Willkommen BackToTheRoots. Da hat sicherlich keiner was dagegen!
Begleitende Theorie zum Texas Rock: Wieso klingt Blues nach Blues?
Nachdem ich mir immer meine Gedanken mache, "was ich da eigentlich spiele" oder anders gesagt, warum es so klingt, wie es klingt, hier ein paar Gedankensplitter meinerseits, die ich beim Spielen aber auch beim Durchhören Eurer Beiträge beim Texas Rock hatte.
Wer einfach nur spielen möchte, kann diesen Post gefahrlos
überspringen. Alle, die sich über den spielerischen Tellerrand hinaus dafür interessieren, was den Blues ausmacht, lade ich zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch ein.
Rhythmus und Betonung
@Untot-Ronny: Sauber gespielt, dass leichte Triolenfeeling gefällt mir auch gut, dadurch bekommt das Stück ein bisschen "swing".
Wie sicher auch anderen aufgefallen ist, haben Curryking und untot_Ronny eine andere Betonung gewählt, als sie im Original von John Ganapes vorgegeben war. Diese Betonung im Triolenfeeling findet man häufig im Blues (aber auch Swing und Jazz) und nennt sich
Shuffle (klick ot learn more). Spielt man den Texas Rock als Shuffle, werden diejenigen Achtelnoten - die jeweils auf der "und" liegen - im Triolen-Feeling gespielt.
Und das Triolenfeeling kommt wahrscheinlich daher, das ich Lektion 3 grad am Üben bin. Da verfällt man wohl manchmal in Triolen. Ich hoffe das wird mit der Zeit besser.
Für mein Dafürhalten ist das nichts falsches, also muss es auch nicht besser werden. Man muß sich nur bewusst sein, was man tut - besonders im Gefüge einer Band (sh. unten). Wichtig wäre es aber aus meiner Sicht beides zu können: das saubere Spielen von Achteln und das Spielen eines Shuffles. Es spricht nichts dagegen und man wird auch ganz sicherlich nicht aus der Band geworfen, wenn man beides übt!
Blue Note
Wer den Film "Der Clue" mit Robert Redford und Paul Newman kennt, dem ist der Name Blue Note bereits als Pferdename beim Pferderennen bekannt. Aber wir wollen hier ja keine Wetten platzieren, sondern uns den Blues näher ansehen!
Generell gibt es unterschiedlich Blues-Tonleitern, die von den großen Bluesern verwendet werden. Beim Googeln nach der Bluestonleiter hat mich das zu Anfangs ziemlich verwirrt. Aber soweit ich das überblicken kann, basieren alle auf der gleichen Basis: die Pentatonik mit Ergänzung der Blue Note, was zu einer Tonleiter mit sechs Tönen führt. Darüber hinaus sind dann noch ein bis zwei weitere Töne sehr individuell vorzufinden.
Die Blue Note kommt im Texas Rock bereits einmal vor, nämlich in der Phrase, die von E7 auf B7 hinleitet, und liegt in der Moll-Penta zwischen Quarte und Quinte. Spielt man die Blue Note alleine - also nicht im Kontext einer Phrase - klingt sie sehr disharmonisch. Sie erzeugt eine extreme Spannung, die für den Blues seht typisch ist. Rund um diese Blue Note lassen sich beim Improvisieren sehr schöne Stimmungen zur Auflösung dieser Spannung erzeugen.
Moll Penta über Dur
Eine sehr typische Eigenheit beim Blues ist, über eine Dur-Akkordfolge die Moll-Penta zu spielen, so auch im Texas Rock.
Wem ist das bewusst aufgefallen, dass im Texas Rock die Moll-Penta anstelle der Dur-Penta verwendet wurde? Für die meisten mag es genügen, dass dieser Trick Basis dafür ist, nach Blues zu klingen. Für alle, die nun neugierig geworden sind und sich fragen, warum das nicht disharmonisch klingt, hier eine kurze Erklärung:
Der Texas Rock besteht aus der Tonika E7 (I. Stufe), der Dominanten B7 (V. Stufe) und der Subdominanten A7 (IV. Stufe), was dem typischen Blues-Schema entspricht.
Die E-Dur Penta würde lauten: E - F# - G# (gr. Terz) - B - C# - E
Gespielt wird aber die E-Moll Penta: E - G (kl. Terz) - A - B - D - E
Warum das gut funktioniert liegt auch and der Verwendung der 7-er Akkorde:
E7: E (Prime), G# (gr. Terz), B (Quinte), D (kl. Septime)
A7: A, C#, E, G
B7: B, D#, F#, A
Sieht man sich die Akkorde an, erkennt man, dass durch Verwenden der 7-er Akkorde (also durch Ergänzen der kleinen Septime zum Dur-Akkord) im Blues-Schema die Töne D, G, A der Moll-Penta ergänzt werden, die sich auch in den 7-er Akkorden befinden. Diese drei Töne wären in einer Akkordfolge ohne 7-er Akkord (also E-Dur, A-Dur, B-Dur) nicht enthalten.
Da logischerweise auch die Töne der Dur-Penta in der Akkordfolge E7, A7, B7 enthalten sind, kann man im Blues sowohl die Dur- als auch die Moll-Penta verwenden!
Einerseits interessiert mich jetzt das eingesetzte Tonmaterial, das man im Blues verwendet, andererseits noch mehr, wie man diese Töne funktional einsetzt. Ich hab schon ein wenig durch die nächsten Kapitel von Blues You Can Use geblättert und dabei ist mir aufgefallen, dass dies von Kapitel zu Kapitel deutlicher wird. Es bleibt weiter spannend!
Vielleicht hat ja der eine oder andere von Euch Lust auf einen Austausch seiner musikalischen Impressionen währende unserer Reise durch die Kapitel des Blues!
Auftakt
Ich spiele ja häufig zu irgendwelchen BTs, und improvisiere dabei. Bisher hatte ich aber noch kein Stück, wo die Gitarre sozusagen vor dem Song einsteigt. Es gibt zwar diesen Anzähler anfangs, aber das haut mich beim Einstieg leider noch ganz schön raus
. Nach den ersten Akkorden komm ich dann zwar wieder rein.
Beim Texas Blues verwendet der Auftakt dieselbe Phrase wie sie dann in Folge verwendet wird. Vielleicht hilft es, sich beim Auftakt auf der Eins den E7-Akkord zu denken und dann auf der 2 mit der Phrase zu beginnen. Während des gesamten Stückes liegt nämlich der 3. Akkord immer auf der Eins, vgl. Tabulatur im Buch.
Spielen mit Band
Zu guter letzt noch ein paar Anmerkungen zur Individualitis - zum Abweichen von der vorgegebenen Vorlage. Beim Backing ist es ja egal, beim Zusammenspiel mit anderen sollte man allerdings ein paar Dinge mit den Kumpels klären:
Spielt ihr mit einer Band zusammen, kann es keinesfalls schaden, wenn ihr Euch mit der Rhythmus-Gruppe (Bass, Schlagzeug, Rhythmus-Gitarrist) vorher darauf zu einigt, ob ihr den Blues im Shuffle spielt oder sauber achtelt. Es reibt ziemlich, wenn das innerhalb der Band nicht einheitlich passiert. Darum meine Empfehlung, beides zu üben.
Auch den vorgezogenen 3. Akkord, den Curryking, untot_Ronny und Manul gespielt haben, solltet ihr mit der Rhythmus-Gruppe einheitlich spielen. Dann kommt dieser Effekt erst richtig gut zur Wirkung!
Oder anders gesagt: wer die von der Rhythmus-Gruppe vorgegebenen Betonungen ignoriert, verwässert die Nummer. Das Backing kann die Vorgezogene nicht mitbetonen - die Band sehr wohl. Also sprecht solche Dinge ab, und die Nummer kriegt Druck!
So long, greetz relact