Zur Eingangsfrage "Wie bestimmt man die Tonart aus einer Akkordfolge?"
Kurze Antwort: Meist gar nicht ... bzw. als Korrektiv: Akkorde an Tonart anpassen.
Gitarristen haben es am Griffbrett doppelt schwer. Am einfachsten und bildhaftesten erschließt sich Vieles aus der Musiktheorie am Klavier. Das geht mit dem Standard los: Alle weißen Tasten bilden die C-Dur Tonleiter mit ihrer Halbtonabfolge 2-2-1-2-2-2-1. Und auf diese Referenz bezieht sich dann Alles an tonalen Veränderungen und Notationen.
Längere Antwort:
(1) Tonarten: Grundtöne und Versetzungszeichen ergeben sich durch den Quintenzirkel (7 Halbton-Schritte). Durchläuft man ihn aufwärts (c -> g -> d ...), kennzeichnet man das durch # (sharp). Abwärts (c -> f -> bH ... [bH ist bB in EN, B in DE]) mit b (flat). Die dabei entstehende Abfolge von #'n und b's zieht man im Notenbild nach vorne, und so stehen sie bei den richtigen Tonhöhen UND signalisieren die Tonarten aus dem Quintenzirkel (1 # == F-Dur, 2 b == bH-Dur usw.). // Daraus ergeben sich dann auch die 12 Tonleitern in den 12 Tonarten.
(2) Akkord: Ergeben sich aus jenen Tonleitern. Regelhaft: (a) wähle einen Grundton des Akkords 1. Taste (b) schichte 2 Terzen darüber 1.-3.-5. Taste (c!) bleibe dabei in dieser Tonleiter! (Also in Tonart C-Dur keine schwarzen Tasten usw.)
Tonartunabhängige Folgen: Zwischen 1. und 5. Ton liegen immer 7 Halbtöne. Charakteristisch ist der 3.: manchmal liegt er 4 Halbtöne über dem 1. (Dur-Akkord), manchmal nur 3 (Moll-Akkord). // Daher lassen Power-Akkorde den 3. weg ... so passen sowohl Dur als auch Moll ...
D.h. in Dur als Tonart, ergeben sich folgende Akkorde (D=Dur, M=Moll, V=Vermindert)
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Ton in der Tonleiter
D M M D D M V Akkord daraus (aus Terzschichtungen)
I ii iii IV V vi vii Stufen
(3) Praktische Bestimmung der Tonart: Schwer zu schlagen bleibt immer noch
https://chord.rocks/ , wenn man # und b eigenverantworlich in der jeweiligen Combobox richtig setzt; dann stehen auch alle in der Tonart verfügbaren Akkorde mit dabei. Vorgehen:
- Akkordfolge aufschreiben
- Einzeltöne in jedem bestimmen
- alle dann in Identify Scale eintragen
Ergebnisse:
- Treffer: eine bekannte Tonart (besser: Skala)
- ~~~
- zu wenig Töne angeboten (sinnvoll ergänzen / raten)
- zu viele Töne angeboten (sinnvoll Töne entfernen)
IMMER findet man eine Skala in den 2^12 = 4096 möglichen über
https://ianring.com/musictheory/ ... aber ob das Ohr damit glücklich wird? Meistens sind jene "Fehltreffer" eher ein Indikator für Verbesserungspotential, sprich: fast immer die anfänglichen Akkorde an die erkannte oder Zieltonleiter anpassen.
Also: Verständnis UND Kreativität UND Hören bleiben wichtig.
(4) Illustration
Die Frage nach den genauen Tönen (alle), die Du spielst, ist ja immer noch mehrdeutig unbeantwortet. Daher folgende Illustration zu Deinen o.g. 3 Dur Akkorden, und was man damit tun könnte.
Die geborgte Graphik zeigt mehrere Aspekte ... kann man für's Griffbrett dort natürlich genauso machen:
1) Orange: ALLE (erlaubten) Töne der Tonart E-Dur (die Du wohl möchtest)
2) Grüne, Blaue, Pinke Punkte die terzgeschichteten Dur-Akkorde E, C, D
3) spielt man die am Klavier, ist da etwas Interessantes drin (siehe Ton g, der nicht passt)
Was könnte man damit tun?
4) C und D als Akkorderweiterungen der Grundtöne a und h [DE] auffassen
5) sie einem Bassisten anvertrauen (unter Teil, rote Bereiche)
6) damit erhältst Du als 4-er Akkorde der Band E-Dur, Am7 und Hm7
7) also verborgen die Stufen I, iv7 und v7 ... und das klingt gar nicht schlecht
WOLLTE man das "irre g" auffassen als b4 in der Bluesmelodie 4 b4 5 (oder 5 b4 4), dann MÜSSTE der Grundton c# sein, der Grundakkord C#-Moll. 4. und 5. Stufe wären dann f# und g#. Entsprechend könnte man modifizieren ... und zB diesen Wechsel in einer AABA Folge einbauen, kondensiert etwa in geeigneter Abfolge:
A A B A
E-Dur Am7 Hm7 % C#-Moll ... E-Dur ...
usw.
(5) Schlussbemerkung: Manchmal kann und muss man gegen dieses Regelhafte bewusst verstoßen. Alle großen klassischen Komponisten taten es immer wieder, ebenso Blueser, Jazzer usw. Das Ohr entscheidet, ob oder wie es ins musikalische Gesamtbild passt. Betrachte diese Art von sinnvollen Verstößen wie das scharfe Gewürz in der Speise ... in Maßen kommt nach "Autsch" dann das "g**l".