem Sound und Schwingverhalten meine beiden anderen Strats und stellte sich nicht quer, war nicht schlechter.
Das schafften einige Laden-Strats, die ich testete, bislang nicht.
Und dann gibt es ja noch unterschiedliche Amps und Kabel und Regler. Und eben unterschiedliche Soundvorstellungen. Unterschiedliche Locations, wo man fiedelt, unterschiedliches Publikum, unterschiedliche, unterschiedliche, unterschiedliche.
Schade, dass das Pickguard diesen kleinen schwarzen Einschlag hat, wenngleich die Störung eher subjektiver Natur ist.
Die Neueinstellung bzw. Justage kostete mich ca. 1/2 Tag Arbeit. Gern geschehen, Strat! Bei finanzieller Gelegenheit werden die Pickups wie geplant, ersetzt. In welche Richtung das gehen wird, weiss ich jetzt noch nicht. Das ist ja das Schöne. Niemand drängt. Viele Richtungen oder Nuancen im Sound sind möglich. Das Feld ist weit. Werde schauen, welche Pickups den besten Kompromiss haben zwischen Klang, Klangvorstellungen, Preis und Brummfreiheit. Schwarzes oder weisses Plastik zum Austausch? Vielleicht. Qui vivrá verrá.
Gut gemacht, Händler! Willkommen, Strat.
Viele Grüße
Michael
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