Erstmal hatten wir ja gesagt, dass die Garage in unserem Fall gar nicht innen gedämmt werden kann, weil man es von der Schalldämmung sowieso nicht hinkriegt (Öffnungen) und es auch nicht darf (Baurecht).
Das Thema kommt aber in anderen Threads immer mal wieder, daher schreib ich jetzt hier nur noch einmal zu dem Thema, ansonsten müssten wir einen extra Thread aufmachen.
Technisch und mathematisch sind diese Angaben zwar korrekt, der Vergleich einer Holzfaserdämmung mit Beton ist aber in der Praxis ziemlich irrelevant, denn Beton wird üblicherweise nicht als Dämmmaterial eingesetzt meiner Kenntnis nach

.
Wie
@engineer geschrieben hat, müssen wir trennen zwischen Wärmedämmung und Wärmespeicherung.
Die zugehörigen Kennwerte sind
- (spezifische) Wärmeleitfähigkeit lambda - also wie schnell die Wärme eindringt - und
- (spezifische) Wärmekapazität c - wie viel das Material speichert.
Holzfaserdämmung ist inzwischen etwas (ca 20%) höher in der Wärmeleitfähigkeit und hat eine etwa doppelt so hohe (2000) c wie mineralische Dämmungen. PS liegt mit 1400 dazwischen.
Die Wärmespeicherung (absolut) energetisch ist c * m * dT. Bei gleichem dT (Temperaturdifferenz) kann man also c * m vergleichen, bzw. c * rho * V, und wenn V (Volumen gleich), dann c * rho.
Das sind also die Materialien.
Für den Raum ist es was ganz anderes, ob die Wärmedämmung außen oder innen angebracht wird.
Im Fall Garage ging es um innen gedämmt. Also außen Beton, innen Holzfaserdämmung.
Winterfall:
Ich möchte die Garage schnell aufheizen. Da ist eine Innendämmung günstig, weil ich die Betonwand nicht mit aufheizen muss.
Die Wand (gedämmt) und der Fußboden (ungedämmt) und die Decke (gedämmt oder ungedämmt) und das Tor (ungedämmt) wird innen erwärmt. Die Wärmekapazität der Dämmung dürfte dabei im Vergleich zu den ungedämmten Flächen kaum eine Rolle spielen. Wenn, dann wäre Holzfaser hier eher
ungünstig, da c höher.
Sommerfall:
In Wohngebäuden mit Fenstern dringt die Sonnenstrahlung in den Raum und wird dort in Wärme umgewandelt. Glas ist für kurzwellige Strahlen durchlässig, aber kaum für infrarote (Wärme).
Die Temperatur im Raum erhöht sich also.
Zusätzlich erwärmt sich auch die Außenoberfläche (Dach oder Wand) und die Wärme wird durch die Wand geleitet. Dieser Effekt ist aber deutlich kleiner als der durch die Fenster.
Die Garage hat keine Fenster. Aber das Dach kriegt relativ viel Sonne ab, ist meistens schwarz und ungedämmt, dh. absorbiert die Strahlung und leitet die Wärme nach innen weiter. Ähnlich das Tor, wenn Sonne drauf kommt.
Ist die Garage innen gedämmt, wird sie sich also über das Dach relativ schnell erwärmen (was im Winter gewünscht war).
Möchte man also im Sommer tagsüber bei geschlossenem Tor in der Garage sein, ist das Dämmen generell eher
ungünstig.
Die seitlichen Betonwände kriegen entweder Außenluft + ggf. Strahlung oder die Temperatur der Nachbargarage (dort nicht gedämmt).
Die Dämmung bewirkt jetzt also einen negativen Effekt. Es ist also durchaus praxisrelevant, ob da Beton oder Dämmung innen ist.
Der ungedämmte Fußboden mindert den Effekt - Beton, hohe Wärmekapazität. Welcher Dämmstoff verwendet wird, wird vielleicht 1-2 °C ausmachen. Das könnte man berechnen, ist mir aber jetzt zu viel Aufwand.
Möchte man abends in der Garage sein, ist es idR. draußen schon kühler und keine Sonne mehr da. Man öffnet einige Minuten das Tor und hat praktisch Außenluft.
Macht man das Tor wieder zu, geben die wärmeren Flächen ihre Wärmeenergie an die Raumluft ab und kühlen dabei entsprechend etwas ab.
Die Dämmung der Wand hätte da eine positive Wirkung, die Wärmekapazität dürfte aber bei Berücksichtigung des Fußbodens wieder vernachlässigbar sein, wenn dann wäre eine höhere W.Kap. eher negativ (da sie mehr Wärme gespeichert hat und die jetzt abgibt).
Das ist das, was mir auf die Schnelle einfällt.
Und nochmal kurz dazu
der Vergleich einer Holzfaserdämmung mit Beton ist aber in der Praxis ziemlich irrelevant
Ich hoffe, das kam jetzt rüber, dass das schon relevant ist, weil Du die Gesamtkonstruktion sehen musst und nicht nur die Dämmung alleine, und auch nicht nur die Wärmekapazität.
Hast Du einen Raum ausschließlich aus HF und vergleichst den mit PS oder MiWo, dann ja.
Hast Du im Dach große Fenster, ist es zu 99% entscheidend, die Fenster zu verschatten und nachts (also wenn es kälter draußen ist) zu lüften.
Hast Du vergleichbar große Flächen mit hohem c und hohem lambda, dann bestimmen diese Flächen das Raumverhalten.
Also ja, Holzfaser hat eine höhere Wärmekapazität als MiWo und eine etwas höhere als PS. Ob das in der Praxis überhaupt eine Auswirkung hat und ob die positiv oder negativ ist, hängt immer vom Raum, vom Klima und der gewünschten Nutzung ab.
Ich bin absolut für Holzfaserdämmung und finde das großartig. Trotzdem muss man ehrlicherweise sagen, dass die Werbung mit der Wärmekapazität zwar nicht falsch, aber praktisch irrelevant ist.
Die Wärmeleitung und vor allem die Ökobilanz sind hier die entscheidenden Pluspunkte.