Blues-Rock Solospiel

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Hallo zusammen,

ich bin 48 und habe seit 3 Jahren das Solospiel für mich entdeckt. Spiele auch in einer Band die aber nur covert.
Kenne die Bluespentatonik so gut wie auswendig.
Jetzt aber zu meinem Problem.
Ich würde gerne mehr Improvisieren. Das Problem dabei ist, das wenn ich ein Solo spiele, ich immer in meinem einen Schema bleibe.
Ich komme da einfach nicht raus. Irgendwie klingt das immer gleich.
Dann schaue ich bei Youtube vorbei um neue Ideen zu bekommen. Dieser Marty Schwartz ist ja unverschämt gut. Der zeigt einem dann
neue Licks und Solotechniken. Die übe ich dann, aber bin irgendwie nicht in der Lage das in einem Song umzusetzen.
Ich glaube manchmal ich bin der unkreativste Gitarrist auf Erden. Habt ihr so was auch.
So ein bisschen Frustration macht sich da schon breit.

Ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.
Hat einer einen Tip für mich?
 
Eigenschaft
 
Jo, Marty Schwartz ist schon ne coole Socke! Bei dem gucke ich auch öfter vorbei. :great:

Ich hab auch oft das Gefühl meine Improvisationen hören sich immer sehr ähnlich an und ich fühle mich sowas von unkreativ. Allerdings spiele ich erst seit gut einem Jahr ernsthaft und habe vor knapp einem Jahr die Grundlagen der Improvisation gelernt. Habe mich bisher nur mit der Pentatonik beschäftigt. Aber das führt nicht zwangsläufig zu langweiligen Improvisationen. Da muss ich nur meinem Gitarrenlehrer zugucken und zuhören.... :rolleyes: Ich hab die Hoffnung, dass das mit zunehmender Fingerfertigkeit und dem besser werdenden Überblick über Skalen und das Griffbrett im allgemeinen in Zukunft noch ausbaufähig sein wird.

Vielleicht hilft es einfach erstmal mit Licks, die man sich abschaut, weiter zu machen und diese später dann auszubauen oder zu modifizieren und bei der eigenen Improvisation zu verwenden. Im Grunde ist Improvisieren auch nix anderes als sich aus einem mehr oder weniger umfangreichen Werkzeugkasten zu bedienen. Selbst die großen Gitarristen erfinden nicht jeden Tag das Rad neu. Wenn das so gar nicht klappt helfen vielleicht ein paar Stunden bei einem Gitarrenlehrer oder ein Workshop.


Keep on rockin'
Sparkling Blue
 
Servus Hollies!

Mach dir keinen Stress. Ich spiele seit ca. 4 Jahren Gitarre, dabei auch in einer Band, die vor allem covert (Bob Dylan, Eric Clapton, Jimi Hendrix, Neil Young, aber auch The Clash, Die Toten Hosen, Austropop, ...). In letzter Zeit bekomme ich immer mehr Gelegenheiten, in einem Song ein Solo reinzuhauen.
Obwohl ich für mich auch immer gleich klinge und mich manchmal unkreativ fühle, hab ich schon manchmal Lob für ein Solo bekommen und im Kontext des Songs (also andere Akkordfolge, anderer Schlagrythmus,...) klingt meiner Meinung nach ein und dasselbe Solo ganz anders.
Trotzdem kann ich dir ein paar Tipps geben, die mir helfen, wenn ich meine eigenen Soli nicht mehr hören will:

*) Versuch nicht einfach die Fingersätze der Pentatonik zu spielen. Das klingt zwar manchmal für schnellere Passagen bzw. bei verschmierteren Sounds cool, aber da fällt man leicht in das "es klingt immer gleich" Schema. Besser ist es, wenn man versucht zu sprechen, also Melodien zu spielen, die man im Kopf mitsingt.
Hör dir mal Derek Trucks an: Der spielt zwar großteils Slidegitarre, ist aber fü mich persönlich der Inbegriff des phrasings. Hört man sich jedoch 10 Soli hintereinander an, klingt auch er irgendwie immer gleich. Das ist eben sein persönlicher Stil! :thumbup:
Oder Warren Haynes. Auch er spielt meiner Meinung nach sehr Sing-Stimmen-mäßig, also er versucht durch das Solo zu sprechen.
Eine Videoempfehlung: Einer Liveversion von "The Sky is Crying" der "Allman Brothers" mit Haynes u. Trucks. Such mal auf youtube danach :)

*) Studier dir gewisse Soli, die dir gut gefallen, note-for-note ein und spiele mit der CD mit. Dann nimm gewisse Passagen raus und baue sie in deine eigenen Improvisationen ein.

*) Versuch mal beim Üben, ob du einen Spannungsbogen ins Solo bringst. Beispiel gefällig?
Eric Clapton - Old Love live im Hyde Park :D

Das hilft mir immer wieder weiter. Ich hoffe, du kannst damit auch was anfangen.

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Puh, da gibt's ein halbes Buch zu schreiben ... Ich versuch's mal komprimiert:


1. Es ist leider auch ein "Altersproblem", Automatismen wie das Aneignen von Licks schnell reinzubekommen. Je älter man wird, desto länger brauchen die Gehirnzellen, diese neuen Verbindungen zu schaffen und spontan von den Fingern abzurufen zu lassen. Ist leider so. Was im Kindes- oder Jugendalter noch "spielerisch" gelingt, braucht später immer mehr Zeit und Geduld. Diesen Fakt sollte man bedenken, bevor man ihn vorschnell und fälschlich mit mangelnder Kreativität gleichsetzt. Es dauert halt länger. Musst Du Dich mit abfinden.

2. Mach mal selbstkritisch eine Bestandsaufnahme Deines Repertoires. Welche Spiel- und Stilmittel kennst und kannst Du gut / weniger gut /gar nicht? Und was leitest Du daraus ab für Deine nächsten autodidaktischen Übungsziele? z.B.

Saubere Bendings als Bend oder Release Bend
Vibrato
Halb- und Ganztonslides auf und abwärts
Doublestops
Oktavspiel
Hammer on /pull off
Triolen
16tel
8 tel
Shuffle/Swing
Legato
Blue Notes
Verschmierte Bluesterz
usw.


3. Komm aus dem Trott raus. Verbiete Dir für das Üben zu Hause in nächster Zeit endloses Auf und Ab von Pentatonik. Nie wieder! Spiel nicht mehr als 5 oder 6 Töne hintereinander auf- oder abwärts. Spiel nicht mehr als 5 oder 6 Töne, ohne auf einem Zielton zu landen, der dann mal 1/2 oder ganzen Takt klingen darf. Denk und Spiel in kleinen Motiven, die Du variierst oder wiederholst und dabei einzelne Töne unterschiedlich betonst (ICH geh nach Haus, ich GEH nach Haus, ich geh nach HAUS). Und vor allem mach' niemals, was dieser Schwartz in einem seiner Videos fatalerweise empfielt: Pentatonik hoch und runter nebenbei vor dem Fernseher spielen. Das Blödeste, was man machen kann. Damit wird dem Gehirn am meisten antrainiert, was man hinterher nicht wieder loswird. (*)

4. Zeit freischaufeln. Übungseinheiten unter 2 Stunden bringen meist wenig. Jeden Tag mal höchstens 1/2 Stunde daddeln kann man sich im Grunde gleich schenken.

5. Höre Deinen Tönen intensiv zu! Welche Töne bei welchen Akkorden im Song erzeugen welche Stimmung? Welche erzeugen Spannung, welche bauen Spannung ab (beides ist wichtig, geht Hand in Hand). Wie fühlt(!) sich eigentlich die Septime an, wie die None, wie der Grundton, wie die kleine/Große Terz usw. Welches Gefühl, welche Stimmung macht das bei mir jeweils und wie kann ich das in meinem Spiel möglichst reproduzieren?

6. "Rückfallgefahr" besteht immer mit der Band. Beim Proben des Repertoires fällt man oft automatisch in alte Muster zurück. Über zu Hause möglichst mit anderen Playbacks als in der Band.

7. Übe nicht ständig mit Playbacks, die Dich in ihr Muster und zu altbekannten Handlungen (und evtl. zu Tempi, die man noch nicht beherrscht) zwingen. Zu einzelnen Akkorden oder Grundtönen kann man wunderbar auch allein Phrasen, Licks und Motive spielen, indem man einen Akkord anschlägt und ihn im Kopf als harmonischen Hintergrund mit Grundtonbezug weiterklingen lässt.


So weit in Kürze, was ich den nächsten 50 Stunden Unterricht mit Dir machen würde und mit allen Anderen, die sich nicht für kreativ halten ;)

(*) Ständige Technikübungen mit Tonleiterspiel finde ich generell gefährlich, wenn sie mehr als 20% der Übungszeit ausmachen. Es wird dem Gehirn quasi das ABC vorwärts und rückwärts eintrainiert. Mit solchen statischen Buchstabenkombinationen bekommt man jedoch keine Worte zusammen und sinnvolle Sätze/Aussagen erst recht nicht. Analog ist das in der Musik.

PS - Nachgedanken:

# Autodidakten müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie sich im Rollenspiel "Lehrender = Lernender" gleichzeitig bzw. wechselweise zurecht finden müssen. Der lehrende Anteil muss dem lernenden Ich zwangsläufig immer ein Stück voraus sein. Wer das nicht hinbekommt, kommt nicht voran und für den funktioniert diese Lösung dann auch nicht.

# 99% der Internet Gitarrelern-Videos halt ich für Schrott, weil sie - wenn überhaupt - lediglich Elemente vermitteln = Licks und Phrasen rein spieltechnisch erklären und kaum wirkliche musikalische Bezüge herstellen, die Substanz auslösen. Du wirst mit großen Schläuchen nassgespritzt und hast hinterher mehr Durst als vorher. Diese Tendenz ist leider in allen Lebens-, Interessen und Bildungsschichten mal wieder auf dem Vormarsch. Schminke statt Geist, Phrase statt Aussage, Abfindung mitnehmen statt Suppe auslöffeln, Playback statt live. Glücklich und fleißig, wer da noch seine persönliche Nische findet.
 
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Puh, vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
Die Antwort von Hans hat mich allerdings ein wenig frustriert.
Ich dachte eigentlich immer, das durch regelmäßiges Hören, Abschauen und dann auch Üben kommt das irgendwann mal.

Aber gut, im Moment komme ich eben auch nicht weiter, sonst hätte ich ja hier nicht geschrieben.
Ich frage mich nur, wie haben das die Gitarristen vor 20 oder 30 Jahren gemacht. Die hatten keine Lernvideos parat.
Und ob die alle gleich studiert haben wage ich zu bezweifeln. Na ja ich mache mal einfach weiter. Vielleicht bin ich ja mit 55 etwas zufriedener. lach......
 
@TE: Hans' Beitrag ausdrucken und festtackern


@alle anderen: mit der Hand abschreiben

Grüße Thomas
 
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@hollies666: wenn immer alles gleich klingt - heisst das, dass ihr auch immer die gleichen stücke spielt?
Ich spiele auch mit jungs, wo wir einerseits covern, andererseits jammen und neue/eigene sachen versuchen.
wenn wir immer die selben songs covern, hört sich auch die improvisation beim solo immer mehr oder weniger gleich an.
Was neues kommt fast nur raus, wenn man auch mal was anderes spielt.

ich würde es mal mit mehr abwechslung probieren, unterschiedliche musik hören und mit den bandkollegen drüber reden.
Hans ist mir da zu extrem, ich weiss nicht, ob du als hobbymusiker mit seinem regime was anfangen kannst (bzw. willst).

aber was ist eine "verschmierte" terz?
 
mir hilft es beim Entwicklen von Solos nicht in alter Muster zu verfallen, wenn mich anfänglich darauf konzentriere, den Rythmus des Liedes nicht zu weit zu verlassen, d. h. ich versuche den die ganze Zeit im Bein, im Kopf, im Munde zu behalten, während der Weiterentwicklung, bei ich mich weiter vom Rythmus entferne, achte ich darauf, eben nicht in bereits stark verinnerliche Schemata zurückzufallen. Das gelingt mir um so besser je langsamer im mich heranpirsche und ggf. erstmal ein paar Noten tw. sogar ganze Licks weglasse, mit denen ich ggf. später das Solo wieder auffüttere. Wenn man schon verwandte Licks durch andere Betonung entfremdet ist, heisst das noch lange nicht, dass es sich ähnlich anhört, das passiert i d. R. nur wenn man sie in ähnlicher oder gleicher Reihenfolge spielt.
 
Punkt 4. auf Hans Liste ist maximal demotivierend. Soll ich meine Gitarre schonmal bei ebay reinsetzen?
 
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was ist eine "verschmierte" terz?

Im Blues werden Töne nicht so exakt gespielt. Das beginnt schon mal damit, dass man sowohl die kleine als auch die große Terz spielen kann, das Geschlecht dur/moll ist nicht so eindeutig definiert. Besonders reizvoll und bluesig klingt es, wenn Du die kleine Terz bendest, aber nicht bis zur großen Terz sondern irgendwo dazwischen.

Selbiges gilt für die Blue Note, den Tritonus. Das ist von allen spielbaren Tönen derjenige, der am spannungsgeladensten klingt. Auch hier klingt es viel bluesiger, wenn man die Blue Note nicht durch Greifen des Bundes zwischen Quart und Quint pickt, sondern die Quart bendet, aber nicht genau bis zum Tritonus, sondern knapp darunter oder darüber.

Wer sich das Klangbild dann anhört wird schnell erkennen, dass Blues keine exakte Spielweise ist und man darum durch Skalennudeln schon allein deswegen nicht bluesig klingen kann, weil die dreckigen Bluestöne fehlen, die dem Blues den Charakter geben. Die Penta kennt keine verschmierte Blue Note, keine verschmierte Terz und keine verschmierte Sext. Die Penta klingt nicht bluesig. Wer sie rauf und runter dudelt, dem wird sich der Blues nicht erschließen.

Im Blues muss man sich von der deutschen Gründlichkeit und Perfektion lösen und den wehklagenden Dreck der Baumwollfelder zulassen. ;)

Ich frage mich nur, wie haben das die Gitarristen vor 20 oder 30 Jahren gemacht. Die hatten keine Lernvideos parat.

Kein Lernvideos, kaum Noten und keine Tabs. Da war von Anfang an klar, Gitarrespielen ist nichts für jene, die sich alles hinterhertragen lassen. Da muss man selber ran. Die das durchgestanden haben, die haben Spielen gelernt. :D

Aber im Ernst: sich einen Song Lick für Lick zu erarbeiten ist auch heute noch die beste und effizienteste Weise, um Spielen zu lernen.

Punkt 4. auf Hans Liste ist maximal demotivierend. Soll ich meine Gitarre schonmal bei ebay reinsetzen?

Was spielst Du? Vielleicht wirst Du sie gleich hier los! :rofl:

Aber im Ernst: erarbeite Dir mal ein Solo Lick für Lick - und zwar in Ausdruck und Tone. Dann wirst Du erkennen, wie schnell zwei Stunden vergehen können. Dudel die Penta eine halbe Stunden und Du wirst erkennen, wie ewig lang eine halbe Stunde sein kann. Wenn Du was anfängst, was Dich echt weiterbringen soll, ist eine halbe Stunde sehr kurz bemessen.
 
Aber im Ernst: erarbeite Dir mal ein Solo Lick für Lick - und zwar in Ausdruck und Tone. Dann wirst Du erkennen, wie schnell zwei Stunden vergehen können. Dudel die Penta eine halbe Stunden und Du wirst erkennen, wie ewig lang eine halbe Stunde sein kann. Wenn Du was anfängst, was Dich echt weiterbringen soll, ist eine halbe Stunde sehr kurz bemessen.

Was spricht denn dagegen das Ganze in 4x30mon aufzuteilen? ;)

Nach Hans Aussage "kann man sich das gleich schenken".

Meiner Erfahrung nach kann man sogar mit 10 Minuten vorankommen... halt nur sehr langsam. Voraussetzung: es sind echte 10 Minuten, ohne Vorglühen der Röhren und rumgeduddel :)
 
1. Es ist eine weit verbreitete Unart von Fortgeschrittenen Spielern, das selbst erreichte als unglaublich aufwändig, kompliziert und übungsintensiv darzustellen. Sie vergessen dabei nur insbesondere zwei simple Tatsachen: 1. Nicht jeder will ein zweiter Stevie Ray Vaughn werden und 2. Nicht jeder hat Profiambitionen.

2. Jeder, der das Gitarre Spielen betreibt hat eine bestimmt Zeit für "Muße" zur Verfügung und danach richtet sich, wieviel Zeit er zum Spielen aufwänden kann. Einem Beginner von vornherein entgegenzuhalten "Unter zwei Stunden täglich brauchst Du gar nicht anzufangen!" ist eine Aussage, die ich lieber nicht kommentiere, ohne mich in die Nesseln zu setzen....

3. Blues ist eine Musik, die man, wie ich finde, wirklich lange Zeit spielen muss, damit man im inner Ohr das hört, was man hören will. Natürlich sind eine ganze Menge Techniken notwendig, die nach heutigem Verständnis ein gutes "Bluesrock" - Solo ausmachen. Aber das muss sich entwickeln und man kann es nicht über den Zaun brechen. Und man muss auch nicht alle diese Techniken perfekt beherrschen.
Ein gutes Vibrato und sichere Bendings sind schon 'mal die gute halbe Miete! Und wenn man dann noch sicher Bluenotes findet...., wunderbar!

4. Also: mein gebetsmühlenartig wiederholter Tipp: spielen, spielen, spielen. Soviel wie möglich, insbesondere alten Blues (!!!) hören. Und wie schon ganz richtig bemerkt wurde: wenn man nur 10 Minuten Zeit hat, dann eben nur 10 Minuten.
 
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Hi

Also Hans hat sich ja viel Mühe gemacht, 4 User finden den Beitrag hilfreich und es steht auch
einiges interessantes in seinem Beitrag. Aber die Punkte 1. und 4. sind nicht nur extrem
demotivierend formuliert sondern mMn so nicht immer zutreffend.

Puh, da gibt's ein halbes Buch zu schreiben ... Ich versuch's mal komprimiert:


ich bin 48 und habe seit 3 Jahren das Solospiel für mich entdeckt.





1. Es ist leider auch ein "Altersproblem", Automatismen wie das Aneignen von Licks schnell reinzubekommen.
Je älter man wird, desto länger brauchen die Gehirnzellen, diese neuen Verbindungen zu schaffen und spontan
von den Fingern abzurufen zu lassen. Ist leider so. Was im Kindes- oder Jugendalter noch "spielerisch" gelingt,
braucht später immer mehr Zeit und Geduld. Diesen Fakt sollte man bedenken, bevor man ihn vorschnell und
fälschlich mit mangelnder Kreativität gleichsetzt. Es dauert halt länger. Musst Du Dich mit abfinden.


4. Zeit freischaufeln. Übungseinheiten unter 2 Stunden bringen meist wenig.
Jeden Tag mal höchstens 1/2 Stunde daddeln kann man sich im Grunde gleich schenken.

Also ich bin 50 und hab noch nie schneller neu Erlerntes umgesetzt als Heute.
Klar ich spiele schon seit über 30 Jahren E Gitarre, aber als Teenager haben wir ewig
rumgedudelt, rumgesucht mit Timing und Groove gekämpft etc etc. Solange du keine
körperlichen Schwierigkeiten wie Rheuma, Arthritis u.ä. hast ist da noch jede Menge
Entwicklung möglich !! Kenne selber positive Beispiele von Wiedereinsteigern.

Da dir evtl die Übeerfahrung als Teenager fehlt , musst du hier was nachholen.
Als Teenager war ich von solchen "Schwierigkeiten" aber eben nicht gefrustet,
habe das als total normal mitbekommen. Lass dich also nicht runterziehen.


Und Zeit freischaufelen ist zwar prima, aber alles unter 2 Stunden bringt nichts :gruebel:
Klingt ja nen bischen nach Straflager .........


Klar je mehr Zeit du mit der Gitarre verbringst, desdo besser kann man sich
entwickeln. Wichtig ist aber eher sinnvoll zu üben und zu spielen, als
sich zwanghaft ne Übeplan draufzuschaffen. Also auch hier und da mal
ne halbe Stunde statt Straflager bringt was.

Und darüber hinaus wäre mein Rat viel Blues (auch altes Zeug),Funk, Soul und
Jazz auch so anzuhören. Das wird in dein Unterbewusstsein langsam einsickern
und dann zu neuen Ideen führen !!

Viel Erfolg ;)
 
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Was spricht denn dagegen das Ganze in 4x30mon aufzuteilen? ;)

Nach Hans Aussage "kann man sich das gleich schenken".

Ja klar, 4 x 30 Mon(ate) sind natürlich am effektivsten! :rofl:

Hans schreibt gar nicht, dass man 2 Stunden am Tag und das 365 mal im Jahr üben soll. Das muss man schon so verstehen wollen, um es auch so zu vestehen. :whistle:

Deine Mathematik hat in jedem Fall zwingende Logik, der niemand widersprechen kann. 4 x 30 Minuten sind 2 Stunden. :great:
 
Naja, erschreibt aber ganz klar "Jeden Tag 'mal höchstens 1/2 Stunde daddeln kann man sich im Grund genommen gleich schenken."

Da kann man irgendwie nicht viel interpretieren oder falsch verstehen.......;)

Und ich schreibe es jetzt trotz des Ärgers, den ich dafür kriegen werde: Dieser Satz ist Blödsinn!
 
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Und wenn man jeden Tag acht Stunden daddelt, wirds beim Daddeln bleiben. Man sollte die Zeit ... wieviel auch immer ... sinnvoll und nicht daddelnd nutzen.

So versteh ich es. Wer daddeln übt wird Daddeln zur Perfektion treiben.
 
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Ich möchte nachträglich nochmal etwas zum "Alterproblem" sagen. Ich habe es nicht sofort getan, weil ich mit meiner Frau Rücksprache halten wollte, da "das Lernen" ihr Fachgebiet ist.

Es ist eine veraltete Ansicht, dass das Gehirn eines Kindes schneller neue Bahnen zieht, als das eines Renters. Jedes einschneidende Erlebnis in unserem Leben programmiert unser Gehirn neu. Dazu zählt die Einschulung, die Pupertät, die Geburt eines Kindes (insb. für die Mutter) oder der Berufseinstieg sowie der Eintritt in die Rente.

Das Lernen eines Instrumentes löst ebenfalls eine partielle Neuprogrammierung aus.

Woher kommt also diese hartnäckige Ansichtsweise, dass man im Alter langsamer lernt? Kinder haben eine deutlich höhere Toleranzschwelle. Meine Frau erinnert sich an den ersten Besuch in der Geigenschule, bei der ersten Stunde unseres Sohnes. 10 Kinder die mit Wonne auf ihrem Instrument sägten, dass sich einem die Zehennägel hochkräuseln. Gute 5 Jahre dauert es, bis die Töne sauber getroffen werden. Die wenigsten erwachsenen können für 5 Jahre ihre Toleranz für schiefe und kratzige Töne so weit heraufschrauben.
Ein biologischer Grund ist der erhöhte Endorphinausstoß bei Kindern. Diesen brauchen sie um bei den vielen Fehlversuchen am Ball zu bleiben und immer selbst bei kleinen Erfolgen wieder den vollen Schub an Motivation zu bekommen. Der Ausstoß nimmt mit der Pupertät rapide ab und ist auch ein Grund für das Verhalten der Teenager - sie sind auf Endorphinentzug!

Was kann man als Erwachsener dem entgegensetzen? Disziplin und perspektivisches Denken. Die Disziplin auch etwas am Anfang nicht schön klingendes immer wieder zu spielen und zu üben, mit der Perspektive irgendwann wie Albert King zu benden... naja vielleicht nicht ganz so ;) Mit 9 Jahren habe ich begonnen Klavier zu lernen und spiele es seit über 20 Jahren. Mit 30 Griff ich zur Gitarre und muss sagen, dass sich die Lernerfolge viel schneller einstellen als damals beim Klavier.
 
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@Zisko: das sehe ich auch so - Kinder lernen anders, aber nicht unbedingt besser.

Ich glaube, der grosse Unterschied ist, dass Kinder unendlich mehr Zeit und Geduld mitbringen:
Als Kind macht man stundenlang und tagelang nichts anderes, als sich mit so einer Sache zu beschäftigen (überlegt mal, wie ihr Fahrradfahren gelernt habt).

Erwachsene analysieren, versuchen zu verstehen und geben auf, wenn's nach kurzer Zeit nicht perfekt klappt ("AAAaaahhh...!! - Das MUSS doch gehen!!").
 
Es ist eine veraltete Ansicht, dass das Gehirn eines Kindes schneller neue Bahnen zieht, als das eines Renters.

Diesen Ausführungen von Zisko kann ich mich nur anschließen.


Zusätzlich darf man auch nicht ausser acht lassen das heutige Rentner z.T. ganz "anders" sind
als z.B. Renter der 60er/70er Jahre. Die hatten sowohl Kriegsserfahrungen, als auch ein
ganz anderes Berufsleben, z.B. unter Tage, im Stahlwerk etc etc etc, hinter sich.
Sowas macht Heute nur noch eine Minderheit .......
 

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