Die wilde Mischung aus interessanten Seiten (vor allem Controller-Benutzbarkeit) und Konzept-Blackouts (das Ding ist schlicht eine Insel und kein brauchbarer Teamworker im Live-Verbund, hat auch viel zu wenig Sample-Speicher für Sound-Erweiterungen etc.) ist ein Problem für den Montage. Aus meiner Sicht wird dieses widersprüchliche Konzept wahrscheinlich genauso wieder in der Versenkung verschwinden wie seinerzeit Rolands "Jupiter"-Neuauflage mit ihrer aberwitzigen Registrierungs-Layer-Logik und anderen Problemen (trotz einiger sehr guter Sounds an Bord): am Ende entscheidet schlicht Vielzweck-Alltagstauglichkeit und nicht ein paar positive Seiten eines Gerätes.
Ich glaube auch nicht, dass das Gerät wegen seiner Controller-Möglichkeiten ein alltagstaugliches EDM-Keyboard ist. Dazu wäre mindestens ein subtraktiver Synth (digital mit vielen Modulationsmöglichkeiten wie Massive oder ein satt klingender VA) nötig: die meistenteils seicht klingenden Sample-Synth-Sounds an Bord des Montage sind m.E. völlig ungeeignet, ernsthaft z.B. so was wie Future Bass live zu spielen, und 8 Parts reichen auch nicht für solche Stile mit den vielen Effektsounds, Risern etc., die kurz eingestreut werden. Für andere Stile aber können Musiker mit irgendwelchen praxisfernen Controller-Effekten bis auf wenige Ausnahmen nicht viel anfangen (der Kronos hatte und hat auch haufenweise solche abgefahrenen Soundbeispiele an Bord, die für mich bloss interessante Effekt-Demos ohne Alltags-Nährwert sind): ich kann gut nachvollziehen, was Jean-M. B. dazu sagt.
https://www.thomann.de/de/cat_rank.html?ar=353428
scheint auch nicht zu signalisieren, dass sich das Konzept gegen schon viel länger am Markt befindliche Geräte (die ihren Verkaufs-Zenit zum Teil längst überschritten haben müssten) ernsthaft durchsetzt.
Und wenn hier entsprechende Grundsatz-Kritik auch von sehr qualifizierten Yamaha-Usern wie DschoKeys, Gmaj7 und Jean-M.B. geübt wurde und wird, dann ist das ein Fall, wo eher Yamaha über ein besseres Konzept nachdenken sollte, als dass Yamahas Erwartung, User sollten sich an dieses Konzept anpassen (so war das auch beim JP80), eine nennenswerte Chance auf Akzeptanz hat.
Die meisten Keyboarder haben einen Schwerpunkt bei einer bestimmten Firma, sich entsprechend eingearbeitet, mögen den Grundsound und wünschen sich bei der Komplexität heutiger Synths und Workstation zu Recht, dass sie bei Nachfolgegeräten auf vertrauten Wegen weiterarbeiten können und zugleich neue Möglichkeiten bekommen. Sie wünschen sich sicher nicht, dass bei überschaubarer klanglicher Erweiterung plötzlich grundlegende Alltagsfunktionalität sinnfrei hopps geht. Ich kritisiere als Kronos-User mein Gerät von Korg genauso da, wo mir was fehlt (ist nicht so viel: seit Jahren kein besseres Overdrive in den Updates etc.) und hab das im Blick auf den mir unverständlichen Entwurf eines Korg Stage Pianos mit massivem Soundinhalt bei gleichzeitig lächerlicher Controller-Oberfläche und Mini-Display auch gerade wieder getan.
Dabei ist doch klar, dass die genannten Kritiker nicht Yamaha in die Pfanne hauen wollen und ich nicht Korg, sondern dass alle die jeweils vertrauten Geräte und mögliche Nachfolger/Alternativen gern sinnvoll nutzen wollen. Yamaha sollte möglichst bald was Vernünftigeres für die Motif-Nachfolge anbieten als den Montage. Sie haben die besten finanziellen und technischen Ressourcen von allen Keyboard-Firmen und sind sich und ihren Kunden das m.E. schuldig.