@foxytom:
Danke, diese Frage ist nun völlig Wertfrei, und wert sie zu diskutieren! Endlich mal.
Und um nun drauf zu reagieren: Dieser Trend hat wohl viele Väter. Auch wenn sich der Thread noch nie wirklich damit befasst hat wieso, ist schon ganz Richtig, dass es zumindest in der Musik die als Grundstein für den heutigen Metal gilt, irgendwann angefangen wurde runter zu stimmen. Aus welchen Gründen auch immer, wir hatten hier Black Sabbath und auch schon erkannt, dass es mehr Bands als nur Black Sabbath gibt, die runtergestimmt haben - Wieso also liegt der Trend, und das steht ja außer Frage irgendwo, dass die Gitarrenstimmungen immer tiefer wurden?
Eins vor weg: Bands oder Künstler allgemein, die ihrer Zeit "voraus" waren, gabs natürlich schon immer. Die 7 Saiter kommt auch nicht von KoRn und Steve Vai, und genauso wenig waren KoRn auch die erstendie auf A gespielt haben und auch Meshuggah haben nicht als erste 8 Saiter Gitarren verwendet.
Aber nun zu meinen Gedanken, wenn ich über diese Frage nun nachdenke:
1) Klangfarbe: die Möglichkeiten einer auf E Standard gestimmten 6 Saiter sind begrenzt, und das natürlich in die tieferen Regionen. Mit einem Klavier/Keyboard oder sonstigen tasteninstrumenten kommt man auch viel tiefer als mit so einer Gitarre. Um nun auch ein wenig mehr Abwechslung zu finden Stimmt man runter. Kritiker könnten jetzt behaupten, man könne doch einfach den tieferen Ton eine Oktave höher spielen, geht ja auch, ist der gleiche Ton. Tatsächlich sind es immer noch die gleichen Töne wie vorher aber eben eine Oktave tiefer, was aber durchaus eine andere Stimmung macht. Ihr könnt ja mal zum Vergleich einen Song spielen in zwei verschiedenen Tonarten. Den Unterschied in der Klangfarbe und Stimmung wird ja jeder heraushören.
2) Erweiterung des tonalen Spektrums: Speziell bezogen auf 7- und 8-saitige Gitarren, oder auch Bässe mit mehr als 4 Saiten. Dieser Punkt erklärt sich von selbst. Dazu kommt noch, dass man mit einer 7/8 Saiter nicht nur nach oben und unten genug Töne zur verfügung hat, sondern auch vieles einfacher Spielen kann. Manche erzielen den Effekt mit Drop Tunings, manche mit mehr Saiten. Ich spreche grad speziell von Akkordwechseln.
3) Tiefer = "Böser". Ist ein sehr angespanntes Verhältnis. Müsste man eigentlich anders ausdrücken und fällt damit unter Punkt 1. Ganz falsch ist es nicht, eine tiefere Stimmung lässt es auch zu durchaus dunkele (manche bezeichnen das eben als "böse") Melodien zu spielen. Allerdings muss man sich da trotz des Trends die heutige Metallandschaft angucken und wird merken, dass auch Bands wie Lamb of God, die auf Drop D spielen und mMn zu der Sparte "moderner Metal" gehören, keineswegs nach Pussy klingen, nur weil sie für meine Verhältnisse z.B. so "hoch" spielen.
4) Faszination tiefe Töne: Ich persönlich, und da werd ich nicht der einzige sein, bin fasziniert vom Klang tiefgestimmter Gitarren. Nicht unebdingt verzerrt, sondern einfach dieses Gefühl was sie rüber bringen.
5) Nachahmung: Wenn wir ehrlich sind, ist vieles auch tatsächlich Nachahmung von bekannten Metal größen. Wobei ich das jedoch auch größtenteils in den Regionen der amateur Musiker ansiedeln würde. Aber Achtung, auch wer jemanden nachahmt, hat noch lange nicht auch andere Argumente für eine tiefe Stimmung auf Lager. Wenn es eben gefällt, soll man doch auch gerne "nachahmen" dürfen.
Andersrum gesehen machen sich Musiker die ihre Sache ernst nehmen genug Gedanken über ihr Equipment oder zumindest eben die Stimmung in der sie spielen wollen.
6) Vorreiterstellung: Ich persönlich wäre nicht so schnell auf die Idee gekommen mit den 8 saitern, hätte ich sie nicht irgendwo mal gesehen. Viele werden sagen, das fällt unter den Punkt "Nachahmun", allerdings bitte ich darum den Punkt mal ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.
Es gitb Künstler die in der Musik eben eine Vorreiterstellung einnehmen und neue Ideen in die Musik bringen, auf die andere eben nicht gekommen sind.
Andere Künstler, auch welche vom gleichen Kaliber, adaptieren dann die neu gewonnenen Möglichkeiten. Beispiel KoRn: Die 7 Saiter war damals bis auf Steve Vai´s Solospiel nicht grade als ein Instrument was für harten Metal geeignet ist angesehen. Bis dann KoRn auf die Idee kamen diese 7 Saiter trotz aller Vorurteile doch dafür zu benutzen. Siehe da, sie haben vielen Musikern neue Horizonte geöffnet.
7) Ausbruch aus "ausgelutschten" Musikrichtungen: Achtung, ich will damit niemanden beleidigen, und das ist auch nicht das was ich über Musik denke. Allerdings muss man das auch als Punkt hinzunehmen. Für viele sind eben ältere Musikrichtungen mit ihren traditionen ausgelutscht und "verkorkst". Dementsprechend sucht man eben Möglichkeiten um die Musik zu verändern, weiter zu bringen oder auch eben nur um zu rebellieren.
Das kann wie gesagt viele verschiedene Gründe haben, alle haben jedoch gemein, dass sie versuchen die Musik zu erneuern.
8) Erweiterte Möglichkeiten durch erweiterten Markt: Dieser Aspekt wurde auch schonmal genannant, aber sobald der Markt erkannt hat, dass es eben eine Nachfrage nach dickeren Saiten, Outputstarken PUs oder High Gain Amps gab, wurden diese eben auch produziert. Die Frage die man sich dabei stellen muss ist halt folgende: In wie fern hat die Entwicklung des Marktes die Musiker beeinflusst. Und: Wären die heutzutage zu klassikern gewordenen Bands mit den heutigen Möglichkeiten nicht auch in eine andere Richtung gegangen? Oder würden sie unverändert die Musik machen die wir von ihnen kennen?
9) Stilmittel und Erkennungszeichen neuer Genre: Dieser Punkt fasst so einige Punkte die ich schon genannt habe zusammen, aber jedes Genre braucht irgednwo ein Charakteristikum (auch wenn es gegenwärtig immer schwerer wird alle Genre sinnvoll zu trennen).
ich hoffe damit konnte ich nicht nur ein paar neue Gedanken in den Raum werfen, sondern auch der einen und der anderen Seite irgendwo klar machen, dass wir hier von einer sehr komplexen Entwicklung reden, die man nicht über einen Kamm scheren kann. Es gibt eben viele Faktoren und Gründe die das alles beeinflussen, und zu den 9 von mir genannten, die zumindest ich als "richtig" ansehe, kommen noch unzählge dazu.