Das ist in der Tat ein Ansatz, der mich zur Zeit auch nicht ganz los lässt.
Ich meine weniger den Umstand, dass ich mich eventuell strafbar machen würde, sondern eher das ökologische Gewissen, das mich da plagt.
Fakt ist, dass es auf dieser Welt nur noch sehr weniger, in diesem Fall, Rio-Palisander Bäume gibt.
Da stellt sich mir die Frage, ob es denn von solch großer Wichtigkeit ist, dass auf meiner Gitarre genau dieses Holz als Griffbrett Verwendung finden muss?
Ich weiß, dass diese Art bedroht ist und dennoch möchte ich es unbedingt haben. Warum eigentlich? Weil es so toll klingt? Hmm....möglich, aber es gäbe Alternativen. Die Optik? Auch da würde man sicherlich was finden, das einen optisch ebenfalls anspricht, dafür aber weniger bedroht ist. Der psychologische Faktor, das tolle Gefühl ein seltenes Rio-Palisander Griffbrett zu haben? Da fällt mir tatsächlich auf die Schnelle nichts ein, was als Substitutionsgut herhalten könnte.
Gerade bei Hölzern scheint die Messlatte für das "schlechte Gewissen" etwas tiefer zu hängen als, z.B. bei tierischen Produkten wie Elfenbein oder Pelzen. Während all diejenigen verteufelt werden, die sich eine Handtasche aus Krokodilleder oder eine Perlenkette aus Elefenbein kaufen, gilt es als besonders chic, wenn man eine Gitarre mit Honduras Mahagoni Korpus und Rio-Palisander Griffbrett besitzt. Anstatt, dass hier mit dem nackten Finger auf einen gezeigt wird, erntet man Bewunderung und Anerkennung. Ist das nicht paradox? Ist denn ein Palisanderbaum, der eventuell von einer Orang-Utan Familie als Lebensraum genutzt wird, weniger schützenswert, als der Elefentenbulle, der wegen seiner prächtigen Stoßzähne erschossen wird?
Ich glaube die Frage ob die Einfuhr von Rio-Palisander legal ist oder nicht, könnte hinfällig werden, wenn wir unser Gewissen dahingehend lenken könnten, dass es einfach keinen Sinn macht, sich ein Stück bedrohtes Rio-Palisander auf einen Gitarrenhals zu kleben. Auf die Idee sein Rack mit Hermelin oder Schlangenleder zu überziehen kommt ja schließlich auch kaum jemand.
Die Sache mit den Restbeständen ist übrigens auch ein mit Vorsicht zu betrachtender Punkt. Wo genügend Nachfrage vorhanden ist, ist man sicherlich darauf bedacht, dass die "Restbestände" so schnell nicht ausgehen...
Ich will jetzt garnicht, dass sich irgendjemand direkt angsprochen fühlt, zumal ich bisher auch nicht davor zurückgeschreckt bin Mahagoni, Wenge oder andere Exotenhölzer zu verbauen. So langsam aber erschließt sich mir der Sinn dahinter aber nur noch bedingt. Wir haben hier in Deutschland eine Vielfalt an einheimischen Hölzern, die sich hervorragend zum Bau von Gitarren eignen. Dazu muss man im Grunde nur erkennen, dass nach Esche, Ahorn und Erle noch lange nicht Schluss ist, sondern es eine ganze Reihe, auch an klanglich interessanten, Hölzern in unserer unmittelbaren Umgebung gibt, dernen Namen noch in in der Liste der bedrohten Pflanzenarten auftaucht.