Da streuben sich einem ja die Haare.
Die vielen Fragen zum Schreiben einer Fuge und zum Kontrapunkt (17 Jh.) lassen sich überhaupt nicht in einem Artikel beantworten. Dazu kann man Bücher schreiben und das ist ja auch getan worden. Jedoch: "man kann es lernen", wie der olle Bach einst gesagt haben soll.
Ich finde, aus der Erfahrung gesprochen, das Fugenschreiben fängt beim Fugen-Thema an.
Da schon sehen wir uns mit eine Fülle an Möglichkeiten konfrontiert, die wiederum den Rahmen sprengen würden.
Mein Vorschlag also: Alles muss klein beginnen... klatsch, klatsch! Erst danach kümmert man sich um die Kunstgriffe.
Erste Aufgabe: Tonart bestimmen
Zweite Aufgabe: Taktart bestimmen
Dritte Aufgabe: Umfang beschränken - vielleicht zu Beginn nur einen oder höchstens zwei Takte lang
Vierte Aufgabe: Anfang und Ende des Themas planen:
Wir sollten zunächst versuchen das Thema auf schwerer Eins mit dem Grundton beginnen zu lassen und auf schwerer Eins mit der Terz enden zu lassen.
Warum?
Wenn der Grundton am Ende des Dux steht kann der Comes nur schlecht darauf einsetzen. Es ergibt sich nämlich eine reine Quinte, die im doppelten Kontrapuknt (die Gegenstimme muss ja über dem Thema und unter dem Thema funktionieren) eine dissonante Quarte ist, die wiederum Auflösungsbemühungen zur Folge haben muss.
Sparen wir uns also zunächst die Mühe und lassen den Dux auf schwerer Eins mit der Terz enden.
Denn dann kann der Comes darüber problemlos einsetzen. Ist dann ja auch eine Terz - wie schön!
Beim Schreiben des Themas bedenken wir also den Start mit dem Grundton und das Ende auf der Terz. Schön wäre es natürlich, wenn das Thema auch gleich am Ende zur Tonika kadenziert. Dann weiß man schon, dass man im Kontrapunkt irgend etwas authentisches oder plagales machen muss.
Wenn man das hat, kann man die übrigen Töne ins Thema stecken und dabei darauf achten, dass keine längeren Notenwerte auf leichter Zeit als auch schwerer Zeit sind:
Go: 4/4 Takt 1 = Viertel 2 = Achtel
No Go: 4/4 Takt 1 = Achtel 2 = Viertel (das nennt man "Halt auf Arsis" und ist eine Figur, die wir erstmal nicht verwenden sollten.
Es ist auch erstmal darauf zu achten, dass die Quinte über dem Grundton ersteinmal nicht im direkten Zulauf oder Sprung auftauchen sollte. Das hat nämlich eine tonale Beantwortung im Comes zur Folge und das wollen wir zu beginn auch vermeiden. Unnötiger Stress, für die, die es lernen wollen.
Wenn das Thema steht und mit Terz endet, dann geschwind den Comes eine Quinte höher verfassen und an seine Stelle platzieren.
So weit so gut!
Variante 2:
wir beginnen mit dem Thema nicht auf Eins sondern z.b. auf "Eins und" oder Zwei.
Dann kann das Thema auch mit dem Grundton auf eins enden, denn nun setzt ja auch der Comes eine Quinte höher nicht auf Eins ein, sondern später; genug Zeit also um den Schlusston des Dux aus der bösen Quinte wegzuführen.
Jetzt gehts an die Gegenstimme:
Dazu später mehr... ich muss weg!
Außerdem ist das ein ganz weites Feld.
Ihr habt ja nun Aufgaben und die müssen erstmal erledigt werden.
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Zuletzt zu der ersten Fuge von anubis, die in a-Moll.
Es ist schon das eingetreten, was ich eben problematisiert habe.
Das Thema beginnt und Endet auf eins mit dem Grundton a. Da lässt sich aufgrund der Struktur des Themas überhaupt nur SEHR schlecht mit dem Comes einsetzen.
Daher mein Vorschlag: bis zum einsatz des Comes einen Zwischentakt komponieren, der die Quinte überbrückt und aus dem a-Moll in das bevorstehende e-Moll "moduliert", besser gesagt, führt.
Ich habe mir erlaubt so einen Zwischentakt zu schreiben. er ist unten über den Link in der Fugenstudie zu sehen.
Überhaupt muss beim Kontrapunkt vor allem beachtet werden, dass die gegenstimme nicht nur unter dem Comes gut funktionieren muss, sondern auch über dem Comes. Das ist wichtig, sonst kann keine dritte Stimme einsetzen.
Der Kontrapunkt orientiert sich deshalb vor allem sinnvoll an der KONSONANZ. Dazu zählen im Kontrapunkt Terzen, Sexten, Primen und Oktaven, nie jedoch die reine Quinte.
Wenn man sie verwendet, muss man sie sofort weiter zur Sexte führen, und zwar während der Oberton im Comes noch klingt. Dann nämlich ist es als Oberstimme gedacht eine dissonante Quarte, die sich zur Terz auflöst. So muss es sein - und nicht anders... Cambiata ausgenommen.
Zum Kontrpunkt aber ein anderes Mal mehr.
Hier nun eine SEHR EINFACHE Beispielfassung einer dreistimmigen Expositions-Durchfühung des gegeben a-Moll-Themas mit Zwischentakt. Zwischenspiel ist eins dabei, damit man sich wieder entspannen kann und hier im Beispiel auch wieder zu Hause in a-Moll ankommt.
http://www.musikundrussisch.de/fuga_musikerboard.html
Hier noch als mp3, falls alle Stricke reißen: