Nee, beileibe nicht. Er wird sogar noch schlimmer, je weiter man in die inneren Reihen vordringt - da läßt die Orientierung immer weiter nach.
Das müßte man mal testen. Kann ich so nicht bestätigen. Vielleicht gibt es Spieler, denen die inneren Reihen nicht so geläufig sind. Ähnlich wie bei den Bandoneonspielern, die es vermeiden den Balg schließend zu spielen.
Das mit den 3 verschiedenen Fingersätzen auf Knopf ist so auch nicht richtig, wird nur immer gern als Argument angeführt. Mit 3 Fingersätzen kommt man in der Praxis nicht wirklich aus, das würde ja bedeuten, man bleibt in der Regel innerhalb der ersten 3 Reihen.
Man hat aber die Möglichkeit dazu. Auf Tasten geht es eben nicht. Wie gesagt, ich habe mir noch keine großen Gedanken dazu gemacht, aber jetzt wo Du mich daraufhin anstösst wird mir klar, dass es einen Zusammenhang zwischen Sicherheiten auf den 1. drei Reihen auf der einen Seite und der einfacheren "linearen" Übertragung immer des gleichen Fingersatzes auf der anderen Seite gibt. Es gibt Knopfakkordeons mit nur 3 Reihen. Diese werden in Russland den Kindern in die Hand gedrückt. Sie lernen die drei Fingersätze. Sie brauchen nicht mehr. Das reicht für alle Tonarten. Mit dieser Disziplin bei der Erarbeitung des Fingersatzes auf drei Reihen wären sie dann auf sechs Reihen in der Lage, ohne Nachzudenken in allen Tonarten zu spielen. Ich gebe zu, dass man das in der Praxis nicht braucht. Aber man hat die Möglichkeit dazu. In der Praxis bleibt man aber eigentlich immer auf den ersten drei Reihen und spart sogar oft den Daumen ein. Wenn man dabei bliebe, könnte man beim Instrumentenbau eine Menge Material sparen und die Instrumente wären kaum teurer als Tasten, lediglich wegen des immernoch viel rößeren Tonumfangs. Die Verdopplung der Knöpfe und die damit verbundenen mechanischen Verbindungen fielen weg. Die anderen beiden Vorteile sind: der Daumen kann hinterm Griffbrett bleiben und das Instrument stützen. Dadurch können sie super performen (Kasatschok am Boden tanzen und spielen zum Beispiel) und gewinnen eine unglaubliche Sicherheit. Man kann dann auch den Körperriemen weglassen und das Akkordeon kopfüber oder auf dem Rücken halten.
Das geht auf Tasten so nicht!
Du kannst jetzt wieder anfangen, dass das aber dann keine Linearität hat, weil es dann jeweils zwei Griffe für den Inervall gibt, aber beides kann man eben nicht haben.
Schau mal; eine große Terz von C nach E, eine große Terz von F# nach A#, eine große Terz von Ab nach C und schließlich eine große Terz von D nach F# fühlt sich auf Tasten auch jedes mal anders an. Das sind schon 4 verschiedene Griffe gegenüber 2 verschiedenen Griffen für Intervalle auf Knopf. Bei 5 oder 6 Knopfreihen hast Du eine Wahl. Bei drei Reihen nicht.
Was ist eigentlich mit Ganztonpassagen, Chromatiken, Verminderten und all diesen Spässen? Kommen die in der Musik nicht vor? Die sind auf Knopf leichter, das ist doch nicht zu bestreiten. Deine Theorie fällt sofort zusammen, wenn es nicht mehr um Diatonik geht. Gerade im Jazz bin ich immer wieder heilfroh, dass ich einen 7/#11 einfach greife, ohne nachzudenken in welcher Tonart ich mich befinde oder ob ich jetzt für Obertasten eine andere Stellung brauche. Ich patsche einfach rein und es stimmt! Das geht bei jedem Akkord wenn man 5 Reihen hat.
Man steht auf Knopf also immer vor der Entscheidung, in welcher Reihe möchte ich einen bestimmten Ton nun spielen. Das hat eben noch eine ganz andere Qualität als die Entscheidung darüber, welchen Fingersatz man verwenden möchte. Es macht die Sache letztlich nicht einfacher und ist besonders hinderlich beim Prima-Vista-Spiel.
Irrtum. Du mußt nicht beides berücksichtigen. Wenn Du die Wahl hast, auf welcher Reihe Du spielen willst, fällt die Entscheidung für den Fingersatz weg und umgekehrt wenn Du den Fingersatz auf drei Reihen festlegst, hast du keine Wahl mehr, auf welche Reihe Du springst.
So markant wie die Lücken zwischen e/f undh/c auf Tasten kann er nie sein.
Erklär mir bitte nochmal, wie Du die Lücke gewinnbringend einsetzt. Das ist mir leider noch nicht klar geworden. Wenn Du die als Orientierungshilfe nutzt, gehst du auch ziemlich weit ins Innere der Tastatur und verzichtest auf Stabilität und Hebelwirkung.
Kann es sein, dass Du mit Tasten nicht so viel Erfahrung hast?
Korrekt. Kaum Bedarf. Darf ich fragen, warum Du beides spielst? Hut ab! Vielleicht bist Du wegen der Dualität auf Knopf eben noch nicht so zu hause wie auf Tasten?
Die Linearität ist auch in Tonarten mit Vorzeichen gegeben. Natürlich muss man Routine in diesen Tonarten haben ... C-Dur ist auf Tasten sogar eher die schwierigere Tonart, weil sie weniger Orientierungshilfen für die Finger bietet. Nicht umsonst hat Chopin die Tonarten bevorzugt, die sämtliche schwarzen Tasten beinhalten.
Erzähl mal den anderen, dass C Dur die schwierigste Tonart ist ;-)
Ich weiß schon was Du meinst, aber es ist immer eine Ballance aus mehreren Dingen. Schwarze Tasten als Orientierungshilfen bergen musiktheoretische und spieltechnische Schwierigkeiten. Weisse Tasten sind einfach Strukturiert, bieten aber keine Orientierungshilfen - eine Ballance zwischen Pest und Cholera (oder um es schöner Auszudrücken zwischen Eitel und Sonnenschein)
Was Chopin betrifft ... die Wahl der Tonarten hat er meines Wissens eher aus klanglichen Gründen getroffen. Salonmusik in C# klingt einfach frischer als in C.
Ich würde es mal so auf den Punkt bringen: auf Knopf brauchst Du einfach mehr Hirn als auf Tasten
Du mußt sehr genau wissen was Du tust, also in einer Passage z.B. ob ein Schritt nun ein Halb- oder ein Ganztonschritt ist, in einer Akkordkette bei jedem Akkord genau die Intervallstruktur anschauen. Auf Tasten hingegen kannst Du sowas einfach laufen lassen, vorausgesetzt Du bist mit der Tonart vertraut.
Hirn brauchst Du bei beiden. Es gibt einfach Fälle, die auf Tasten leichter sind und Fälle, die auf Knopf leichter sind. Die Vorteile vom Knopfsystem machen sich aber vielleicht erst in schwierigerer Musik bemerkbar. Halb oder Ganzton mußt Du auf Tasten genau so kennen (schwarz weiss, weiss schwarz, weiss weiss, schwarz schwarz) Eine Akkordkette von lauter Durquartsextakkorden ist irre einfach auf Knopf, auf Tasten ein Krampf! Eine komplette diatonische Quartsextstrecke kann ich auf Knopf mit 4 Griffen spielen. Auf Tasten übersteigt die Bestimmung der Griffe gerade meine Rechenkünste vor allen Dingen, weil es in jeder Tonart wieder anders ist. Wenn bei Dir eine Quartsextakkordkette in F# einfach so läuft ... super. Ich kann das nicht. Ich habe meine 4 Griffe, mit denen komme ich in allen Tonarten klar. Wenn ich Hilfsreihen benutze ist sogar die Anordnung dieser 4 Akkordtypen immer gleich.
angeregte Grüße
Uwe
---------- Post hinzugefügt um 11:30:51 ---------- Letzter Beitrag war um 11:09:16 ----------
Leute, es gibt keinen Grund, sich hier so ins Gehege zu kommen. Bisher wurden in vielen Diskussionen vor allem die Vorteile des Knopfsystems betont. Aber jedes Ding hat eben zwei Seiten, deshalb ist es doch vollkommen richtig, hier jetzt auch mal die Nachteile zu benennen. Das sollte nicht mit der überflüssigen und unbeantwortbaren Frage verwechselt werden "Was ist besser: Knopf oder Taste?"
Ganz recht, ich möchte wirklich keine Grundsatzdebatte, denn auch die besten Musiker spielen Tasten.
Ich versuche lediglich, die Nachteile als Nachteile zu verstehen oder gegebenenfalls als falsch zu entlarven.
Ich möchte auch niemanden verunsichern. Sollte ich mich lieber zurückhalten?