Ein Kondensator ist ja nicht blos ein Kondensator. Wenn man ihn genau simulieren sollte, muss man ab einem gewissen Frequenzbereich auch eine Spule darin hineinrechnen, denn so verhält sich ein Kondensator.
Wenn ein Kondensator irgendwelche für den hier betrachteten Frequenzbereich (bis einige kHz) erwähnenswerten induktiven Eigenschaften zeigen sollte, die zu irgendwelchen Resonanzen führen, dann darf man ihn gerne entsorgen, denn dann ist er definitiv MÜLL.
Also wenn hier jemand versuchen mag zu erklären, dass auf dem einfachen Schaltbild das ganze gleich ausschaut und es daher nicht anders klingen darf, der irrt hier gewaltig. Daher: Bevor jemand versucht klug zu sein, sollte sich lieber noch ein wenig besser mit der Materie befassen.
Ebenso kann man aber sagen, dass diejenigen, die vorgeben, sich damit beschäftigt zu haben oder wirklich Ahnung vom Thema haben, sich mal Gedanken über die Umgebung des betrachteten Kondensators machen sollten.
Wir haben hier keine HF-Schaltung oder irgendwas, in dem irgendwelche hohen Pulsströme fließen oder hohe Spannungen am Dielektrikum anliegen, was eine Optimierung hinsichtlich ESR und somit Verlustfaktor fordern würde, sondern der Kondensator ist in Reihe mit einem Poti (250k oder 500k!) mit einer komplexen Quelle verschaltet, die üblicherweise eine Leerlaufspannung von einigen 100 mV hat und ein R von einigen kOhm (bis weit über 10 kOhm) und eine Serieninduktivität von einigen Henry.
Und auch dann, wenn der Kondensator WIRKLICH was tut, nämlich bei geschlossenem TONE Poti, wird dessen Schleifer deutlich mehr R haben als der Kondensator.
Wer sich da über einige µH und einige mOhm Gedanken macht, der optimiert an der falschen Stelle. Viel relevanter ist meiner bescheidenen Meinung nach die Kapazität, da diese die Resonanzfrequenz am stärksten beeinflusst und somit auch den Klang. Den Bastlern sei gesagt, dass die Thomsonsche Schwingungsformel hier natürlich aufgrund des großen R des Tonabnehmers NICHT angewandt werden kann.
Und zu den nichtlinearen Kenngrößen: Keramik-Cs sind da eine ganz andere, böse Geschichte, klar, aber diese sollte man generell nicht in Audioschaltungen verbauen, da sie eben zu pegelabhängigen nichtlinearen Verzerrungen führen. Diese sollten sich aber bei einer Gitarre aufgrund der kleinen Signalspannungen noch im Rahmen halten.
Ich will dir - Etna - hiermit keinesfalls deine Kompetenz absprechen, ganz im Gegenteil! Ich habe nur zu diesem Thema eine etwas andere Meinung, die ich hier - sachlich begründet - schildere, im Sinne einer weiteren sachlichen Diskussion.
MfG Stephan