Brückentroll;4171750 schrieb:
Ich denke die Probleme summieren sich hier einfach von selbst.
Ich finde es schwierig, allgemeine Trends rauszulesen und fange mal mit Fragen an.
Wichtig finde ich, zu sagen, worüber man spricht.
Vielleicht ist es mit TOP-40-Bands anders als mit Rock-Bands, vielleicht spielt sich gerade viel bei Rap/HipHop und metal ab, auch so Veranstaltungen wie Band-contests haben meiner Einschätzung nach zugenommen und auch größere Events wie Wacken oder Melt sind meiner Einschätzung nach eher mehr geworden.
Vielleicht sieht es in den Großstädten noch anders aus als auf dem Land oder vielleicht bemühen sich auch mittlere Orte mehr um Kultur?
1. Es gibt meist viele Angbote im Bereich Livemusik, dass dabei die Einzelveranstaltung natürlich leidet.
Haben die Angebote wirklich zugenommen? Über welchen Zeitraum geht es?
In Berlin ist es meiner Einschätzung nach so, dass es eher abgenommen hat - im Vergleich zu vor 15 oder 20 Jahren. Ich habe das Gefühl, dass vor der Wende und auch noch ein paar Jahre danach viel Neugier da war und davon auch die Live-Musik profitiert hat. Es gab ziemlich viele Open Stage-Events und auch Kneipen bemühten sich mehr, die Besitzter nahmen mehr Geld in die Hand.
In Dessau-Rosslau ist es meiner Einschätzung nach in den letzten 6 Jahren in etwa gleich geblieben.
Insgesamt haben größere Events (Wacken, Melt) eher zugenommen.
Was auch zugenommen hat, sind live-Übertragungen von größeren Konzerten in den Medien (mtv, andere Sender).
Was meines Erachtens abgenommen hat, ist die Kaufkraft. Wer Harz IV hat, muss schon überlegen, wie oft er in die Kneipe geht und ob er mal eben 3 oder 5 für ne Band ausgibt für ne Band, die er nicht kennt und "mal eben so" anhören will.
Etliche Kneipen haben empfindliche Umsatzeinbussen. Ist auf jeden Fall mein deutlicher Eindruck. Das Geld sitzt nicht mehr so locker wie noch vor 10 oder 20 Jahren.
2. Gibt es viele "schlechte" Bands
Vor 20 oder eher 30 Jahren - in der Hochzeit von Punk und nachher der neuen deutschen Welle gab es haufenweise "schlechte" Bands. Damals hat sich jeder, der konnte, ein Musikinstrument gelernt, 4-Akkord-Riffs geschrummelt und ab ging die Post bzw. oder auch eben nicht.
Wobei die Erwartungshaltung des Publikums auch eine andere war: Neugier und Coolness waren viel wichtiger als perfekte Darbietungen.
Da habe ich das Gefühl, dass sich was getan hat: man will zunehmend das sehen, was man von den Medien kennt: gute Inszenierungen: die Band soll professionell sein und eine gute Show bieten, den Spannungsbogen hoch halten.
Handwerklich-technisch ist meiner Einschätzung nach das Niveau gestiegen: metal und seine diversen Spielarten sind "aufwändiger" als Punk - im metal-Bereich mag es auch viele miese - oder halt "Anfänger-Bands" geben und im Vergleich zu den professionellen Bands auf dem Gebiet mag der Abstand genau so groß sein wie früher - aber insgesamt ist das Niveau eher gestiegen.
Was vielleicht auch eine Rolle spielt: für eine Band oder Einzelmusiker sind neue Wege zum Publikum entstanden: man kann sein Zeug einfach ins Internet stellen und es ist viel günstiger, selbst ne CD zu produzieren und zu vervielfältigen wie noch vor 10 Jahren (da fing meines Erachtens der Boom mit digitalen Rekordern und Abmisch-software an, wirkliche Verbreitung zu finden).
Übers Internet läßt sich auch viel Musik entdecken, ohne dass man Geld ausgeben muss - vielleicht auch ein Grund?
Es wird bestimmt nicht weniger Musik gehört - vielleicht hat aber das Segment live-Musik abgenommen?
3. Lernt auch kaum eine Band was dazu, weil sie keine anderen Konzerte mehr besuchen, wo diese sogenannten "schlechten Bands auftreten. Ich denke das hat ganz oft was mit Selbstüberschätzung zu tun, wie sich in diesem Thread durchaus raushören ließ. Immerhin hat sich hier jetzt keiner als "schlechte" Band betitelt, nur alle über diese gemeckert ^^
Kann ich schwer beurteilen. Unter Selbstüberschätzung "leidet" eigentlich jede Anfänger-Band und ich kenne wenig Gitarristen oder Sänger, die sich nicht für toll halten. Basser und drummer sind imho selbstkritischer.
Kann aber sein, dass der Zusammenhalt und der Austausch zwischen den Musikern abgenommen hat. Kann ich auch schwer einschätzen. Aber es scheint doch auch so zu sein, dass es reichlich Veranstaltungen mit mehreren Bands an einem Abend gibt - packt man da wirklich seine Sachen nach dem eigenen Auftritt ein und macht sich vom Acker?
Und: dieses ganze Forum und Board hier lebt doch vom Austausch zwischen Musikern ... und es klappt doch alles in allem ganz gut. Vielleicht hat auch hier die Form gewechselt und man holt sich seinen Austausch woanders?
Waren jetzt meine Einschätzungen zu ein paar Aspekten.
Wie gesagt: wäre ganz gut, wenn Ihr schreibt, welche Art von Musik Ihr macht, wie lange Ihr schon live-Mukke macht und über welche Region oder welche Stadt Ihr Eure Aussagen trefft.
x-Riff